Hallo Freunde,
wenn man sich anschaut was eine Krise ist, wir reden hier von Krisen, da eine Katastrophe effektiv eine Krise mit einem plötzlichen Auslöser ist, dann ist es eine Erwartungsenttäuschung, die weit über das gewohnte Ausmaß hinaus geht. Die Alltagserwartungen werden unterbrochen und man weiß nicht mehr wie es weiter geht. Es herrscht etwas, dass wir in der Soziologie eine radikale Zukunftsoffenheit nennen. Man weiß nicht wie das ganze ausgehen wird. Man ist verunsichert. In der ersten Phase einer Krise kommt es dann oft zu einem Sinnschwall oder Sinnkollaps.
Der Sinnschwall entsteht dadurch, dass man in eine Krise geht und dort so viele Informationen bekommt, dass man nicht wirklich weiß was los ist und überfordert ist mit der Menge an Informationen, welche Informationen richtig sind und welche schon veraltet. Dies ist heutzutage oft der Fall. So gab es beim Terroranschlag vom Münchner Olympiazentrum Meldungen über Attentäter in der ganzen Stadt, bei einem Hochhausbrand bei dem ich Anfang des Jahres war hieß es wir haben 3 Reanimationen, es war eine. Es ist ein zu viel an Information, durch die niemand mehr die Draufsicht auf die Situation hat und jeder seine Perspektive mit einbringt.
Gleichzeitig gibt es auch das genaue Gegenteil. Den Sinnkollaps. Ein zu wenig an Informationen. Man weiß vor allem als Verantwortlicher nicht was man gerade macht und tappt ins Leere, da man keine Informationen hat und erstmal schauen muss, was man macht und hoffen dass man das richtige macht. So ist es z.b. zu Beginn von Corona gewesen, dass die Verantwortliche nicht wirklich wussten was das ist und erstmal auf Nummer Sicher gegangen sind. Auch bei Einsätzen hat man das oft bei Einheiten die im Einsatz sind und nicht wissen was los ist, erstmal rumsitzen und nichts machen, da sie nicht wissen was los ist und warum man jetzt wartet.
Durch die Natur einer Katastrophe sind viele Menschen an ihr beteiligt. Für jeden beginnt und endet die Katastrophe zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt. Auch die einzelnen Phasen des Krisen- und Katastrophenschutzmanagementkreislaufes werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten betreten und manchmal gar nicht betreten. So kann es passieren, dass die Katastrophe für viele Einheiten bereits in der Preparedness Phase beendet wird, weil sie nicht mehr im aktiven Einsatz notwendig sind. Es gibt ein aus der jeweiligen Perspektive geprägtes Erleben der Katastrophe. Jedes Individuum, Gruppe, Organisation oder Behörde erlebt die Katastrophe anders, tritt zu einem anderen Moment darein ein und tritt zu einem anderen Zeitpunkt aus dem Kreislauf aus.
Sinnkollaps und Sinnschwall können gleichzeitig auftreten, müssen sie aber nicht. Aber sie treten an unterschiedlichen Orten auf. Während im Stab ein Sinnschwall entstehen kann, kann es sein das ein Sinnkollaps bei den Einheiten im Feld auftreten kann, da diese Einheiten nicht mehr mit Informationen versorgt werden, da der Stab noch damit beschäftigt ist sich zu finden und ein Bild der Lage in der Masse der Informationen zu gewinnen. Es kann auch sein dass beides zu unterschiedlichen Zeiten auftreten kann. Wenn es zu beginn einen Sinnkollaps gibt, kann es im Laufe des Einsatzes zu einem Sinnschwall kommen.
So und das nächste mal schauen wir uns dann mal das Verhalten von Menschen in der Katastrophe an, nachdem wir uns nun einmal angeschaut haben wie Informationen in der Katastrophe verbreitet werden.