Zwang gibt es im Libertarismus, insbesondere in einer Privatrechtsgesellschaft, gar nicht mehr. Niemand darf dich zu irgendetwas zwingen.
Diese Aussage finde ich sehr gut, jedoch sehe ich darin ein kleines Problem, welches sich durch unsere moderne Gesellschaft entwickelt hat.
Ein gutes Beispiel hierfür ist das Thema Energie:
Eine Region, bestehend aus den Dörfern A-G hat einen bestimmten Energiebededarf, welcher sich durch einen Staudamm leicht und kosteneffizient decken ließe, jedoch wird das Dorf B dabei überschwemmt. In diesem Dorf sind alle bereit umzusiedeln, da man ihnen ein lukratives Angebot gemacht hat, mit der Ausnahme von 1 Person. Diese besteht auf ihren gewohnten Lebensraum und jegliche Belohnung zum Umzug wird von dieser nicht angenommen.
Wie würde die Lösung für dieses Problem aussehen, ohne dieser Person einen Zwang auferlegen zu müssen?
Ansonsten bin voll und ganz deiner Meinung!
In dem Beispiel würde der Staudamm dann tatsächlich wegen dieser einen Person nicht gebaut werden dürfen.
In der Praxis würde man dann dieser Person wahrscheinlich noch mehr Geld anbieten, bis er dann irgendwann auf das Angebot eingeht, oder man müsste sich eine Alternativlösung einfallen lassen, bei der das Grundstück des Querulanten nicht beeinträchtigt wird.
Die Frage ist bei solchen fiktiven Szenarien natürlich immer, wie realistisch so eine Situation im echten Leben wäre.
Es gibt ja auch immer einen gewissen gesellschaftlichen Druck.
Wenn man in einem Dorf wirklich der einzige ist, der sich quer stellt, dann macht man sich bei den restlichen Dorfbewohnern unbeliebt und wird ggf. ausgegrenzt.
Dann ist halt die Frage ob derjenige dann nicht doch irgendwann nachgibt, die Kohle einsackt und irgendwo ein neues Leben beginnt oder dort bis zum Lebensende weiterleben will.
Ich will dich hier nicht widerlegen, denn ich fände es sehr gut, wenn Libertarismus in seiner Reinform umgesetzt werden könnte.
Im Umkehrschluss bedeutet dies allerdings, dass diese eine Person alle anderen zu Energiesparmaßnahemn zwingen würde.
Ich habe dieses Beispiel hier extra deswegen gewählt, da meiner Familie in der Vergangenheit genau dadurch ein schwerer Schicksalsschlag widerfahren ist, welcher Auswirkungen bis in meine Generation hat.
Es war folgendes Szenario, nur kurz zusammengefasst:
Um 1900 besaß meine Familie noch einen Hof mit viel Grund und Boden. Dieser befand sich im Wiestal bei Hallein.
Jedoch wurde seitens der Landesregierung beschlossen einen Staudamm zu bauen um den wachsenden Energiebedarf der Region zu decken.
Es wurden allen dort lebenden Menschen sehr hohe Geldsummen angeboten. Unter anderem auch einer meiner Vorfahrinnen (Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter soweit ich weiß).
Diese war schon sehr alt und wollte ihre Heimat nicht verlassen, da sie sich nicht vorstellen konnte in ein Heim zu kommen, es hätte sie förmlich umgebracht, so zumindest laut Ahnenforschung meines Großonkels.
Man bot ihr immer mehr Geld und der soziale Druck wurde immer größer, da die umliegenden Bewohner bereits das Geld angenommen haben und weggezogen sind.
Inzwischen wurde auch schon angefangen die Staumauer am Nehemaligen Nachbarsgrundstück zu bauen, da man wusste, sie müsse nachgeben oder man würde abwarten müssen, bis sie natürlichen Todes weicht.
Nachdem der ihr soziale Druck als Querulantin von allen Seiten zu groß war, nahm sie das Geld, warf es in den Ofen zum Verbrennen und beging Selbstmord, indem sie sich von der Staumauer stürzte.
Seit dem ist meine Familie arm (zumindest nicht mehr so wohlhabend) und verstreut.
Auch am Beispiel von Echnaton und Nofretete im alten Ägypten kann man sehen, dass es nicht leicht ist Libertarismus in Regierungsformen einzubinden.
Das beste Beispiel aus der heutigen Zeit ist das Königshaus in Bhutan, welches auch sehr Libertäre Anschauungen hat.
Meiner Meinung nach bestätigen Ausnahmen immer die Regel, daher kann Libertarismus in Reinform nicht umgesetzt werden, auch wenn dies sehr wünschenswert wäre.
Wir leben in einem Zeitalter der Extreme und daher werden die Ausnahmen immer mehr, schon fast zur Regel.