Von der Würde des Menschen
Zurzeit befinde ich mich in einem Zustand, bei dem durch die gegenwärtig erlassenen Gesetze meiner Regierung meine Grundrechte betroffen sind.
Ohne auf die juristischen Details eingehen zu wollen, will ich allein bei dem Begriff der Würde verweilen.
Was ist sie eigentlich, diese Würde? Wieso bezeichnet man sie als "unantastbar"?
Als Kind, noch bevor ich irgend etwas von Rechtsstaat wusste oder Gesetzen, wurde ich Zeuge und Betroffene davon, wie sich das Verletzen der menschlichen Würde ausdrückte. Durch Erwachsene, die solches vollzogen. Nicht aber meine Würde als Kind will ich hier zuerst besprechen, sondern die Würde des Erwachsenen, der gegen die seine verstieß, indem er sein Mitgefühl für sich selbst verletzte und in der Konsequenz an mir als Kind ausagierte.
Eine Situation
Gestern, als ich im Stadtpark spazieren ging, sprangen kleine Kinder in einen angelegten seichten Teich, wo ihnen das Wasser bis zur Hüfte reichte. Sie kreischten vor Ausgelassenheit und Glück. Bis die Mutter eines der Kinder dieses packte, es mit einer rabiaten Geste auf eine Steinmauer setzte und mit unterdrücktem Zorn an seiner Kleidung zu zerren begann. Jede ihrer Gesten drückte diesen stillen Zorn aus. Das Kind begann prompt zu weinen und zu jammern, es mochte sich gar nicht mehr beruhigen.
Was ist da geschehen? Die Mutter hat gegen ihre eigene Würde gehandelt. Sie zeigte sich gegen sich selbst mitleidlos, verbat sich jedes Gefühl von Freude an der Ausgelassenheit der spielenden Kinder, unterdrückte diese Freizügigkeit, die ihr gezeigt haben würde, dem Kind das Spielen von Herzen zu gönnen. Dabei abzuwarten, wie es selbst auf eine nasse und kalte Hose reagieren würde, die Zeit zu geben, ein Gefühl von "ich habe gespielt, aber jetzt brauche ich etwas Trockenes zum Anziehen" selbst auszudrücken.
Das Kind hat überhaupt keine Ahnung, weiß eigentlich nicht, wie ihm geschieht, es spürt nur, dass die Mutter verärgert ist und es wird weinen und dafür getröstet werden wollen. So bietet ihr das Kind sogleich eine spontane Möglichkeit der Öffnung hin zum Mitgefühl. Aber Menschen, die sich das nicht erlauben, verweigern sich ihres Mitgefühls und so sieht man häufig in der Öffentlichkeit Mütter und Väter, die sich zähneknirschend mit kreischenden Kindern abmühen.
Würde als Gefühl, nicht Gesetz
Was ist also gemeint, mit dieser unantastbaren Würde? Zunächst wird die Würde nicht durch andere verletzt, kann gar nicht von anderen verletzt werden. Die Würde benötigt im Prinzip kein geschriebenes Gesetz, denn sie ist Teil einer Gefühlswelt, die lange vor irgendwelchen modernen Rechtsstaaten Bestandteil menschlicher Gemeinschaft war.
Wenn Würde verletzt wird, dann immer die eigene durch sich selbst. Ich kann niemandes Würde verletzten, wenn dieser Mensch situativ im Besitz seiner Würde ist. Ich kann sie ihm nicht rauben, das ist unmöglich, wenn er sie sich nicht rauben lässt, weil er sie nun mal in einem bestimmten Moment hat.
Dieses bedeutet konsequenterweise, dass jedes erlebte Vergehen an meiner persönlichen Würde nicht durch primär meine Mitmenschen geschieht, sondern zuallererst und immer durch mich selbst.
Wie genau geschieht das Verletzen meiner Würde als erwachsener Mensch?
Es passiert immer dann, wenn ich in eine Situation gerate, in der ich meine Mitmenschen als offenherzig erlebe und nicht damit einverstanden bin. Ihre Offenherzigkeit etwa dadurch, dass sie ein Gefühl zeigen. Etwa von Trauer oder Zorn. Oder Freude.
Tatsächlich löst beispielsweise die Freude am puren Dasein bei manchem ein Gefühl von Unmut aus.
Dieser Unmut will zur sofortigen Tat schreiten und die anderen wegen ihrer ihrer „dummen Ausgelassenheit“ oder ihrer „egoistischen Selbstvergessenheit“ bestrafen. Dieses wird eben die lang vergrabene Erinnerung an einen Erwachsenen sein, der es nicht aushielt, spielende Kinder zu beobachten.
Wenn ich die Offenherzigkeit eines Menschen – kurz gesagt, seine Offenheit – nicht ertrage und ihn als Folge dieser meiner Unerträglichkeit bevormunden, verurteilen und zum sofortigen Anhalten seiner Offenherzigkeit zwingen will, das ist der Moment, in dem ich meine Würde schwer beschädige.
Dieser Zwang ist nicht immer gewaltig, er kann auch sehr subtil sein,
von einem manipulativen Bestreben begleitet, das sich sozusagen tarnt. Aber sich genauso dem eigenen Mitgefühl verweigert, die Offenherzigkeit des anderen ganz einfach zuzulassen und diesen Menschen weder beruhigen, verbal trösten, Lösungen anzubieten und so weiter, wenn dabei zu spüren ist, wie unwohl der Zeuge einer Offenheit eines anderen sich im Grunde dabei fühlt. Wie hilflos. Wie ohne Macht.
Jeder Versuch, den anderen in seiner Offenheit bremsen zu wollen, ihn „ruhig zu kriegen“, es innerlich nicht akzeptieren zu können, dass einer seine spontanen Gefühle zeigt, kann und wird immer nur dazu führen, dass der Offenherzige solches wahrnimmt und immer wütender und wütender wird, weil er im Grunde nur nach einem sucht: Die Akzeptanz seines momentanen Ausdrucks seiner Menschlichkeit.
Menschen haben ein feines Gespür dafür, wenn wir auf die eigene Offenherzigkeit eine nonverbale Reaktion des anderen feststellen, etwa:
Irritation
Ungeduld
Zorn
Unverständnis
Hohn
Das aber wohl am erschreckendsten und sich am fremdesten anfühlende, was man von einem empfangen kann, der seine eigenen Gefühle nicht zeigen kann oder will, ist seine Faszination. Damit meine ich keine positive Faszination, sondern ein unausgesprochenes Feedback, das da sagt: „Du … kommst mir seltsam vor. …. Wie du da weinst und leidest, wie du so ungezwungen deine Gefühle zeigst … ein seltsames, mir ganz unbekanntes Sein. Du bist wirklich ein interessantes Objekt, ich bin fasziniert davon, dir dabei zuzusehen, wie du etwas machst, das ich nicht kenne.“
Man kommt sich dabei vor, als wäre man eine Art außerirdisches Studienobjekt,
von einem Betrachter betrachtet, der sich nicht mit mir gleich stellt. In dessen Augen sich eine Art faszinierter Glücksfunken spiegelt, Zeuge eines Gefühlsausbruches zu sein, von dem er sich selbst gerade nicht bedroht fühlt.
Es ist ohnehin niemals klar und auch nicht „fest gestellt“ ob ein Mensch im „permanenten Besitz seiner Würde ist“. Dieser Besitz existiert nicht, weil jede Situation, jede erneute Begegnung von Mensch zu Mensch diese Würde stets aufs Neue aushandelt beziehungsweise einen Prozess situativ durchläuft.
Das Gesetz und damit auch das Grundgesetz, dass von einer Gleichbehandlung aller Menschen (vielmehr „Bürger) spricht, hat ein Janus-Gesicht.
Es sagt aus, dass Menschen gleich behandelbar sind. Das sind sie aber nicht. Es existieren keine gleichen Menschen.
Erst die ver-rückte Idee, dass Menschen alle gleich wären, kann zu der noch ver-rückteren Idee führen, "sie alle zu einen". Damit wird das Persönliche, die situative Begegnung, auf eine abstrakte Ebene gehoben und verleitet zu der Annahme, dass der Einzelne, um sich mit einem anderen Einzelnen zu verständigen, erst den Umweg über den Rechtsstaat gehen muss, damit er zu seinem Recht kommt, ihm also seine Würde „gegeben“ wird.
Aber Würde kann ihm nicht gegeben noch verliehen werden. Die Würde in ihrer Unantastbarkeit, sie ist nichts, was ich von jemandem extern erhalte, sondern immer nur ein momentaner und spontaner Zustand, ein Entschluss, der sich innerlich in jedem Einzelnen von uns abspielt und einer Selbstbestimmung unterliegt.
Ich beobachte bei mir selbst und bei anderen, dass sie ein bestimmtes Bild von „Würde“ im Kopf haben.
Was hierbei seltsam ist, ist, dass man dabei Gesichter im Geiste sieht, die eben keine Regung von Gefühlen offenbaren. Einen würdevollen Menschen wollen wir daran erkennen, dass er keine offenen Tränen fließen lässt, dass er gemessenen Schrittes, gemessenen Wortes und gemessenen Handelns sich befleißigt. Nach Möglichkeit soll sich die Würde ohne irgendeinen Gefühlsausdruck zeigen.
Auf die Idee kommt man natürlich, weil man den Gefühlen ihre Echtheit abspricht und sie klein, lächerlich und vor allem als „schwach“ betrachtet. Es ist schon zu verstehen, dass man jemanden, der gerade vor Wut explodiert, keine Würde attestiert. Doch um dessen Würde geht es eben gerade NICHT. Sondern um die eigene, die sich im Anschauen von Gefühlen durch das eigene Unterdrücken nicht in einem selbst entfalten darf.
Die "Ver-ordnungen"
Wenn nun, wie unter den Auswirkungen der Corona-Verordnungen, die mittels der Gesetzgebung durchgeführt werden, wir einzelnen Menschen uns begegnen, im Supermarkt, im Bus, auf der Arbeit, auf der Straße, so haben wir alle einen ganz deutlichen Eindruck davon, dass wir nun nicht mehr auf uns selbst hören dürfen, sondern kraft des Gesetzes diese Einzel-Begegnung und das Aushandeln der menschlichen Würde fortan nichts mehr ist, was zwischen mir und meinem Gegenüber zu geschehen hat, sondern zwischen mir, dem Gesetz und erst dann zu meinem Gegenüber.
Damit spalten sich die Menschen, denn wo der eine dem Glauben anhaftet, dass das Masken tragen und die soziale Distanz zu seinen Gunsten von oben legitimiert wurde und er dadurch selbst die Legitimation erhält, sich kontrollierend und strafend zu verhalten, gibt es demjenigen, der durch das Masken tragen und die Verordnung von sozialer Distanz den Eindruck, dass ihm dadurch seine Würde genommen wird. Er wiederum glaubt, sich für seine Gefühle rechtfertigen zu müssen.
Dieses geschieht nun: Diejenigen, die sich "recht"fertigen wollen, glauben dieses über den Rechtsstaat allein tun zu können. Während die einen sich als beschützt wähnen (vor dem Virus) wähnen sich die anderen schutzlos (vor dem Diktator).
Das ist der eigentliche Wahnsinn an der Idee, der Staat könnte alle Bürger gleichermaßen behandeln und sie unter einen gemeinsam empfundenen Schutz stellen.
Ein Schutz gilt niemals für alle Menschen gleichermaßen, weil Menschen einfach nicht alle gleich sind.
Wir sollten wegkommen von dieser fixen Idee der Gleichheit.
Menschen benötigen immer eine unterschiedliche Behandlung, je nachdem, wessen Bedürftigkeit gerade da ist. Als Lehrer will ich manche Schüler deswegen bevorzugt behandeln, weil sie in ihrem sonstigen Umfeld Kummer erfahren. Als Sozialberaterin behandele ich meine Klienten ganz unterschiedlich, so gewähre ich manchem, dass ich die ganze Arbeit für ihn mache, weil ich bemerke, dass er so etwas niemals einfordern würde und bei anderen verwehre ich das Übernehmen einer Arbeit für sie, weil sie es zu sehr fordern.
Sie mögen vom Bildungsstand, von Herkunft und allem möglichen anderen Faktoren als „gleich“ erscheinen und doch ist es immer die momentane Situation, der spontane Entschluss, der sich durch die Gefühlswelt einer Situation ausdrückt, der primär die persönliche Unterschiedlichkeit betont und die Gleichheit einfach nur als sekundär voraussetzt.
Wessen Bedürfnis gerade "da" ist, wird sich niemals und kann sich niemals für „alle“ bestimmen lassen.
Ich kann nicht für die anderen vielen bestimmen, was ihr größtes Bedürfnis ist, sondern nur immer genau mit demjenigen, der mir situativ begegnet in meinem lokalen physischen Raum, wo ein stetiger Fluss von "mein Gefühl" und "seinem Gefühl" herrscht. Dieses gleichen wir dann nach und nach an, wenn es gut läuft. Dann sind wir menschlich, weil wir das Unausgesprochene erledigt haben.
Der Versuch der Regierung, solches für alle zu regulieren, erweist sich immer dann als sinnlos, wenn es nicht auf den Einzelnen zutrifft, was be"schlossen" ist.
So bleibt die eigene Souveränität, das sich selbst ins eigene Vertrauen hineinfallen lassen, sobald ich auf andere Menschen treffe.
Eine Situation
Vor einigen Tagen, auf der Arbeit, wurde mir gesagt, ich könne "laut Verordnung wieder Klienten empfangen". Dabei müsse ich natürlich den Sicherheitsabstand einhalten und die Klienten zuvor in die Waschräume geleiten, wo sie sich vor meinen Augen die Hände waschen sollen und dann mir in den Beratungsraum folgen.
Meine Vorgesetzte schaute sich dann an, wie weit entfernt der Besucherstuhl von meinem Schreibtisch entfernt gestanden hat und zeigte Unsicherheit, ob dieses auch genug Abstand sei. Eine andere Kollegin war dabei und beobachtete die Szene zwischen uns. Da sich meine Vorgesetzte nicht sicher war, wurde beschlossen, einen Zollstock zu holen. Derweil staute sich in mir ein dieser Tage immer wieder kehrender Unglaube an, dass es zu solch absurden Situationen kommen kann.
Ich verdrehte in Richtung meiner Kollegin stumm die Augen. Die beiden gingen schließlich hinaus und in der Zwischenzeit kam meine Klientin zurück, die auf der Toilette gewesen war. Ich bat sie herein und schloss die Tür. Damit verweigerte ich das weitere Vorgehen meiner Vorgesetzten und sie kam auch nicht mehr zurück, um ihre Absicht zu vollenden.
Mein Gefühl dazu: Ich hatte nur einen Teil von Würde bewahrt. Der Teil, der von mir unbewahrt blieb, war das teilweise Mitgehen der jetzigen Verordnungen. Ich sagte zu meinen Klienten, dass es mir Leid tue, dass ich so etwas tun müsse und dass ich eigentlich so nicht arbeiten könne. Dass es mir gefühlsmäßig nicht gut damit gehe und ich viel lieber die Köpfe mit der Klientin zusammenstecken würde, vor allem, weil meine Arbeit eine oft intensive und körperlich nahe Zusammenarbeit erfordere. Das Schreckliche daran war der lauernde Gedanke, dass wenn ich gegen die Distanz verstieße, mich jemand dabei erwischen könnte und ich dann mit den bösen Folgen zu rechnen hätte.
Die graue Eminenz
Obschon niemand mehr das Zimmer betrat und obschon zwischen der Klientin und mir Einigkeit darüber herrschte, dass wir die derzeitige Situation für absurd hielten, haben wir uns doch beide an die Vorschriften gehalten. Damit zeigt der unbekannte Dritte, die graue Eminenz des Gesetzes ihre starke Präsenz in der Intimsphäre zwischen mir und einem anderen. Wir können uns gegenseitig nicht trauen.
Wenn ich meiner Chefin signalisieren würde, dass ich die Distanz-Verordnung zwischen mir und meinem Klienten nicht einzuhalten wünsche, dass auch der Klient, wenn er sieht, dass ich dieses nicht beabsichtige, auch sein Einverständnis damit zeigte, selbst dann muss die Chefin befürchten, dass jeder vielleicht von uns auch seine Meinung wieder ändern könnte. Außerdem muss sie befürchten, dass jemand ihr auf die Schliche kommt, dass sie nicht alle Verordnungen unter ihrer Leitung strikt ausspricht und durchsetzt, denn ihre Nähe zur Obrigkeit ist wiederum sehr viel näher, als meine Nähe zur Obrigkeit, in diesem Fall den Bezirken und Gesundheitsämtern.
In Wahrheit wird natürlich kein Recht durchgesetzt und auch kein Schutz gewährt. Was des einen Schutz und Recht, ist des anderen Gefahr und Unrecht.
Diese Form der Ambivalenz ist derartig anstrengend, derartig mühsam zu durchschauen und sich in diesem Spannungsfeld zu bewegen, so kräftezehrend, dass wir Menschen uns davon einfach abwenden wollen. Wir wollen zurück zur Normalität.
Normal ist eben auch, dass wir denken, dass wir dazu den obersten Gerichtshof benötigen, die oberste gerichtliche Instanz, die dann Recht sprechen wird. Doch alle Gewalt bleibt eben Gewalt, auch wenn sie geteilt ist.
Die Macht geht nicht vom Volke aus, genauso wenig geht sie von der Regierung aus, auch wenn alle was anderes sagen.
Macht ist ein Irrtum, eine Abstraktion, ein sich für das eigene Gefühlsleben auferlegte oder aufgezwungene Desinteresse, die Vielfalt und die Ungleichheit von Lebewesen demütig zu akzeptieren.
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Recht haben wollen, weil man eine Krankheit fürchtet oder weil man eine Diktatur fürchtet, ist unerheblich, weil dieses Recht niemals von allen für alle gleichermaßen gesprochen, noch geschrieben werden kann. Die Rechtsprechung und Gesetzgebung erfindet immer nur weitere und weitere Texte und Schriften, die sich bis ins Unendliche fortsetzen lassen, in dem Nichtwissen darüber, dass es überhaupt keine Gesetze gibt. Das ist nun wirklich ein starkes Stück, so etwas zu behaupten, nicht? Was ist mit dem Gravitationsgesetz?
Nun ja, dieses Gesetz muss ich weder in meiner physisch wahrnehmbaren Welt verteidigen, noch kann ich es anklagen oder für meine Zwecke einspannen. Es mag einfach ein Gesetz bleiben, völlig unberührt von meinem Alltag. Ob aber selbst dieses Gravitationsgesetz über meine Vorstellungskraft und des mir „bekannten Universums“ tatsächlich immer und überall absolut gültig ist, das weiß ich so wenig, wie ich den Zeitpunkt meines Todes kenne.
Und letztlich geht es um den Tod.
Wir sterben. Ob unter der Bedrohung einer Krankheit oder unter der Bedrohung einer Diktatur. Dass manche die Diktatur schlimmer finden als die Krankheit, dieses mag ihnen verziehen werden, genau wie umgekehrt es denjenigen verziehen werden mag, die sich ihrer Sterblichkeit nicht bewusst werden wollen.
Besser wäre es sich zu leben zu trauen - in Würde.
Das Mittel ist nicht "die Vernunft" in diesem Zusammenhang. Das Mittel ist die spontane Situation. In der wir die Gefühle eines Menschen sowohl mit Ernsthaftigkeit als auch mit Humor nehmen. Dieses kann sich binnen weniger Minuten im Erleben abwechseln.
So habe ich mit meinen Klienten gemeinsam geweint, ich habe ihnen trotz Corona die Hand gegeben, wenn sie sie mir hinstreckten und mit ihnen gelacht.
Meine größte Furcht; das ist die vor mir selbst. Dieser Furcht vor meinem Selbst zu begegnen: eine tägliche Arbeit.
Mögest du dir bewusst sein, dass diese Arbeit gut sein kann, dass sie dazu beiträgt, Würde zu zeigen.
Bildquelle:
Von Peter Paul Rubens - Eremitage, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=337936