#11
Der Endkampf
Die Monate vergingen und zwei Wochen nach Cathandras 19. Geburtstag waren nur noch Berus und sie übrig. Cathandra hatte während dieser Zeit keine Energie darin gesetzt, irgendeinen Plan gegen Berus zu entwickeln. Sie hatte ihre Macht und das reichte ihr völlig.
An einem Mittwoch war wieder Missionstag und Cathandra schlug Berus eine Mission vor. Er durfte sich aussuchen, wohin sie wollten. Er war überrascht und wählte eine Mission, die zu einem Gelände führte, an dem Cathandra nicht ganz oft gewesen war. Das Gelände ähnelte einem Garten, hatte aber keine dunkle Ausstrahlung. Hier und nur hier gab es seltene Früchte, die in der ganzen Akademie sehr geschätzt wurden. Sie schlenderten durch den Garten und ließen sich Zeit. Trotzdem fühlte Cathandra, dass Berus äußerst nervös war.
Sie vermutete stumm, dass irgendwo hier sein Plan zuschlagen sollte.
"Laß uns ein paar der Früchte pflücken.", schlug er vor. Sie willigte ein. Ein paar sammelten sie, eine genehmigten sie sich selbst.
"Sag mal, irre ich mich, oder gibt es hier plötzlich dunkle Energie? Ich war vor vielleicht acht Monaten das letzte Mal hier und da war diese dunkle Präsenz noch nicht da."
Berus nickte. "Es könnte sein, dass es hier neue Pflanzen gibt. Diese könnten dafür verantwortlich sein."
"Komm, wir sehen es uns an.", schlug sie vor und kaute auf der Frucht.
"Wenn du möchtest."
Sie liefen eine andere Richtung und kamen schließlich an einem Gehölz an. Cathandra merkte, dass Berus ein Stück hinter ihr war. Sie lief näher an den Busch heran. Oder sollte man es Pflanze oder Bäumchen nennen?
Sie spürte Eiseskälte bei Berus. Der Baum bewegte sich und Lianen schlängelten sich auf sie zu und umschlangen ihre Arme und Beine. Sie fühlte, dass Berus seine Macht arbeiten ließ.
"Wooooooh!", entfuhr es ihr. Sie wurde von den Lianen hochgehoben. Sie drehten sie herum und zerrten an ihren Gliedmaßen. Cathandra lud in aller Ruhe ihre Macht.
"Ich hätte nicht erwartet, dass du es mir so einfach machst, Cathandra.", erklärte Berus. "Ich habe diesen... Baum vor sieben Monaten gepflanzt."
Sie nickte. "Ich weiß."
Die Liane zerrte weiter an ihren Armen und Beinen. Cathandra entfesselte weiter ihre Macht, soweit, dass ihr nichts passieren konnte.
"Du weißt es? Warum..."
"Warum ich bereitwillig in deine Falle getappt bin, Berus? Da, wo ich herkomme, sagt man 'Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.'"
Er zuckte die Schultern. "Aber du bist in meiner Falle, Cathandra. Die Lianen sind von Dunkelheit durchtränkt, die je nachdem, tödlich endet, sobald sie lebendes Gewebe berührt. Dein Körper wird also in den nächsten Minuten verfaulen. Und selbst wenn nicht, wird dich der Baum zerreißen."
Sie schüttelte den Kopf. Sie war beinahe soweit, Mitleid zu empfinden. Aber nur beinahe.
"Sag mir, Berus. Wie oft warst du im Garten der Dunkelheit?"
"Zwei mal. Beim zweiten Mal vor sieben Monaten habe ich den Baum ausgegraben und hier her gebracht."
"Willst du wissen, wie oft ich dort war? Über einhundert Mal. Ich habe längst aufgehört zu zählen."
Berus' Augen weiteten sich. "Du lügst."
"Ach hör auf! Sieh in mich hinein und du wirst es erkennen. Ich habe vor zweieinhalb Jahren angefangen, dort zu meditieren. Ich war und bin immer noch nach der Dunkelheit dort süchtig. Ich bin dort so oft gewesen, dass ich sogar an der Stelle, wo es das Pulver gibt, eine Nacht hätte verbringen können, weil mir die Dunkelheit nichts mehr ausmacht. Sie hat völlig Besitz von mir ergriffen. Ich liebe sie und kann und will ohne die dunkle Energie nicht mehr existieren."
Jetzt setzte sie ihre Macht in voller Stärke ein. Sie lockerte die Lianen und ergriff mit ihrem Geist Berus' Körper, den sie hochhob. Er wehrte sich mit Leibeskräften, doch seine Machtfülle reicht nicht.
Cathandra schwebte zurück auf den Boden. Sie breitete ihre Arme aus, ergriff mit der Macht die Lianen, die sich nun ihrerseits um Berus' Gliedmaßen schlängelten.
"Oh mein Gott.", entfuhr es ihm. Cathandra mußte optisch ein regelrechtes Leuchtfeuer der dunklen Energie sein.
"Jetzt weißt du, was ich mit dem Spruch eben meinte."
Sie spürte seinen Zorn, sein Gesicht war verzerrt.
Noch eine Minute, dann verschwand sein Widerstand. Kraftlos hing er im Würgegriff der Lianen, die nun bei ihm das anrichteten, wovon er eben selbst noch gesprochen hatte.
"Du warst anderthalb Jahre ein würdiger Gegner, Berus.", erklärte sie.
Sein Körper begann zu rauchen. Die dunkle Energie in der Pflanze zerstörte seinen Körper.
"Cathandra... kannst du mir... versprechen... dass du... ein großer... Lord der Sith... wirst? So... groß wie... Naga Sadow oder... Marka Ragnos?"
Sie lächelte. "Das ist mein Ziel, Berus."
Er nickte unter grausamen Schmerzen. Es ging mit ihm zu Ende.
"Dann... sterbe ich... in dem Wis.. sen... dass... ich... gegen... ei... nein.. der... bes... ten... Geg... ner... ver... loren... ha... be..."
Sein Kopf sackte herunter. Berus war tot.
Aus Respekt blieb Cathandra noch eine Stunde stehen. Irgendwann hatten die Lianen ihre Arbeit getan. Die Überreste von Berus' Körper fielen herunter.
Mit der Macht hob Cathandra drei Kubikmeter Erde hoch, schob Berus' Reste in das Loch und ließ die Erde wieder nach unten.
Sie nahm die gesammelten Früchte an sich und ging nachdenklich zur Akademie zurück. Wie sollte es jetzt weitergehen? Sie war gerade am Ende ihres drittes Jahres. Mußte sie noch ein Jahr allein die Ausbildung weiter bestreiten? Oder sollte gar der Fall bestehen, dass Lord Zelata sie früher annahm?
Kaum hatte der Gleiter die Akademie-Station erreicht, fühlte sie Lord Zelatas Präsenz. Sie war da!
Cathandra lieferte die Früchte ab und kassierte noch einmal zwei Punkte. Klopfenden Herzens ging sie zu Gondors Büro. Er war nicht anwesend. Ein Droide teilte ihr mit, sie sollte sich im Quartier von Lord Zelata einfinden. Cathandra lächelte. Das schienen gute Nachrichten zu sein.
Sie lief den Gang zurück, nahm den Fahrstuhl, dieses Mal in die andere Richtung und ging auf die Tür zu, die offen stand.
"Komm herein, Schülerin!", hörte sie ihre Stimme.
Cathandra hörte auch Gondors Stimme. Sie betrat Zelatas großzügig eingerichtetes Quartier.
"Schülerin.", sagte Gondor kernig. "Verbeuge dich vor Darth Zelata."
Cathandras Augen weiteten sich, dann fiel sie auf ihr Knie und senkte den Kopf. Zelata war zum Darth aufgestiegen!
"Erhebe dich!", sagte Zelata freundlich. Sie hatte ihr volles schwarzes Jahr auf hübsche Weise gestylt.
"Herr", begann Cathandra, "mein Lord, ich wollte Euch mitteilen, dass..."
"...keiner mehr übrig ist in deiner Gruppe.", schmunzelte Zelata. "Ja, ich weiß. Gondor und ich habe vorhin ein Erbeben in der Macht gespürt. Willst du mir davon berichten?"
Sie erzählte auf die Schnelle.
"Was geschieht jetzt mit mir?"
"Ich weiß, dass du rein zeittechnisch die Ausbildung noch nicht beendet hast.", sagte sie. "Sag mir also, Schülerin..."
Zelata begann, Fragen zu stellen. Die meisten konnte Cathandra anhand ihres Studiums der Bibliothek beantworten.
Eine halbe Stunde später endete sie die Befragung.
"Wie lautet eure Analyse?", fragte Gondor.
"Eure Schülerin hat nach drei Jahren das erreicht, wofür andere vier Jahre benötigen. Es wäre Verschwendung, sie ein weiteres Jahr hier zu lassen."
"Und ich kann ihr nichts mehr beibringen. Sie ist die beste Akolytin, die ich je hatte. Meinen Glückwunsch."
Zelata lächelte. "Auch meinen Glückwunsch, Cathandra. Du bist mit sofortiger Wirkung die Schülerin von Darth Zelata."
Cathandra schloß die Augen. Sie hatte es geschafft! Es gelang ihr nur mit großer Mühe, ihre Freude zu verbergen.
Zelata schmunzelte. "Ich sehe deine Freude, Schülerin. Du hast allen Grund. Genieße es."
Sie wandte sich zu Gondor. "Auch wenn es eher am Talent der Schülerin lag, habt ihr dennoch gute Arbeit geleitstet, Gondor. Ich befördere euch mit sofortiger Wirkung zum Chef-Ausbilder."
Gondor erhob und verneigte sich. "Danke, mein Lord!"
"Ihr dürft gehen!"
Noch einmal verbeugte er sich und verließ den Raum.
"Und du möchtest jetzt endlich ein Lichtschwert, Schülerin?"
Sie nickte. "Ja, Meister. Ich weiß nur nicht, ob ich mir das selbst zusammenbauen muß, oder..."
"...oder ob deine Meisterin vielleicht eins für dich hat.", vollendete Zelata ihren Satz. Sie umrundete ihren Schreibtisch und öffnete eine Schublade. Cathandra konnte die Ausstrahlung des Lichtschwerts fühlen. Zelata warf es ihr zu.
Cathandra fand schnell den Auslöser und aktivierte es. Mit offenem Mund freute und staunte sie über die rote Klinge, die leise vor sich hin summte. Sie trat einen Schritt zurück, hüllte sich in die Macht und vollführte einige einfache Bewegungen.
"Das ist etwas anderes als mit einem Übungsschwert, was?"
Cathandra nickte. "Definitiv."
"Ich freue mich, dass es dir gefällt. Dein altes gibst du im Waffenlager ab."
"Ja, Meister."
"Nun gut, Schülerin.", sagte sie und setzte sich auf ihren Tisch. "Du bist, was du bist und Korriban hat dich gut gehärtet. Aber man kann sich nur weiterentwickeln, wenn man die Galaxis bereist und lernt. Du fängst damit an, in dem du das Herz des Imperiums kennenlernst. Du nimmst die nächste Fähre zur Imperialien Flotte und von dort weiter nach Dromund Kaas. Sobald du angekommen bist, meldest du dich bei mir. Wir haben viel zu tun."
Plötzlich wurde Cathandra sich bewußt, dass sie nicht nur Korriban, sondern auch Talia verlassen musste. Ihr Herz wurde schwer.
"Stimmte etwas nicht, Schülerin?"
Sie schüttelte den Kopf. "Verzeiht. Nein, Meister."
Zelata nickte. "Gut, dann pack deine Sachen."
Cathandra verbeugte sich und wollte den Raum verlassen.
"Einen Moment noch, Schülerin. Wenn du Dromund Kaas erreichst, habe ich eine Überraschung für dich. Ich bin mir sicher, dass du dich sehr freuen wirst."
Sie lächelte und Cathandra lächelte zurück. "Wir sehen uns auf Dromund Kaas."
Cathandra kehrte in ihr Quartier zurück und packte alles in ihre Tasche. Ihr Trainingsschwert hatte sie bereits abgegeben. Nun wollte sie... sie mußte sich von Talia verabschieden.
Sie ging zu Talias Quartier, das jedoch geschlossen war. Sie horchte mit der Macht, konnte sie aber nirgends finden. Traurig verließ sie die Akademie. Jetzt hielt sie nichts mehr hier zurück. Unterwegs hielt sie noch einmal an und blickte zuirück. Teil eins ihres Schwurs hatte sie erfüllt. Sie war die Stärkste gewesen und hatte überlebt.
Sie näherte sich dem Transporter, der auf sie wartete. Zehn Meter davor liess die Macht sie zum Lichtschwert greifen. Ehe sie sich versah, blockte sie einen harten Laser-Beschuss ab, der sonst ihren Kopf erreicht hätte.
Die Macht zeigte ihr den Schützen. Er hockte liegend neben einem Gebäude. Erneut griff die Macht zu und blockte mit dem Schwert einen zweiten Schuss ab.
Cathandras Zorn explodierte. Sie lenkte die Macht in ihre Beine und war kurz darauf bei dem Schützen. Sie paralysierte ihn.
"WER hat dich geschickt??", fauchte sie ihn an. Er blieb stumm.
Cathandra griff mit aller Macht zu und sah ein Holo-Gespräch mit einem Mann, den sie noch nie gesehen hatte. Das genügte.
Sie warf den Mann zu Boden, der erneut versuchte, auf die zu schießen. Sie liess seine Waffe in ihre Hand fliegen. Dann ergriff sie den Mann, hob ihn so hoch, wie sie konnte und liess ihn zu Tode fallen.
Sie ging zum Transporter zurück und stieg endgültig ein.
Auf Wiedersehen Korriban, dachte Cathandra. Der Transporter schloss die Luke und hob ab.
Cathandra schloß die Augen und freute sich auf Dromund Kaas und ihre neue Meisterin. Nur dass sie sich von Talia nicht hatte verabschieden können, stimmte sie traurig. Aber die Macht beruhigte sie an diesem Punkt etwas überraschend.
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