Ist nicht jeder egoistisch?

in #deutsch7 years ago (edited)

Dieser Frage ging auch Nathaniel Branden nach und beantwortete diese so:
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Wer die Ethik des rationalen Egoismus befürwortet (Anmerkung: dazu gehöre ich ohne Zweifel) wird mir verschiedenen Varianten o.g. Frage konfrontiert. Es wird z.B. manchmal behauptet: „Jeder tut, was er wirklich will - sonst würde er es nicht tun.“ Oder: „Niemand opfert sich wirklich selbst, da jede zielgerichtete Handlung von einem Wert oder einem Ziel motiviert wird, handelt man immer egoistisch, ob man es weiß oder nicht.“

Lassen sie uns zur Aufklärung dieser intellektuellen Verwirrung ansehen, welche Tatsachen der Realität die Frage vom Egoismus und Selbstopferung (oder Egoismus und Altruismus) aufwerfen, und was der Begriff von „Egoismus“ bedeutet und nach sich zieht.

Die Frage von Egoismus und Selbstopferung stellt sich in einem ethischen Kontext. Ethik ist ein Wertekanon, der die Entscheidungen und Handlungen des Menschen leiten soll - die Entscheidung und Handlung, die den Zweck und den Lauf seines Lebens bestimmen. In der Auswahl seiner Handlungen und Ziele steht der Mensch vor ständigen Alternativen. Um zwischen ihnen wählen zu können, braucht der Mensch einen Wertmaßstab - einen Zweck, dem seine Handlungen dienen sollen oder auf den sie abzielen. „Ein Wert“ setzt die Antwort der Frage voraus: Wertvoll für wen und wozu?“
Was soll das Ziel oder der Zweck der Handlung sein?
Wer soll der Nutznießer dieser Handlung sein?
Soll der Mensch als primäres moralisches Ziel das Erlangen seines eigenen Lebens und Glücks haben - oder sollte sein primärer moralischer Zweck daraus bestehen, den Wünschen und Bedürfnissen anderer zu dienen?

Der Konflikt zwischen Egoismus und Altruismus besteht aus ihren gegensätzlichen Antworten auf diese Fragen.
Egoismus sagt, dass jeder Mensch ein Selbstzweck ist; Altruismus sagt, der Mensch sei ein Mittel für die Zwecke anderer.
Egoismus sagt, dass der Handelnde moralisch gesehen der Nutznießer einer Handlung sein soll;
Altruismus sagt, dass der Nutznießer einer Handlung jemand anderes als der Handelnde sein soll.

Egoist sein heißt, vom eigenen Interesse motiviert zu werden. Dies erfordert, dass man sich ansieht, woraus sein Eigeninteresse besteht und wie man es erlangt - welche Werte und Ziele man verfolgen und welche Prinzipien und Maßstäbe man annehmen soll. Wenn ein Mensch sich nicht mit dieser Frage beschäftigt, kann man nicht sagen, dass er sich mit seinem Eigeninteresse beschäftigt, oder es wünscht; man kann sich nicht das wünschen, von dem man nichts weiß.
Egoismus bedingt:
A) eine Wertehierarchie, definiert durch den Maßstab des Eigeninteresses und
B) die Weigerung, einen höheren für einen niedrigeren Wert (oder Nichtwert) zu opfern.
Ein wirklich egoistischer mensch weiß, dass nur die Vernunft bestimmen kann, was wirklich in seinem Interesse liegt, dass das Verfolgen von Widersprüchen oder das Handeln entgegen der Tatsachen der Realität selbstzerstörerisch ist - und Selbstzerstörung ist nicht sein Eigeninteresse. „Zu denken liegt im Eigeninteresse des menschen; sein Bewusstsein auszusetzen, tut es nicht. Seine Ziele im vollen Kontext seines Wissens zu wählen, liegt in seinem Eigeninteresse; aus dem Impuls des Augenblicks ohne Beachtung der Langzeitfolgen heraus zu handeln, tut es nicht.
Als produktives Wesen zu leben liegt in seinem eigenen Interesse; das Leben eines Tieres zu führen, tut es nicht.

Weil ein wirklich egoistischer mensch seine ziele durch die Leitung der Vernunft wählt - und weil die Interessen rationaler Menschen nicht kollidieren - können andere oft von seinen Handlungen profitieren. Aber der Nutzen anderer ist nicht sein primäres Ziel und der bewusste zweck seiner Handlungen.
Um dieses Prinzip völlig klar zu machen, lassen Sie uns ein extremes Beispiel betrachten, eine Handlung, die egoistisch ist, die aber gewöhnlich aufopfernd genannt wird:
Die Bereitschaft eines Menschen, für die Rettung einer Frau, die er liebt, zu sterben. In welcher Weise wäre solch ein Mann der Nutznießer seiner Handlung?
Die Antwort findet man in „der Streik“ - in der Szene, in der Galt, da er weiß, dass er verhaftet werden wird, zu Dagny sagt: „Wenn sie allerdings Verdacht schöpfen, was wir einander bedeutet, werden sie dich bin in einer Woche vor meinen Augen auf eine Folterbank spannen - ich spreche von physischer Folter. Und darauf werde ich nicht warten. Sobald jemand eine Drohung gegen dich ausspricht, werde ich mich umbringen und sie damit aufhalten… Ich muss dir nicht sagen, dass das kein Akt der Selbstopferung wäre. Ich habe keine Lust, mitansehen, wie man dich langsam zu Tode quält. Danach wären keine Werte mehr für mich erstrebenswert - und ich habe keine Lust, ohne Werte zu leben.“
Wenn ein Mann eine Frau so sehr liebt, dass er ihren Tod nicht zu überleben wünscht, wenn das Leben ihm nichts mehr zu bieten hat, dann ist es kein Opfer, für ihre Rettung zu sterben.

Das gleiche Prinzip gilt für einen Mann, der in einer Diktatur gefangen ist und bereit ist, den Tod zu riskieren, um die Freiheit zu erlangen. Um seine tat eine „Selbstopferung“ zu nennen, müsste man annehmen, dass er es vorzöge, als Sklave zu leben. Der Egoismus eines Mannes, der gegebenen Falls bereit wäre, im Kampf für seine Freiheit zu sterben, liegt in der Tatsache, dass er nicht in einer Welt weiterleben will, in der er nicht länger anhand seines eigenen Urteils handeln kann - d.h. in einer Welt, in der menschliche Existenzbedingungen nicht länger möglich sind.

Der Egoismus oder die Selbstlosigkeit einer Handlung muss objektiv bestimmt werden: Sie wird nicht bestimmt durch die Gefühle des Handelnden. Genau wie Gefühle kein Mittel der Wahrnehmung sind, so sind sie auch kein ethisches Kriterium.

Offenkundig muss man, um handeln zu können, irgendein persönliches Motiv verfolgen; man muss in irgendeiner Form „wollen“, die Handlung zu tätigen. Die Frage, ob eine Handlung egoistisch ist oder nicht, hängt nicht davon ab, ob man sie tätigen will oder nicht, sondern davon, warum man sie tätigen will. Nach welchem Maßstab wurde die Handlung gewählt? Um welches Ziel zu erreichen?

Wenn jemand behauptet, dass er fühlt, er würde anderen am besten damit dienen, sie zu berauben und zu ermorden, kann man ihm kein altruistisches Motiv unterstellen. Wenn ein Mensch einen Weg der Selbstzerstörung einschlägt, macht sein Gefühl, dass er so etwas gewinnen könne, seine Handlungen mit der gleichen Logik und aus den gleichen Gründen noch nicht egoistisch.

Wenn jemand auf einen Wert, einen Wunsch oder ein Ziel zugunsten des Vergnügens , der Wünsche oder Bedürfnisse eines anderen verzichtet, den er weniger schätzt als das, worauf er verzichtet hat und er nur durch ein Gefühl von Nächstenliebe, Mitleid, Pflicht oder Altruismus motiviert wird, dann ist das ein Akt der Selbstopferung. Die Tatsache, dass ein Mensch vielleicht fühlt, dass er es tun „will“, macht seine Handlung noch nicht egoistisch oder stellt objektiv fest, dass er der Nutznießer ist.
Nehmen Sie z.B. an, dass ein Sohn einen Beruf wählt, den er nach rationalen Maßstäben will, er dann aber darauf verzichtet, um seiner Mutter einen Gefallen zu tun, die es lieber sähe, dass er einen anderen beruf wählt - einen, der in den Augen der Nachbarn mehr Prestige hat. Der Junge willigt in den Wunsch seiner Mutter ein weil er es akzeptiert hat, dass dies seine moralische Pflicht sei: er glaubt, dass seine Pflicht als Sohn darin bestünde, das Glück seiner Mutter über sein eigenes zu stellen, auch wenn er weiß, dass die Forderung seiner Mutter irrational ist und obwohl er weiß, dass er sich selbst zu einem Leben in Elend und Frustration verurteilt. Es ist absurd, dass die Verfechter der „Jeder-Ist_egoistisch“-Doktrin annehmen, dass hier keine Selbstopferung vorliegt und seine Tat wirklich egoistisch ist, da der Junge von dem Wunsch motiviert wird, „tugendhaft“ zu sein, oder Schuldgefühle zu vermeiden.
Nicht berücksichtigt wird nämlich die Frage, warum dieser Junge diese Dinge fühlt und wünscht. Gefühle und Wünsche sind keine grundlosen, unreduzierbaren Grundsätze: Sie sind das Produkt der Prämissen, die man akzeptiert hat. Der Junge „will“ seine Karriere aufgeben, weil er die Ethik des Altruismus akzeptiert hat; er glaubt, dass es unmoralisch sei, für sein Eigeninteresse zu handeln. Das ist das Prinzip, das seine Handlungen leitet.

Die Verfechter der „Jeder-ist-egoistisch“-Doktrin bestreitet nicht, dass Menschen unter dem Druck der altruistischen Ethik willentlich gegen ihr eigenes Glück handeln können. Sie behaupten bloß, dass solche Menschen in einem höheren, undefinierbaren Sinn immer noch „egoistisch“ handeln. Eine Definition von „Egoismus“, die die Möglichkeit einschließt oder erlaubt, wissentlich gegen sein eigenes Glück zu handeln, ist ein Widerspruch in sich.

Nur das Vermächtnis des Mystizismus ermöglicht es, dass Leute glauben, es gäbe einen Sinn, wenn sie erklären, dass man sein Glück darin findet, auf sein Glück zu verzichten.

Der Grundlegende Trugschluss im „jeder-ist-egoistisch“-Argument besteht aus einer ungewöhnlichen primitiven Wortverdrehung. Es ist eine psychologische Binsenweisheit - eine Tautologie - dass jedes zielgerichtete Verhalten motiviert ist. Aber, „motiviertes Verhalten“ mit „egoistischem Verhalten“ gleichzusetzen, heißt, den Unterschied zwischen einer elementaren Tatsache der menschlichen Psychologie und dem Phänomen ethischer Entscheidung auszublenden. Es dient dazu, dem zentralen Problem der Ethik auszuweichen: Wodurch soll der Mensch motiviert werden?
Echter Egoismus bedeutet die Befassung mit den eigenen Interessen; die Annahme der Verantwortung, sie zu erlangen; die Weigerung sie je durch Handeln aus blinder Laune, aus Impuls oder aus Laune des Augenblicks zu verraten; einer kompromisslosen Loyalität zum eigenen Urteilsvermögen, seinen Überzeugungen und Werten. All das repräsentiert eine hohe moralische Leistung. Wer sagt „Jeder ist egoistisch“, meint es üblicherweise zynisch und verächtlich. Aber in Wahrheit macht er der Menschheit ein Kompliment, das sie nicht verdient.

Sort:  

Ich glaube tatsächlich, das wir alle permanent egoistisch handeln. Im Idealfall tun wir gute Dinge für andere, die auch gut für uns selber sind, dann haben wir ne win/win Situation auch wenn ich z.B nur anderen Helfe, um selber mehr Wertschätzung zu erfahren.

Finde das aber auch grundsätzlich voll ok, immerhin lebe ich am Ende nur mit mir, ich kann nicht in andere hineinschauen.

Das wahre selbst gibt bedingungslos und ist ständig dazu bereit!

Nur Egoisten sagen Das Leben ist ein geben und nehmen!!!!!!

Herzensmenschen sagen Das Leben ist geben....check the flow oder willst n Stau...!?!?!?

Nur wer hat kann geben. Da hilft auch kein Herzensmensch, denn wenn dieser nichts zu geben hat, verfällt er in Depression. Rationaler Egoismus hat ebenfalls Herz, sonst wär er kein rationaler Egoist

jeder gibt etwas, merkst du es nicht, alles ist energie wie tesla einst schon sagte. manch einer gibt liebe, wer ein herz hat was genug hat. manch einer gibt geld, wer halt mehr geld als den rest hat, manch einer gibt wissen weiter wie eine auswenidg gelernte bibliotek,.....alle geben etwas...viele geben hass etc,. es ist trotzallem im prinzip ein geben, selbst egoisten geben energie....halt qualitativ scheiss energie

Es scheint so, als müsstest du den Text nochmals lesen. Schon in Bezug auf „deinen letzten Satz“. Ich denke du hast den Text nicht verstanden oder du willst diesen nicht verstehen.
Nur so am Rande was gibst du denn so? Und nimmst du nichts? Oder lebst du von Luft und Liebe.
Es macht oft keinen Sinn mit Menschen zu diskutieren, deren Glaube dominiert. Ihnen bleibt am Schluss meistens nur der Hass und die Beleidigung übrig... schade

Verzeih falls ich dir so vorkam.
Ich lass sehr viel Enttäuschung in deinem Text!

Es gibt solche Menschen von denen ich spreche. Das ist meine Erfahrung.
Es sind echt sehr sehr wenige.
Doch die machen halt Dinge, weil diese zu tun sind ohne Logic und mit vollem Herz . In meinen Augen ist das „böse“ gen vom Menschen selbst nur kreiert.
Und umgewandelte negativ Energie soll sehr stark sein.

Mich interessiert im Grunde garnicht ob sowas existiert oder wieso sowas existiert. Ich seh das Gute im Menschen...Ich seh das vielleicht recht kindlich....sorry

Vielleicht findest du ja bald selbst die „Lösung“ und kannst es uns schreiben.

Bis dahin alles gute dir

Danke für diese Stellungnahme.
Zur Enttäuschung kann ich dir darin recht geben, dass sie einmal bestand. Es war sogar Wut (vor vielen Jahren) Heute habe ich diese überwunden und liebe mein Leben so wie ich es lebe. In meinen Texten geht es mir lediglich um Widersprüche, die sich energisch halten wollen, die sich in einer Doktrin zu verewigen scheinen.

Ja, doch das ist nix neues oder? Das Spiel spielen die Menschen seit mehreren tausend waren....egal ob man es spirituell sieht (dann bitte alle Religionen ma durch nehmen), oder geschichtlich (is ja gut nieder geschrieben soweit....) oder biologisch (dadrin sind wir ja auch recht zackig mit Medizin und Wissenschaft und Psychologie und so...)

Es scheint als würde sich der Mensch vor sich selbst verstecken!

Is wie ein unsichtbarkeitamodus...

Weißt du, ich frag mich seitdem ich klein bin warum menschen streiten, Krieg führen Blabla.
Bin selbst allen Schemen verfallen gewesen-is durch: Punkt!
Hab nu soweit alles durch!
Die gesamte lebenspalette!

Meiner Meinung nach ist schon Sinn drin im Leben, nur der Verstand driftet gerne ab und lässt sich ablenken.

Das Hindernis ist die Begrenztheit in dieser Materie und dem Körper.

Vielleicht steckt ja die Antwort in der Erde...denn dahin gehen wir alle einmal zurück wenn wir verwesen...und somit wird unsere DNS und unser Schmerz und wissen auch dahin gehen...!
Also nicht die Erde oder Welt ist egoistisch in dem Sinne, sondern die Information die vielleicht dazu benötigt wird, um es zu verstehen, ist in der Erde gespeichert....
Ganz gleich.
War nett mit dir hier zu schnacken.
Hugs

Wahre Worte und voll auf den Punkt gebracht.

Wir sollten uns einfach mehr im Verzicht üben. Die Regel sollte sein, etwas zu teilen. Wenn wir teilen brauchen wir nicht zu geben. Wir sind alle Gast auf dieser Erde und sollten lernen das nichts uns gehört sondern allen Menschen.