Hansi der Spatz

in #health7 years ago (edited)

Können Mensch und Tier sich unterhalten? Jeder, der ein Haustier, wie Hund oder Katze hat, wird diese Frage bejahen.
Aber wie sieht es aus mit freilebenden Tieren?
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass jedes Tier, egal ob mit Pelz oder Federn, die Fähigkeit hat, mit uns zu kommunizieren.

Es ist schon Jahre her, als mein Sohn Christoph eines Tages einen kleinen Spatz mit nach Hause brachte, der irgendwo aus dem Nest gefallen war. Er war noch ohne Federn und lag zitternd in der kleinen Bubenhand.
Bittend schaute mich der Junge an. „Können wir den groß ziehen?“ Ich schaute mir den kleinen Spatz an und meinte: „ Wir können es probieren, aber versprechen kann ich es Dir nicht.“

Unser kleiner Mitbewohner bekam einen Schuhkarton ausgepolstert mit Watte, sodass er kuschelig warm lag. Als erstes bot ich ihm mit einer Pipette Wasser an. Ich musste an den kleinen Schnabel schubsen, dann erst öffnete er sein Schnäbelchen und schluckte gierig das Wasser. Ein paar eingeweichte Haferflocken, es war das einzige, was ich im Haus hatte, das mir als Vogelnahrung sinnvoll erschien, ließ er sich auch in den leicht geöffneten Schnabel mit eine Pinzette stopfen.
Diese Prozedur wiederholten wir einige Male. Dann war Zeit zum Schlafen gehen.

Am nächsten Morgen piepste es aus dem Schuhkarton. Gott sei Dank, das Vögelchen lebte noch. Gleiche Fütterung wie tags zuvor, diesmal sperrte er aber seinen Schnabel ganz von selbst auf. Ich besorgte Vogelaufzuchtfutter und unser Spatz Hansi gedieh prächtig. Es wuchsen ihm kleine Federn und eines Tages saß er auf dem Rand seines Schuhkartons und betrachtete sich das Zimmer.
Füttern ließ er sich nach wie vor, nur war sein Piepsen jetzt fordernder geworden.

Oben auf dem Schrank stand eine Box mit Bauklötzen. Hansi nahm Schwung und flog hinauf, setzte sich auf den Rand der Box und hatte nun von dort oben die beste Aussicht über das ganze Zimmer. Dies war von nun an sein Lieblingsplatz. Wenn ein Familienmitglied ins Zimmer kam, flog er ihm auf den Kopf oder auf die Schulter. Die offene Balkontür ignorierte er.

Doch eines Tages war seine Neugierde doch größer und er flog zu Tür hinaus.
Auf Nimmerwiedersehen, Hansi!

Am Mittag hörte ich ein Gepiepse aus der Birke vor dem Balkon, so dass ich nachschauen ging.
Der Spatz saß auf einem Ast, flatterte mit den Flügeln und sperrte den Schnabel auf. Er hatte Hunger und wollte gefüttert werden! „Ich kann doch nicht auf den Baum klettern, da musst du schon zu mir auf die Balkonbrüstung kommen“, machte ich ihm klar und was geschah?
Er flog auf die Brüstung und streckte mir seinen aufgerissenen Schnabel entgegen. Futter und Wasser!!! Nun bekam er sein Futter mit Pipette und Pinzette.

Abends flog er wieder ins Zimmer hinein, setzte sich auf die Box, steckte den Kopf unter die Flügel und schlief. Dies ging einige Zeit so. Morgens Ausflug, abends auf die Box zum Schlafen. Das Futter pickte er jetzt selbst auf.

Inzwischen hörte er auf meinen Ruf: „Hansi!“ Er kam angeflattert, flog auf meine Schulter oder auf meinen Kopf, so als schaute er, was ich von ihm wollte und flog dann wieder weg.
Das war für meine Besucher immer wieder ein nettes Schauspiel.

Eines Tages kam ein zweiter Spatz mitgeflogen. Hansi landete auf meinem Kopf, der andere auf der Balkonbrüstung. Dann hüpfte Hansi herunter zu dem anderen Spatz, so als wolle er sagen: „Schaut mal, ich habe einen Gefährten gefunden, mit dem ich jetzt mein Leben verbringen werde. Dank, dass Ihr mich aufgenommen habt. Und Tschüss!“
Weg waren die beiden und kamen nicht mehr zurück.

Ein ganz gewöhnlicher Spatz hört seinen Namen und reagiert darauf!
Wenn der Mensch sich die Mühe macht, dem Tier zuzuhören, dann kann er auch verstehen, was es ihm sagt.

Foto folgt.

Mehr @cobimaexchen

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Sehr schöne Geschichte :)
Kleiner Tippfehler:

hörte ich in Gepiepse
Da fehlt ein e bei ein

Danke, habs verbessert! :0)