Hallo Freunde,
Wenn man sich anschaut wie die meisten Menschen, aber auch Medienberichterstattung, über Menschen in der Katastrophe denken, dann handeln die meisten Menschen nicht sozial, sondern für den eigenen Vorteil. Unter Experten in der Gefahrenabwehr war diese Annahme bis vor wenigen Jahren auch sehr stark verbreitet. Das empirisch beobachtete Verhalten, also wenn man sich Studienergebnisse dazu anschaut, zeigt aber ein anderes Bild. Um genau zu sein haben wir in fast allen Fällen eine komplett andere Situation, als wir eigentlich erwarten.
Dies kommt unter anderem daher, dass die meisten Menschen die sich an den Ort der Katastrophe aufhalten nicht unbedingt Gaffer oder Plünderer sind. Es handelt sich um eine Personenkonvergenz, also eine Versammlung verschiedenster Gruppen. Dazu gehören Heimkehrende, also Menschen die zum Zeitpunkt der Katastrophe nicht vor Ort waren, sondern zum Beispiel arbeiten und dann im Laufe des geschehen heimgekommen sind. Es können auch besorgte Angehörige sein, die nach ihren Angehörigen suchen. Diese haben wir oft in Betreuungsstellen, wenn zum Beispiel Altenheime evakuiert werden müssen. Dazu kommen Helfer und Unterstützer, also zum einen Einsatzkräfte und auch Zivilisten die ihre Hilfe anbieten. Des Weiteren beobachtet man auch immer wieder das sich am Ort der Katastrophe trauernde und gedenkende Menschen sammeln. Berühmt sind dann oft die Kuscheltiere, Kerzen und Blumen die abgelegt werden. Und zu guter Letzt hat man dann oft noch Nutznießer, zum Beispiel Obdachlose die die Notunterkunft nutzen um eine Nacht im trockenen zu schlafen.
Wenn man sich nun die Beobachtungen in Krisen und Katastrophen anschaut, dann handeln die meisten Menschen nicht unsozial, es zeigt sich sogar das Gegenteil. Die meisten Menschen handeln sehr sozial und unterstützen sich gegenseitig. Chaos, Massenpanik und Plünderungen sind sehr selten. Die meisten Gesellschaften sind gegen Krisen bemerkenswert resilient. Ein Symptom davon sind Spontanhelfer. Seit Jahrzehnten beobachtet man, dass sich in großen Krisen Zivilisten bereiterklären zu helfen. Aktuell forscht man sogar dazu, wie man diese Menschen besser und organisierter einsetzen kann.
Wenn man sich das ganze anschaut, stellt man fest das der Trend immer mehr in Richtung Dezentraler Strukturen geht. Eine zentrale Führung durch Autorität und kleinteiliges Management sind nicht mehr das Mittel der Wahl, was man zum Beispiel an übergroßen Bereitstellungsräumen sieht, in denen Einheiten teilweise Stunden brauchen um überhaupt auszurücken, da man mit der Menge an Kräften überfordert ist. Es gibt Vorteile emergenter heterogener Helfernetzwerke und daraus resultierender dezentraler Entscheidungsstrukturen. Die Herausforderung hierbei ist nur, dass man irgendwie diese Fragmentierten Organisationen in die Führungsstrukturen integrieren muss. Eine Vereinheitlichung, die vor allem die Feuerwehr gerne hätte, ist also nicht unbedingt nötig.
Hättet ihr gedacht, dass 2/3 der Menschen in einer Krise sozial handeln? In dem Sinne, schönen Tag noch. Im nächsten Post schauen wir uns an ob die Bevölkerung eine Rolle im Bevölkerungsschutz spielt, die über die des Hilfeempfängers hinaus geht.