„Kinder sind etwas wundervolles!“ Das ist eine Aussage, die man sehr oft hört, wenn man es mit jungen Eltern zu tun hat. Nach mehren Jahren der Beobachtung weiß ich, dass diese offene Aussage meist eben nur auf die eigenen Kinder bezogen ist, denn sobald es darum geht sich auch um andere Kümmern, Kinder von anderen plötzlich auch nicht mehr so etwas schönes sind… aber sei es drum!
Eltern haben also ein natürliches Interesse daran, dass es den eigenen Kindern gut geht. Ja, wie eigentlich schon bei den früheren Generationen schwingt immer noch mit: Es soll den eigenen Kindern einmal besser gehen als einem selbst. Dies gilt auch jetzt immer noch, wo es der Mehrheit der Menschen in unseren Breiten objektiv eigentlich ganz gut geht. Immerhin sind die wenigstens noch mehrere Stunden am Tag damit befasst sich irgendwo frisches Wasser zu organisieren und auch eine Waschmaschine ist ein enormer Komfortgewinn.
Man sollte also denken, dass Eltern sich Gedanken darum machen, wie man das Leben ihrer Kinder verbessern könnte. Gerade bei einem überdurchschnittlichen Einkommen hört immer wieder stolz, dass man jeden Monat etwas Geld auf einem Konto für die Kinder zurücklegt… ja, besonders besorgte Eltern schließen sogar schon einmal einen Bausparvertrag für die Kinder ab. Es fällt mir dann immer sehr schwer das Röcheln zu unterdrücken…
Es mag manchmal nicht so wirken, aber Kinder sind ebenfalls Menschen und somit „natürliche Personen“. Entgegen der Erwartung sind sie eben nicht den Eltern anhängig, sondern haben diesen lediglich als Vormund. Diesen Sachverhalt sollte man unbedingt als Eltern verstehen, denn es bedeutet, dass das Kind bereits alle Steuerprivilegien genießt, obwohl diese nicht geschäftsfähig sind.
Es kann sich also durchaus lohnen bereits sehr früh für das Kind ein Depot anzulegen und einen breiten ETF darauf zu besparen. Und dies bereits aus mehren Gründen. Selbst mit einem breiten Index erreicht man im Schnitt eine Rendite von bis zu 7% im Jahr. Gemäß der 72-Prozent-Regel, wäre dies also in etwa alle 10 Jahre eine Verdopplung des Vermögens. Den Kinder haben einen unschlagbaren Vorteil gegenüber einem Rentner… und das ist Zeit. Selbst dann wenn es mal am Markt richtig schlecht zugeht, haben sie locker die Zeit dies auszusitzen.
Als Eltern hat man den Vorteil, dass man seinen Kindern einen echten Turbo mitzugegeben. Legt man von Geburt an 100€ im Monat vom Kindergeld für die Kinder zurück, so kann man statistisch bis zum 18 Lebensjahr rund 43k€ für seine Kinder an sparen. Ich komme selbst aus eher ärmlichen Verhältnissen und hätte von so einer Startsumme ins Leben nur Träumen können und musste Jahre dafür arbeiten, bevor man auch nur Ansatzweise dahin gekommen ist.
Locker genug um einen Führerschein zu machen, ein gebrauchtes Auto zu kaufen, eine kleine Reise nach der Schule zu machen und ein gutes Stück vom Studium zu finanzieren. Nutzt das Kind diesen Turbo und macht einfach nur wie immer weiter kommt man auf rund 1,6 Millionen Euro. Ein nettes Geschenk von den Eltern.
Das tolle daran ist, dass die Freibeträge eben für natürliche Personen gelten und somit eben auch die 1000€ Freibetrag auf Kapitalerträge bereits für Kinder gelten. Statt also nur das eigene Depot zu besparen, kann es durchaus sinnvoll sein den Freibetrag der Kinder auszuschöpfen. Und dieser Buffer ist mitunter enorm, da bereits viele Erwachsene Probleme haben ihn voll auszuschöpfen. Besonders engagierte Eltern können sogar noch mehr rausholen.
Denn mitunter sind Kapitalerträge eine Form der Einkommenssteuer und auch dort gibt es übige Freibeträge bevor man wirklich anfängt steuern zu zahlen. Da die meisten Kinder keiner Lohnerwerbssteuer nachgehen, wird dieser meist nicht einmal ansatzweise angekratzt. Doch Vorsicht! Ab ca. 5900€ muss das Kind ggf. einen eigenen Krankenkassenbeitrag entrichten und ist auf Grund seines guten Einkommens nicht mehr mitversichert.
Aber Hand aufs Herz! Bei so einem Einkommen könnte das Kinder getrost (zumindest mit Hilfe seines Vormundes) sich auch selbst versichern. Wir reden hier immerhin über Einkommen bei denen ein Teil der Gesellschaft bereits neidisch wird. Statt das Geld also auf irgend einem „Mäusesparkonto“ vergammeln zu lassen, kann man es wesentlich sinnvoller einsetzen.
Die Angst der meisten Anleger ist immer, dass es ja einen großen Crash geben könnte und die Rücklage des Studiums weg ist. Außer das es statistisch sehr unwahrscheinlich ist, es könnte ja auch immer eine Inflation über uns herein brechen und 6% pro Jahr von dem teuer angesparten Geld verbrennen… oh halt, da war ja was… Wieso also nicht etwas ins Risiko zu gehen um am Ende ggf. mit dem gleichen Ergebnis dazu hängen? Immerhin hat man dann wenigstens die Chance auf ein besseres Ergebnis.
Natürlich sollte man auch die Fallstricke ein wenig im Auge haben. Führt man ein Depot für die Kleinen, beteiligen sich gerne auch mal die Großeltern oder Familie gerne. Soweit man etwas für die Kinder „spart“, öffnen sich die Geldbörsen leicht. Steuerlich handelt es sich hierbei um eine Schenkung und man sollte sehr genau aufpassen, dass man innerhalb der Freibeträge bleibt. Dies wird aber wohl eher nur in sehr wohlhabenden Familien ernsthaft ein Problem werden. Der Schein der am Geschenk klebt, wird ja auch nur selten wirklich steuerlich gemeldet.
Viel kritischer bei der Depot-Strategie ist ein ganz anderer Sachverhalt. Besitzt das Kind ein Depot, dann gehört es diesem auch. Vermögenswerte, die darauf übertragen werden, wechseln also den Besitzer. Dies ist der Preis für die Steuerfreiheit. Obwohl man ein finanzieller Vormund ist, kommt es nicht gut, wenn man dann irgendwann das Depot auflöst und auf sein eigenes Konto überweist. Der Verdacht der Untreue oder gar der Steuerhinterziehung könnte in dem Raum stehen. Man muss es eben schon so begreifen, dass man nur das Vermögen einer anderen Person verwaltet.
Auch kann es durchaus ab 7500€ im Depot Probleme geben wenn es darum geht BarföG zu beantragen. Aber im Zweifel ist es eben doch besser sein erspartes auf zu brauchen, anstatt irgendwo einen Kredit an der Backe zu haben und nebenher noch Arbeiten zu gehen, anstatt sich auf das Studium zu fokusieren.
Viel schlimmer noch ist jedoch, dass mit erreichen der Volljährigkeit das Depot vollständig an das Kind übergeht und dann nicht mehr unter der eigenen Verwaltung steht. Die wenigsten jungen Erwachsenen haben mit 18 Jahren allerdings bereits eine vollständige Reife erfahren. Im schlimmsten Fall wird also am Stichtag das ganze angesparte Geld für Koks und Nutten ausgegeben und man steht eine Woche später genauso abgebrannt da wie wenn die Eltern gar nichts zurück gelegt haben.
Wer also für die Kinder ein Depot anlegt, sollte sich spätestens ab dem 12. Lebensjahr darum bemühen seinen Kindern auch eine finanzielle Bildung zu verpassen und sie in die Gedankenwelt der Börse einzuführen, damit sie danach mit Verantwortung mit dem Geschenk umgehen können. Vermutlich wird dies das wesentlich größere Geschenk sein und wesentlich mehr Wert sein als das eigentliche Geld.
Doch kann man Kindern eigentlich etwas beibringen, was selbst viele Erwachsene nicht verstehen? Natürlich muss es auch kindgerecht erfolgen und darf sie nicht langweilen. Vielleicht ist das Kind ja aber auch irgendwo Fan von… geht gerne nach McDonalds oder schaut sich Disney-Filme an, so dass man bei einem Besuch dies als Auftakt nutzen kann zu erklären, dass man gerade dort etwas verkonsumiert hat und am Ende ein kleiner Teil davon wieder z.B. über eine Dividende zurück bekommt.
Das man nun immer wenn jemand sich etwas kauft ein kleinen Anteil davon abbekommt und man somit unabhängiger wird. Das Papa und Mama sehr hart für das Geld schuften müssen ist ein Konzept, dass ein Kind nicht nachvollziehen wird. Eine Gewinnbeteiligung und Besitz lässt sich aber durchaus vermitteln und begreifen.
Wer seinen Kindern wirklich eine vernünftige Zukunft spendieren will, sollte nicht auf die Lockangebote seiner Bank reinfallen. Man erzieht sich darüber nur Menschen, die irgendwann von einem Bankberater über den Tisch ziehen lassen. Erzieht sie finanziell eigenständig, damit sie irgendwann die Verantwortung für sich selbst übernehmen können und gebt ihnen auf den Weg ein Beispiel mit, dass es auch funktioniert. Egal was die Zukunft bringt, man wird sie vernünftig darauf vorbereiten.
Dies ist weder eine Anlageberatung, noch eine Steuerberatung. Der Text soll vielmehr Eltern dazu animieren die Möglichkeiten zu erkennen, die sie in der Gestaltung des Vermögens für ihre Kinder haben. Die wenigstens Deutschen werden von ihren Eltern finanziell sinnvoll auf die Zukunft vorbereitet. Dies gilt auch für die guten Eltern, die allerdings diesen Teufelskreis durchbrechen müssen...
Ein wichtiges Thema, das oft zu kurz kommt.