Bei der folgenden Hörgeschichte handelt es sich um einen Text (Asche bleibt), den ich bereits vor einigen Jahren (2014) geschrieben habe. Ich habe den Text immer eher als Fragment oder Skizze begriffen und das passt auch gut zu ihm. Für eine echte Geschichte ist er zu kurz, zu beschränkt, nur ein Gefühl darstellend, nur ein Aufblitzen. Weswegen er, zum einen, als Text auch nie den Weg auf diesen Blog geschafft hatte und immer ein Schattendasein auf meinem Zweitblog Dark Passenger fristete. Zum anderen: Es handelt sich in meinen Augen um einen sehr düsteren Text, mit dem ich mich sehr lange nicht mehr so konkret identifizieren konnte. Themen wie Hass und Wut und das dort zelebrierte depressive Selbstbild habe ich in gewisser Weise seitdem weiter transformiert und abgelegt. Dachte ich zumindest.
Bevor ich ein wenig ausschweifen und etwas persönlicher werden will, möchte ich das Werk (hier direkt bei Youtube anschaubar) erst mal vorstellen:
Jüngst, durch das Scheitern einer Beziehung, wurde ich wieder in diese Gefühle geworfen. Ich fühlte mich unverstanden, zurückgestoßen, dann ungerecht behandelt und schließlich alleingelassen.
Ich las den Text und ich staunte: ich hätte diesen Text auch jetzt, in diesem Moment, genau so schreiben können. Und ein Stück weit verzweifelte ich an dieser Erkenntnis. War ich in fünf Jahren so wenig weitergekommen, auf meiner Entwicklungsspirale? Weshalb war noch immer so viel Dunkelheit und so viel Wut in mir? Aber so funktionieren unsere Seelen, glaube ich. So funktioniert die Welt. Eine Geschichte, die die gleichen Muster immer und immer wieder wiederholen muss, um sie immer weiter abtragen zu können, um sie mehr und mehr transformieren zu können. Heilung ist eine Illusion. Die Heilung ist der Tod und bis dahin heilen wir, Stück für Stück, doch niemals gänzlich. Wir bleiben zersplittert, doch die Splitter werden zu den Puzzlestücken unserer Selbst. Die wir versuchen neu zusammenzusetzen um letztendlich unser Schicksal zu erfüllen und uns selbst zu erfahren.
Ich hatte immer das Problem zu viel zu fühlen, zu empfindlich zu sein, irgendwie eine Mimose zu sein. Doch der Großteil des Rests der Welt schien damit nicht umgehen zu können. Und ich nicht mit ihm und seiner Gefühllosigkeit. Seiner Kälte. Seiner Härte. Ich hatte immer das Problem leicht in meiner Dunkelheit hängen bleiben zu können. Das Licht nicht mehr sehen zu können, obwohl ich es so sehr liebe. Doch der Großteil des Rests der Welt schien damit nicht umgehen zu können. Und ich nicht mit ihm und seiner Sucht nach Licht, Liebe und Leichtigkeit. Seinem Augen-Verschließen. Seinem Egoismus. Unverstanden, zurückgestoßen, ungerecht behandelt und alleingelassen.
Als ich den Text las, wusste ich, ich war an der gleichen X/Y-Koordinate einer Entwicklungsspirale (Schraubenlinie), während die Z-Koordinate mittlerweile erhöht war. Unter dem Gesichtspunkt, dass Zeit nur eine Illusion ist und ich deswegen tatsächlich glaube, dass wir ständig mit unserem Geist durch die Zeit reisen (weil alles gleichzeitig ist), befand ich mich plötzlich wieder in dem Moment, in dem ich vor fünf Jahren diesen Text schrieb. Doch ich konnte (und musste) ihn in der Zukunfts-Entsprechung meiner Gefühle nicht noch einmal schreiben. Deswegen vertonte ich ihn und machte diese Hörgeschichte, obwohl auf meiner Liste der zu vertonenden Projekte so viele andere Prioritäten standen und ich diesen Text niemals auch nur im Blick dafür hatte. Ich glaube wir transformieren uns und unsere Themen durch die Kunst. Das ist kein therapeutischer, psychologischer Effekt, sondern etwas weitaus mächtigeres.
Diese Hörgeschichte ist keine Botschaft, falls sich jemand angesprochen fühlen sollte. Nein, das ist falsch: diese Hörgeschichte ist eine Botschaft an mich selbst von vor fünf Jahren. Und sie ist eine Botschaft an mich selbst in der Zukunft, wenn ich die gleiche X/Y-Koordinate wieder erreichen werde, damit sich etwas verändern kann.
Trotzdem hoffe ich, dass die Geschichte, obwohl so düster und vielleicht auch merkwürdig, jemanden erfreuen (so paradox das auch klingen mag) oder inspirieren kann.
Für alle, die sich für die technische Umsetzung des Story-Clips interessieren, kommt nun hier noch ein kleiner Absatz dazu:
Die Aufnahme des Textes geschah zum ersten Mal für einen längeren Text mit einem Rode Podcaster, einem relativ hochwertigen Mikrofon. Trotzdem bin ich mit der Tonspur nicht komplett zufrieden, denn vor allem auf basslastigen Ausgabegeräten hört man deutlich, dass es Störgeräusche gibt, die mangels Erfahrung mit dem Mikrofon entstanden sind: ich saß schlicht und ergreifend zu nah dran. Mir ist das jedoch während des Schneidens nicht aufgefallen (weil mit Kopfhörern geschnitten) und ich wollte es nicht noch ein mal lesen, da ich beim ersten Mal schon in der perfekten Stimmung war. Außerdem will ich mich darin üben weniger perfektionistisch zu sein. Beim nächsten Mal wird mir dieser Fehler wahrscheinlich nicht noch einmal unterlaufen. Die Videospur ist in diesem Fall von mir lediglich ein Zusammenschnitt fremder, lizenzfreier (Royality Free) Clips von der Plattform Videvo.net. Ich habe lediglich die Schnitte, die Übergänge und Effekte wie das Umkehren der Laufrichtung umgesetzt. Normalerweise bin ich kein sehr großer Fan davon Fremdmaterial zu benutzen, doch in diesem Fall (und auch in Zukunft bei der ein oder anderen Hörgeschichte) geht es mir in erster Linie um die Vertonung. Thematisch scheint die Bildebene auch nicht sehr gut zu passen: im Text geht es um Asche, die Bilder zeigen aber Tinte. Ich denke, hier darf man sich der Interpretationsfreiheit bedienen. Manchmal sieht die Asche aus wie Rauch und die ganze Thematik ist auch eine Facette der Geschichte des Ertrunkenen. Außerdem ging es mir in erster Linie um eine Visualisierung eines Gefühls.
Es handelt sich hier um einen Repost aus meinem eigenen Blog:
https://morphoblog.de/asche-bleibt/