Tatsächlich, man könnte sich ärgern.
Aber andererseits, die Leute sind wie sie sind. Wenn man sich klar macht, dass z. B. das gesamte Trash Fernsehen nicht existieren würde, wenn der Anteil der Leute, die das gut finden, nicht so groß wäre, dann ist auch klar, dass hier bei Steemit ebenfalls ein erheblicher Anteil vertreten sein muss.
Das hört sich nun sehr abgeklärt an. Natürlich bin auch ich nicht immer begeistert. Ich habe auch schon x Stunden an Artikeln gesessen, z. B.
diesen hier. Hat leider kaum jemanden interessiert, obwohl ich ihn für sehr wichtig halte.
Aber letztlich, was kann mach machen? Artikel schreiben, hinter denen man auch steht, mehr geht nicht.
Das ist ein Super-Artikel und nun ist er 20 Cents mehr wert ;-) Das Quietschen war meine Steempower, die sich schon seit Tagen zu erholen versucht. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass Lesen und Schreiben einander beeinflussen - und wie!
Ich war in der Schule, wenn ich das so unbescheiden sagen darf, im Fach Deutsch immer ein Einserschüler, ohne Ausnahme, bis zum Abi. Warum? Weil ich, wenn Andere auf dem Fußballplatz waren, gelesen habe - beginnend mit dem zarten Alter von 8 Jahren. Und ich meine Bücher und Zeitungen, nicht Mickey-Mouse-Heftchen. Bis in die 80er Jahre hinein war mein Schreibstil praktisch fehlerlos.
Dann wanderte ich in die USA aus, wo ich über 15 Jahre gelebt habe. Gleiches Muster, Leseratte braucht Stoff - deshalb spreche und schreibe ich Englisch fast flüssiger als Deutsch. Das war die erste Attacke gegen meine Muttersprache. Dann kam ich nach Deutschland zurück. Inzwischen hatte es eine "Rechtschreibreform" gegeben, nach schöner altgermanischer Tradition alles verschlimmbessert anstatt reformiert. Das war die zweite Attacke auf mein Sprachzentrum.
Seitdem bin ich unsicher, wenn es ums Schreiben auf Deutsch geht, ein Gefühl, an das ich mich ums Verrecken nicht gewöhnen kann. Sicher, ich habe versucht, mir die neuen Regeln aus dem Duden einzuprägen, aber: Wie gewonnen, so zerronnen! Es will sich einfach nicht festsetzen. Scharfes-ß? Doppel-S? Muß? Muss? Apostroph? Um's Verrecken kann ich es mir nicht merken. Oder ist es "ums Verrecken"?
Die alte Methode, nämlich lesen was das Zeug hält, funktioniert nicht mehr!!! Erstens, die Gewohnheit des Englischen und das ständige Umschalten zwischen den Sprachen. Wahrscheinlich die Quelle meines Apostropen-Problems. Zweitens, das Lesen von österreichischen und Schweizer Publikationen, über's Internet ein Klacks.
Drittens, und das ist das ALLERSCHLIMMSTE: Die deutschen Damen und Herren Journalisten, die eigentlich sprachgewandt und wortgewaltig sein sollten, haben selber keinen Plan. Es gibt da eine Beliebigkeit, mit der in deutschen Medien die Sprache vergewaltigt wird, die ihresgleichen sucht. Das ist der dritte und schlimmste Anschlag gegen meinen Intellekt. Als Newsjunkie kann ich mich nicht dagegen wehren...
Lesen und Schreiben beeinflussen einander - und wie!
Du sagst es. Seitdem das Rechtschreiben mehrfach "vereinfacht" wurde, ist vieles unklar geworden. Als Folge beobachte ich drei grundsätzliche Verhaltensweisen.
(1)viel häufigeres Nachschlagen zur korrekten Schreibung
(2)grandiose Beliebigkeit, gefühlt ist alles richtig
(3)neue Rechtschreibung? Ist mir doch egal.
Was mich z. B. nervt: Man soll den Wortstamm betrachten.
Also, "Aufwand". Dann wäre das Adjektiv "aufwändig".
Alte Schreibweise war "aufwendig".
Neue Schreibweise: es geht beides. Laut aktuellem Duden: "aufwendig" wird empfohlen.
Einfach super 😒
Aber irgendwie stimmt es schon, bei diesem Wort kann zumindest in dieser Hinsicht nichts mehr falsch gemacht werden. Es erinnert mich allerdings ein bisschen an die Methode Lesen durch Schreiben. 😉
Mit der Buchstabiervariation habe ich keine emotionalen Probleme mehr. Da habe ich mich durch das Englische dran gewöhnt. (War schwer.) Beispielsweise "grey" und "gray" ist beides richtig. Dann noch die nationalen Varianten, z.B. "colour" und "color", "centre" und "center", jeweils beide richtig je nach Kontext.
Aber es ist wahr, besser wäre eine einzige schlüssige Ableitung und gut ist. "Schänke" ist falsch, obwohl man meinen könnte, es kommt von "AusSCHANK". Stattdessen "Schenke" von "schenken". Das ist irgendwie weniger schlüssig.
Ich würde die neue Rechtschreibung auch eiskalt ignorieren, aber es hilft nichts, wenn man es ständig anders und oft genug falsch liest. Da kommt die Unsicherheit einfach mit.