Die ewige Sklaverei

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Heute möchte ich mich einmal mit einem eher philosophischen Thema befassen bei der es darum geht, wieso wir alle auf Ewig in der Sklaverei hängen und gleichzeitig zeigen, wieso viele gerade linke Idealisten schlichtweg unrecht haben.

Deren Story ist üblicherweise sehr einfach und einseitig erzählt. Es gibt einige sehr reiche Menschen auf dieser Welt, die auf Grund ihres Vermögens nicht mehr arbeiten müssen und dafür alle anderen für sie arbeiten müssen. Soweit betrachtet haben sie damit durchaus recht.

Fragt man dann interessiert nach, wieso diese dann wollen, dass alle Menschen für diese arbeiten, kommen oft sehr interessante Verschwörungstheorien zu tage. Zu den eher harmlosen gehört dabei eher noch, dass die grenzenlose Gier sie immer weiter antreibt und sie den Hals nicht voll genug bekommen. Ein durchaus smarter Ansatz dabei ist, dass diese ständig nach mehr Macht lechzen und wir eigentlich alle in Ketten gehalten werden sollen, damit wir gar nicht auf die Idee kommen irgend etwas umzustürzen.

Ich finde solche Ideen durchaus einmal ganz interessant zu hinterfragen. Wann immer irgendwo eine größere Machtkonzentration ist, sollte man als aufrechter Demokrat durchaus einmal sehr genau hinsehen und genau hinterfragen.

Fragt man die Leute dann, wieso sie eigentlich mehr Geld haben wollen (besser: mehr Lohn) bekommt man üblicherweise nicht die Antwort, dass sie nach mehr Macht gieren, sondern einfach ein besseres Leben wünschen. Spätestens hier offenbart sich dann die Doppelmoral, wenn man andere beschuldigt gierig zu sein und selbst ja nur seine klägliche Existenz ein wenig verbessern will.

Die nackte Wahrheit ist eine ganz Andere. Nicht das kapitalistische System zwingt uns dazu immer weiter zu arbeiten, sondern die Lebensrealität selbst. Denn die Natur höchstpersönlich hat uns zu ihrem Sklaven gemacht. Wir alle sind biologische Entitäten des Seins. Immer wieder mag es verrückte geben, die sich gerne in Sonne stellen, die Arme ausbreiten und sich einreden eine Pflanze zu sein.

In der Praxis funktioniert dies eher nicht. Als Mensch müssen wir Nahrung in uns aufnehmen, damit unsere Organe diese zersetzen können und in ihre verschiedenen Bestandteile aufspalten können. Erst dann können diese im Körper verteilt werden und die nötige Energie liefern.

Das ganze System ist extrem fragil. Geht unseren Handy der Saft aus, wird es schwarz und geht aus. Erst dann wenn wieder der Stecker reingesteckt wird, erwacht es dabei zu neuem Leben. Damit hat das Handy uns etwas voraus.

Als Mensch sind wir zwingend darauf angewiesen immer Energie zu uns zu nehmen. Sollten wir über einen längeren Zeitraum nicht mehr richtig versorgt werden, hat dies unweigerlich den permanenten Tod zur Folge. Dies zeigt sich auch in der Geschichte. Gab es einmal eine schwere Dürre, starben viele Leute. Da hilft es auch nichts, wenn man im nächsten Jahr eine Überproduktion hatte.

Wir können als Mensch durchaus beschließen, dass wir uns diesem Kreislauf verweigern und legen uns irgendwo faul auf den Boden und warten einfach ab. Zwar werden wir dann auch weniger Energie brauchen und kommen vielleicht länger über die Runden, allerdings würde man irgendwann auch auf diese Weise sterben.

Es sind also nicht irgendwelche Eliten, die uns dazu zwingen ständig und immer wieder morgens aufzustehen um uns zur Arbeit zu schleppen, sondern es ist die Natur selbst. Würden unsere Vorfahren noch leben, würden sie dies sicherlich bestätigen. Ein nicht unerheblicher Teil der Menschen waren eben Selbstversorger und damit beschäftigt, dass immer genug auf dem Tisch war.

Wer dabei im Kopf hat, dass man mal eben zum nächsten Supermarkt fährt, der irrt gewaltig. Man musst ständig irgendwo herum wandern um nach etwas essbaren Ausschau zu halten um irgendwie über die Runden kamen. Niederlagen wurden umgehend mit dem Tod bestraft.

Irgendwann scheinen die Menschen dann die Schnauze voll gehabt zu haben und zu dem Schluss gekommen zu sein, dass das Leben wesentlich einfacher sein müsste. Man begann sich Gedanken zu machen, wie man dem Elend entkommen kann. Vielleicht könnte man ja ein paar der Tiere fangen und züchten, damit man ihnen nicht ständig hinterher laufen muss. Vielleicht gibt es ja Pflanzen, die man nicht erst suchen muss, sondern direkt vor der Haustür stehen.

All dies würde das Überleben wesentlich vereinfachen. Vielleicht bleibt ja sogar noch etwas Zeit übrig um nicht ständig nur dem Essen hinterher zu laufen, sondern sich einer neuen Form von Müßiggang hinzugeben. Es entstanden Dinge wie Zivilisation und vermutlich eben auch die ersten „Reichen“. Denn irgend jemand muss diese Idee entwickelt haben und vermutlich davon profitiert haben.

Wesentlich weiter sind wir in all den Jahren nicht gekommen. Außer das wir ständig immer wieder Dinge weiter entwickelt haben. Wir haben Räder entwickelt, die es erlauben mehr über längere Distanzen zu transportieren. Wir haben Werkzeuge entwickelt, die es erlauben das Acker effizienter zu bearbeiten. Wir haben Wasserversorgung aufgebaut, damit mehr geerntet werden kann.

Und wir haben soziale Systeme aufgebaut. Angefangen in Gebäuden in denen wir in Tongefäßen Getreide lagerten bis hin zu moderneren Systemen wie Harz4. Zumindest in unseren Breiten muss man wirklich bemüht sein um zu verhungern. Ich sage damit nicht, dass es leicht ist. Aber zumindest hat man immer noch jemanden, wo man etwas erbetteln könnte. Früher starben ganze Dörfer bei einem Fehlschlag aus und es konnte niemand helfen.

Wirtschaften bedeutet, dass alle Menschen ihre Güter auf einen großen Haufen zusammen tragen und mit friedlichen Regeln diese verteilen. Unsere Lösung auf dieses Problem lautet: Marktwirtschaft. Wir kleben an allem einen Preis und jeder kann durch die von ihm geleistete Arbeit entscheiden, was er für sich braucht um glücklich zu werden.

Bedauerlicherweise hat nicht jeder alles was er sich wünscht um glücklich zu sein. Dies bedeutet allerdings nichts anderes als das auf dem großen Haufen weniger liegt als es Bedürfnisse durch den Menschen gibt. Doch wir arbeiten stets daran den Haufen insgesamt zu vergrößeren. Vielleicht gibt es irgendwann mal eine Generation, die wirklich soviel produziert, dass jeder glücklich ist und man einfach nicht mehr produzieren muss.

Die Pessimisten unter uns denken jedoch, dass dies nie passiert, da der Mensch ständig neue Bedürfnisse entwickelt und somit auch permanent nach neuen Gütern fragt. Es ist eine interessante Frage, welche Seite am Ende recht haben wird, allerdings führt dies zu weit weg.

Fakt ist, dass wir ganz klar eine Mangelwirtschaft haben. Und genau deswegen stehen wir auch jeden morgen auf um etwas daran zu ändern. Und ja, die Linken haben ja durchaus recht, dass es Leute gibt, die einfach daheim bleiben, weil sie genügend andere haben, die sie für sich arbeiten lassen. „Ungerecht!“ rufen die einen. Alle Menschen sind gleich und daher sollten auch alle arbeiten.
Doch stellt Euch vor, dass ihr in einem frühzeitlichen Dorf leben würdet und es dort zwei Nachbarn gibt. Der eine hat einen ganzen Sack an guten Ideen, wie man die Ernte voran bringen könnte. Der andere legt sich am Boden hin und sagt, dass der andere gerne arbeiten kann, er würde auch gerne dann etwas davon abnehmen.

Setzen wir uns daneben und legen uns auch auf die Faule haut, wird der andere Nachbar vermutlich auch nichts unternehmen. Wieso sollte er rackern, während ihr zwei auf der faulen Haut legt. Er könnte es Euch gleich tun und sich daneben setzen. Dann würdet ihr alle drei verhungern.

Er könnte bei seinem Plan bleiben und seine Ernte mit Euch teilen. Vermutlich wäre es dann aber nicht besonders glücklich darüber und wird vermutlich sehr bald das Land verlassen. Ihr müsstet dann anfangen zu arbeiten, da ihr ansonsten wieder verhungert. Selbst wenn er so blöde wäre und weiter arbeitet, wird jeder weitere Dorfbewohner bei seiner Ankunft bei der Wahl zwischen „harter Arbeit“ und „Faulenzen“ immer Letzteres wählen. Spätestens wenn die eine Person dann stirbt, habt ihr ein Problem.

Die andere Alternative wäre es, wenn ihr dem produktiven Nachbarn folgt. Er könnte Euch z.B. einen Teil der zusätzlichen Ernte anbieten, wenn ihr ihm helft. Selbst wenn er körperlich eingeschränkt ist, kann dies immer noch ein guter Deal für Euch sein. Sei es das ihr von seinen Ideen profitiert oder aber von seinem Wissen profitiert.

Solange am Ende mehr insgesamt produziert wird und ihr einen Teil davon abbekommt, macht ihr einen guten Deal und werdet es ihm vielleicht auch gönnen, dass er etwas mehr bekommt. Insbesondere dann, wenn er ein Risiko eingeht in dem das er etwas neues versucht und damit auch scheitern kann.

Genau dies ist der Motor unserer kapitalistischen Marktwirtschaft. Dem streben als Gesellschaft danach die Anzahl der produzierten Güter konsequent zu erhöhen. Denn je mehr es gibt, umso besser und sicherer wird unser aller Leben.

Vergleicht man einfach was die Menschen vor nicht einmal 150 Jahren alles hatten und wie hart sie arbeiten mussten… da wirken wir heutzutage fast schon wie die faule Bande. Wir müssen nicht mehr stundenlang dem Wasser hinterher laufen, sondern nutzen einen Wasserhahn. Wir müssen nicht mehr mühsam die Wäsche waschen, sondern wir haben Maschinen dafür. Und wir brauchen uns nicht mal mehr selbst bewegen, sondern fahren mit dem Auto irgendwo hin.

Wer ernsthaft den Fortschritt leugnet den wir als Gesellschaft gemacht haben, zeigt damit nur wie begrenzt sein geschichtlicher Horizont ist. Wir leben in einen der besten Gesellschaften, die je gelebt haben. Erst dann wenn wir das Streben nach einem besseren Leben aufgeben und uns alle faul hinsetzen, wird diese Reise enden.

Es sind aber eben nicht die Reichen, die uns ständig dazu anstacheln. Es ist der natürliche Prozess unserer Existenz, dass jeder von uns mit einer Grundschuld belastet ist und diesen ausgleiche muss, wenn er nicht sterben will. Wer besonders erfolgreich ist und gute Ideen einbringt, der muss eventuell weniger arbeiten als jemand anderes.

Ohne dieses Privileg würde aber niemand versuchen etwas zu ändern und wir wären auf Ewig in den Statusquo gefangen. Sage ich damit, dass das aktuelle System gerecht ist? Nein, es gibt sicherlich sehr viele Ecken und Schrauben an denen wir als Gesellschaft arbeiten können. Ja, wir können vielleicht ja sogar die Regeln ändern wie wir den Haufen verteilen.

Vielleicht sagen wir den Superreichen ja durchaus, dass sie auf einem Teil ihres Wohlstandes verzichten müssen, damit jeder Mensch eine gesicherte Existenz haben kann. Auch in einer kapitalistischen Marktwirtschaft ist dies durchaus ein legitimer Weg.

Doch wer alle Menschen versucht gleich zu machen und erzählt, dass es ein Utopia gibt in denen niemand mehr arbeiten muss, der belügt zumindest die aktuelle Generation. Es ist wesentlich besser eine Ungleichheit zu akzeptieren und das jene mit guten Ideen (was auch immer das heißen mag) zu belohnen, damit wir insgesamt mehr haben.

Wie erfolgreich wir als Menschen mit dieser Strategie waren, kann man daran sehen wieviel an Zivilisation wir aufgebaut haben. Gerade ein paar tausend Jahre ist es her das einige Leute etwas verändert haben. Kaum ein Zeitraum, wenn man überlegt wie lange wir vermutlich auf der Welt gewandelt und verhungert sind.

Vermutlich werden wir die Ketten des Sklaverei nie gänzlich abschütteln können. Zumindest nicht in unserer aktuellen Form des Seins. Aber zumindest können wir unsere Arbeit wesentlich vereinfachen.

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Irgendwie ist Wettbewerb, Optimierung und Verbesserung ein Teil der Natur / Evolution, daran gibt es nichts auszusetzen, sondern so funktioniert die Natur nun mal. Das Problem ist eher nicht der Kapitalismus oder der Sozialismus an sich, sondern die Korruption, wie einige wenige versuchen, durch Ideologie, Glaube und Macht die Mehrheit auf unfaire Art auszunutzen, zum Beispiel indem man die Mehrheit hart arbeiten lässt, aber geheim Geld druckt, ohne dass es die Mehrheit sofort merkt, als Beispiel.

Da hast Du vollkommen recht. Gerade Korruption ist eben etwas, etwas das an dem großen Haufen stets frisst. Nimmt jemand davon einfach etwas weg und es bleibt für alle weniger übrig, dann ist dies ein großes Problem. Genauso wie eben, wenn man den Konflikt um die knappen Güter nicht mehr friedlich austrägt.

Gerade über die Regeln sollte man sich als Gesellschaft durchaus mit ordentlich eifer streiten. Stattdessen sägen viele allerdings ständig auf dem Ast auf dem sie sitzen.