Wie im letzten Beitrag dieser Reihe versprochen, geht es heute an eine Fundstelle. Um es vorwegzunehmen: Natürlich kenne ich die, sie liegt quasi vor meiner Haustür. Natürlich zieren ungefähr 50 Stufen von dort meine Lokalsammlung. Für den Beitrag habe ich mich nur in den Anfänger hineinversetzt, der die Fundstelle besuchen möchte und dazu nur die allgemein zugänglichen Infos zur Verfügung hat. Die gezeigten Funde sind aber wirklich nur die vom heutigen Ausflug.
Also los. Nach Ankunft auf dem nächstgelegenen Parkplatz habe wir zwei Stunden Zeit. Wir sind auf der Durchreise und wollen dabei mal die Fundstelle besuchen. An die Regeln, die im Beitrag zur Vorbereitung beschrieben wurden, haben wir uns gehalten. Wir haben den Mineralienatlas studiert (https://www.mineralienatlas.de/?l=22263) und Karte + das von uns ausgedruckte digitale Geländemodell aus dem letzen Beitrag mitgenommen. Und wir wollen zu besagter Quelle im Bereich des oberen Stollens der Grube, aus deren Quelltopf die begehrten Stücke stammen sollen.
Wir folgen erst mal der Zugangsbeschreibung. Von der Gaststätte aus nach Norden, dann 30 m auf dem Wanderweg durch den Wald und nach links abbiegen. Dann sieht man im Wald schon Schurfstellen. Die erste Überraschung: Upps; da ist ja gar kein Wald mehr!
Scheinbar schon vor Jahren dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Niederwuchs prägt das Bild, an Bodenstruktur zu erkennen ist gar nichts. Und irgendein Durchkommen scheint auch nicht möglich. Aus der Karte wissen wir aber, weiter unten im Norden schließen sich Wiesen an. Von dort aus könnte es möglich sein, die Stelle zu erreichen. Dazu brauchen wir die Topokarte.
Unter Wanderweg versteht man überall etwas anderes. Unser sieht so aus wie im Bild oben (Blick zurück). Über die Wiesen auf der Karte gelangen wir zu einer Position nördlich der Fundstelle und halten Ausschau nach einem schmalen Pfad und dem Bach, der zur Quelle gehört. Letzteren werden wir nicht finden, der verläuft an dieser Stelle unterirdisch. Aber ein schmaler Pfad in ungefährer GPS- Richtung unserer Fundstelle ist erkennbar.
Na gut, so etwas ähnliches jedenfalls. Dem folgen wir und sind (mit Glück und Orientierungssinn) irgendwann bei der Quelle. Auch die Reste des in der Beschreibung genannten großen Baumes an der Quelle, der nach Beschreibung nicht weiter unterhöhlt werden sollte, ist als Stubben noch vorhanden.
Den beschriebenen Fundort haben wir offensichtlich auch tatsächlich gefunden, es kann losgehen mit der eigentlichen Suche. Nein, kann es nicht. Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, nach Ankunft am Fundort erst mal die nähere Umgebung unter die Lupe zu nehmen. Was liegt an der Oberfläche an Gestein herum? Wo haben andere gesucht? Was haben die hinterlassen? Die 10, 15 Minuten Aufwand lohnen sich in jedem Fall. Nichts ist ärgerlicher, als nach 2 Stunden harter Arbeit auf dem Rückweg festzustellen, dass weit bessere Fundstücke 7 m weiter entfernt an der Oberfläche herumliegen.
Hat man sich umgesehen, wird etwas abseits und unterhalb des eigentlichen Suchgebietes ein "Basislager" errichtet. Dort kommt der Rucksack hin und mit ihm alle Sachen, die man nicht unbedingt direkt zur Suche braucht. Jedenfalls ist das bei "normalen" Halden so, ebenso an Lesesteinhaufen im aufgelassenen Steinbruch. bei unserer Fundstelle erübrigt es sich. Es gibt nichts, was man einfach systematisch absuchen könnte. Wir konzentrieren uns also nur auf den Quelltopf und die einstellig Anzahl Quadratmeter zugänglicher Halde oberhalb. Wäre es eine "normale" Halde, würden wir jetzt das abzusuchende Gebiet in Streifen (von oben nach unten) einteilen, die etwa so breit sind wie unsere ausgestreckten Arme. Es macht keinen Sinn, ziellos über die Halde zu gehen und dabei zu hoffen, dass einem zufällig etwas unter die Augen kommt. Kleinere Objekte werden dabei mit fast 100%-er Wahrscheinlichkeit übersehen. Man beginnt im Suchgebiet links oben und arbeitet sich nach unten. Dabei wird alles in Reichweite der Arme abgesucht und die gefundenen Dinge betrachtet. Scheinen da Mineralien zu sein, kommt das Gestein in eine Tasche oder einen mitgeführten kleinen Eimer. Erkennbar gute und empfindliche Stücke landen in der (verschließbaren) Hemdtasche. Taubes Gestein wirft man nicht einfach ins Gelände, sondern legt es rechts von sich auf ein Häufchen. Wer will schon bei der Sucherei einen schon einmal durchmusterten Stein nochmals in die Hand nehmen? Außerdem dienen die Häufchen der Markierung des nächsten Suchsektors. Das macht man, bis Eimer oder Tasche voll sind. Die werden dann zum Basislager getragen und dort auf Papier (!) abgelegt. Der Inhalt der Jackentasche kommt in den Transportbehälter für die empfindlichen Stücke. Das wird wiederholt sich bis man meint, genügend Rohmaterial zusammengetragen zu haben. Man sollte keine riesigen Haufen auftürmen, denn es ist ja markiert, was man abgesucht hat. Man kann jederzeit wiederkommen und weitermachen.
Nun geht es am Platz des Basislagers ans Sortieren. Dazu wird jedes Stück von der ausgelegten Zeitung bei Bedarf gesäubert und angeschlagen und genau betrachtet. Befindet man es für gut, wird es nicht gleich verpackt, sondern kommt auf eine andere Zeitung. Was nach erster Betrachtung ganz offensichtlich nicht mitgenommen werden soll, wird wie bei der Suche nicht irgendwo ins Gelände geworfen, sondern kommt auf einen Haufen. Was für gut befunden wird, wird nebeneinander auf die zweite Zeitung gelegt. Irgendwann ist alles betrachtet und sortiert. Jetzt gilt es zu entscheiden, was tatsächlich mitgenommen werden soll. Wir brauchen ja nur etwas für die eigene Sammlung und eventuell etwas Material zum Tauschen. Es macht keinen Sinn, 30 "normale" Pyritkristalle von einer Fundstelle in die eigene Sammlung zu legen, wenn es keine besonders schönen oder solche mit Besonderheiten sind. Was wir nach gründlicher Abwägung nicht mitnehmen wollen, landet also vorsichtig beim Haufen mit den aussortierten Stücken. Es ist überhaupt eine Unsitte geworden, Dinge, die man selbst nicht braucht (oder nicht bergen kann, oder die einen nicht interessieren...) in die Gegend zu werfen oder zu zerstören. Denkt bitte daran, dass nach uns noch andere Sammler kommen, die nicht nur etwas suchen, sondern auch finden wollen.
Eine Glaubensfrage ist, wie weit man die Fundstücke schon vor Ort formatieren, also in Form bringen soll. Besonders, wenn man das Gestein noch nicht gut kennt, sollte man auf Versuche vor Ort verzichten und das zu Hause im Rahmen der Nachbearbeitung erledigen. Dort funktioniert das wesentlich besser und man hat andere Hilfsmittel als im Gelände.
Dann geht es mit Verpacken. Hat man nur an einer Stelle gesammelt, gestaltet sich das recht einfach. Die unempfindlichen Stücke in Zeitungspapier und Fundtüte, die empfindlichen in Seidenpapier, Polsterung, Zeitungspapier und dann ins Behältnis. Die Tüten kommen in die Außentaschen des Rucksacks, das Behältnis mit den empfindlichen Stücken ins obere Drittel des Innenraumes. Funde, die von unterschiedlichen Stellen kommen, müssen auch als solche gekennzeichnet werden. In unserem Beispielfall wären das drei Möglichkeiten. Der Schurf in der Halde oberhalb der Quelle, der Quelltopf und der Bach. Es ist wichtig, auch zu Hause nach einer gewissen Zeit zu wissen, wo eigentlich welches Stück herkam. Oft kommt man nicht sofort dazu, die Stücke weiter zu bearbeiten. Dazu dienen das in der Beschreibung zur Vorbereitung genannte Fundbuch, der Bleistift und der Permanentmarker. Es wird eine einfache Skizze der Situation angefertigt und die Fundstellen mit Ziffern gekennzeichnet. Die kommen dann auf die Plasttütchen. So weiß man, wo die Stücke herkommen. Manche Sammler ersetzen den Permanentmarker durch in die Tütchen gelegte Zettel. Ich finde, das hat sich nicht bewährt. Der Zettel wird bei Feuchtigkeit und mechanischer Beanspruchung sehr schnell unleserlich oder löst sich auf.
Ist alles verpackt, geht es ans Aufräumen. Das ist nicht schwer, wenn wir uns an die Grundsätze gehalten haben. Alles befindet sich dann nämlich am Ort des Basislagers. Einen Meißel mitten auf der Halde findet man garantiert nur durch Zufall wieder. Auch den Müll nehmen wir wieder mit. Nichts ist abstoßender als der Anblick einer vermüllten Fundstelle.
Bleibt die Frage, was der Anfänger nun gefunden hätte. Vorweg: Insgesamt recht wenig. In der Schurfstelle in der Halde gab es nichts. In der Halde war mit dem mitgeführten Werkzeug nichts zu erreichen, an der Schurfstelle lag oberflächlich auch kein höffiges Gestein herum, nur derber Quarz ohne Besonderheiten. Auch im Quelltopf gab es nur ein kleines Stüfchen mit teils beschädigtem Quarzkristallrasen. Der Bach kurz nach dem Quelltopf brachte zwei größere "Leichen" von Bergkristall ans Tageslicht. So nennt man sarkastisch beschädigte Kristalle, die aus dem eigentlichen Träger herausgelöst sind. Ansonsten gab es noch ein paar Quarzkristalle auf Matrix als Micromounts. Keinerlei sonstigen Minerale wurden festgestellt. Das mag enttäuschend klingen, ist aber für eine erste Suche innerhalb von einer Stunde auch normal. Manche Dinge verlangen Hartnäckigkeit. Mineraliensammeln gehört dazu.
Eine Herde Quarzkristalle...
Das nächste Mal geht's weiter mit den Arbeiten zu Hause.
Wenn ich in solche Herbstwälder gehe, suche ich eher Pilze. Auf Mineraliensuche wäre ich niemals gekommen. Sehr interessant allerdings.
Schöner Beitrag 👍. Das mit der Community hatte ich schon ganz vergessen 😀. Muss mal nachsehen ob noch Zugangsdaten vorhanden sind.
nice one.... danke für den tollen bericht.
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Ein interessanter Einblick!
WOW, toller Beitrag!
Und die Idee nach Mineralien zu schauen, noch mehr.
Das Gestein sieht wunderschön aus und der Gedanke daran, was diese Welt wundersames produziert und doch verborgen hält, noch mehr.
Darf ich dich fragen, ob du weißt woher Mondstein kommt? Die Informationen sind sehr sparsam, vielleicht weißt du mehr. VG
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