Der Mann aus dem Eis, der vor circa 25 Jahren in den Ötztaler Alpen gefunden wurde, hatte am ganzen Körper verteilt merkwürdige Markierungen in Form von Linien (siehe Bild, Quelle: ingenieur.de). Bei einem Besuch in den Ötztaler Alpen, habe ich aus privatem Interesse mit einem Archäologen darüber geredet. Er meinte, dass diese Zeichen auf den selben Stellen verlaufen, wie auch die Akupunktur aus der TCM. Verblüffend, wenn man bedenkt, dass meines Wissens, keine Kontakt zwischen diesen Kulturen bestand! Mit einer spitzen, in heißer Asche desinfizierten Nadel wurden die Symbole in den Körper gehämmert - vermutlich eine Schmerztherapie. Die Asche blieb unter der Haut, so entstand das Körperbild.
Auch bei mir sind die Körperbilder viel mehr als reine Ästhetik. Sie sind mein Panzer und Teil meines Glaubens. Das Heilige findet im Endeffekt so eine Verbindung zu meiner Seele, über das Tor des Körperbildes. Jedes einzelne Bild ist wohl gewählt und lang überlegt, es hat eine bestimmte Bedeutung, die oft nur mir ersichtlich ist. Jedes Bild ist im Endeffekt ein Mantra, wie ein immerwährendes lebendig gewordenes Gebet. Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dann fühle ich ein Bild, die warme Haut, die zierlichen Blätter einer Hundsrose, das Gesicht eines gutmütigen Geistes, der immer bei mir weilt und mich begleitet, ein kleines geweihtes Opfertier, die Wiedergeburt der Sonne, des Lichtes,… Sie alle begleiten mich, wo immer ich hingehe, wie Schmuck, den ich nicht abnehmen kann, Schmuck der Teil meiner selbst geworden ist. Das man diesen Schmuck nicht abnehmen kann, macht ihn bedeutender, wie ein ewiges Versprechen an das höhere Ich. Wie ein Treueschwur, den man den Geistern entgegenbringt. Diese Beziehung ist keinesfalls einseitig. Was mir gegeben wird, ist das Gefühl, dass ich nicht alleine bin, auf allen Wegen begleitet und beschützt werde und vor allem Hoffnung.
Auf dem Körper einer mumifiziertes skythischen Prinzessin aus der Jungsteinzeit entdeckte man mit Knochennadeln und Ruß gefertigte kunstvolle Vögel, Hirsche und mystische Tiere. Antike Geschichtsschreiber waren beeindruckt von "bemalten" Thrakern und Kelten. Als religiöse Symbole sind Tattoos (tahitisch: tatau "Wunden schlagen") von den frühchristlichen Sekten ebenso bekannt wie aus dem Mittelalter. Im goldenen Zeitalter der Piraten und Entdecker, dem 18. und 19. Jahrhundert, wurde das Körperbild in Europa wiederbelebt: Es wurde Schmuck und Stigma der armen Leute, Matrosen (mein Großvater war Matrose am Rhein), Hafenarbeiter, Soldaten und Häftlinge. Mit ihrem verruchten Ruf spielend, ließen sich um die Jahrhundertwende allerdings auch Angehörige vieler europäischer Fürstenhäuser Tattoos stechen, wie die österreichische Kaiserin Sisi, die einen Anker auf der Schulter trug.
Von der Prinzessin von Ukok, bis zur Kaiserin Sisi, Körperbilder sind "klassenlos". Bildquelle
Mögen Körperbilder inzwischen schon zum bedeutungslosen Modetrend geworden sein: Jene die uns beeindrucken, erzählen immer noch Geschichten von Liebe, Hass, Schicksal oder Rache, von Glauben, Überzeugungen und Loyalitäten - ein Leben lang.
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