Frida Kahlo – Die kapitalistische Vermarktung einer Kommunistin

Nun wird sich so mancher fragen, was über Frida Kahlo noch zu sagen ist, was nicht bereits in allen Varianten kommerzialisiert wurde?

Und doch gibt es da etwas, das mich ärgert, richtig tiefgehend ärgert. Nämlich das mangelnde Feingefühl und die Arroganz gegenüber der Künstlerin.
Bis heute ist sie eine der talentiertesten und einflussreichsten Malerinnen des 20. Jahrhunderts, deren Werke immer noch inspirieren, schockieren oder verblüffen können. Sie war und ist bekannt für ihre surrealistischen Gemälde und (primär) für ihre Selbstporträts.
Wenn wir lediglich etwas mehr über ihr Leben lesen, können wir ihre Stärke und Ausdauer viel besser einschätzen. Aus genau diesem Grund haben mich insbesondere ihre Tagebucheintragungen in den Bann gezogen.

Sie galt als eine hervorragende Schülerin und schrieb sich für das Studium der Medizin ein. Leider wurde sie 1925, im Alter von 18 Jahren, Opfer eines Busunfalls, kämpfte um ihr Leben, mit einer Verletzung der Wirbelsäule, einigen Rippenbrüchen und zahlreichen anderen Frakturen. Während sie sich von dem Unfall erholte, verbrachte sie ihre Tage damit, kleine Porträts zu malen, die von der mexikanischen Kultur inspiriert waren. Gefolgt von einer ganzen Reihe von Bildern, auf denen ihr Schmerz, Traurigkeit und Leiden zu erkennen ist.

Auf einer Party trifft sie das Idol ihrer Jugend, Diego Riviera, den sie auch heiratet. Frida teilte Diegos Glauben an den Kommunismus und sein leidenschaftliches Interesse an der traditionellen Kultur Mexikos. ER ermutigte sie in ihrer Arbeit und bewunderte Frida als stets authentische und unverfälschte Künstlerin. Ehemann zuliebe reisen sie 1930 nach Amerika, und,
neben ihren gesundheitlichen Problemen war da auch die kapitalistische Gesellschaft, mit der sie konfrontiert wurde. Als bekennende Gegnerin des Kolonialismus bezeichnete sie Amerika immer nur abwertend als Gringolandia.

Mit ihren 50 Porträts, von denen viele dem surrealistischen Stil zugeordnet werden können, nutzte sie die Symbolik, zum Beispiel wie Affen, die in der mexikanischen Mythologie ein Symbol der Lust sind. In ihren Bildern porträtierte sie, ihr Trauma, Krankenhausbehandlungen und damit ihre Realität.
Kommt es zum Vergleich mit männlichen Malern, wird Frida Kahlo nie auf gleicher Stufe mit jenen gesehen. Wir sehen Dali als Visionär, Warhol als jemanden, der Popkultur mit der etablierten Kunst verband, Van Gogh geehrt als unverstandenes Genie. Kahlo hingegen soll reduziert und bekannt bleiben für rote Lippen und ihre markanten Augenbrauen?

Es ist ironisch, dass Frida Kahlo eines der Leitgesichter der „MeToo“ Bewegung wurde. Zusammen mit Maya Angelou und Hilary Clinton wird sie als phänomenale Frau bezeichnet. Aber die Geschichte, die zu diesem konstruierten Bild gehört, ist nicht die von der Frida Kahlo, die sie hinterlassen hat.
Die Kommerzialisierung von Frieda Kahlos Charakter und ihrem Werk ignoriert die wichtigen Dinge, die sie zu der inspirierenden und starken Figur machen, die sie war. Ihre Radikalität ist wesentlich für ihr Leben und ihre Kunst und dies können wir nicht einfach ignorieren.
Die Vermarktung von Frida Kahlo war schnell und brutal. Von den Socken bis zu den Wandbehängen. Heute kann man buchstäblich alles kaufen. Inklusive des Brettspiels Fierce Women.

Wenn wir die Wildheit dieser exzentrischen Künstlerin beschreiben oder uns an sie erinnern wollen, sollten wir uns auf das besinnen, was sie in Wirklichkeit war.

Und ein Snapchat, bei dem einer der Benutzer der Anwendung vor einigen Jahren einen Filter auf ein Bild von Frida Kahlo legte und bemerkte, dass der Filter die Haut weiß gemacht hat. Rassistische Idiotie!
MATTEL, Der Hersteller der Barbie Puppe, schuf eine helle Frida. Dies zeigt, was mit dem Image und Werk der Künstlerin in der westlichen Welt passierte.

Die Größe und Komplexität ihrer Arbeit zeigt ihren Kampf nach dem Verkehrsunfall, den gesundheitliche Folgen, mit denen sie sich ihr ganzes Leben lang auseinanderzusetzen hatte, die Sucht, Klassenkonflikte in den Latino-Communitys. Gleichzeitig sucht sie ihre Identität, ihr Interesse an der Medizin, ihrer Entwicklung im persönlichen und künstlerischen Stil, bis zu ihrer Position als Dozentin und dem damit verbundenen informellen Umgang mit den von ihr zu unterrichteten Studenten, um einen persönlichen Stil zu entwickeln. All das wurde auf eine sehr oberflächliche Ebene reduziert und meist nur auf ihr Äußeres bezogen. Wir können sicher sein, dass Frida Kahlo nicht sonderlich erfreut darüber sein würde, ihr Gesicht auf einer Verpackung für Bio-Brokkoli zu sehen.

So schmücken die Werke Kahlos die Häuser und Kleider „bekannten und berühmter“ Menschen, nur um zu bezeugen, dass sie hinter den Werten stehen, für die Frida Kahlo immer zu stehen versuchte. Der wahre Wert von Frida ist jedoch weit entfernt von den Werten der Menschen, die mit ihrem Bild und Gebrauchsgegenstand geschmückt sind. Sie war eine überzeugte Gegnerin der Amerikanisierung und eine glühende Kommunistin, die den Kolonialismus und die weißen Männer, die ihn brachten, geradezu hasste.

Wenn wir das Armband an der Hand der ehemaligen britischen Vertreterin der Konservativen Theresa May sehen, scheint es wirklich, als wäre es ein Photoshop und nicht die Realität. Aber die Realität ist, dass Frida Kahlo in der westlichen Kultur auf ein einziges Bild reduziert wird, Augenbrauen, Blumen in Haaren und dabei ihre politischen Einstellungen werden völlig ignoriert.
Die Kahlo, die uns auf den Plakaten serviert wird, ist nicht die Kahlo, die Künstlerin hinter diesen Plakaten. Nicht ihre exzentrische und ungewöhnliche Persönlichkeit hat sie berühmt gemacht, sondern auch ihre Verletzlichkeit, Aufrichtigkeit und Standfestigkeit.

Im Alter von sechs Jahren überwand sie die Kinderlähmung und litt unter den dauerhaften Folgen einer Fußdeformationen und immer dünner werdenden Beinen. Daher, der Legende nach, versteckte sie sich als Erwachsene in langen Röcken, die von mexikanischen Volkstrachten inspiriert waren.
Mitten im mexikanischen Bürgerkrieg drückte Kahlo ihre feministischen Ideen mit langen bunten Röcke und viel Schmuck im Stil mexikanischer Landfrauen aus. Ihre Kleidung war auch das Produkt einer bewussten Entscheidung, sich mit ihrem ethnischen Erbe zu verbinden.
Obwohl die Surrealisten sie verehrten, hielt sie ihre Kunst für unaufrichtig.
Sie drückte auch ihre politischen Ansichten in ihren Gemälden aus, zum Beispiel auf dem Korsett, auf dem wir Hammer und Sichel sehen.

Es ist wichtig, unsere Heldinnen zu verstehen und ihr Vermächtnis zu respektieren und zu akzeptieren, wie sie waren und wie sie wahrgenommen werden wollten.

En este sentido, la Maiglocke