Hej kära Steemians!
Ich bin vermutlich nicht der einzige, den die Welt der Piraten, Schiffe und Kanonen in der Kindheit faszinierte. Während meines Stockholmaufenthaltes, besuchte ich das berühmte Vasa-Museum, welches mich für einige Stunden zurück in meine Kindheit versetzte.
Der schwedische König Gustav II. Adolf ließ im Jahre 1625 das Kriegsschiff Vasa erbauen, welches zu dieser Zeit das größte und am schwersten bewaffneten sein sollte. Mit der Vasa wollte Schweden insbesondere die Interessen des Landes im Dreißigjährigen Krieg gegen Polen stärken. Dazu kamen auch noch persönliche Gründe, denn Gustav II. Adolfs Vater, Karl IX., hatte seinen Vetter, den polnischen König Sigismund III. Wasa, zuvor vom schwedischen Thron verdrängt, den dieser nun zurückzuerobern hoffte.
Der Bau der Vasa war für Schweden ein Prestigeprojekt. Sie war bestückt mit 64 Kanonen. Das Schiff war etwa 69 Meter lang, 12 Meter breit und am Großmast fast 52 Meter hoch. Die gesamte Segelfläche lag bei etwa 1.300 m² und das Deck lag knapp 15 Meter über dem Wasserspiegel. Mehr als 1.000 Eichen wurden für das Schiff gefällt und in Form gebracht. Unter der Leitung des holländischen Schiffbaumeisters Henrik Hybertsson sägten und hämmerten die Zimmerleute 6 Tage die Woche von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
Am 10. August 1628 war es endlich soweit. Nach 3 Jahren Bauzeit stach die Vasa mit Kapitän Söfring Hansson Jute von der königlichen Burg unter feierlichen Salutgeschossen in See. Begeisterte Menschenmassen versammelten sich an den Ufern und winkten der Mannschaft zu. Nach nur wenigen Metern, bekam das Schiff - ausgelöst durch eine eigentlich harmlose Windböe bereits eine bedrohliche Schieflage. Nach gut 20 Minuten Zeit auf dem Wasser und 1.300 zurückgelegten Metern passierte dann die unfassbare Tragödie. Ein etwas stärkerer Windstoß ließ die prächtige Vasa kentern. Rund 30-50 Menschen verloren dabei ihr Leben.
Bis heute wird über den wahren Grund des Unterganges der Vasa gerätselt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte das Schiff einen zu hohen Schwerpunkt und eine zu geringe Rumpfbreite. Sofort nach dem Untergang sollte ein Prozess den Schuldigen für die Tragödie zur Verantwortung ziehen. Allerdings konnte keine einzelne Person ausgemacht werden. Schon früh erkannte man, dass der Untergang vermutlich auf eine Fehlkonstruktion zurückzuführen ist. Der Prozess brachte keine Verurteilungen hervor.
Nachdem die Vasa auf dem Ostseeboden versank, brachten sich bereits die ersten Bergungsunternehmen in Stellung und suchten um eine Lizenz für den Bergungsversuch an. Ein Engländer namens Jan Bulmer erhielt den ersten Zuschlag. Trotz Unterstützung durch die schwedische Flotte gelang es nicht, das Wrack anzuheben. Auch Jahre später gab es immer wieder Versuche zumindest Teile der Vasa zu bergen. Bis auf einige Kanonenrohre und einen Segelmasten, gelangte aber Nichts ans Tageslicht. Nach einigen Jahrzehnten verschwand die Vasa aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit.
Seit 1951 suchte der Meeresarchäologe Anders Franzén die verschollene Vasa. Im Jahr 1956 fand er in einer Lotbohrung Holz. Wenig später stelle sich heraus, dass dieses Holz von der Vasa stammen muss. 1957 wurden zwei Jahre lang sechs Tunnel unter dem Schiff ausgespült, Stahltrossen wurden durchgezogen und das Schiffanschließend angehoben. Der hohe Schwefelanteil im Hafenwasser hatte das Holz des Schiffes konserviert, deshalb konnte die Vasa in gut erhaltenem Zustand geborgen werden. Am 24. April 1961 gelang dann die endgültige Hebung. Danach wurde das Schiff von Wasser und Schlamm befreit und zur Insel Beckholmen zu einem Trockendock geschleppt.
Seit 1990 befindet sich das Schiff im eigens angefertigten Vasa-Museum auf Stockholms Insel Djurgarden. Eine große Herausforderung ist die Konservierung des Holzes, welches heute mit modernsten Techniken durchgeführt wird. Die Vasa wird regelmäßig auf Verformungen überprüft und stetig an gewissen Stellen restauriert. Das Museum bietet einen völlig authentischen Einblick in das Mysterium der Vasa und die schwedische Geschichte. Das Schiff kann in der Halle rundum und auf verschiedenen Ebenen besichtigt werden.
Das Leben auf einem Schiff in dieser Größenordnung war zu dieser Zeit mit Sicherheit kein lustiges Unterfangen. Neben einigen Offizieren, die selbstverständlich gewisse Vorzüge genossen, gab es noch 20 Kanoniere, 90 Seeleute und mehr als 300 Soldaten. Dazu kamen noch einige Steuermänner, Handwerker, Quartiersmeister und Köche. Der Platz war enorm eng und es verbreiteten sich schnell Krankheiten. Der Barbier behandelte Kranke und Verletzte nach mittelalterlichen Methoden. Dabei wurden oftmals auch Amputationen mit Säge und ohne Schmerzmittel durchgeführt. Das Leben auf dem Schiff war die Hölle. Nachdem man an Land anlegte und die Seeleute ihren Lohn bekamen, vergnügte man sich mit reichlich Alkohol und Prosituierten, um die Sorgen auf der See vorübergehend zu vergessen.
Ich war fasziniert von dem Anblick dieses mächtigen Schiffes. Man kann sich kaum vorstellen dass dieses Bauwerk vor knapp 400 Jahren von Menschenhand zu Kriegszwecken erschaffen wurde. Das Museum bietet eine perfekte Übersicht über die Vasa, da man von mehreren Ebenen aus das Schiff rundum besichtigen kann. Auch ein kostenloser Audioguide via Smartphone wird vom Museum angeboten, der die Geschichte der Vasa ausführlich beschreibt.
Liebe Grüße, Lukas.
Sehr schöner Bericht, hab das Museum damals auch sehr genossen, so Schiffe haben schon etwas an sich :)
Neben den anderen „Sehenswürdigkeiten“ in Stockholm definitiv auch ein Highlight, welches man gesehen haben sollte!
Hab mir leider nicht sehr viel ansehen können, aber ich denke das Museum zählt auf alle Fälle zu den Highlights. 😉
Interessanter Artikel mit schönen Bildern. Ja, das Schicksal dieses Schiffes ist schon tragisch - andererseits: wie viele Schiffe aus jener Zeit gibt es noch?
Ich finde es auch bemerkenswert dass damals im Prozess nicht irgendein Sündenbock gefunden wurde sondern wirklich festgestellt wurde dass wohl alle bei der Planung ein Stück zu groß gedacht hatten.
Habe gerade eben im Radio gehört, dass in Norwegen ein Schiff aus der Vikingerzeit gefunden wurde. Aber du hast recht, die meisten liegen irgendwo am Meeresboden herum.
Dass Niemand verurteilt wurde hat mich auch überrascht, gerade in dieser wilden Zeit wo Hinrichtungen noch üblich waren.
Fantastischer Post, ich beneide dich!
Ich liebe Museen und freue mich immer, wenn ich auf (für mich) Neues hingewiesen werde.
Danke!
Dankeschön! :)
Gott ich fange dauernd ein Kommentar an und Lösche es wieder weil doch etwas sprachlos bin. Hammer Bilder wirklich beeindruckend. Warum hast mich nicht mitgenommen?😥
ich hätte passend dazu ne buddel voll Rum besorgt! 🏴☠️😂
Und das sagst du mir jetzt erst? 😄 Ich steh mirs zwar nicht so auf Rum, aber das Angebot wäre trotzdem verlockend gewesen. 😜
Du wärst der Captain daher würde ich jedes gewünschte Getränk mitbringen.🍾🍷🍸🍹🍺☕🥛 Allein schon damit ich ein hohen Rang in deiner Mannschaft bekomme 😂
Achso funktioniert das bei dir? 😄 Sorry, aber ich bin da nicht bestechlich! 😜
klar funktioniert das so bei mir 😂 ich kann auch noch den Einsatz um den Faktor PIZZA erhöhen 🍕🍕🍕
Als Ich in Schweden war das Museum. Ebenfalls ein cooler Ausflug.
Schon kacke wenn das Schiff zu schwer ist und kurz nach dem Start sinkt.
Toller Bericht, danke!
Ja da ist leider einiges schief gegangen. Ich glaub bei den nächsten Schiffen habens aus den Fehlern gelernt! 😄
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