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RE: Kapitel VII – Englisch: Warum kann es jeder und doch irgendwie keiner?

in #deutschlast year

Ich hatte sehr interessante Gespräche mit meinen Indischen Mitbewohnern über Sprachen, insbesondere das Englische, und wie sie als Fremdsprachen bzw. zweite Muttersprachen verwendet werden. Bei ihnen zu Hause ist es ja klar: sie sprechen zwar Malayalam, verstehen aber aus den Medien auch etwas Hindi, auch wenn sie's selber nicht sprechen. Dafür ist aber Englisch sehr praktisch. Es ist allerdings keinesfalls Queen's English (oder jetzt müsste es wieder King's English heißen!) und so ist es öfters passiert, dass wir aneinander vorbeikommuniziert haben, obwohl wir eigentlich alle perfektes Englisch sprechen.

Und dann die Sache mit Deutsch: Ich weiß, es ist mir schon in meiner Schulzeit aufgefallen, wie voll unsere moderne Sprache mit Englischen Wörtern war, und heute natürlich noch viel mehr. Manchmal kann das ganz praktisch sein, denn ein Podcast wird wohl in jeder Sprache so heißen (Danke Apple!), muss man also nicht extra lernen. Das war natürlich nicht immer so: Als überall in Europa Eisenbahnen gebaut wurden, nannte man den die großen Haltestellen stazione, station, estación, etc. Nicht so bei uns! Dafür wurde ein schöner deutscher zusammengesetzter Substantiv verwendet, den alle anderen lernen mussten, wenn sie an unsere Bahnhöfe reisen wollten.

Jetzt aber stellt sich aber die Frage, was aus dem Deutschen wird, wenn ständig neue englische Wörter eingedeutscht werden? Werden wir bald alle Englisch sprechen? Ich denke nicht! Schließlich bleibt die Grammatik gleich, die Syntax, und generell wie wir reden und denken. Das sage ich auch meinen Mitbewohnern ständig: klar, das Englische kann viel helfen, aber hier kommt man um das Deutschlernen nicht herum (es sei denn durch Isolation). Die gute Nachricht ist, das wird eh passieren, ob man will oder nicht. Spätestens dann, wenn ihre Tochter aus der Kita heimkommt, und mit ihnen auf Deutsch redet, wenn auch gut versetzt mit Wörtern aus anderen Sprachen.

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Interessante Punkte die ich so noch nicht betrachten konnte. Ich darf mir also weniger Sorgen um unsere Muttersprache und die aller anderen Mütter in so vielen Sprachen machen. Ich verstehe halt so vieles nicht mehr, oft auch in einem deutschem Gespräch, eben mit Englischen Schlagwörtern versetzt, das es ein Problem wird mit anderen zu Kommunizieren, obwohl ich die gleiche Muttersprache spreche.

Das passiert mir inzwischen fast Täglich, dass ich Dumm nachfragen muss, weil nicht mal eine Übersetzung hilft denn Sinn der Worte auseinanderzuklabusteln.

Ja, ein kleiner Rückblick z.B. ins Nibelungenlied, in die Lutherbibel, oder so ziemlich alles was vor den Gebrüdern Grimm kam, zeigt uns schon dass Deutsch keinesfalls das ist, was es einmal war. (Und selbst damals stand dies sicher schon zur Debatte...!) Somit ist es durchaus verständlich, dass Du Dich ebenfalls schwer tust Deine eigene Sprache zu verstehen. Aber um das ganze noch weiter zu relativieren, muss ich gestehen, dass es mir ähnlich geht, mit sämtlichen Sprachen, die ich mein eigen nenne. Ich denke das ist nun mal so, (was ich auch offen gestanden sehr genieße, denn in der ganzen Konfusion kommt auch der humorvolle Umgang sehr gut hervor.) Andererseits, muss auch gesagt werden, dass wir uns trotz allem gut verstehen (auch sprachlich), also kann es mit der Kommunikation nicht all zu weit her sein. Und genau das ist der Punkt!

Deshalb will ich hier ein Lied einfügen, geschrieben von Walther von der Vogelweide, interpretiert von einem Ungarischen Künstler, Arany Zoltán , mit dreifachen Untertiteln auf Mittelhochdeutsch, Modernes Deutsch, und einer wohl gemeinten Englischen Übersetzung.