Da muss ich Dir leider widersprechen. Ein guter Fotograf kann nicht mit jeder Kamera gute Fotos machen. Die Milchstraße kann ich nicht mit dem Smartphone fotografieren und einen Vogel im Flug ebenso wenig, um nur mal zwei Beispiele zu nennen. Und wenn es auf hohen Dynamikumfang, Schärfe und eine hohe Auflösung für einen großen Print ankommt brauche ich auch eine teure Kamera und nicht das Smartphone. Mit Auflösung meine ich jetzt nicht die Mpx Zahl, sondern die optische Auflösung.
"Gute Fotos macht der Fotograf und nicht die Kamera." Dieser Unfug wird gerne von Fotografen verbreitet, die mit einer Ausrüstung im Wert eines Kleinwagens unterwegs sind. Wenn dem tatsächlich so wäre, würden die die Hochzeitsfotos mit ihrem Smartphone machen und nicht viel Geld für eine teure Fotoausrüstung ausgeben und gleichzeitig ihren geplagten Rücken schonen.
Und den Mythos mit dem Stativ hab ich noch nie gehört. Woher hast Du das?
Astrofotografie mit dem Smartphone ist möglich und es gibt auch Anleitungen im netzt, wie man das macht. Sportfotografie ist da schwieriger da gebe ich dir Recht.
"Gute Fotos macht der Fotograf und nicht die Kamera." Ist kein Unfug, Stefan Finger (Profilfotograf), Thomas Hinze (YouTuber und Fotograf) nur als Beispiel. Benutzen sehr oft nur ein APC-C Kamera auf ihren Reisen und Arbeiten. Fotografie ist viel mehr und vielfältig von gestochen scharfen Fotos bis hin zu Langzeitbelichtung von 1 Stunde oder mehr. Nicht umsonst ist es eine Kunst. Das mit den Stativ habe ich am Anfang viel gelesen und gehört (Forum u.s.w.) bis ich mir andere Fotografen gezeigt haben das es nicht so ist.
Ein Bild wie dieses kann man mit dem Smartphone aufnehmen? Und davon dann einen großformatigen Print machen? Das wird wohl nicht gehen, egal wie toll irgendeine Anleitung im Netz ist.
Die beiden erwähnten Herren sind mir nicht bekannt. Aber "nur" eine APS-C Kamera ist eben kein Smartphone oder keine 15 Jahre alte Kompaktkamera. Und auch mit meiner über 20 Jahre alten Nikon D70 kann ich nicht 2 Minuten bei ISO 800 belichten. Das Bildrauschen wäre nicht in den Griff zu bekommen.
Wenn ich Aufnahmen bei Tageslicht mache und keine Prints von den Bildern machen will, nehme ich auch meist nur das Smartphone. Aber einige Dinge funktionieren nunmal damit nicht, vor allem lange Belichtungszeiten und hohe ISO Werte bei guter Bildqualität. Davon abgesehen, ist es wesentlich schwieriger schnell Einstellungen wie Blende, ISO und Zeit zu verändern als mit einer DSLR oder Systemkamera.
Aber andererseits habe ich auch schon Fotografen gesehen, die mit 'ner Hasselblad Ausrüstung in Wert von einigen Zehntausend Euro völlig belanglose Bilder gemacht haben.
Erstmal vielen Dank für dein ausführliches und spannendes Feedback!
Ich finde unsere Unterhaltung sehr bereichernd und lerne selbst etwas daraus, dafür möchte ich dir danken.
Du hast völlig recht, dass die Astrofotografie ein spezielles Genre ist, das eine passende Ausrüstung erfordert. Ob solche Aufnahmen tatsächlich mit einem Smartphone möglich sind, kann ich aus eigener Erfahrung nicht sagen, da ich mich bisher noch nicht mit Astrofotografie beschäftigt habe. Aber wer sich mit den Grundlagen auskennt und die Basics beherrscht, kann auch mit einfacherem Equipment beeindruckende Bilder machen. In diesem Blog habe ich von der Fotografie im Allgemeinen gesprochen. Diese Aspekte der Grundlagen, habe ich vergessen rein zu schreiben.
Wie du selbst sagst, verwendest du für bestimmte Aufnahmen, bei denen keine Prints erforderlich sind, auch ein Smartphone. Das machen Anfänger genauso wie Profis. Die digitale Welt hat uns hier großartige Möglichkeiten eröffnet. Letztendlich kommt es jedoch nicht nur auf die Technik an, sondern vor allem auf die Grundlagen der Fotografie: den Bildaufbau, das Belichtungsdreieck, die Drittelregel und viele andere gestalterische Prinzipien. Beherrschst du diese Grundlagen nicht, nützt dir die teuerste Kamera nichts. Aber mit diesen Basics kannst du sogar mit einem Smartphone die schönsten Landschaftsbilder aufnehmen – das nur mal als Beispiel.
Ich stimme dir auch zu, dass ein Smartphone in bestimmten Situationen keine Kamera ersetzen kann, etwa bei Langzeitbelichtungen, Studiofotografie oder hohen ISO-Werten mit minimalem Rauschen. Diese Grenzen wollte ich in meinem Blog nicht bestreiten. Der Beitrag soll vielmehr zeigen, dass gute Fotos nicht allein von teurem Equipment abhängen, sondern von der Umsetzung und dem fotografischen Auge.
Danke nochmals für deine Perspektive!
Gruß
Michael
Sehr gerne.
Ich fotografiere seit über 40 Jahren, seit 2012 auch beruflich. In dieser Zeit habe ich viele Fehler gemacht, vielen Blödsinn geglaubt, den irgendwelche Wichtigtuer verbreitet haben und sehr viele Erfahrungen gesammelt. Und nahezu täglich lerne ich neue Dinge in der Fotografie. Und da mein Leben kein Wettbewerb ist, teile ich mein Wissen und meine Erfahrungen sehr gerne. Wissen vermehrt sich, wenn man es teilt.
Das Thema Astrofotografie ist überaus komplex. Für einen Einsteiger dürfte das sehr frustrierend sein, selbst wenn er über eine geeignete Ausrüstung verfügt. Die Bilder des nächtlichen Sternenhimmels, die ich oder auch andere Fotografen präsentieren, sind immer nur die wenigen Bilder, die gelungen sind. Die unzähligen Fehlversuche zeigt gewöhnlich niemand. An dieses Thema solltest Du Dich nur wagen, wenn Du viel Zeit investieren kannst und eine hohe Frustrationsschwelle hast. Darüber hinaus kommt man irgendwann an Grenzen, was die Ausrüstung anbelangt. Ich muss nicht dauernd irgendwelche neue Ausrüstung kaufen, nur um irgendwas Neues, Tolles zu haben. Ich kaufe nur etwas neu, wenn das Alte kaputt ist oder ich beispielsweise die Milchstraße mit der vorhanden Ausrüstung nicht so auf den Sensor bekomme, wie ich mir das vorstelle. Das 16 mm Objektiv mit Blende 1.8 benutze ich auch mit Blende 1.8, ansonsten bräuchte ich das nicht. Neben lichtstarken Objektiven mit guter Abbildungsleistung braucht man dann eine Astro-modifizierte Kamera eine Nachführung und, und, und.
Ich verstehe Deinen Ansatz durchaus, dass Du Anfängern den Einstieg erleichtern willst, aber an einigen Stelle sind starre Regeln oder eben das Widerlegen dieser nicht besonders hilfreich. Vielleicht will der Anfänger gleich in der Astrofotografie durchstarten oder braucht ein besonderes Bokeh, eine bestimmte Brennweite mit großer Blende um Personen freistellen zu können usw.. Und genau dafür braucht man dann eine bestimmte Ausrüstung und nicht irgendeine beliebige Kamera. Ein 85 mm Objektiv mit Blende 1.8 kann man eben nur sehr eingeschränkt durch Software Tricksereien nachbilden.
Und ich verstehe auch, dass Du damit ausdrücken willst, dass es auf eine gute Idee und eine erkennbare Bildgestaltung ankommt. Aber meine gute Idee muss sich eben auch mit der Fotoausrüstung, die mir zur Verfügung steht, umsetzen lassen.
Grüße aus Berlin und allzeit gutes Licht
Sven