Adolf Hitler / Mein Kampf (Band 2, Kapitel 9.) Teil1

in #deutsch6 years ago

9 . Kapitel Teil 1
Grundgedanken über Sinn und Organisation der SA.
Die Stärke des alten Staates ruhte auf drei Säulen: der monarchischen Staatsform, dem Verwaltungs- körper und dem Heer. Die Revolution des Jahres 1918 hat die Staatsform beseitigt, das Heer zersetzt und den Ver-waltungskörper der Parteikorruption ausgeliefert. Damit sind aber die wesentlichsten Stützen einer sogenannten Staatsautorität zerschlagen worden. Diese beruht an sich fast immer auf drei Elementen, die grundsätzlich jeder Autorität zugrunde liegen.
Das erste Fundament zur Bildung von Autorität bietet stets die Popularität. Eine Autorität jedoch, die allein auf diesem Fundamente ruht, ist noch äußerlich schwach, unsicher und schwankend. Jeder Träger einer solchen rein auf Popularität fußenden Autori- tät muß deshalb trachten, die Grundlage dieser Autorität zu verbessern und zu sichern durch Bildung von Macht. In der Macht also, in der Gewalt, sehen wir die zweite Grundlage jeder Autorität. Sie ist bereits wesentlich stabiler, sicherer, durchaus aber nicht immer kraftvoller als die erste. Vereinen sich Popularität und Gewalt und vermögen sie gemeinsam eine gewisse Zeit zu über-dauern, dann kann eine Autorität auf noch festerer Grundlage erstehen, die Autorität der Tradition. Wenn endlich Popularität, Kraft und Tradition sich verbinden, darf eine Autorität als unerschütterlich be-trachtet werden.
Die drei Grundlagen der Autorität 580
Durch die Revolution ist dieser letzte Fall vollständig ausgeschaltet worden. Ja, es gab nicht einmal mehr eine Autorität der Tradition. Mit dem Zusammenbruch des alten Reiches, der Beseitigung der alten Staatsform, der Vernichtung der ehemaligen Hoheitszeichen und Reichs-symbole ist die Tradition jäh abgerissen worden. Die Folge davon war die schwerste Erschütterung der Staatsautorität.
Selbst die zweite Säule der Staatsautorität, die Ge- walt, war nicht mehr vorhanden. Um überhaupt die Revolution durchführen zu können, war man gezwungen gewesen, die Verkörperung der organisierten Kraft und Gewalt des Staates, nämlich das Heer, zu zersetzen; ja, man mußte die zerfressenen Teile der Armee selbst als revolutionäre Kampfelemente verwenden. Wenn auch die Frontarmeen dieser Zersetzung in nicht einheitlichem Maße anheimgefallen waren, so wurden sie doch, je mehr sie die ruhmvollen Stätten ihres viereinhalbjährigen helden-haften Ringens hinter sich ließen, von der Säure der Des-organisation der Heimat angefressen und endeten, in den Demobilmachungsorganisationen angekommen, ebenfalls im Durcheinander des sogenannten freiwilligen Gehorsams der Soldatenratsepoche.
Auf diese meuternden, den Heeresdienst im Sinne einer achtstündigen Arbeitszeit auffassenden Soldatenhaufen konnte man allerdings keine Autorität mehr stützen. Damit war das zweite Element, dasjenige, das die Festigkeit der Autorität erst verbürgt, auch beseitigt, und die Revolution besaß eigentlich nur mehr das ursprünglichste, die Popu-larität, um ihre Autorität darauf aufzubauen. Gerade diese Grundlage war aber eine außerordentlich unsichere. Wohl gelang der Revolution mit einem einzigen gewaltigen Anhieb die Zerschmetterung des alten Staatsgebäudes, allein im tiefsten Grunde doch nur, weil das normale Gleichgewicht innerhalb der Struktur unseres Volkes durch den Krieg schon beseitigt worden war.
Jeder Volkskörper kann in drei große Klassen gegliedert werden: in ein Extrem des besten Menschentums auf der einen Seite, gut im Sinne aller Tugenden, besonders aus-
Die drei Klassen des Volkskörpers 581
gezeichnet durch Mut und Opferfreudigkeit, andererseits ein Extrem des schlechtesten Menschenauswurfs, schlecht im Sinne des Vorhandenseins aller egoistischen Triebe und Laster. Zwischen beiden Extremen liegt als dritte Klasse die große, breite mittlere Schicht, in der sich weder strah-lendes Heldentum noch gemeinste Verbrechergesinnung verkörpert.
Zeiten des Emporstiegs eines Volks-körpers zeichnen sich aus, ja existieren nur durch die absolute Führung des extrem-besten Teiles.
Zeiten einer normalen, gleichmäßigen Entwicklung oder eines stabilen Zustan-des zeichnen sich aus und bestehen durch das ersichtliche Dominieren der Elemente der Mitte, wobei die beiden Extreme sich gegenseitig die Waage halten, beziehungs-weise sich aufheben.
Zeiten des Zusammenbruchs eines Volks-körpers werden bestimmt durch das vor-herrschende Wirken der schlechtesten Elemente.
Bemerkenswert ist aber dabei, daß die breite Masse, als die Klasse der Mitte, wie ich sie bezeichnen will, nur dann fühlbar in Erscheinung tritt, wenn die beiden Extreme selbst sich in gegenseitigem Ringen binden, daß sie aber im Falle des Sieges eines der Extreme sich stets dem Sieger willfährig unterordnet. Im Falle des Dominierens der Besten wird die breite Masse diesem folgen, im Falle des Emporkommens der Schlechtesten wird sie ihnen minde-stens keinen Widerstand entgegensetzen; denn kämpfen wird die Masse der Mitte selber niemals.
Der Krieg hat nun in seinem viereinhalbjährigen bluti- gen Geschehen das innere Gleichgewicht dieser drei Klassen insofern gestört, als man – bei Anerkennung aller Opfer der Mitte – dennoch feststellen muß, daß er zu einer fast vollständigen Ausblutung des Extrems des besten Men-schentums führte. Denn was in diesen viereinhalb Jahren
Das Opfer der Besten 582
an unersetzlichem deutschen Heldenblut vergossen wurde, ist wirklich ungeheuer. Man summiere alle die Hunderttausende von Einzelfällen zusammen, in denen es immer wieder hieß: Freiwillige vor die Front, freiwillige Patrouillengänger, freiwillige Meldegänger, Frei-willige für Telephontrupps, Freiwillige für Brückenübergänge, Freiwillige für U-Boote, Frei-willige für Flugzeuge, Freiwillige für Sturm-bataillone usw. – immer und immer wieder durch vierein-halb Jahre hindurch bei tausend Anlässen Freiwillige und wieder Freiwillige –, und man sieht stets das gleiche Er-gebnis: Der bartlose Jüngling oder der reife Mann, beide von glühender Vaterlandsliebe, von großem persönlichem Mut oder höchstem Pflichtbewußtsein erfüllt, sie meldeten sich. Zehntausend, ja hunderttausend solcher Fälle kamen vor, und allmählich wurde dieses Menschentum immer dün-ner und dünner. Was nicht fiel, war entweder zu Krüppeln zerschossen oder verkrümelte sich allmählich infolge der Kleinheit der übriggebliebenen Zahl. Man bedenke aber vor allem, daß das Jahr 1914 ganze Armeen aus soge- nannten Freiwilligen aufstellte, die, dank der verbreche-rischen Gewissenlosigkeit unserer parlamentarischen Tauge-nichtse, keine gültige Friedensausbildung erhalten hatten und so nun als wehrloses Kanonenfutter dem Feinde preis-gegeben waren. Die vierhunderttausend, die damals in den Kämpfen in Flandern fielen oder zu Krüppeln wurden, konnten nicht mehr ersetzt werden. Ihr Verlust war mehr als das Ausscheiden einer bloßen Zahl. Durch ihren Tod schnellte die Waage, auf der guten Seite zu wenig be-schwert, in die Höhe, und schwerer wogen nun als früher die Elemente der Gemeinheit, der Niedertracht und der Feigheit, kurz die Masse des Extrems des Schlechten.
Denn noch eins kam dazu:
Nicht nur, daß auf den Schlachtfeldern das Extrem des Besten in der ungeheuerlichsten Weise durch die vier-einhalb Jahre hindurch gelichtet worden war, das Extrem des Schlechten hatte sich in der wundervollsten Art unter-dessen konserviert. Sicherlich traf auf jeden sich freiwillig
Das Überwuchern der Schlechten 583
meldenden Helden, der nach heiligem Opfertod dann die Stufen nach Walhall emporstieg, ein Drückeberger, der sehr vorsichtig dem Tode den Rücken kehrte, um sich statt dessen mehr oder weniger nützlich in der Heimat zu betätigen.
So ergibt das Ende des Krieges folgendes Bild: Die mittlere breite Schicht der Nation hat ihren Zoll an pflichtgemäßen Blutopfern gebracht; das Extrem der Besten hat sich in vorbildlichem Heldentum fast restlos auf-geopfert; das Extrem der Schlechten, unterstützt durch un-sinnigste Gesetze einerseits und durch die Nichtanwendung der Kriegsartikel andererseits, ist leider ebenso restlos er-halten geblieben.
Dieser wohlkonservierte Abschaum unseres Volkskörpers hat dann die Revolution gemacht, und er konnte sie nur machen, weil das Extrem bester Elemente ihm nicht mehr gegenüberstand: – es war nicht mehr am Leben.
Damit aber war die deutsche Revolution von vornherein nur eine bedingt populäre Sache. Nicht das deutsche Volk an sich hat diese Kainstat verbrochen, sondern das licht-scheue Gesindel seiner Deserteure, Zuhälter usw.
Der Mann an der Front, er begrüßte das Ende des bluti- gen Ringens, war glücklich, die Heimat wieder betreten zu können, Weib und Kind wieder sehen zu dürfen. Allein mit der Revolution selbst hatte er innerlich nichts zu tun; er liebte sie nicht, und noch viel weniger liebte er ihre Erreger und Organisatoren. In den viereinhalb Jahren schwersten Kampfes hatte er die Parteihyänen vergessen, und ihr ganzer Hader war ihm fremd geworden.
Nur bei einem kleinen Teil des deutschen Volkes war die Revolution wirklich populär geworden: nämlich bei jener Klasse ihrer Helfer, die den Rucksack als Erkennungs-zeichen aller Ehrenbürger dieses neuen Staates gewählt hatten. Sie liebten Revolution nicht um ihrer selbst willen, wie so manche irrtümlich heute noch glauben, son-dern wegen ihrer Folgen.
Allein auf die Popularität bei diesen marxistischen Frei-beutern ließ sich wahrlich nur schwer eine Autorität dauernd
Desorganisation als Folge 584
stützen. Und doch brauchte gerade die junge Republik Autorität um jeden Preis, wollte sie nicht nach einem kurzen Chaos von einer sich aus den letzten Elementen der guten Seite unseres Volkes zusammenschließenden Ver-geltungsmacht plötzlich wieder verschlungen werden.
Sie fürchteten damals nichts mehr, jene Träger des Umsturzes, als im Strudel ihrer eigenen Wirrnis selber jeden Boden zu verlieren und plötzlich von einer ehernen Faust, wie sie in solchen Zeitläuften öfter als einmal aus dem Leben der Völker herauswächst, gefaßt und auf einen anderen Boden gestellt zu werden. Die Republik mußte sich um jeden Preis konsolidieren.
So war sie fast augenblicklich gezwungen, neben der schwankenden Säule ihrer schwachen Popularität sich wie-der eine Organisation der Gewalt zu schaffen, um auf ihr eine festere Autorität begründen zu können.
Als die Matadoren der Revolution in den Tagen des Dezember, Januar, Februar 1918/19 den Boden unter den Füßen wanken fühlten, hielten sie Umschau nach Men-schen, die bereit sein würden, die schwache Position, die ihnen die Liebe ihres Volkes bot, durch die Gewalt der Waffe zu stärken. Die „antimilitaristische“ Republik brauchte Soldaten. Da aber die erste und einzige Stütze ihrer Staatsautorität – nämlich ihre Popularität – nur in einer Gesellschaft von Zuhältern, Dieben, Einbrechern, Deserteuren, Drückebergern usw. wurzelte, also in jenem Teil des Volkes, den wir als das Extrem des Schlechten bezeichnen müssen, war alles Werben nach Menschen, die das eigene Leben im Dienste des neuen Ideals zu opfern bereit waren, in diesen Kreisen vergebliche Liebesmühe gewesen. Die tragende Schicht des revolu-tionären Gedankens und der Durchfüh-rung der Revolution war weder fähig noch bereit, die Soldaten zum Schutze derselben zu stellen. Denn diese Schicht wollte keineswegs die Organisation eines republikanischen Staatskörpers, sondern die Desorganisation des vor-
Entstehung der Freikorps 585
handenen zur besseren Befriedigung ihrer Instinkte. Ihre Parole hieß nicht: Ordnung und Ausbau der deutschen Re-publik, als vielmehr: Ausplünderung der-selben.
So mußte der Schrei nach Hilfe, den die Volksbeauftrag-ten damals in tausend Ängsten ausstießen, in dieser Schicht ungehört verhallen, ja im Gegenteil Abwehr und Verbitte-rung auslösen. Denn man empfand in einem solchen Be-ginnen einen Bruch von Treu und Glauben, witterte man doch in der Bildung einer nicht mehr allein auf ihrer Popularität fußenden, sondern durch Macht gestützten Autorität den Beginn des Kampfes gegen das für diese Elemente allein Maßgebliche der Revolution: gegen das Recht auf Diebstahl und zuchtlose Herrschaft einer aus den Mauern der Zuchthäuser ausgebrochenen und von ihren Ketten befreiten Horde von Dieben und Plünderern, kurz schlechtem Gesindel.
Die Volksbeauftragten mochten rufen soviel sie wollten, es kam niemand aus ihren Reihen, und nur der Gegenruf „Verräter“ gab ihnen die Auffassung jener Träger ihrer Popularität kund.
Damals fanden sich zum ersten Male zahlreiche junge Deutsche bereit, im Dienste der „Ruhe und Ordnung“, wie sie meinten, noch einmal den Soldatenrock zuzuknöpfen, Karabiner und Gewehr über die Schulter zu nehmen, um mit angezogenem Stahlhelm den Destrukteuren der Hei- mat entgegenzutreten. Als freiwillige Soldaten schlossen sie sich in freie Korps zusam-men und begannen, während sie die Re-volution grimmig haßten, dieselbe Revo-lution zu beschützen und dadurch praktisch zu festigen.
Im besten Glauben handelten sie so.
Der wirkliche Organisator der Revolution und ihr tatsächlicher Drahtzieher, der internationale Jude, hatte damals die Situation richtig abgeschätzt. Das deutsche Volk
Unangebrachte Milde gegen Deserteure 586
war noch nicht reif, um in den bolschewistischen Blutsumpf hineingezerrt werden zu können, wie dies in Rußland ge-lang. Es lag dies zum großen Teil an der rassisch immer noch größeren Einheit zwischen deutscher Intelligenz und deutschem Handarbeiter. Weiter in der großen Durchdrin-gung selbst breitester Volksschichten mit Bildungselemen-ten, wie dies ähnlich nur in den andern westeuropäischen Staaten der Fall ist, in Rußland jedoch vollkommen fehlte. Dort war schon die Intelligenz selbst größtenteils nicht-russischer Nationalität oder wenigstens nichtslawischen Rassecharakters. Die dünne intellektuelle Oberschicht des damaligen Rußlands konnte jederzeit abgehoben werden infolge des vollkommenen Fehlens verbindender Zwischen-bestandteile zur Masse des großen Volkes. Das geistige und auch das moralische Niveau dieser letzteren aber war dort entsetzlich tief.
Sowie es in Rußland gelang, den ungebildeten, nicht lesen- und nicht schreibenkönnenden Haufen in der breiten Masse gegen die mit ihm in keinerlei Beziehung und Ver-bindung stehende dünne intellektuelle Oberschicht zu hetzen, war das Schicksal dieses Landes entschieden, die Revolution gelungen; der russische Analphabet war damit zum wehr-losen Sklaven seiner jüdischen Diktatoren gemacht, die ihrerseits allerdings klug genug waren, diese Diktatur von der Phrase der „Volksdiktatur“ tragen zu lassen.
In Deutschland kam noch folgendes dazu: So sicher die Revolution nur infolge der allmählichen Zersetzung des Heeres gelingen konnte, so sicher war der wirkliche Träger der Revolution und Zersetzer des Heeres nicht der Soldat der Front gewesen, sondern das mehr oder weniger licht-scheue Gesindel, das sich entweder in den Heimatgarni-sonen herumtrieb oder als „unabkömmlich“ irgendwo in der Wirtschaft Dienste verrichtete. Verstärkt wurde diese Armee noch durch Zehntausende von Deserteuren, die ohne besonderes Risiko der Front den Rücken kehren konnten. Der wirkliche Feigling scheut zu allen Zeiten natürlich nichts mehr als den Tod. Den Tod aber hatte er an der Front Tag für Tag in tausendfältigen Erscheinungen vor
Deserteure und Revolution 587
Augen. Will man schwache, schwankende oder gar feige Burschen nichtsdestoweniger zu ihrer Pflicht anhalten, dann gibt es von jeher nur eine Möglichkeit: Es muß der Deserteur wissen, daß seine Desertion gerade das mit sich bringt, was er fliehen will. An der Front kann man sterben, als Deserteur muß man sterben. Nur durch solch eine drakonische Bedrohung jedes Versuches zur Fahnenflucht kann eine abschreckende Wirkung nicht nur für den ein-zelnen, sondern auch für die Gesamtheit erzielt werden.
Und hier lagen Sinn und Zweck der Kriegsartikel.
Es war ein schöner Glaube, den großen Kampf um das Dasein eines Volkes durchfechten zu können, lediglich ge-stützt auf die aus der Erkenntnis der Notwendigkeit her- aus geborene und erhaltene freiwillige Treue. Die freiwillige Pflichterfüllung hat immer die Besten in ihrem Handeln bestimmt, nicht aber den Durchschnitt. Darum sind derartige Gesetze notwendig, wie zum Beispiel die gegen Diebstahl, die ja nicht für die grundsätzlich Ehrlichen geschaffen wurden, sondern für die wankelmütigen, schwa-chen Elemente. Solche Gesetze sollen durch die Abschrek-kung der Schlechten verhindern, daß sich ein Zustand ent-wickle, in dem endlich der Ehrliche als der Dümmere be-trachtet würde und mithin immer mehr zur Anschauung käme, daß es zweckmäßiger sei, sich ebenfalls am Diebstahl zu beteiligen, als mit leeren Händen zuzusehen oder gar sich bestehlen zu lassen.
So war es falsch, zu glauben, daß man in einem Kampf, der aller menschlichen Voraussicht nach jahrelang toben konnte, der Hilfsmittel würde entbehren können, die die Erfahrung vieler Jahrhunderte, ja Jahrtausende als die-jenigen erscheinen ließ, die in ernsten Zeiten und Augen-blicken schwerster Nervenbeanspruchung schwache und un-sichere Menschen zur Erfüllung ihrer Pflicht zu zwingen vermögen.
Für den kriegsfreiwilligen Helden brauchte man selbst-verständlich keinen Kriegsartikel, wohl aber für den feigen
Die Furcht vor dem Frontsoldaten 588
Egoisten, der in der Stunde der Not seines Volkes sein Leben höher schätzt als das der Gesamtheit. Solch ein charakterloser Schwächling aber kann nur durch Anwen-dung der härtesten Strafe abgehalten werden, seiner Feig-heit nachzugeben. Wenn Männer dauernd mit dem Tode ringen und durch Wochen ruhelos in schlammgefüllten Trichtern, bei manches Mal schlechtester Verpflegung, aus-zuharren haben, kann der unsicher werdende Kantonist nicht durch Drohung mit Gefängnis oder selbst Zuchthaus bei der Stange gehalten werden, sondern allein durch rück-sichtslose Anwendung der Todesstrafe. Denn er sieht er-fahrungsgemäß in solcher Zeit das Gefängnis als einen immer noch tausendmal angenehmeren Ort an als das Schlachtfeld, sintemalen im Gefängnis doch wenigstens sein unschätzbares Leben nicht bedroht wird. Daß man im Kriege aber praktisch die Todesstrafe ausschaltete, die Kriegs-artikel also in Wirklichkeit außer Kurs setzte, hat sich ent-setzlich gerächt. Eine Armee von Deserteuren ergoß sich, besonders im Jahre 1918, in Etappe und Heimat und half mit, jene große, verbrecherische Organisation zu bilden, die wir dann als die Macherin der Revolution nach dem 7. No-vember 1918 plötzlich vor uns sahen.
Die Front selbst hatte damit eigentlich nichts zu tun. Nur Sehnsucht nach Frieden haben ihre Angehörigen natür-lich alle empfunden. Allein gerade in dieser Tatsache lag eine außerordentliche Gefahr für die Revolution. Denn als sich nach dem Waffenstillstand die deutschen Armeen der Heimat zu nähern begannen, da war die bange Frage der damaligen Revolutionäre immer nur die gleiche: Was werden die Fronttruppen machen? Werden die Feldgrauen das dulden?
In diesen Wochen mußte die Revolution in Deutschland wenigstens äußerlich gemäßigt erscheinen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollte, von einigen deutschen Divi-sionen plötzlich blitzschnell zusammengehauen zu werden. Denn wenn damals auch nur ein einziger Di-visionär den Entschluß gefaßt hätte, mit seiner ihm treu ergebenen Division die
Die Furcht vor dem Frontsoldaten 589
roten Fetzen herunterzuholen und die „Räte“ an die Wand stellen zu lassen, etwaigen Widerstand aber mit Minen-werfern und Handgranaten zu brechen, so würde diese Division in noch nicht einmal vier Wochen zu einer Armee von sechzig Divisionen angeschwollen sein. Davor zitter-ten die jüdischen Drahtzieher mehr als vor irgend etwas anderem. Und gerade um dies zu verhindern, mußte man der Revolution eine gewisse Mäßigung auferlegen, sie durfte nicht in Bolschewismus ausarten, sondern mußte, wie die Dinge nun einmal lagen, „Ruhe und Ordnung“ heucheln. Daher die zahlreichen großen Konzessionen, der Appell an den alten Beamtenkörper, an die alten Armee-führer. Man brauchte sie wenigstens noch eine gewisse Zeit, und erst als die Mohren ihre Schuldigkeit getan hatten, konnte man wagen, ihnen die gebührenden Fußtritte zu versetzen und die Republik aus den Händen der alten Staatsdiener zu nehmen und den Klauen der Revolutions-geier auszuliefern.
Nur so durfte man hoffen, alte Generale und alte Staats-beamte zu düpieren, um einen eventuellen Widerstand der-selben durch die anscheinende Harmlosigkeit und Milde des neuen Zustandes von vornherein zu entwaffnen.
Wie sehr dies gelungen ist, hat die Praxis gezeigt.
Allein die Revolution war nicht gemacht worden von Elementen der Ruhe und Ordnung, als vielmehr von solchen des Aufruhrs, des Diebstahls und der Plünderung. Und diesen war weder die Entwicklung der Revolution dem eigenen Wollen entsprechend, noch konnte ihnen aus tak-tischen Gründen der Verlauf erläutert und mundgerecht gemacht werden.
Mit der allmählichen Zunahme der Sozialdemokratie hatte diese immer mehr den Charakter einer brutalen Revo-lutionspartei verloren. Nicht, als ob sie gedanklich je einem anderen Ziele als dem der Revolution gehuldigt, oder ihre Führer je andere Absichten gehabt hätten; durchaus nicht. Allein, was endlich übrigblieb, war nur noch die Absicht
Zusammenspiel der Linksparteien 590
und ein zur Ausführung derselben nicht mehr passender Körper. Mit einer Zehnmillionenpartei kann man keine Revolution mehr machen. In einer solchen Bewegung hat man nicht länger ein Extrem der Aktivität vor sich, sondern die breite Masse der Mitte, also die Trägheit.
In dieser Erkenntnis fand noch während des Krieges die berühmte Spaltung der Sozialdemokratie durch den Juden statt, d.h.: Während sich die sozialdemokratische Partei, entsprechend der Trägheit ihrer Masse, wie ein Blei- gewicht an die nationale Verteidigung hing, zog man aus ihr die radikal-aktivistischen Elemente heraus und for- mierte sie zu besonders schlagkräftigen neuen Angriffs-kolonnen. Unabhängige Partei und Spartakus-bund waren die Sturmbataillone des revo-lutionären Marxismus. Sie hatten die vollendete Tatsache zu schaffen, auf deren Boden dann die jahrzehnte-lang darauf vorbereitete Masse der sozialdemokratischen Partei treten konnte. Das feige Bürgertum wurde dabei vom Marxismus richtig eingeschätzt und einfach „en ca-naille“ behandelt. Man nahm von ihm überhaupt keine Notiz, wissend, daß die hündische Unterwürfigkeit der poli-tischen Gebilde einer alten ausgedienten Generation zu ernstlichem Widerstand niemals fähig sein würde.
Sowie die Revolution gelungen war und die Hauptstützen des alten Staates als gebrochen gelten konnten, die zurück-marschierende Frontarmee aber als unheimliche Sphinx aufzutauchen begann, mußte in der natürlichen Entwick- lung der Revolution gebremst werden; das Gros der sozial-demokratischen Armee besetzte die eroberte Stellung, und die unabhängigen und spartakistischen Sturmbataillone wurden beiseitegeschoben.
Dies ging jedoch nicht ohne Kampf.
Nicht nur, daß sich die aktivistischen Angriffsformationen der Revolution, weil nicht befriedigt, nun betrogen fühl- ten und von sich aus weiterschlagen wollten, war ihr un-bändiges Randalieren den Drahtziehern der Revolution selber nur erwünscht. Denn kaum, daß der Umsturz vorbei
Das Einfangen der Bürgerlichen 591
war, gab es in ihm selber bereits scheinbar zwei Lager, nämlich: die Partei der Ruhe und Ordnung und die Gruppe des blutigen Terrors. Was aber war nun natürlicher, als daß unser Bürgertum sofort mit fliegenden Fahnen in das Lager der Ruhe und Ordnung einrückte? Jetzt war auf einmal für diese erbärmlichsten politischen Organisationen die Möglichkeit einer Betätigung gegeben, bei der sie, ohne es sagen zu müssen, dennoch im stillen bereits wieder einen Boden unter den Füßen gefunden hatten und in eine ge- wisse Solidarität mit der Macht kamen, die sie haßten, aber noch inständiger fürchteten. Das politische deutsche Bürger-tum hatte die hohe Ehre erhalten, sich mit den dreimal verfluchten Marxistenführern zur Bekämpfung der Bol-schewisten an einen Tisch setzen zu dürfen.
So bildete sich bereits im Dezember 1918 und Januar 1919 folgender Zustand heraus:
Von einer Minderheit schlechtester Elemente ist eine Re-volution gemacht worden, hinter die sofort die gesamten marxistischen Parteien traten. Die Revolution selbst hat ein scheinbar gemäßigtes Gepräge, was ihr die Feindschaft der fanatischen Extremisten zuzieht. Diese beginnen mit Handgranaten und Maschinengewehren herumzuknallen, Staatsbauten zu besetzen, kurz, die gemäßigte Revolution zu bedrohen. Um den Schrecken einer solchen weiteren Entwicklung zu bannen, wird ein Waffenstillstand geschlos-sen zwischen den Trägern des neuen Zustandes und den Anhängern des alten, um nun gemeinsam gegen die Extre-misten den Kampf führen zu können. Das Ergebnis ist, daß die Feinde der Republik damit ihren Kampf gegen die Republik als solche eingestellt haben und mithelfen, die-jenigen niederzuzwingen, die selbst, wenn auch aus ganz anderen Gesichtspunkten heraus, ebenfalls Feinde dieser Republik sind. Das weitere Ergebnis aber ist, daß dadurch endgültig die Gefahr eines Kampfes der Anhänger des alten Staates gegen die des neuen abgebogen erscheint.
Man kann sich diese Tatsache gar nicht oft und scharf genug vor Augen halten. Nur wer sie begreift, versteht, wie es möglich war, daß einem Volk, das zu neun Zehnteln
Kapitulation der Bürgerlichen 592
eine Revolution nicht gemacht hat, zu sieben Zehnteln sie ablehnt, zu sechs Zehnteln sie haßt, endlich von einem Zehntel dennoch diese Revolution aufgezwungen werden konnte.
Allmählich verbluteten die spartakistischen Barrikaden-kämpfer auf der einen Seite und die nationalistischen Fa-natiker und Idealisten auf der anderen, und in eben dem Maße, in dem diese beiden Extreme sich gegenseitig auf-rieben, siegte, wie immer, die Masse der Mitte. Bürgertum und Marxismus fanden sich auf dem Boden der gegebenen Tatsachen, und die Republik begann sich zu „konsolidieren“. Was allerdings die bürgerlichen Parteien zunächst nicht hinderte, besonders vor den Wahlen, noch eine Zeitlang den monarchischen Gedanken zu zitieren, um mit den Gei-stern der vergangenen Welt die kleineren Geister ihrer An-hänger zu beschwören und erneut einfangen zu können.
Ehrlich war dies nicht. Sie hatten innerlich alle schon längst mit der Monarchie gebrochen, und die Unsauberkeit des neuen Zustandes begann ihre verführerischen Wirkun-gen auch im bürgerlichen Parteilager geltend zu machen. Der gewöhnliche bürgerliche Politiker fühlt sich heute woh-ler im Korruptionsschlamm der Republik als in der rein-lichen Härte, die ihm vom vergangenen Staat her noch in Erinnerung ist.
Wie schon gesagt, war die Revolution nach der Zertrüm-merung des alten Heeres gezwungen, sich zur Stärkung ihrer Staatsautorität einen neuen Machtfaktor zu schaffen. Wie die Dinge lagen, konnte sie diesen nur aus Anhängen einer ihr eigentlich entgegengesetzten Weltanschauung ge-winnen. Aus ihnen allein konnte dann auch langsam ein neuer Heereskörper entstehen, der, äußerlich begrenzt durch die Friedensverträge, in seiner Gesinnung im Laufe der Zeit zu einem Instrument der neuen Staatsauffassung umgeformt werden mußte.
Legt man sich die Frage vor, wieso – abgesehen von allen wirklichen Fehlern des alten Staates, welche zur Ursache
Warum gelang der Umsturz? 593
wurden – die Revolution als Aktion gelingen konnte, so kommt man zu dem Ergebnis:

  1. infolge der Erstarrung unserer Begriffe von Pflichterfüllung und Gehorsam und
  2. infolge der feigen Passivität unserer sogenannten staatserhaltenden Par-teien.
    Hierzu sei noch folgendes gesagt:
    Die Erstarrung unserer Begriffe von Pflichterfüllung und Gehorsam hat ihren letzten Grund in unserer gänzlich anationalen und immer nur rein staatlichen Erziehung. Daraus resultiert auch hier die Verkennung von Mittel und Zweck. Pflichtbewußtsein, Pflichterfüllung und Gehor-sam sind nicht Zwecke an sich, genau so wenig, wie der Staat ein Zweck an sich ist, sondern sie sollen alle die Mittel sein, einer Gemeinschaft seelisch und physisch gleichartiger Lebewesen die Existenz auf dieser Erde zu ermöglichen und zu sichern. In einer Stunde, da ein Volks-körper sichtlich zusammenbricht und allem Augenscheine nach der schwersten Be-drückung ausgeliefert wird, dank des Handelns einiger Lumpen, bedeuten Ge-horsam und Pflichterfüllung diesen gegen-über doktrinären Formalismus, ja reinen Wahnwitz, wenn andererseits durch Ver-weigerung von Gehorsam und „Pflicht-erfüllung“ die Errettung eines Volkes vor seinem Untergang ermöglicht würde. Nach unserer heutigen bürgerlichen Staatsauffassung hat der Divisionär, der seinerzeit von oben den Befehl erhielt, nicht zu schießen, pflichtgemäß und damit recht gehandelt, indem er nicht schoß, da der bürgerlichen Welt der gedanken-lose formale Gehorsam wertvoller ist als das Leben des eigenen Volkes. Nach nationalsozialistischer Auffassung tritt aber in solchen Augenblicken nicht der Gehorsam gegenüber schwachen Vorgesetzten in Kraft, sondern der Gehorsam gegenüber der Volksgemeinschaft. Es tritt in einer solchen
    Passivität der „Staatserhaltenden“ 594
    Stunde die Pflicht der persönlichen Verantwortung einer ganzen Nation gegenüber in Erscheinung.
    Daß eine lebendige Auffassung dieser Begriffe in unse- rem Volk oder, besser, in unseren Regierungen verloren-gegangen war, um dort einer rein doktrinären und formalen zu weichen, war die Ursache des Gelingens der Revolution.
    Zum zweiten Punkt wäre folgendes zu bemerken:
    Der tiefere Grund für die Feigheit der „staatserhalten- den“ Parteien ist vor allem das Ausscheiden des aktivisti-schen, gut gesinnten Teiles unseres Volkes aus ihren Reihen, der im Felde verblutete. Davon abgesehen, waren unsere bürgerlichen Parteien, die wir als die einzigen politischen Gebilde bezeichnen können, die auf dem Boden des alten Staates standen, überzeugt, ihre Anschauungen ausschließ-lich auf geistigem Wege und mit geistigen Mitteln vertreten zu dürfen, da die Anwendung von physischen allein dem Staate zukäme. Nicht nur, daß man in einer solchen Auf-fassung das Zeichen einer allmählich sich herausbildenden dekadenten Schwäche zu erblicken hat, war sie auch unsinnig in einer Zeit, in der ein politischer Gegner diesen Stand-punkt bereits längst verlassen hatte und statt dessen in aller Offenheit betonte, wenn möglich seine politischen Ziele auch durch Gewalt verfechten zu wollen. In dem Augenblick, in dem in der Welt der bürgerlichen Demo-kratie, als Folgeerscheinung derselben, der Marxismus auf-tauchte, war ihr Appell, den Kampf mit „geistigen Waffen“ zu führen, ein Unsinn, der sich eines Tages furchtbar rächen mußte. Denn der Marxismus selbst vertrat von jeher die Auffassung, daß die Anwendung einer Waffe nur nach Zweckmäßigkeitsgesichtspunkten zu erfolgen hat und das Recht hierzu immer im Gelingen liegt.
    Wie richtig diese Auffassung ist, wurde in den Tagen vom 7.–11. November 1918 bewiesen. Damals kümmerte sich der Marxismus nicht im geringsten um Parlamentaris-mus und Demokratie, sondern gab beiden durch brüllende und schießende Verbrecherhaufen den Todesstoß. Daß die bürgerlichen Schwätzerorganisationen im selben Augenblick wehrlos waren, ist selbstverständlich.
    Kapitulation vor dem Marxismus 595
    Nach der Revolution, da die bürgerlichen Parteien, wenn auch unter Änderung ihrer Firmenschilder, plötzlich wieder auftauchten und ihre tapferen Führer aus der Verborgen- heit finsterer Keller und luftiger Speicher hervorkrochen, da hatten sie, wie alle Vertreter derartiger alter Gebilde, ihre Fehler nicht vergessen und ebenso nichts hinzugelernt. Ihr politisches Programm lag in der Vergangenheit, sofern sie sich nicht mit dem neuen Zustand innerlich bereits aus-gesöhnt hatten, ihr Ziel jedoch war, sich am neuen Zustand wenn möglich beteiligen zu dürfen, und ihre einzigen Waffen blieben nach wie vor ihre Worte.
    Auch nach der Revolution haben die bürgerlichen Par- teien in jämmerlicher Weise jederzeit vor der Straße kapituliert.
    Als das Republikschutzgesetz zur Annahme kommen sollte, war eine Majorität dafür zunächst nicht vorhanden. Allein vor den zweihunderttausend demonstrierenden Marxisten packte die bürgerlichen „Staatsmänner“ eine derartige Angst, daß sie gegen ihre Überzeugung das Gesetz annah-men, in der erbaulichen Furcht, andernfalls beim Verlassen des Reichstages von der wütenden Masse windelweich ge-prügelt zu werden. Was dann leider zufolge der Annahme ausblieb. –
    So ging denn auch die Entwicklung des neuen Staates ihre Bahnen, als ob es eine nationale Opposition über- haupt nicht gegeben hätte.
    Die einzigen Organisationen, die in dieser Zeit Mut und Kraft besessen hätten, dem Marxismus und seinen verhetz-ten Massen entgegenzutreten, waren zunächst die Freikorps, später die Selbstschutzorganisationen, Einwohnerwehren usw. und endlich die Traditionsverbände.
    Warum aber auch ihr Dasein in der Entwicklung der deutschen Geschichte keinerlei nur irgendwie wahrnehm-bare Umstellung herbeiführte, lag an folgendem:
    So wie die sogenannten nationalen Par-teien keinerlei Einfluß auszuüben ver-mochten, mangels irgendwelcher bedroh-lichen Macht auf der Straße, so konnten
    Versagen der nationalen Parteien 596
    hinwieder die sogenannten Wehrverbände keinerlei Einfluß ausüben mangels irgend-welcher politischer Idee und vor allem jedes wirklichen politischen Zieles.
    Was dem Marxismus einst den Erfolg gegeben hatte, war das vollendete Zu-sammenspiel von politischem Wollen und aktivistischer Brutalität. Was das natio-nale Deutschland von jeder praktischen Gestaltung der deutschen Entwicklung aus-schaltete, war das Fehlen einer geschlos-senen Zusammenarbeit brutaler Macht mit genialem politischen Wollen.
    Welcher Art das Wollen der „nationalen“ Parteien auch sein mochte, sie hatten nicht die geringste Macht, dieses Wollen zu verfechten, am wenigsten auf der Straße.
    Die Wehrverbände hatten alle Macht, waren die Herren der Straße und des Staates und besaßen keine politische Idee und kein politisches Ziel, für die ihre Macht zum Nutzen des nationalen Deutschlands eingesetzt worden wäre oder auch nur hätte eingesetzt werden können. In beiden Fällen war es die Schlauheit des Juden, die es fertigbrachte, durch kluges Zureden und Bestärken eine förmliche Ver-ewigung, auf alle Fälle aber zunehmende Vertiefung dieses unseligen Verhängnisses herbeizuführen.
    Der Jude war es, der durch seine Presse unendlich ge-schickt den Gedanken des „unpolitischen Charakters“ der Wehrverbände zu lancieren verstand, wie er wiederum im politischen Leben ebenso schlau stets die „reine Geistig-keit“ des Kampfes pries und forderte. Millionen deutscher Dummköpfe plapperten dann diesen Unsinn nach, ohne auch nur eine blasse Ahnung zu haben, wie sie sich selbst damit praktisch entwaffneten und dem Juden wehrlos aus-lieferten.
    Aber auch hierfür gibt es freilich wieder eine natürliche Erklärung. Der Mangel einer großen neu-gestaltenden Idee bedeutet zu allen Zei-ten eine Beschränkung der Kampfkraft.
    Ohne Idee keine Kampfkraft 597
    Die Überzeugung vom Recht der Anwen-dung selbst brutalster Waffen ist stets gebunden an das Vorhandensein eines fanatischen Glaubens an die Notwendig-keit des Sieges einer umwälzenden neuen Ordnung dieser Erde.
    Eine Bewegung, die nicht für solche höchste Ziele und Ideale ficht, wird daher nie zur letzten Waffe greifen.
    Das Aufzeigen einer neuen großen Idee ist das Geheim- nis des Erfolges der Französischen Revolution gewesen; der Idee verdankt die russische den Sieg, und der Faschismus hat nur durch die Idee die Kraft erhalten, ein Volk in segensreichster Weise einer umfassendsten Neugestaltung zu unterwerfen.
    Bürgerliche Parteien sind hierzu nicht befähigt.
    Allein nicht nur die bürgerlichen Parteien sahen ihr politisches Ziel in einer Restauration der Vergangenheit, sondern auch die Wehrverbände, soweit sie sich überhaupt mit politischen Zielen befaßten. Alte Kriegervereins- und Kyffhäusertendenzen wurden in ihnen lebendig und halfen mit, die schärfste Waffe, die das nationale Deutschland damals hatte, politisch abzustumpfen und im Landsknechts-dienst der Republik verkommen zu lassen. Daß sie dabei selbst in bester Gesinnung, vor allem aber im besten Glauben handelten, ändert nicht das geringste am unseligen Wahnwitz dieser damaligen Vorgänge.
    Allmählich erhielt der Marxismus in der sich konsoli-dierenden Reichswehr die erforderliche Machtstütze seiner Autorität und begann daraufhin konsequent und logisch, die gefährlich erscheinenden nationalen Wehrverbände, als nunmehr überflüssig, abzubauen. Einzelne besonders ver-wegene Führer, denen man mit Mißtrauen gegenüberstand, wurden vor die Schranken der Gericht zitiert und hinter schwedische Gardinen gesteckt. An allen aber hat sich das Los erfüllt, das sie selbst verschuldet hatten.
    Vertretung der völkischen Idee 598
    Mit der Gründung der NSDAP. war zum ersten Male eine Bewegung in Erscheinung getreten, deren Ziel nicht, ähnlich dem der bürgerlichen Parteien, in einer mechanischen Restauration der Vergangenheit lag, sondern in dem Bestreben, an Stelle des heutigen widersinnigen Staatsmechanismus einen organischen völkischen Staat zu errichten.
    Die junge Bewegung stand dabei vom ersten Tage an auf dem Standpunkt, daß ihre Idee geistig zu vertreten ist, daß aber der Schutz dieser Vertretung, wenn not-wendig, auch durch brachiale Mittel ge-sichert werden muß. Getreu ihrer Überzeugung von der ungeheuren Bedeutung der neuen Lehre erscheint es ihr selbstverständlich, daß für die Errichtung des Zieles kein Opfer zu groß sein darf.
    Ich habe schon auf die Momente hingewiesen, die eine Bewegung, sofern sie das Herz eines Volkes gewinnen will, verpflichten, aus eigenen Reihen die Verteidigung gegen terroristische Versuche der Gegner zu übernehmen. Auch ist es eine ewige Erfahrung der Weltgeschichte, daß ein von einer Weltanschauung vertretener Terror nie durch eine formale Staatsgewalt gebrochen werden kann, sondern stets nur einer neuen, ebenso kühn und entschlossen vorgehenden anderen Weltanschauung zu unterliegen vermag. Dies wird dem Empfinden der beamteten Staatshüter zu allen Zeiten unangenehm sein, ohne daß aber dadurch die Tatsache aus der Welt geschafft wird. Die Staatsgewalt kann nur dann für Ruhe und Ordnung garantieren, wenn sich der Staat inhaltlich deckt mit der jeweils herrschenden Weltanschau-ung, so daß gewalttätige Elemente nur den Charakter ein-zelner verbrecherischer Naturen besitzen und nicht als Ver-treter eines den staatlichen Anschauungen extrem gegen-überstehenden Gedankens angesehen werden. In einem solchen Falle kann der Staat jahrhundertelang die größten Gewaltmaßnahmen gegen einen ihn bedrohenden Terror anwenden, am Ende wird er dennoch nichts gegen ihn vermögen, sondern unterliegen.
    Notwendigkeit der Schutztruppe 599
    Der deutsche Staat wird auf das schwerste berannt vom Marxismus. Er hat in seinem siebzigjährigen Kampf den Sieg dieser Weltanschauung nicht zu verhindern vermocht, sondern wurde trotz insgesamt Tausenden von Jahren an Zuchthaus- und Gefängnisstrafen und blutigster Maßnah-men, die er in zahllosen Fällen über die Kämpfer der ihn bedrohenden marxistischen Weltanschauung verhängte, den-noch zu einer fast vollständigen Kapitulation gezwungen. (Auch dies wird der normale bürgerliche Staatsleiter ab-leugnen wollen, selbstverständlich ohne daß er zu über-zeugen vermag.)
    Der Staat aber, der am 9. November 1918 vor dem Mar-xismus bedingungslos zu Kreuze kroch, wird nicht plötzlich morgen als dessen Bezwinger auferstehen, im Gegenteil: bürgerliche Schwachköpfe auf Ministerstühlen faseln heute bereits von der Notwendigkeit, nicht gegen die Arbeiter zu regieren, wobei ihnen unter dem Begriff „Arbeiter“ der Marxismus vorschwebt. Indem sie aber den deutschen Ar-beiter mit dem Marxismus identifizieren, begehen sie nicht nur eine ebenso feige wie verlogene Fälschung an der Wahrheit, sondern sie versuchen, durch ihre Motivierung ihr eigenes Zusammenbrechen vor der marxistischen Idee und Organisation zu verbergen.
    Angesichts dieser Tatsache aber, nämlich der restlosen Unterwerfung des heutigen Staates unter den Marxis- mus, erwächst der nationalsozialistischen Bewegung erst recht die Pflicht, nicht nur geistig den Sieg ihrer Ideen vor-zubereiten, sondern auch deren Verteidigung gegenüber dem Terror der siegestrunkenen Internationale selbst zu übernehmen.
    Ich habe bereits geschildert, wie aus dem praktischen Leben heraus sich langsam in unserer jungen Bewegung ein Versammlungsschutz bildete, wie dieser allmählich den Charakter einer bestimmten Ordnertruppe annahm und nach einer organisatorischen Formung strebte.
    So sehr das dann allmählich entstehende Gebilde äußer-lich einem sogenannten Wehrverbande gleichen mochte, so wenig war es damit zu vergleichen.
    Aufgabe der Schutztruppe 600
    Wie schon erwähnt, hatten die deutschen Wehrorgani-sationen keinen eigenen bestimmten politischen Gedanken. Sie waren wirklich nur Selbstschutzverbände von mehr oder minder zweckmäßiger Ausbildung und Organisation, so daß sie eigentlich eine illegale Ergänzung der jeweiligen legalen Machtmittel des Staates darstellten. Ihr freikorpsartiger Charakter war nur begründet durch die Art ihrer Bildung und durch den Zustand des damaligen Staates, keineswegs aber kommt ihnen ein solcher Titel etwa zu als freie For-mationen des Kampfes für eine freie, eigene Überzeugung. Diese besaßen sie trotz aller oppositionellen Haltung einzel-ner Führer und ganzer Verbände gegen die Republik den-noch nicht. Denn es genügt nicht, von der Min-derwertigkeit eines bestehenden Zustan-des überzeugt zu sein, um von einer Überzeugung im höheren Sinne sprechen zu können, sondern diese wurzelt nur in dem Wissen von einem neuen Zustand und im inneren Erschauen eines Zustandes, den zu erreichen man als Notwendigkeit empfindet und für dessen Verwirklichung sich einzusetzen man als höchste Lebens-aufgabe ansieht.
    Das unterscheidet die Ordnertruppe der damaligen natio-nalsozialistischen Bewegung grundsätzlich von allen Wehr-verbänden, daß sie nicht im geringsten eine Dienerin der durch die Revolution geschaffenen Zustände war oder sein wollte, sondern daß sie vielmehr ausschließlich für ein neues Deutschland rang.
    Diese Ordnertruppe besaß allerdings anfangs nur den Charakter eines Saalschutzes. Ihre erste Aufgabe war eine beschränkte: sie bestand in der Ermöglichung der Abhal- tung von Versammlungen, die ohne sie glatt vom Gegner verhindert worden wären. Sie war schon damals erzogen worden zum blindlings auzuführenden Angriff, aber nicht etwa, weil sie, wie man in dummen deutschvölkischen Krei-sen daherredete, den Gummiknüppel als höchsten Geist verehrte, sondern weil sie begriff, daß der größte Geist aus-
    Schutz der Nation, nicht des Staates 601
    geschaltet werden kann, wenn sein Träger von einem Gummiknüppel erschlagen wird, wie tatsächlich in der Ge-schichte nicht selten die bedeutendsten Köpfe unter den Hieben kleinster Heloten endeten. Sie wollte nicht die Ge-walt als das Ziel hinstellen, sondern die Verkünder des geistigen Ziels vor der Bedrängung durch Gewalt schützen. Und sie hat dabei begriffen, daß sie nicht verpflichtet ist, den Schutz eines Staates zu übernehmen, der der Nation keinen Schutz gewährt, sondern daß sie im Gegenteil den Schutz der Nation zu übernehmen hat gegen diejenigen, die Volk und Staat zu vernichten drohten.
    Nach der Versammlungsschlacht im Münchener Hofbräu-haus erhielt die Ordnertruppe einmal für immer, zur dauernden Erinnerung an die heldenhaften Sturmangriffe der kleinen Zahl von damals, den Namen Sturm-abteilung. Wie schon diese Bezeichnung sagt, stellt sie damit nur eine Abteilung der Bewegung dar. Sie ist ein Glied in ihr, genau so wie die Propaganda, die Presse, die wissenschaftlichen Institute und anderes lediglich Glie-der der Partei bilden.
    Wie notwendig ihr Ausbau war, konnten wir nicht nur in dieser denkwürdigen Versammlung sehen, sondern auch bei unserem Versuch, die Bewegung aus München allmäh-lich in das übrige Deutschland hinauszutreiben. Sowie wir dem Marxismus gefährlich erschienen waren, ließ dieser keine Gelegenheit unbenutzt, um jeden Versuch einer national-sozialistischen Versammlung schon im Keime zu ersticken, beziehungsweise deren Abhaltung durch Sprengung zu ver-hindern. Dabei war es ganz selbstverständlich, daß die Partei-organisationen des Marxismus aller Schattierungen jede solche Absicht und jeden solchen Vorfall in den Vertretungs-körpern blind deckten. Was sollte man aber zu bürger- lichen Parteien sagen, die, selbst vom Marxismus nieder-gedroschen, es in vielen Orten gar nicht wagen durften, ihre Redner öffentlich auftreten zu lassen, und die trotzdem mit einer ganz unverständlichen, blöden Befriedigung für uns irgendwie ungünstig verlaufende Kämpfe gegen den Mar-xismus verfolgten. Sie waren glücklich, daß der, der von
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Richtig, ungeachtet jeder Wertung. Ist doch wichtig das auch dieses Werk Öffentlich zugänglich bleibt.