Roman: Seb Hofmann - Froschperspektive (Kapitel 9.16.)

in #deutsch7 years ago (edited)

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Und irgendwo zwischen den großen Ausflüchten gibt es noch Mariola, die weiterhin für mich sorgt, mir die nötige Nestwärme bietet, kocht und meine Sachen wäscht. Ich fühle mich schlecht ihr gegenüber, wenn ich bei Zuzanna bin, hingegen notgeil und sehnsüchtig, wenn ich mit Mariola Zeit verbringen muss. Sie akzeptiert die Zusammenarbeit und die Zeit, die Zuzanna bindet. Sie kann sogar damit leben, dass sie ihr eindeutige Signale sendet, um zu zeigen, es geht um mehr als ein Projekt. Was sie stört, ist das fehlende Bekenntnis; ein Bekenntnis darüber, wer die eigentliche Frau an meiner Seite sein sollte. Wenn etwas halbwegs Ehrliches dran wäre, würde sie mich mit so ziemlich allem davonkommen lassen. Nur einen Funken Interesse für sie und ihre Familie. Ich bin ihren Eltern bereits einmal bei der Geburtstagsfeier ihres Vaters begegnet. Sie leben in Polen und sprechen kein Deutsch, doch die Sprachbarrieren haben wir ratzfatz mit Żubrówka heruntergerissen. Ihr Vater mag mich. Er ist ein behaglicher Kindskopf, der sich leicht von mir anstecken lässt und Spaß am Leben hat. Es sind die Momente, die allen voran ihre aufmerksame Mutter an unserer Beziehung schätzt, aber es ist nicht Ewigkeit, was sie zwischen uns sieht, auch wenn Mariola bemüht ist, genau die zu verkaufen. Sie wünscht sich sehnlichst Weihnachten mit ihrer Familie, aber ich weigere mich beharrlich. Polnische Messen, polnische Verwandtschaft und polnische was weiß ich, kann nichts für mich sein, glaube ich.
Abgesehen davon gibt es noch den Kläffer, der nicht wirklich auffällt, aber mich Mariolas Aufmerksamkeit kostete. Spazieren gehen, Reisen nur nach Planung und abends zeitig heim. Wenn es keiner mitbekommt, bringe ich die Töle in prekäre Situationen, ich werde grob und mittlerweile drücke ich kräftig zu, wenn sie mir vor die Nase kommt. Ich stecke sie kopfüber ins Klo und quäle sie mit der Spülung. Es befreit mich und ich tue es immer wieder, mit einem Lebewesen, das es nicht einmal versteht oder es je gewagt hätte, daran zu zweifeln, wer der Herr im Haus ist. Noch immer sehe ich die Gespenster zwischen uns, die mich im Bett so anmachen, aber mir das tägliche Leben versauen. Ich sehe sie mittlerweile in einen verdammten Hund. Ich werfe Mariola vor, dass es ein Fehler sei das Vieh zu besitzen. Ich will, dass es wegkommt. Ihre Bedürfnisse sind mir egal, außer ich will was von ihr. Ich verlagere den dominanten Sex auf das Leben außerhalb des Bettes. Ich zerstöre oder quäle was ihr wichtig ist. Ich bin der Einzige, der sich wie ein Hund aufführt, pisse auf alles und jeden, um mein Revier zu markieren, und ich würde noch viel weitergehen. Ich will mehr als ihre gesamte Aufmerksamkeit, aber meine Freiheiten bleiben heilig. Ich will meine kleine Familie, aber sie soll sich um mich drehen. Nur um mich; naja, und um Gerd. Mariola hat den Frosch zu akzeptieren, genau wie meine Eskapaden mit Zuzanna. Wie gesagt, sie würde mich mit so ziemlich allem davonkommen lassen, bis sie mich mit ihrem Hund in der Hand am Klo erwischt.

Roman: Seb Hofmann - Froschperspektive (Kapitel 9.17.)

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Mehr Frosch als Mensch wenn du mich fragst.

Ja, wir kommen der Sache näher.