KHM Wien: Hofjagd- und Rüstkammer (Teil 2)

Rüstungen zur Zeit von Kaiser Maximilian I (1459-1519) und Kaiser Karl V (1500-1558) standen im Mittelpunkt von Teil 1 meiner Beiträge über die Sammlung in der Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums Wien.

Herkules-Harnisch (Detail), König Maximilian II, Paris - Antwerpen 1555 (KHM Wien)

Rüstungen all'Antica

Aus der Renaissance, dem Übergang vom Mittelalter in die Neuzeit im 15. und 16. Jahrhundert sind noch viele besonders prunkvolle Rüstungen erhalten. Bei Umzügen und festlichen Aufmärschen präsentierten sich die Vertreter der höfischen Gesellschaft mit Vorliebe als antike Heroen und stilisierten sich damit zu Tugendhelden und legitimen Nachfolgern in der Tradition des Imperium Romanum.

Halbharnisch alla Romana, Plattner: Filippo Negroli, Mailand 1532 (KHM Wien)

Neben antiken Helden wurden auch biblische oder mythologische Gestalten auf dem Harnisch dargestellt. Aber auch reine Phantasierüstungen entstanden zu dieser Zeit.

Prunkharnisch, Heinrich III, Frankreich um 1570 (KHM Wien)

Ferdinand II von Tirol (1529-1595)

Erzherzog Ferdinand von Tirol als Jüngling (Gemäldegalerie KHM Wien)

Die Feste und Turniere am Hofe von Ferdinand II waren berühmt. Mehrere einzigartige Prunkrüstungen, darunter auch die 1547 hergestellte "Adlergarnitur", blieben erhalten und zeugen vom enormen Aufwand, der im Rahmen der fürstlichen Repräsentations-Verpflichtungen betrieben wurde.

Adlergarnitur, Erzherzog Ferdinand II, Innsbruck 1547 (KHM Wien)

Die Garnitur besteht aus 87 Einzelteilen, aus denen sich nach einem Baukastensystem zwölf verschiedene Harnischtypen zusammenstellen lassen. Somit war der Erzherzog für gesellschaftliche Verpflichtungen wie Turniere und Gefechte zu Pferd oder zu Fuß bestens "gewappnet".

In der Werkstatt des Innsbrucker Hofplattners Jörg Seusenhofer wurde ein Jahr lang an diesem Meisterwerk gearbeitet, was mit rund 1.300 Goldgulden vergütet wurde. Dies entsprach ungefähr dem 12-fachen Jahresgehalt eines höheren Hofbeamten.

Maximilian II (1527-1576)

Anlässlich der Wahl Maximilian II. zum König von Böhmen wurde die Königsgarnitur in einer Augsburger Werkstätte hergestellt. Die vergoldeten Rankenmusterstreifen sind das Werk des damals führenden Augsburger Ätzmalers Jörg Seusenhofer d. J.

Königsgarnitur, Maximilian II, Augsburg 1548/49 (KHM Wien)

Die Habsburger und der Orient

In einem weiteren Schauraum werden orientalische Objekte aus dem späten 15. bis in das 19. Jahrhundert präsentiert. Der Großteil dieser Sammlung geht auf die politischen oder diplomatischen Beziehungen des Kaiserhauses zu Herrschern aus dem Orient zurück.

Rüstung eines Mamlukenfürsten, Syrien-Ägypten um 1500 (KHM Wien)

Prunkhelm, Georg Kastriota (Albanerfürst), italienisch um 1460 (KHM Wien)

Samurai-Rüstung, Japan um 1700 (KHM Wien)

Turnierrüstungen

In den 70er-Jahren des 16. Jahrhunderts waren Garnituren, die sich wie die Adlergarnitur im "Baukastenprinzip" zusammenstellen ließen, außer Mode geraten. Abgelöst wurden sie durch die Reihengarnitur, die aus vier Turnierharnischen und einem Rosszeug bestand. Damit waren die Ritter mit einem Feldküriss für das Scharmützel, einem Küriss für das Turnier, einer Rüstung für das Plankengestech (Zweikampf zu Pferd) und einem Küriss mit Reifenrock für den sportlichen Wettkampf bestens gerüstet.

Rosenblatt-Garnitur, Maximilian II, Landshut 1571 (KHM Wien)

Küriss-Garnitur (Details) Kaiser Maximilian II, Augsburg 1564 (KHM Wien)

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Garnitur aus drei Harnischen, Johann Jakob Fugger, Augsburg um 1570 (KHM Wien)

Fussturnier-Harnisch, Erzherzog Leopold V, Mailand um 1600 (KHM Wien)

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Die letzten Ritter

Die Sammlung im letzten Schauraum thematisiert die politischen Krisen und kriegerischen Auseinandersetzungen in den Jahren von 1570 bis 1648.

Knabenküriss, Ferdinand Karl Erzherzog von Österreich, Innsbruck 1641 (KHM Wien)

Informationen

Die Hofjagd- und Rüstkammer des Kunsthistorischen Museums Wien befindet sich im Ausstellungskomplex des Weltmuseums in der Wiener Hofburg.

Haupteingang:
Weltmuseum Wien
Heldenplatz, 1010 Wien

Öffnungszeiten:
Täglich außer Mittwoch von 10 bis 18 Uhr
Freitag bis 21 Uhr

Eintrittspreise:
Erwachsene: 12 Euro
Ermäßigt (u.a. Studierende bis 25 Jahre): 9 Euro
Freier Eintritt für Jugendliche bis 19 Jahre

Freier Einlass für mexikanische StaatsbürgerInnen nach Vorzeigen ihres Reisepasses
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