Der Pessimist schaut nach unten und stößt sich den Kopf. Der Optimist schaut nach oben und stolpert. Der Realist schaut nach vorne und paßt seine Schritte den Gegebenheiten an.
Dies ist der Preis, den wir für unser Leben zahlen müssen: die Auseinandersetzung mit der Realität, mit dem, was ist. Sei es unser Charakter, unsere Eigenheiten -unabhängig davon, ob sie uns gefallen- oder sei es unsere wirtschaftliche, gesellschaftliche oder politische Situation; unabhängig davon, ob wir sie wahrnehmen wollen oder glauben, sie verändern zu können oder nicht.
Realitätsverweigerung mag kurzfristig gesehen beruhigend bequem sein –wir wähnen uns in der Illusion der Sicherheit- doch leben wir so an der Wirklichkeit vorbei; nicht als mündige Erwachsene im eigenständigen Leben sondern wie die Kinder in Abhängigkeit. Als Erwachsene macht uns das zu Sklaven und somit unfähig unsere Eigeninteressen, unser Streben nach Glück zu verfolgen.
Dies meine ich mit Infantilisierung, besser gesagt: infantil halten der Gesellschaft: Der Staat okkupiert mehr und mehr Bereiche unseres Lebens (Stefan Blankertz) bzw. wir lassen uns mehr und mehr aus der Hand nehmen; sei es Erziehung, Bildung, Vertragsfreiheit, Fürsorge, innere Sicherheit, Transport, etc. Der Staat entledigt uns der Verantwortung für unser eigenes Leben, nimmt es aus unserer Hand und zieht so unselbständige, willfährige Generationen orientierungsloser Volksmassen heran.
Unsere Ängste werden ignoriert oder wahlweise instrumentalisiert, unsere Wut als legitimes Aufbegehren gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung verboten, unsere Trauer über den fortschreitenden Verlust an sozialer Nähe und einer naturnahen Umgebung rationalisiert bis lächerlich gemacht und unsere Freude erschöpft sich in oberflächlichen Spaßveranstaltungen. Was passiert mit Kindern, deren Gefühle nicht ernstgenommen werden?
Mark Passio sieht die Anhaftung an das Staatskonzept wahlweise als Vaterkomplex (Der „starke“ Staat, Nationalismus, Militarismus etc.) oder als Mutterkomplex (Der Wohlfahrtsstaat, Sozialismus, Nudging etc.) - Ein interessanter Gedanke.
Ob wir die Ursache für Staatsgläubigkeit nun in erlittenen Kindheitstraumata sehen (Heiko Cochius) oder in mangelndem Verständnis der auf Gewalt und Zwang beruhenden Wesenheit dieser “Fiktion, mit deren Hilfe sich alle bemühen, auf Kosten aller zu leben,“ - dies zu überwinden ist unsere eigene Aufgabe. Und wenn wir uns nicht dazu in der Lage wähnen, so wäre es doch die Aufgabe des Staates, wenn wir ihn denn als Elternäquivalent sehen möchten, doch jene, zu Eigenständigkeit und Selbstverantwortung zu befähigen bzw. zu ermöglichen, dieses zu erreichen; was allerdings dem Wesen eines Staates widerspricht. Erwachsen wäre die Gesellschaft also dann, wenn sie sich ganz vom Staat emanzipiert hat.
Wenn wir aber nicht zeigen, daß wir dazu willens und fähig sind oder zumindest, wie pubertierende Teenager es tun, gegen diese Bevormundung rebellieren; uns also vom Staat zu emanzipieren suchen, solange wird es weiterhin heißen: „Solange Du deine Füße unter meinen Tisch stellst … […]!“
Ist die Gesellschaft in der Pubertät? Die (verständlichen) Überreaktionen in Teilen der Gesellschaft (extreme, unreflektierte Positionen links und rechts) stützen einen solchen Vergleich ebenso wie die invasiven Klammerversuche einer Regierung, die ihre Glaubwürdigkeit schon längst verloren hat und versucht ihren Einfluß und ihre Macht durch immer mehr Repressionen aufrecht zu erhalten.
Der Staat, bzw. seine Vertreter (denn Volksvertreter sind sie schon lange nicht mehr) verdienen unseren Respekt so wenig wie mißhandelnde, vernachlässigende oder auch überbehütende (Helikopter-)Eltern den Respekt ihrer Kinder verdienen. Er herrscht nur durch unsere Legitimation seines Handelns. Diese Legitimation resultiert aus Verantwortungslosigkeit; wir delegieren durch die Abgabe unserer Stimme Rechte, die wir nicht haben an einen Staat, der sie nicht verdient und aufs Übelste mißbraucht.
Im übrigen ist der oben angeführte Vergleich nur bedingt zutreffend: Das Verhältnis Staat zu Bürger entspricht weniger dem Verhältnis Eltern zu Kind als vielmehr dem Verhältnis Herrscher zu Sklaven, oder auch Tyrann zu Untertanen. Da Staat auch nur ein Konzept ist, somit nicht wirklich existent, hat dieses (dogmabehaftete) Konzept auch weniger mit Familie gemeinsam als mit Religion (Larken Rose). Und auch Religionen sind als Institution schon immer Herrschaft gewesen und als zu eigen gemachte Ideologie ein Sparren im Kopf (Max Stirner). Insofern liegt das Problem zwischen unseren Ohren.
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