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RE: Bäumchen wechsle dich im Politikbetrieb: Ansichten aus einer Hand

in Deutsch D-A-CH4 months ago

Das erinnert mich ein bisschen an Steffen Seibert und das ZDF. Der schaffte damals den fliegenden Übergang vom Heute-Journal zum Regierungssprecher, unter Angela Merkel. Dem entsprechend kann man wohl mutmaßen, dass dort eine gewisse Nähe bestanden haben muss. Oder eben einen handfesten Interessenkonflikt, als Seibert schon wusste woher der Wind wehen wird und gleichzeitig seiner "unabhängigen" Tätigkeit im ÖRR nachging. Das war selbst für das staatsnahe ZDF irgendwie draufgängerisch, interessierte aber niemanden.

Seiberts langjährige Anstellung als Auslandskorrespondent in Washington D.C. wird auch nicht geschadet haben, im Bezug auf Angela Merkels eigene Nähe zu den Amerikanern. Siehe zum Beispiel ihre damalige Mitgliedschaft in der Atlantik-Brücke, oder als sich als Oppositionsführerin von der Schröder-Regierung distanzierte und einen Artikel in der Washington-Post schalten lies, der behauptete Schröder würde mit seinem Nein zum Irakkrieg nicht für alle Deutschen sprechen.

https://www.washingtonpost.com/archive/opinions/2003/02/20/schroeder-doesnt-speak-for-all-germans/1e88b69d-ac42-48e2-a4ab-21f62c413505/

Später betonte Merkel auf Nachfrage hin sie wäre niemals für den Krieg gewesen, was im Kontext des Artikels wohl als harte Lüge gesehen werden kann. Eine von vielen, meiner Meinung nach.

Die Atlantik-Brücke ist im Kontext des ÖRR tatsächlich interessant, weil eine mittlerweile berüchtigte Folge der Satire-Sendung "Neues aus der Anstalt" zensiert wurde, nachdem die angebliche Verflechtungen dokumentierte und eine Befangenheit unterstellte.

Wie dem auch sei. So wie ich es verstehe scheint das Zensur-System im ÖRR weitesgehend eher subtil zu funktionieren. In dem Sinne, dass keine klassischen Zensoren die Flure hoch und runter gehen, sondern durch das Vorhandensein einer internalisierten Selbstzensur. Soll heißen, die Implikation ist vorhanden und jedem Angestellten steht es frei dieser zu folgen. Die potenziellen Abweichlern machen so gesehen einfach keine Karriere.

WDR-Intendant Tom Buhrow verneinte übrigens das Vorhandensein einer Zensur, im Zuge einer Fragestunde, und schob daraufhin halb-gemurmelt ein, dass es in den Reaktionen natürlich gewisse "Reinigungsprozesse" gegeben würde. Details nannte er aber keine. Ich denke, dass dort die oben erwähnten Filtermechanismen greifen, in deren Zuge wohl ein Teil der Verbleibenden tatsächlich an das Narrativ der angeblichen Unabhängigkeit glaubt, weil es eben deren Meinung entspricht. Aber letztendlich handelt es sich um einen Korpsgeist.