Corona-Krise: Die Städte sehen aus wie schlafende Hunde

in DE-TravelFeed5 years ago (edited)

Vor ein paar Tagen standen wir noch bei Freunden im Wohnzimmer, die ihre Wohnung für ein Konzert der Sofa Karawane geöffnet hatten. Wildfremde Menschen drängelten isch umeinander, es gab Bier und Musik und nach einer halben Stunde zogen alle weiter in die nächste Wohnung. Fremde, für ein paar Momente vereint im Rock'n'Roll. Kein Gedanke an das, was draußen vor der Tür längst unsichtbar anschlich.

Dies ist eine kleine Stadt, was in der Welt geschieht, kommt hier später an, viel später und manchnmal auch gar nicht. Als die Sofa Karawane um die Häuser zog, war das "gar nicht" noch aktuell. "Corona" schien ein Gespenst aus der Ferne, ein Virus, das andere Kontinenet, Staaten und Regionen beschäftigen musste. Nicht aber uns.

20 Tage danach ist die Welt von damals zu Staub zerfallen. Corona ist eingereist, ein ungebetener Gast, der auch die tiefste Provinz mehr verändert als alles, was die Menschen hier seit dem Zweiten Weltkrieg erlebt haben. Und mit dem Mauerfall und dem Ende des Sozialismus haben die viel erlebt.

Nun sind alle Schulen geschlossen, die Universitäten, die Kindergärten, die Konzerthallen, Theater, Museen, Sportanlagen, Fitnessstudios und Fußballstadien. Du kannst daheim sein oder in deiner Firma. Oder draußen auf der Straße. Nirgendwo sonst.

Der Lockdown oder Shutdown treibt ungewöhnlich viele Väter mit Söhnen und Töchtern ins Freie. Dort sitzen sie am Rand der Spielplätze, die Kleinen spielen mitander auf der Rutsch. Die älteren Kinder und Jugendlichen nutzen die neue Freiheit, um in Gruppen am Bolzplatz abzuhängen. Das Wetter ist herrlich, man spielt Tischtennis, als sei die Corona-Krise ein Zusatzurlaub.

Man kann die Ansteckungsketten beinahe sehen, wie sie sich durch die Gruppen und Grüppchen schlängeln. Ein Blick reicht, um zu sehen, dass sich auf diese Weise keine Seuche wird stoppen lassen. Viel zu viele Begegnungen. Viel zu viele einzelne Menschen, die sich begegnen und sich berühren.

Man kann immer wieder diese privaten #CoronaPartys sehen, auf offener Straße. Acht Leute verabschieden sich liebevoll voneinander. 28 Mal Küsschen, Virus hin, Virus her. Umarmung, Händeschütteln. Junge Leute. Studenten wohl, ohne jede Achtung vor der Exponentialfunktion.

Wenn alle acht das noch mal machen, haben schon 378 Menschen die Chance auf den Jackpot. Und der wird mehrfach vergeben. Passiert es wieder, dann sind es schjon rund 71.000 Teilnehmer. Die acht da auf der Straße haben vermutlich alle schon keine Großeltern mehr. Oder sie sind einfach sehr dumm.

Ein Lockdown kann so nicht funktionieren. Egoismus, Gedankenlosigkeit und Dummheit sind zu schwere Gegner für die Vernunft. Am Abend kommt dann die Nachricht, dass alle Bestimmungen noch einmal verschärft werden. Nun sind auch Kaufhäuser und Spielplätze gesperrt

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