Atomkraft? Nein danke! Die Kusnezow fährt mit Diesel.
Mit der vielleicht letzten Fahrt der „Admiral Kusnezow“ liefert die Möchtegernweltmacht Russland ein groteskes Schauspiel auf den Meeren ab. Den überlegenen Hauptgegner USA lässt das allerdings kalt.
Seit 2015 greift Russland militärisch in den Syrien-Konflikt ein. Es wird gemunkelt, der Einsatz diene nicht nur der Unterstützung des Verbündeten Baschar al-Assad, sondern der vom fallenden Ölpreis gebeutelten Volkswirtschaft zwischen St. Petersburg und Wladiwostok auch als großangelegte Werbeshow für ihr Hauptexportgut neben Wodka, Computerviren und Kinderpornos: Waffen. Wladimir Putin schickt nach einigen Staffeln 40 Jahre alter Bomber (und ein paar werbewirksamen Su-35 Superjet, als Exportversion Su-35S seit 2011 erhältlich) nun auch die Admiral Kusnezow, seinen einzigen Flugzeugträger, im Kampf gegen „Islamischen Staat“ und andere Assad-Gegner in die Schlacht. Eigentlich wäre ein Flugzeugträger im Mittelmeer bei der aktuellen strategischen Lage nicht unbedingt notwendig, können die Russen doch auf die von Damaskus kontrollierte Infrastruktur zurückgreifen. So sind sich Militärexperten weitgehend einig, dass der Ausflug der schwimmenden Rostlaube vor allem einer auf selbst produziertem Kriegsgerät basierenden Machtdemonstration dienen soll. Denn die russische Armee, homoerotische Masturbationsvorlage für unter anderem pseudolinke Sowjetnostalgiker, rechtspopulistische Neochauvinisten und ethnisch nicht festgelegte Spätaussiedler, erhebt noch immer den Anspruch auf Weltgeltung. Konnte die Kreml-Generalität noch mit der zügigen Verlegung ihrer immerhin gut gewarteten Oldtimer in den umkämpften Nahen Osten beeindrucken, ist der Propagandaeffekt der Kusnezow eher zweifelhaft. Dank einer tiefschwarzen Rauchwolke – wird das Ding eigentlich mit alten Autoreifen befeuert? - weithin sichtbar, quälte sich der Konvoi um den spätstalinistischen Treppenwitz durch den Ärmelkanal und zog damit Spott und Häme rund um den Erdball auf sich. Mittlerweile muss der Flottille grundsätzlich ein Hochseeschlepper angehören, falls es das Wrack mal wieder nicht aus eigener Kraft weiter schafft. Selbst die Hälfte der Toiletten an Bord soll defekt sein. Bereits einmal stand der „Stolz“ der russischen Marine im Verdacht, vor der Küste Irlands eine Ölpest verursacht zu haben. Der atomare Superkaspar Russland scheint beeindruckend unter Beweis stellen zu wollen, dass er nicht nur mit seinem romantischen Selbstverständnis den Anschluss an die Realität, sondern auch an den Stand der Technik längst verloren hat. Umso erschreckender, dass die globale Ordnungsmacht USA das Säbelrasseln weitgehend unkommentiert lassen. Schließlich fühlen sich die vielen wehrtechnisch noch bescheidener bestückten Nachbarn des euroasiatischen Kolonialreiches von dessen hirntoten Zuckungen – nicht nur im europäischen Baltikum, sondern besonders im tatsächlich nicht durch transatlantische Nibelungentreue abgesicherten kaukasischen Raum - bedroht. Hier hat die Konkursmasse der Roten Armee wirklich noch ihren Stiefel in der Tür. Doch die Schutzmacht der sogenannten Freien Welt, das selbsternannte Bollwerk bürgerlicher Demokratie und westlichen Lifestyles gegen Willkür und Despotie Washington schert sich wenig um die Ambitionen nicht nur Moskaus, sondern auch des sich zunehmend imperialistisch gebarenden Neu-Delhi oder des einzig interessanten Herausforderers Peking. Weniger jedoch aus Unfähigkeit, wie manche schon den baldigen Untergang der einzigen verbliebenen Supermacht befürchten bzw. erhoffen, als aus Unwillen, dem Treiben der Regionalhegemonen Grenzen zu setzen. Es ist fraglich, ob in einem von Reichsbürgern oder anderen Spinnern heraufbeschworenen Dritten Weltkrieg überhaupt eine atomar bestückte Massenmordwaffe den Weg aus den sibirischen Weiten über die arktische Polkappe schaffen könnte, bevor die völlig unzweifelhaft technisch und in schierer Feuerkraft uneinholbar überlegene Kriegsmaschinerie der NATO das osteuropäische Enfant terrible vom Weltenantlitz tilgen würde. Wohl ohne mit der Wimper zu zucken, nähmen die Generäle in Brüssel oder Pentagon den thermonuklearen Holocaust am russischen Volk in Kauf – es bliebe ihnen kaum etwas anderes über. Der fundamentale Unterschied zum langsam überstrapaziert neu erklärten Kalten Krieg liegt allerdings im mangelnden Systemkonflikt. Historisch haben die Bajonette der US Army doch vor allem auch als Garanten unbeschränkter Kapital- und Handelsinteressen gedient. Und - selbst wenn das eher semi-sozialistische China und das turbokapitalistische Russland immer wieder gerne mit der Roten Fahne fuchteln – diese sind dann weißgott nicht bedroht.
Source: https://www.freitag.de/autoren/david-danys/gescheiterte-pr-aktion
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