Asexualität - Von Pizza, Kaffee und Kuchen

in #lgbt7 years ago

 Im folgenden ein Text von Elisha, einem sehr lieben Twitter-Menschen der sich bereit erklärt hat mal zu erzählen, wie sich "Ace sein" eigendlich so anfühlt.

Ich möchte hierzu frei nach Fabio Borini (ein italienischer Fußballspieler mit Twitteraccount) Sex mit Pizza vergleichen. Ich glaube, die meisten von uns, ob Ace oder Allo, kennen das Gefühl: So ne Pizza, das wär's jetzt! Üppig belegt, ofenfrisch dampfend, mit leckerem Geruch, knusprigem Rand und viiiiel Käse. Direkt vor uns auf dem Teller. Woah! Aber eigentlich ist die Beschreibung der Pizza hier ziemlich mies, denn ihr könnt sie nicht essen. Sie ist imaginär. Eine Phantasie. Ähnlich wie auf Pizza haben viele Menschen auch gelegentlich Lust auf Sex. Und phantasieren über guten Sex wie ich gerade über leckere Pizza. Manchmal haben Menschen, wie oben beschrieben, einfach so Bock auf Pizza oder Sex. Das würde man im Pizza-Fall Appetit und im Sex-Fall ganz allgemein Lust nennen. Aber auch eine andere Situation kann mit unserer Pizza passieren: Wir gehen auf einem Spaziergang durch das Stadtzentrum zufällig bei einem Italiener vorbei. Es sitzen ein paar Leute draußen, denn das Wetter ist gut, und plötzlich bringt der Kellner einer Kundin eine Pizza. Wir sehen den Teller und obwohl wir vorher gar nicht daran gedacht haben, Pizza zu essen, bekommen wir plötzlich Hunger auf diese eine Pizza. Sie sieht so lecker aus! Das ist - im übertragenen Sinne - sexuelle Attraktion. Wir haben nicht einfach so Bock auf Pizza, erst die Präsenz der einen konkreten Pizza erweckt unseren Appetit. Die Präsenz einer anderen Pizza, etwa mit einem Belag, den wir nicht mögen, tut das eventuell nicht, wie wir etwa einen Menschen anderen Geschlechts vielleicht nicht sexuell anziehend finden (Pan-Pizza hust hust), wenn wir hetero- oder homosexuell sind. Oder eine andere Pizza nicht essen wollen, weil sie einfach nicht lecker aussieht. Was hat das mit Asexualität zu tun? Nach dem Beispiel hätten asexuelle Menschen also im übertragenen Sinne nie Appetit auf Pizza. (Tatsächlich mag ich Pizzen sehr gerne!) Das ist Asexualität. Und dennoch können wir welche essen. Sie ist nicht giftig für uns. Wer kennt es nicht: Manchmal haben wir gar keine wirkliche Lust auf Pizza und trotzdem nehmen wir uns ein Stück. Warum auch immer, wir essen trotzdem ein Stück Pizza. Das kann dann sogar lecker sein (was es aber nicht muss!), und wir haben trotzdem keinen Appetit gehabt. Ob wir vorher gewusst haben, dass wir Pizza lecker finden, spielt keine Rolle. Und manche Asexuelle haben so, wie bereits gehabt, auch Sex. Aber warum? Das kann mehrere Gründe haben. Aus meinem eigenen Umfeld kann ich davon zumindest zwei benennen: Zum einen kann es sein, dass wir uns in einer Beziehung befinden, wo wir es dem Partner zuliebe doch manchmal tun und es uns nicht so viel ausmacht, oder eben aus sozialen Normvorstellungen heraus, was bedeutet, man empfindet gesellschaftlichen Druck, es irgendwie getan haben zu müssen. Zum anderen ist Sex eben auch nicht giftig, nur weil man ihn nicht aktiv sucht. Im Gegenteil: Die Natur hat auch asexuelle Personen mit gewissen Nervenbahnen ausgestattet. Ich bin asexuell und masturbiere zum Beispiel, auch wenn ich keinen Sex habe. Und es klappt. Ich tue das nicht, um damit irgendeinen Sexualpartner zu kompensieren, das ist nicht nötig, sondern weil es Spaß macht, sich schön anfühlt und dadurch entspannend ist zu masturbieren. Außerdem hilft es manchmal gegen Langeweile. Und all das sollten auch manche Allos, also sexuelle Personen, nachvollziehen können. Warum sind Menschen, die Sex haben, also immer noch asexuell: Es geht bei Asexualität lediglich darum, ob man  "Appetit" hat. Und kann es für diese "Appetitlosigkeit" einen Auslöser geben oder wird man zur Asexualität geboren? Es gibt immer wieder Fälle, in denen Menschen z.B. Sexualität meiden, etwa nachdem sie Opfer sexueller Übergriffe wurden oder etwa ihre Asexualität auf den Einfluss körperlicher Gewalt in ihren ersten Lebensjahren schieben. Es gab aber auch bereits Studien, die die Ernährung oder das Schlafverhalten der untersuchten Personen für ihre Asexualität verantwortlich gemacht haben, was Asexualität zu einem aktiv veränderbaren Zustand machen würde, was sie definitiv nicht ist. Es ist normal, dass Menschen Gründe dafür suchen, weshalb sie sich von der Mehrheit ungewollt unterscheiden. Allerdings ist es sehr schwer, direkte Zusammenhänge zu finden, da wir im alltäglichen Leben und in unserer Entwicklung bis zur Pubertät alleine so vielen Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, dass eine klare Verbindung "Ereignis A führt zu Verhalten B" in diesem Kontext nicht seriös festzustellen ist. Dementsprechend liefert auch die Forschung keine eindeutigen Ergebnisse. Ob es die jemals geben wird, ist fraglich. 

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