@jaki01 hatte ja schon das nächste Thema angeregt. Wo gibt es nun eigentlich die Sammelobjekte, seien es normale Stufen oder Micromounts? Ich beschränke mich hier im wesentlichen auf die Situation in Deutschland. Für genaue Ortsangaben muss auf das Internet und die Bibliotheken verwiesen werden. Eine umfassende Anlaufstelle im Internet wäre www.mineralienatlas.de Auch eine Kontaktaufnahme zu örtlichen Sammlern zur aktuellen Fundsituation ist eine gute Idee. Vorab die traurige Mitteilung: Sammler im Norden Deutschlands sind eindeutig benachteiligt...
Die erste Quelle für den Mineraliensammler sind viele Halden des Altbergbaus der letzten Jahrhunderte. Nur beispielhaft erwähnt seien hier Eifel, Schwarzwald, Erzgebirge oder Harz. Die meisten der von uns gesuchten Stücke liegen tief in der Erde verborgen. Da kommen wir aber nicht hin. Die Stollen und Schächte sind im Laufe der Jahrhunderte verbrochen oder verrollt, die Standfestigkeit der Anlagen ist nicht mehr gegeben. Selbst wenn man hineinkommt, ist das mit dem auch wieder unversehrt Herauskommen recht risikobehaftet. Man muss auch nicht hinein, denn die Bergleute früherer Zeit haben Halden mit Material aufgeschüttet, welches für sie nicht verwertbar erschien. Darin verbergen sich durchaus noch respektable Stücke, allerdings auch viel taubes Gestein. Die Suche auf Halden aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg ist meist wenig erfolgversprechend, was mit der Behandlung des Gesteins zusammenhängt. Für den Micromount- Sammler sind noch alte Schlackehalden an den historischen Stellen der Verhüttung der Erze von Bedeutung. Durch die damalige Technologie bildeten sich Sekundärminerale, die durchaus auch sammlungswürdig und teilweise sehr selten sind. Ein Ausnahmefall in dieser Gruppe sind heute noch betriebene Bergwerke mit Herz für Sammler. Besonders zu erwähnen wäre die Grube Clara (Baden-Württemberg, Schwarzwald, Wolfach). Hier wird aus der laufenden Produktion Material abgezweigt und auf eine sogenannte Mineralienhalde aufgeschüttet, dass der interessierte Sammler gegen ein geringes Entgeld durchsuchen kann. Zwei mal im Jahr wird darüber hinaus auch die große Halde für Sammler geöffnet. Die Grube ist bekannt für ihre reichen Mineralvorkommen. Bislang sind über 375 davon nachgewiesen.
Die zweite Quelle sind natürliche Aufschlüsse oder an der Oberfläche ausstreichende, höffige Zonen. Natürliche Aufschlüsse entstehen, wenn sich bespielsweise Bachläufe in Gesteine einschneiden. Ein Beispiel dafür wären die Fundstellen an und in der Großen Pyra (Sachsen, Erzgebirge, bei Mühlleithen). Hier wurde ein primäres Jaspisvorkommen angeschnitten. Ein wesentlich bekannteres Beispiel für eine an der Oberfläche austretende Störungszone wäre der Schneckenstein (Sachsen, Vogtland, bei Tannenbergsthal). Hier tritt eine Quarz-Turmalinschiefer- Brekzie in Form eines Felsens zu Tage, die u.a. Topas enthält. Der wurde auch in früherer Zeit abgebaut. Heute besteht keine Möglichkeit zum Sammeln mehr, die Gegend um den (heute eingezäunten) Felsen ist Flächennaturdenkmal. Zur Gruppe dieser Fundpunkte gehören auch solche, an denen Minerale einfach so an der Erdoberfläche aufzusammeln sind. Hierzu zählt beispielsweise das Vorkommen von Schneekopfkugeln am gleichnamigen Berg (Thüringen, Thüringer Wald, bei Oberhof) oder die Achatvorkommen bei Schlottwitz (Sachsen, Osterzgebirge, bei Schlottwitz).
Die dritte Quelle der Mineralien sind aufgelassene oder noch in Betrieb befindliche Tagebaue, in denen anstehende Gesteine gewonnen werden. In aufgelassenen (außer Betrieb befindlichen) Tagebauen verdienen vor allem Lesesteinhaufen Beachtung. Auch am Fuß der Wände bzw auf den nahen Halden findet sich interessantes Material. Die entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen sind natürlich zu beachten. Was da liegt ist ja irgendwann heruntergefallen und es könnte Nachschub folgen... Noch in Betrieb befindliche Tagebaue bieten den Vorteil, dass ständig neues Material freigelegt wird. Der in der Nähe wohnende Sammler hat hier also den Vorteil, kontinuierlich zu sammeln und eine umfangreiche Fundortsammlung anzulegen. Natürlich braucht man dafür die Genehmigung des Betreibers.
Die vierte Quelle sind Straßen- oder Bahnbauprojekte in höffigen Gebieten. Dabei werden oft größere Erdmassen bewegt und bei den Arbeiten meist Gesteinsschichten angeschnitten. Ein Blick darauf lohnt sich fast immer, sei es nun aufs Anstehende oder auf die Gesteinsbrocken im Abraum.
Die fünfte Quelle fasse ich unter "Exoten" zusammen. Also alles das, was relativ selten vorkommt, aber dennoch vorhanden ist und gute Funde ermöglicht. Hierzu zählen Fundstellen in Gebieten, wo man als Anfänger normalerweise keine sammlungswürdigen Mineralien erwarten würde. Ein bekanntes Beispiel wäre der Kalkabbau bei Rüdersdorf (Brandenburg, Rüdersdorf). Hier wurden sehr schöne Stufen aus dem Muschel- und Wellenkalk geborgen. Dann haben wir die Seifen. Die entstehen, in dem durch Erosion freigelegte, oberflächennahe Minerale vom Entstehungsort durch fließendes Wasser weggetragen und auf dem weiteren Weg des (auch ehemaligen) Gewässers auf Grund des spezifischen Gewichts sortiert an anderer Stelle konzentriert wieder abgeladen werden - wo man sie dann gewinnen kann (Flussseifen). Dazu zählen im weitesten Sinne beispielsweise Bernstein an der Ostseeküste, Edelsteine aus Flüssen und Bächen und natürlich Seifengold. Letzteres ist so selten nicht, man muss nicht lange suchen, um entsprechendes Belegmaterial zu finden.
Die sechste Quelle wäre der "Urlaub". In den benachbarten Ländern gibt es etliche Gebiete mit "Fundgarantie". Insbesondere Sammler aus den "benachteiligten" Regionen Deutschlands können hier schnell ihre Sammlung erweitern. Die Liste würde viele Bücher füllen, also hier nur als Beispiel die Leckbachscharte und der Hopffeldboden (Österreich, Salzburg, bei Brambach bzw. Neukirchen, Habachtal bzw. Obersulzbachtal).
Smaragd aus der Leckbachscharte (AT) auf Quarz. Ein typisches Belegstück als Micromount. Fundwahrscheinlichkeit: 100%. Bildbreite ca. 4 mm.
Im nächsten Beitrag wird es darum gehen, wie man "seine" Fundstelle findet und dort rein praktisch an die Objekte der Begierde kommt.
Das war eine wirklich sehr ausführliche Antwort - vielen Dank!
Ich kommentiere so kurz, weil es wirklich kein Thema ist, zu dem ich selbst viel Eigenes beisteuern könnte, habe aber deine Ausführungen mit Interesse gelesen.
P. S.: Rewards hast du anscheinend schon einmal 'geclaimt'. Wenn du anfangs schneller mehr HIVE-Power (und dadurch Resource Credits zum Posten) zur Verfügung haben willst, kannst du außerdem die HBD (HIVE Dollars) in deinem Wallet im internen Markt in HIVE umtauschen und sie dann als HIVE-Power 'uppowern'. :)
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Sehr interessanter und inspirierender Beitrag! Danke dafür.