Wie begründen wir unsere Identitäten? Beobachtungen eines Kindergartenpädagogen

in #neulingschallenge7 years ago (edited)

Unlängst habe ich mit jemandem aus Süd-Korea zusammengearbeitet. Und hier gleich einmal eine kleine Watschn für uns: Menschen aus Süd-Korea nennen ihr Land Korea. Also, liebe Leute, lieber ORF, liebe Medien: es ist Korea, nicht Süd-Korea. Vielleicht ist die Frage ob wir Süd-Korea schreiben oder nur Korea aber auch eine tiefere?  

Wer entscheidet?

Denn wer entscheidet denn nun über wie man ein Land, eine Kultur, oder gar eine Nation nennt. Die Leute, die dort leben, oder nur jene die dort geboren sind, oder eben jene deren Eltern von dort sind? Diese Diskussion wird manchmal unter „Blut“ (Abstammungsprinzip (1) vs. „Erde“ (Geburtsortsprinzip (2) geführt. Also bin ich ein Österreicher weil ich von österreichischem Blut (what ever that is?!) abstamme oder weil ich auf Österreichischer Erde (ebenso unklar was das ist) geboren bin.

Die eigene Wahl

Was hier ganz klar fehlt ist die ÖsterreicherInnenschaft „by choice“. Also all jenen Menschen, die nach Österreich gezogen sind und durch ihre eigene Entscheidung ÖsterreicherInnen geworden sind, also weder in Österreich geboren, noch Österreichische Eltern haben. Eine weitere, noch viel inspirierendere Kategorie sind all jene, die weder in Österreich geboren sind, noch von einer Österreichischen Elternschaft stammen, noch in Österreich leben. Kann man ÖsterreicherInn auf grund von Wert und Idee sein? Wie bestimmen wir also unsere Identität?  Hinter diesen Fragen stehen andere unscheinbare Prinzipien:

Fremdbestimmung vs. SelbstbestimmungNation-State
Das Kollektiv bestimmt über meine Identität vs. ich bestimme selbst (oder auch Mächtige entscheiden über Ohnmächtige?Nation-State (3), ein Konzept, das von der Idee ausgeht, dass in einem eingrenzbaren (Staats-)Gebiet nur eine Kultur und Identität lebt.

Ich möchte zu der Frage wo (Erde), von wem (Blut) oder durch wessen Entscheidung man zu einer Nationalität gekommen ist aber noch andere Ebenen dazu holen: Profession, Wesen, Liebe, Werte.

Foto: "I am dreaming of..." Kampagne by Generation Europa - Wolfgang Sieberth

Profession, Liebe, Wesen, Werte: Ich bin ein Wal

Ich arbeite als Kindergartenpädagoge in einer privaten Einrichtung in Wien. Eines Tages kommt ein Kind in der Früh herein und sagt einfach nur „miao, miaaao, Wolfgang, ich bin heute eine Katze!“. Ich akzeptiere und miaue zurück. Das Kind hat fast den ganzen Tag Katze gespielt. Es hat sich in einem anderen Wesen ausprobiert, mal geschaut, wie sich das anfühlt wenn man so tut als wäre man eine Katze. Was aber wenn in diesem Kind, in diesem kleinen Menschen das Wesen einer Katze auch drinnen ist. Müssten wir das nicht in die Benennung der Identität dieses Menschen einfließen lassen?  

Foto: Diam B. AbouDiab  

Was ist mit ruhigen Menschen, lauten Menschen, beobachtenden Menschen, tuenden Menschen, hörenden, sehenden, laufenden, gehenden, schwimmenden, singenden, pfeifenden, es gibt endlos viele Facetten des Menschlichen Agierens. Meine Beobachtungen als Fortbildner in der internationalen außerschulischen Jugendbildung zeigen ganz eindeutig: Nationalitäten beschreiben Menschen sehr, sehr unzureichend, ja sogar irreführend falsch. Wenn ich schreibe ich wäre Österreicher wissen die meisten wohl sehr wenig über mich. Schon eher wenn ich schreibe, dass ich ein Wal (nicht in steemischen Sinne, sondern wörtlich) bin. Wohl eher wenn ich schreibe, dass ich Pädagoge bin, ein Elektroauto besitze (und teile) am Land lebe, groß und schwer bin, langsam, es im höchsten Maße genieße zu schwimmen – ich bin ja ein Wal, wenn ich schreibe, dass ich Englisch fast so gut wie Deutsch spreche, weil ich auch in den USA aufgewachsen bin. 

Alle Menschen, haben eine Vielfalt an Eigenschaften, die sich nicht durch eine Länderbezeichnung subsumieren lassen. Genau genommen fühle ich mich einem Kindergartenpädagogen aus Korea näher als einem Bankdirektor aus Österreich. Ich bin ein Wal und ich bin Pädagoge. Und, es ärgert mich jedesmal wenn mich jemand fragt woher ich bin und nicht akzeptieren will wenn ich sage: Ich bin ein Wal. Und das ist die gewaltige Chance von Plattformen wie Steemit. Auf einmal können wir selbst entscheiden wie wir uns darstellen wollen, wir haben es selbst in der Hand unsere Identität zu definieren. Es liegt nun an der Plattform, seinen NutzerInnen und technologischen Möglichkeiten das anzuerkennen. Wenn wir es schaffen einander in unseren eigenen Identitäten zu stärken, werden wir zu sehr viel mehr im Stande sein. Wir würden schlauer und könnten unsere waren Stärken nutzen!  In der Zukunft wird es uns nicht mehr wichtig sein, woher jemand kommt oder welcher Religion er angehört, wir werden wissen wollen was er kann und was seine Ideen für die Zukunft sind. Denn das bestimmt den Erfolg eines Unternehmens. Nichts anderes. 

Also was nun?

Lasst uns darüber sprechen und diskutieren. Lasst uns Tools entwickeln, wie wir uns unterstützen können, das anzuerkennen, was Leute wirklich sein wollen. Bei www.generationeuropa.eu arbeiten wir an diesen Ideen. Wir entwickeln Software aber auch pädagogische Konzepte für unsere Jugendprojekte. 

Wer Lust hat, join the ride :)


Quellenangaben:

(1) Wikipedia/Abstammungsprinzip

(2) Wikipedia/Geburtsortsprinzip

(3) Wikipedia/NationState


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Sehr guter Text, gefällt mir :)
Für eine gültige Teilnahme an der Challenge musst du zwar noch ein paar Dinge and die Teilnahmeregeln anpassen, ansonsten ist der Text aber ein super Beweis, dass man fast alles in die Rahmenbedingungen quetschen kann, wenn man sich bempht.
Details siehe in meiner Antwort auf den Kommentar von Arzon...

Danke für Deine Antwort! Tatsächlich bemühe ich mich sehr - lerne natürlich auch erst :) - Danke an dieser Stelle auch für das Ausschreiben dieser Challenge. Tolle Gelegenheit ins Gespräch zu kommen und dabei zu lernen. Works for me. Und ja, ich arbeite noch dran, damit er Challenge-tauglich wird.

So jetzt ists leider passiert, ich kann den Artikel nicht mehr editieren... @theaustrianguy: welche Dinge hätte man noch ändern müssen (Ausser dem memo, das noch zu schicken ist) und ist es möglich den Beitrag notfalls nocheinmal zu veröffentlichen mit Adaptionen (wobei das wohl eher unerwünscht ist?)?

Hey Wolfgang, super, ich finde es total wichtig, dass auch Männer als Pädagogen mit Kindern arbeiten!
Lg,
Chris aka Smallstepschange

Ja, seh ich - naturgemäß - auch so. Aber es braucht noch viel bis Männer überhaupt anerkannt werden in dieser Branche. Danke für Dein Kommentar!

Ja, es braucht noch viel. Momentan bist du noch eine "Randerscheinung". Aber ich finde es gut, zu sehen, wie sich die Zeiten ändern. Auch wenn es nur kleine Schritte sind, sind es immerhin Schritte in die richtige Richtung!
Cu,
Chris aka smallstepschange

Jep, da stimme ich Dir zu, die Richtung ist zumindest mal da :)

Dieser post erinnert mich an die "ich bin Napeolon"-Witze die in der Psychatrie spielen. Wenn man vorgibt jemand oder etwas zu sein, das man nicht ist, dann ist man ein Betrüger.
Und nein, mit der niedrigen Anzahl an SP wie andere Neulinge bist du kein Wal. Auch nicht, weil du in den USA aufgewachsen bist.

Ausserdem, was hat das Spiel eines Kindes sich heute als Katze zu fühlen mit anderen Charaktereigenschaften zu tun?

Das du dich einem koreanischen Kipa näher fühlst als einem ös. Bankdirektor mag wohl deiner Berufswahl zuzuschreiben sein, sowie der Tatsache das du dort positive Erfahrungen gemacht hast. (Gleich und gleich gesellt sich gern)

Dann wären da noch die Fakten, dass sich die Geografie durchaus auf die Menschen auswirkt zB Hautfarbe, Augenfarbe, Haarfarbe. Ja, sogar die Intelligenz kann davon abhängig sein ob jemand als Weißer, Asiate, oder Afrikaner geboren wurde. Da gibts im Netz gut belegte Studien
Geografie und das genetische Konstrukt innerhalb bestimmter Strukturen bestimmen die ein oder andere Präferenz was das soziale Verhalten angeht, wie sich Personen aus diesem Kulturkreis definieren.

Naja, es ist 2 Uhr morgens und ich bin müde, jedenfalls liest sich dein text wie von einem Menschen geschrieben, der sich in einer Identitätskrise befindet, in einem Kulturschock festhängt, eine bestimmte politische Ideologie anderen unterschieben will, ein Betrüger ist oder schlicht und ergreifend Schlangenölverkäufer ist(Da du ja in den USA aufgewachsen bist, wirst du vllt etwas mit diesem Begriff anfangen können)

In den ersten zwei Fällen brauchst du Hilfe, beim dritten, vierten und fünften Fall wärst du ein Fall für die Gerichte.

Addendum: Der tag "steemit" ist nicht für deine Art von posts reserviert. The Game of Tags

Schon spannend, wie unterschiedlich Leute Texte wahrnehmen...

Die Message die ich aus dem Text mitnehme lautet: Menschen sollten vor allem an ihrer "Profession, Wesen, Liebe, Werte." gemessen werden, nicht nur anhand ihrers Geburtslandes oder ihrer Eltern!"

Klar prägen Nationen und Herkunften Menschen zu einem sehr großen Anteil - aber sie bestimmen sicherlich nicht, wie man werden muss.

Wie du aus dem obigen Text zum Zusammenhang von geographischer Herkunft und IQ kommst, finde ich sowohl spannend als auch bedenklich....

@#steemit Tag: Wo siehst du die Definition des Tages #steemit, wo Texte die philosophische Hintergründe zu dieser Plattform hervorheben nicht inkludiert sind?

Ich zitiere mal deinen Link:

#steemit: A tag for posts about the Steemit website itself. Posts can include suggestions on how to use the website, improvements, or discussion about Steemit Inc.

In meinen Augen inkludiert dies eine mögliche Diskussion über die Chancen und Möglichkeiten von Steemit - wie im obigen Post gegeben.

Danke für den Kommentar @theaustrianguy!

Primo: die Menschen anhand ihrer Werte oder Profession zu messen, bedeutet wenig. man kann ein noch so guter mensch sein aber wenn man seinen Arsch nicht hoch kriegt, bedeutet das gar nichts. Auch wenn Worte beeinflussen können, zählen Taten immer mehr als Buchstaben.
Wer Menschen helfen will, der soll das machen und nicht nur drüber reden. Wer Gitarre spielen will, muss es lernen und nicht nur davon träumen etcetc.

Secundo: Die unterschwellige Textbotschaft klang nach "Alle Menschen sind gleich"-Geschwafel. Was für jeden mit ein wenig Verstand und Erfahrung sich als Wunschvorstellung entpuppt. Entsprungen aus einem krankhaften Wahn(im schlimmsten Fall), eine Utopie des Kommunimsus die jeden auf den kleinsten Nenner reduzieren will ohne dabei die Unterschiede im Individuum anzuerkennen und zu unterdrücken. Es wundert mich auch nicht, das sowas aus der Sozialpädagogischen Ecke kommt, die an jeder Universität inzwischen von linkem Gedankengut unterwandert wurde(Langer Marsch durch die Institution)
---------->Natürlich teilen die Menschen gemeinsame Bedürfnisse und jeder soll die gleichen Chancen im Leben haben; Aber das bedeutet nicht das das Endergebnis für alle gleich sein muss.
Weiterhin sollte man nicht Bedürfnisversorgung, wie zB Teilnahme an der Gesellschaft oder das jeder auf eine gewisse Art geliebt werden will, nicht mit individueller Persönlichkeitsentwicklung und Entfaltung durcheinander geworfen werden. Sicher, es gibt Überschneidungen, und derjenige welcher zu vorschnellen Urteilen neigt, wird hier beides in einen Topf werfen, doch beide Felder brauchen unterschiedliche Arten der Behandlung/Durchführung.

Tertio: den Terminus "steemit" zu erwähnen und im Endeffekt in drei Sätzen abzuhandeln, ist ein schwammiges Statement und keine Diskussion über die Plattform. Auch wenn ich die Begeisterung über diese Tech teile, ist das kein Grund den tag zu verwenden. Sonst könnte man zB in einem post über die Reproduktionstechniken von Salmonellen, einfach nur schreiben "ich find steemit voll superknorke" und würde sich somit dafür qualifizieren, den tag zu nutzen. Solche Äusserungen sind keine Diskussion! (Sie kann eventuell zu einer solchen führen, ist aber in diesem Fall wohl noch ausstehend)

Quarto: Die Kultur, oder auch im weiteren Rahmen, die Nation aus der man stammt, gibt viele Denkweisen vor wie man handelt, wie man zu gewissen Themen steht(ganz banales Beispiel: mit Stäbchen oder Messer+Gabel essen?) was als kriminell angesehen wird, wie man mit den schwächsten innerhalb der Gesellschaft umgeht, wie sich die ausführenden Organe aufstellen etcetc.
Darunter fallen dann auch so Dinge wie: Wie bauen wir ein System das jeden mit klarem, gesunden Wasser versorgt anstatt das unsere Frauen jeden Tag dutzende Kilometer zum nächsten verschlammten Bach laufen muss ODER das eines der meistbevölkerten Länder der Welt keine humane sanitäre Versorgung zustande kriegt, ja sogar Menschen vergewaltigt, die diese in Anspruch nehmen wollen ODER der einfache Fakt, das diese Entwicklungsländer es nicht schaffen simple Straßen zu bauen etcetc.
Das hat viel mit Intelligenz und humanem Verständnis zu tun, die zwischen gewissen Breitengraden nun mal unterschiedlich verteilt sind. Das ist nun mal Fakt. Wenn in gewissen Ländern oder Kulturkreisen nur die Cousinen verheiratet werden, dann fällt nachweislich der IQ ... und zwar dermaßen, das sie schon als geistig eingeschränkt gelten.
ODER die weitverbreitete Korruption in Südamerika ... dort unten mögen die leute vllt nett und tolle Tänzer sein aber was bedeutet das, wenn man die Kosten für den Arzt nicht aufbringen kann, von korrupten Polizisten verprügelt wird oder der Urwald von korrupten Politikern an ausländische Konzerne verhökert wird und nur gebrannte Erde für die Kinder übrig lässt?

Und es braucht mir auch keiner mit der "Das ist so weil die wegen uns arm sind"-Klatsche kommen: Der afrikanische Kontinent, Südamerika und Asien hatten langlebige Zivilisationen Jahrhunderte bevor "der Westen" global aufgestiegen ist. Aber keine von denen hat es geschafft solange an der globalen Macht zu bleiben oder so grundlegende Veränderungen wie zB die Abschaffung der Sklaverei herbeizuführen(eines der wenigen positiven Aspekte des britischen Empires) , die Ablösung der Monarchie zur Demokratie oder durch Industrialisierung Handel zu erleichtern und Waren günstiger für jedermann zu machen.
Die Welt ist zusammengeschrumpft nicht zuletzt, und nicht nur, dank der Erfindungen oder Weiterentwicklungen "des Westens" siehe globaler Handel, Reisemöglichkeiten, Kommunikation oder Währungstausch.
Es gibt definitiv Unterschiede in den Kulturen, und wenn es einem in der einen nicht gefällt kann er unter bestimmten Voraussetzungen in eine andere wechseln ... wofür er den diplomatischen Beziehungen seinen Dank zollen darf.

Fin

Bitte lies den Text genau, ich schreibe explizit, dass ich kein Wal im Sinne der Steemit Plattform bin. Aber danke für den Hinweis, ich werde das noch deutlicher im Artikel anführen. Den Tag "steemit" habe ich gewählt, weil es - wie ich auch im Artikel schreibe - eben mit dieser Plattform zu tun hat, es essentiell ist. Eine der Fragen ist ja warum steemit für Menschen interessant ist. Warum etwa postest Du Geschichten auf Steemit? Aber ich lese gerne Kommentare auch von anderen im Bezug auf die Frage wann welcher Tag wofür benutzt wird. Lass mich gerne wissen nach welchen Kriterien Du Tags nutzt.

Ich habe auch geschrieben, dass du kein Wal bist weil du in den USA aufgewachsen bist.
Da du einen Aspekt oder mehrere andere ausgeschlossen hast, nenne ich das mal selektive Wahrnehmung.

wieso so negativ, und gleich Sachen unterstellend wie "entweder Identitätskrise, oder Kulturschock, Betrüger" etc.? Ich denke in keinem Fall, dass @wolfgangsieberth irgendeinen negativen oder manipulierenden Einfluss auf uns ausüben wollte. Im Gegenteil - grade beim Punkt "Tiere beschreiben und mehr als eine Herkunft" stimme ich vollkommen zu. Ich bin ein Vogel. ;)

ich dachte du wärst Unterwäschemodel?
Und jetzt Vogel?
Ich bin verwirrt ....
Siehste, so schnell geht das
^^

tja, multiple Persönlichkeit.....xD

Identitätskrise also ... Danke für die Bestätigung 😝