PSIQUR: Der Schnee ist grün
Chapter 1: Der Abend des Frühlings
Teil 4
9:20 Uhr - Ein sonniger Tag ist angebrochen, mit dem Sonnenaufgang haben sich auch die ersten Bauarbeiter von Zuhause aufgemacht, von denen jetzt auch welche seit gut einer Stunde vor Lakis Fenstern am Hämmern sind. Seit gut einem halben Jahr muss er diesen Krach nun schon tagtäglich ertragen & ein schnelles Ende ist nicht in Sicht.
Lakis erwacht langsam zum Leben und es zieht ihn aus seinen Träumen, ein lautes Gähnen, welches noch in der Hälfte unterbrochen und durch ein noch heftigeres Gähnen abgelöst wird, ist das erste, dass der gestern Abend so philosophische Initiativenergreifer von sich gibt. Allmählich sammeln sich seine Gedanken und der gestrige Abend nimmt auch klarere Strukturen an.
Wie oft hatte er diese Situation bereits erlebt? Am Abend im vollen Kopf die tollsten Weltverbesserungspläne geschmiedet und am nächsten Tag dann nichts als elendig kotzend aufgewacht und im Bett liegen geblieben. Es soll sich heraus stellen, dass der heutige Tag keiner dieser gewöhnlichen Seifenblasen ist.
Nachdem Lakis sich mit einem Schwung aus dem Bett befördert und den Weg zur Toilette eingeschlagen hat, macht er es sich gemütlich und wagt den ersten Blick auf sein Smartphone, dass er wohl schon halbunterbewusst zum Aufstehen in seinem Bett sucht um es dann mit zu seinem Tagesdebut zu nehmen.
Der von Fingerabdrücken übersäte schwach leuchtende Bildschirm lässt Lakis Mine in unbeeindruckter Müdigkeit beharren. Bis auf zwei seiner Gruppenchats, in der wohl wieder besoffene Kommilitonen ihre nächtlichen Erlebnisse teilen, findet er keine interessanten Neuigkeiten oder Nachrichten auf seinem Gerät. Er legt es zur Seite und widmet sich noch einige Minuten auf der Kloschüssel sitzend seinen Gedanken von Gestern, bevor er aufsteht um den Wasserhahn der Dusche aufzudrehen.
Das lauwarme Wasser erfrischt seinen Geist allmorgendlich und holt Lakis aus den letzten Ecken seiner Träume, als er sich unter die Dusche stellt und die Augen schließt. Ein paar Minuten genießt er dieses Gefühl…
, Als würde man unter einem Wasserfall stehen…‘ ein Gedanke, den er nur zu gerne wiederholt.
Schließlich beginnt Lakis damit sich die Zähne zu putzen und anschließend seinen Körper & seine Haare einzuschäumen.
Fertig geduscht steigt er aus der Dusche und trocknet sich ab. Nach einem kurzen Blick in den Spiegel und dem Eincremen seines Gesichts schlüpft Lakis in die Klamotten, die noch von Gestern vor seinem Bett liegen & drückt sich einen Kaffee an seiner Senseo Maschine, die wohl einen absoluten Klassiker darstellt, was Kaffeemaschinen in Wohnungen junger Menschen angeht.
Zusammen mit dem fertigen Kaffee in der einen und seinem Päckchen Zigaretten in der anderen Hand bewegt sich Lakis Richtung Balkon und nimmt auf dem Rechten seiner beiden Klappstühle Platz. Gerade als er sich eine Kippe aus dem Päckchen gezogen hat und diese anzünden will fällt ihm der Rest des Joints auf, den er gestern in architektonischer Meisterleistung gebaut hatte, der immer noch in seinem Aschenbecher liegt.
Nach kurzer Überlegung steckt Lakis die Kippe zurück und nimmt den Rest der Tüte in seinen Mund, bevor diese wie am Abend zuvor durch sein Benzinfeuerzeug entzündet wird. Erneut hustet Lakis etwas, gerade am frühen Morgen ist der Rauch in der Lunge nicht das angenehmste Gefühl der Welt, aber schnell merkt Er, wie seine Gedanken erneut andere Formen annehmen und sich sein Denken verändert.
Lakis raucht den Joint während er seinen Morgenkaffee schlürft. Viele Gedankenfetzen von Gestern finden den Weg in seinen Kopf. Er greift diese auf und verfällt in bekannte Überlegungen.
,Am Montag fahre ich in die Uni und bringe die restlichen ausgeliehenen Bücher zurück um anschließend das bestehende Studienverhältnis aufzulösen' denkt er sich und wirkt dabei gar entschlossener als am gestrigen Abend. Gedanklich versucht Lakis noch einmal zu ergründen was seinen plötzlichen Sinneswandel ausgelöst hat, aber für ihn liegt die Antwort nach wie vor scheinbar auf der Hand…
Er hat sich einfach an Joanne geklammert & sich so eine neue Welt geschaffen, die zwar auch schön war, aber dennoch meilenweit von seiner Utopie entfernt ist. Allgemein unterschieden sich die beiden in der Art ihres Denkens ungemein. Joanne ist mehr der bodenständige Mensch, sie möchte mit ihrer kleinen Familie in einem Vorstadtort in einem gemütlichen altertümlichen Haus Leben, einem Job nachgehen der ihr Spaß macht und mitsamt Jutetasche morgens im Biosupermarkt um die Ecke mit dem Nachwuchs einkaufen gehen.
Lakis ist mehr der Träumer, der von beiden der Unendliche Möglichkeiten im Leben sieht und sich so einfach auch mit nichts zufrieden geben kann. Bevor er Joanne kennen lernte war Lakis ein sehr unruhiger Zeitgenosse, der immer auf der Suche nach dem nächsten Kick, der nächsten Stufe war. Nach Zusammentreffen der Beiden hat sich dies nahezu schlagartig verändert und Lakis war zeitgleich dazu gezwungen im Vergleich zu früher auch deutlich mehr Zeit für die wichtigen Dinge des Lebens aufzuwenden.
Aber nun scheint sich diese Änderung rückgängig zu machen. Auch wenn der einzige Unterschied in Lakis Denken ist, dass er sich die Frage was er mit seinem Tag anfangen wird nicht mehr damit beantwortet, dass er seine Zeit mit Joanne verbringet.
Sein Entschluss das Studium zu kippen lässt Lakis ein wenig schmunzeln, so ganz nimmt er sich seinen Willen noch nicht ab, er ist nicht davon überzeugt sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.. Dennoch.. Er betreibt diese Überlegung mit einer Ernsthaftigkeit die übersehen oder gar ignoriert werden darf.
Dieser Tag scheint dennoch nicht als wäre er der Tag der großen Taten. Was soll er auch an einem so schön sonnigen Samstag sinnvolles erledigen, denkt sich Lakis, kurz bevor er zu dem kleinen hölzernen Kästchen greift, dass er gestern aus seinem Zimmer gekramt hatte. Routiniert dreht er seine Tabak-Gras Mische zu einem makellosen Joint und zündet ihn an.
» Achja, liebes Leben... «, murmelt Lakis nachdem er den ersten Zug des Rauchs aus seinen Lungenflügeln presst.
Er sitzt einfach nur da und starrt in das Graublau des Himmels, während er Zug für Zug seines Genussmitteltütchens inhaliert.
Sehr schön 👌🏼😊
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