Erzähl mir bitte etwas über dich und sag mir, wie du zur Fotografie gekommen bist.
Hallo Laura. Erst mal DANKE für die Einladung und für das Interview. Es freut mich sehr, dass ihr euch für mich und meine Arbeit interessiert.
Ich bin Andreas Schwarzlmüller, bin 23 Jahre jung und komme aus Österreich, besser gesagt aus Oberösterreich.
Ich studiere an der Fachhochschule in Hagenberg „Software Engineering“ und schließe das Studium in Kürze mit einem Bachelor ab. Soweit ein kurzer Einblick in mein Leben..
Wie ich zur Fotografie gekommen bin? Puhhh.. Gute Frage! Da muss ich mal kurz überlegen.
Ich habe mir mit meinem ersten Gehalt eines Ferialjobs eine Canon 1000D gekauft, da mich die Fotografie interessierte und ich super Bilder machen wollte. Zuhause hab ich dann gleich die Kamera ausgepackt und die Beschreibung durchgelesen. Danach war ich aber leider auch nicht viel schlauer. Also hab ich mich einfach mit der Kamera in die Natur gestürzt und die verschiedensten Einstellungen getestet und alles Mögliche probiert. Leider hab‘ ich aber noch immer nicht ganz verstanden wie Blende, ISO und Verschlusszeit zusammenspielen und darum hab‘ ich schnell wieder die Lust am Fotografieren verloren. Als ich dann 2013 meine Freundin kennengelernt habe, die nebenbei selbstständige Hochzeitsfotografin ist, hat mich die Lust wieder voll gepackt. Sie erklärte mir detailliert alles von A bis Z und ich verstand endlich, was eine Blende ist und wie man diese perfekt einsetzt.
Anfang 2013 ging es dann auch mit meinen Timelapses los. Timelapses – also Zeitraffern – sind in regelmäßigen Abständen fotografierte Bilder, die zu einem Video zusammengeschnitten werden. Dadurch werden auch jene Änderungen sichtbar, die in Echtzeit aufgrund der zu langsamen Bewegung, nicht für uns wahrnehmbar sind. Diese Technik ist momentan meine größte Leidenschaft.
Was gefällt dir am besten daran und was motiviert dich?
Am besten an der Fotografie gefällt mir, dass ich raus aus meinen vier Wänden komme. Raus in die Natur, rauf auf die Berge rein in die Stadt. Ich lerne das Land besser kennen und kann dabei unter freiem Himmel unterwegs sein. Desweiteren begeistere ich mich sehr stark für die Zeitrafferfotografie. So faszinieren mich zum Beispiel das Farbenspiel einer untergehenden Sonne an einem wunderschönen Sommertag oder der Verlauf der Wolken im Wind bei stürmischem Wetter. Aber auch von Menschen belebte Straßen sowie Veranstaltungen eignen sich bestens für Timelapse-Aufnahmen.
Zudem werde ich stark durch andere Künstler und deren Kreativität motiviert. Ich verfolge sie auf Facebook und staune immer wieder, wie schön ihre Portraits, Landschaftsbilder und spontanen Shots sind.
Wie läuft der Prozess bis zum fertigen Bild bei dir ab? Zum Beispiel bei deinem Selbstpotrait mit Mehl, Honig und Schokoladensirup... Wie war da die Planung, Umsetzung und Bearbeitung?
Haha, ich finde lustig, dass du genau dieses Bild ansprichst. Hier gab es nämlich keine Planung. Ich habe mir ein paar Tage vorher eine Glatze schneiden lassen (es war meine Erste und ich wollte schon immer mal eine – meine Freundin war natürlich sehr begeistert (ironi)). Da ich unbedingt Fotos von meiner neuen „Haarpracht“ wollte, haben wird das Studio aufgebaut. Dann haben wir den Selbstauslöser genommen und einfach drauf los geschossen.
Da die Holi Colours gerade so populär waren, hatten wir die natürlich Zuhause und diese auch in die Bilder integriert. Leider war das Pulver sehr schnell leer und so hab ich zu Mehl, Honig und Schokoladensirup gegriffen. Wir hatten extrem viel Spaß. Und ja, es ließ sich alles bei einer Dusche auch wieder abwaschen.
Wie würdest du das perfekte Bild beschreiben?
Das perfekte Bild… puhh, schon wieder so `ne schwere Frage.
Für mich gibt es das perfekte Bild nicht. Viele Bilder sind starke Bilder.
Ein Bild muss auf mich wirken. Wenn ich ein gutes Bild sehe, dann überlege ich, welche Einstellungen der Fotograf bzw. die Fotografin wohl gewählt hat, wie er oder sie zu diesem Ort gekommen ist oder was durch das Bild vermittelt werden sollte? Ich muss mich in das Bild hineinversetzen können – dann ist es für mich ein starkes Bild.
###Gibt es eine Fotografie, die dich kürzlich inspiriert hat und willst du es uns zeigen?
Ja, die gibt es definitiv. Zeitraffer, Timelapse- und Hyperlapse-Fotografie begeistert mich immer wieder aufs Neue. Timelapses – also Zeitraffern – sind in regelmäßigen Abständen (zwischen einer bis 30 Sekunden) fotografierte Bilder, die zu einem Video zusammengeschnitten werden. Dadurch werden auch jene Änderungen sichtbar, die in Echtzeit aufgrund, der zu langsamen Bewegung nicht für uns wahrnehmbar sind.
Eine Hyperlapse, auch Walk-lapse genannt, ist eine bewegte Timelapse. Auch hier werden in regelmäßigen Abständen Fotos geschossen, welche zu einem Video zusammengefügt werden. Der Unterschied liegt allerdings in der Positionierung der Kamera. Die Neuaufstellung und Neuausrichtung der Kamera nach jedem Bild ist spezifisch für eine Hyperlapse. Die charakteristischen Schritte in eine andere Richtung geben ihr daher auch den Namen „Walk-lapse“.
Diese zwei Techniken interessieren mich momentan sehr.
Hier ein Beispiel, wo ihr Timelapse und Hyperlapseszenen betrachten könnt. Dieses Video habe ich für meine Heimatstadt Wels aufgenommen:
Viele weitere Videos findet ihr auf meinem Youtube-Kanal
http://www.youtube.com/schwarzlmuellerphoto
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Ach man Laura, bei deinen Fragen hast du dir echt Mühe gegeben. Da ich die Fotografie erst vor relativ kurzer Zeit für mich entdeckt habe, experimentiere ich noch sehr viel mit der Hard- und Software, die mir zur Verfügung steht. Aufgrund dessen ist die Frage für mich zu diesem Zeitpunkt noch relativ schwer zu beantworten. Als charakteristisch würde ich meine Detailverliebtheit bei der Landschaftsfotografie bezeichnen. Außerdem versuche ich bei meinen Videos, bewegte Bilder mit berührenden Melodien in Einklang zu bringen und so den Menschen die Faszination des Moments zu vermitteln. Wohin die Reise geht wird sich allerdings erst in den kommenden Monaten und Jahren herausstellen. Sicher ist, dass ich weiterhin offen für Neues bleibe und jede Chance nütze, die sich mir bietet.
Was sind drei einzigartige Dinge, die dich und deine Werke von den anderen abheben?
Punkt 1: Ich mach, was mir Spaß macht. Ich kann mein Hobby ausleben wie ich will.
Punkt 2: Meine Zeitraffervideos fangen wunderschöne Momente ein und ich zeige die Städte mal von einer anderen Seite.
Punkt 3: Ich bearbeite die Bilder und Videos sehr wenig, dadurch kommen sie sehr natürlich rüber und man hat das Gefühl, man ist mitten im Bild und erlebt den Sonnenaufgang gerade selber.
Welchen Fotografen oder Künstler würdest du gerne kennenlernen?
Da gibt es sehr viele. Matthew Vandeputte, ein Belgier, der in Australien lebt, verfolge ich derzeit sehr intensiv und er ist ein wirklich großes Timelapse- und Hyperlapse-Genie. Kirill Neiezhmakov, ein Russe, macht ebenso extrem coole Hyperlapse- Videos. All meine Vorbilder hier aufzuzählen würde allerdings zu lange dauern.
Würdest du uns vielleicht noch dein derzeitiges Lieblingsbild zeigen und ein paar kurze Worte dazu sagen?
© Andreas Schwarzlmüller
Dies ist mein derzeitiges Lieblingsbild. Wir waren an einem Wochenende im Mai im Toten Gebirge wandern. Auf 1800m, unterhalb vom großen Priel, liegt die Welser Hütte. Wir sind am Samstagnachmittag vier Stunden aufgestiegen und mein Ziel war es, in der Nacht die Sterne zu fotografieren. Ich hab‘ also fast meine ganze Ausrüstung mit hochgenommen (zum Glück gab es aber einen Lastenaufzug :D). Leider war die Nacht nicht klar, es waren überall Wolken und es war nicht möglich, die Sterne zu fotografieren. Also gingen wir um Mitternacht ins Bett. Dafür wollte ich am Morgen ganz bald aufstehen, um wenigstens einen schönen Sonnenaufgang erleben zu können.
Um 4:30 Uhr
war ich also wach und es war ein atemberaubender Aufgang. Er war wirklich unbeschreiblich schön. Dieses Bild entstand
um 5:30 Uhr
, die Sonne kam gerade von hinten über den großen Priel und leuchtete den Schernberg direkt rot an – einfach atemberaubend. Das frühe aufstehen hat sich also gelohnt.
Auf meinem Youtube-Kanal findet ihr übrigens eine Timelapse zu diesem Sonnenaufgang.
Zum Abschluss – Was würdest du allen angehenden Fotografen für die Zukunft empfehlen?
Einfach die Kamera schnappen, raus in die Natur gehen und sein Equipment probieren – also üben, üben, üben und zusätzlich Videos auf Youtube und Co konsumieren. Es gibt bereits zu fast jedem Thema wirklich gute Tutorials inklusive Erklärungen. Außerdem finde ich es wichtig, dass man sich Bilder von anderen Fotografen anschaut und sich fragt, welche Einstellung der Fotograf oder die Fotografin wohl gewählt hat. Folgt Fotografen, Künstlern oder Trainern auf Facebook schreibt sie bei Fragen einfach direkt an. Sie helfen euch normalerweise alle sehr gerne.
Und wenn ihr wieder etwas Neues dazugelernt habt, dann die Kamera schnappen und los geht’s. Habe es nicht anders gemacht..
Danke fürs Interview, es hat mich sehr gefreut. Wünsche noch einen schönen Tag.
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