Bildquelle: Selbstgemacht by Sascha Röhler
Vor einiger Zeit habe ich mir wieder mal das Jenke Experiment auf RTL angeschaut, vor Allem weil Jenke von Wilmsdorff ein echt krasser Typ ist und ich das Thema Essstörungen hochinteressant finde.
Es ist schon erschreckend wie viele Menschen allein im deutschsprachigen Raum an Essstörungen leiden.
Jenke will sich jedenfalls selbst einen Eindruck davon machen und selbst die Erfahrung machen, wie es sich anfühlt 4 Wochen ohne Essen bzw. ohne feste Nahrung zu leben.
Das Ganze wird natürlich ärztlich kontrolliert und zusätzlich von einem Psychologen überwacht. Man will ja schließlich frühzeitig erkennen, wenn Jenke zu viel Spaß am Abnehmen empfindet und dadurch evtl. in eine Art Magersucht verfällt.
Mir persönlich waren viele Aussagen zu dieser, zugegebener Maßen langen Fastenphase, doch sehr klischeehaft.
Wenn jemand abnimmt und mit Freude die optische Veränderung seines Körpers beobachtet, dann ist das nicht krankhaft, sondern nichts anderes als eine Form von Stolz. So empfindet ja auch jeder, der seinen Körper mit viel Disziplin und Krafttraining formt. Es macht einfach Spaß den Erfolg auch zu sehen.
Ich denke, dass die Wenigsten dann nicht mehr aufhören können und in eine Art krankhafte Abnehmsucht verfallen.
Ganz im Gegenteil! Ich denke, dass es eine wertvolle Erfahrung ist, einmal länger ohne Nahrung auszukommen.
Als ich 2010 das erste Mal gefastet habe und zwar nicht allein, sondern mit meiner Frau, hatte ich schon Panik vor dem bohrenden Hunger der mich wohl heimsuchen würde.
Zum Glück war es dann doch nicht so schlimm, denn das gemeinsame Fasten ist nämlich, vor Allem wenn man zum ersten Mal in seinem Leben fastet, deutlich einfacher. Wer schon mal gefastet hat, wird mir sicher zustimmen.
Damals fühlte ich mich echt elend. Speziell am 1. und 2. Fastentag war der bohrende Hunger kaum zu ertragen. Überall roch es nach leckerem Essen und ich hatte das Gefühl, dass sich mein Geruchssinn irgendwie verbessert hatte. Anders konnte ich mir jedenfalls nicht erklären, warum ich jede Bratwurst auf 2 Km Entfernung erschnuppern konnte.
Ich kann mich auch noch daran erinnern, wie sehr wir uns beide auf das Fastenbrechen gefreut haben. Und im Nachhinein muss ich sagen, dass wir da so einige Fehler gemacht haben, die ich heute so wohl nicht mehr machen würde.
Was heißt regelmäßig?
Ich habe mir 6 Jahre Zeit gelassen, um erneut zu fasten und beim 2. Mal war alles deutlich entspannter. Ich habe mich sogar ein wenig geärgert, dass ich so lange gewartet habe, denn letztlich wird das Fasten immer leichter und selbstverständlicher, je häufiger man es tut.
Ich empfehle dir regelmäßig, also mindestens 1 x pro Jahr, zu fasten, um deinen Körper immer wieder daran zu erinnern, dass es auch mal ohne Essen gehen muss.
Wenn du keine 7 Tage ohne Nahrung leben kannst oder willst, dann empfehle ich dir 2-3 mal die Woche auf das Frühstück zu verzichten. Dadurch kannst du die abendliche Fastenphase von 10 auf bis zu 15 Stunden verlängern und auf diese Weise ein wenig Fastenluft schnuppern ohne gleich eine Ganze Woche auf Essen zu verzichten.
Mit dem intermittierenden Fasten werde ich mich in einem speziellen Artikel beschäftigen.
Wie lange darfst du fasten?
Wenn du dich für eine längere Fastenperiode entschieden hast, dann empfehle ich dir mit einer Fastenzeit von 9 Tagen zu beginnen. D.h. Du machst einen Entlastungstag, 5 Fastentage und 3 Aufbautage.
Wenn du bereits erfolgreich gefastet hast, darfst du gerne 2 oder mehr Tage Fasten, solltest jedoch immer auch die Anzahl der Aufbautage erhöhen, um den Körper wieder ans Essen zu gewöhnen.
Wenn du jetzt Lust bekommen hast einmal eine Fastenwoche zu planen, dann empfehle ich dir das Buch von Dr. Med. Hellmut Lützner*. Es ist trotz seines Alters immer noch das Standardwerk über das Fasten und sehr leicht umzusetzen.
Aber nun verrate ich dir meine 10 Gründe, die für das Fasten sprechen.
Warum du regelmäßig fasten solltest
1.) Lernen ohne Nahrung zu leben
Die meisten von uns leben im Überfluss und haben stets genug Essen im heimischen Kühlschrank. Aber was passiert eigentlich, wenn eine Notsituation uns dazu zwingt deutlich weniger oder zeitweise gar nichts mehr zu essen? Wie fühlt sich das an? Wie lange kannst du das aushalten?
Wer einmal gefastet hat, der kann auch hier und da mal eine Mahlzeit ausfallen lassen ohne gleich einen Kreislaufzusammenbruch zu erleiden.
Der Mensch hat schon immer gefastet, denn Essen gab es nicht immer und zu jeder Zeit in ausreichender Menge. Wir modernen Menschen haben das Fasten allerdings nicht mehr nötig und daher verlernt. Deine Chance es wieder zu einem Teil deines Lebens zu machen.
2.) Neues entdecken (Geruchssinn schärfen)
Wenn du schon immer mal wissen wolltest, wie der steinzeitliche Mensch seine Nahrungsquellen gefunden hat, dann solltest du unbedingt fasten.
Dein Geruchssinn wird sich schärfen und du wirst wieder Gerüche wahrnehmen, die du schon lange nicht mehr in der Nase hattest. Die Grillparty 10 Häuser weiter, scheint plötzlich in deinem Garten statt zu finden. Und das Bouquet eines Glas Rotweins offenbart völlig neue Geruchserlebnisse.
Ja, wenn man den ersten bohrenden Hunger überwunden hat, sind diese intensiven Gerüche ein echtes Erlebnis.
3.) Entschlacken und Entgiften
In der Fastenzeit dürfen sich die Verdauungsorgane ausruhen und die Leber sich erholen. Sie beginnen sich von Schlacken und Giften zu befreien und scheiden diese aus.
Natürlich riecht man in dieser Zeit nicht wie Kleopatra nach einem Milchbad aber schließlich soll der ganze Müll ja raus.
Um diesen Prozess zu unterstützen, kannst du ein heißes Bad nehmen, saunieren oder Ausdauersport treiben. Einläufe, warme Leberwickel und extra viel Schlaf sind ebenfalls förderlich.
4.) Disziplin stärken
Nach vielen Jahren des Eigenversuchs bin ich mir sicher, dass jede Ernährungsumstellung und jede Gewohnheitsänderung nur mit eiserner Disziplin zum Erfolg führt. Nach einer Fastenwoche bist du in jedem Fall in der Lage dich und deine Lust auf Junkfood besser im Zaum zu halten.
Ab der zweiten Fastenwoche kannst du deinen Kindern und deinem(r) Partner(in) Essen kochen und dich dann zum Essen daneben setzen ohne auch nur einmal in Versuchung zu geraten. Denn du hast ja ein Ziel und das Gilt es zu erreichen.
Die kleinste Sünde während der Fastenzeit macht alles wieder zunichte und anschließende Magenkrämpfe sind dir so sicher wie das Amen in der Kirche.
5.) Gewicht verlieren
Die Gründe zu Fasten können vielfältig sein, dennoch wollen die meisten Menschen einfach nur Gewicht verlieren. Bei mir war es anfangs nicht anders.
Auch wenn Abnehmen natürlich während des Fastens kein allzu großes Problem darstellt, solltest du die Gewichtsreduktion nicht zum Hauptgrund des Fastens machen.
Sei dir im Klaren darüber, dass du das ganze verlorene Gewicht nach wenigen Wochen wieder auf den Hüften hast, wenn du deine Ernährung nach der Fastenzeit nicht grundlegend überdenkst.
6.) Ernährung umstellen
Es gibt keinen besseren Zeitpunkt seine Ernährung umzustellen, als nach einer Fastenwoche. Denn jetzt hast du dich von fester Nahrung entwöhnt und deinen Körper gereinigt. Warum also nicht gleich mit den alten Gewohnheiten brechen und was Neues ausprobieren?
Mach dir einen genauen Plan, wie es nach der Fastenzeit weitergehen soll und besorge dir dazu passende Rezepte, damit du nicht aus Planlosigkeit sofort wieder in dein altes Verhaltensmuster fällst.
Solltest du nach der Fastenwoche deine Ernährung umstellen wollen, dann empfehle ich dir eine paläolithische Ernährungsform mit deutlich weniger Kohlenhydraten. Hier in meinem Blog erfährst du in Zukunft mehr zum Thema Paläo.
7.) Seinen Körper neu kennenlernen (Grenzen seines Körpers kennenlernen)
Die ersten Fastentage sind erfahrungsgemäß am schlimmsten. Du kannst nur noch ans Essen denken und keinen klaren Gedanken fassen.
Aber du wirst überrascht sein wie viel dein Körper leisten kann auch wenn er keine Nahrung mehr bekommt.
Ich bin z.B. während meiner gesamten letzten Fastenphase jeden Tag knapp 7 Km gewalked und es hat mich schon sehr fasziniert, dass mein Körper das mitgemacht hat.
Das erinnert mich an ein Zitat meines Trainers „Die meisten Menschen haben genug Fettreserven, um von Köln bis nach Moskau zu laufen ohne Essen mitzunehmen!“
8.) Fett abbauen
Etwa am 3. Fastentag hat dein Körper seine Glukosevorräte verbraucht. Wenn du dich täglich bewegst, geschieht das natürlich noch früher. Nun beginnt er das Fett aus den Depots anzugreifen, um daraus Energie zu gewinnen.
Spätestens jetzt dürfte jedem klar sein, dass man zum Überleben keine Kohlenhydrate braucht. Die kann der Körper nämlich selbst herstellen.
Um das Gehirn jedoch mit lebensnotwendiger Energie zu versorgen, muss der Körper vom Glukosestoffwechsel auf den Fettstoffwechsel umschalten. Dieser Zustand nennt sich Ketose und jeder Mensch erreicht diesen Zustand spätestens nach 3 Tagen ohne Nahrungsaufnahme.
Jetzt beginnt der Körper Fett zu verbrennen und die Pfunde purzeln endlich. Neben einer streng ketogenen Ernährung ist das Fasten also die sicherste Methode Körperfett abzubauen.
9.) Trinkverhalten optimieren
Was bringt dir die größte Gewichtsabnahme, wenn es am Ende doch nur Wasser war? Viele Fastenneulinge stellen 3 Wochen nach dem Fasten erschrocken fest, dass Sie ihr altes Gewicht wieder erreicht haben. Die goldene Regel des Fastens lautet daher immer: „Trinke regelmäßig und trinke mehr als sonst!“
Wenn du vor deiner ersten Fastenwoche wenig Wasser getrunken und deinen Durst meist mit Säften, Softdrinks und Kaffee gestillt hast, dann wird es dir nun deutlich leichter Fallen dein Trinkverhalten zu ändern und mehr oder besser ausschließlich Wasser zu trinken.
Vor allem während des Fastens hilft klares Wasser dir dabei den Hunger zu vertreiben und deinen Kreislauf stabil zu halten. Du lernst Hunger von Durst zu unterscheiden und wirst auch nach der Fastenwoche deutlich mehr trinken und weniger Zwischenmahlzeiten brauchen.
10.) Bewusster essen / langsamer essen
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Essen für die meisten von uns immer mehr zu einem notwendigen Übel wird, für das man sich Zeit nehmen muss. Viele essen daher viele kleinere Mahlzeiten zwischendurch und nehmen sich kaum mehr Zeit zum Essen.
Oft leidet darunter auch das Familienleben, denn Kinder essen fast immer langsamer, reden dabei immerzu und vergessen das Essen manchmal sogar ganz. Kein Wunder, dass sie selten Übergewicht haben. Sie lassen dem Körper genug Zeit ein Sättigungsgefühl zu entwickeln.
Während der Fastenzeit nimmst du keine feste Nahrung mehr zu dir und die wenigen Momente, in denen du dir eine Brühe oder einen Gemüsesaft genehmigen darfst sind sehr wertvoll. Du lässt dir also besonders viel Zeit beim Essen bzw. Schlürfen und genießt jeden einzelnen Schluck.
Eine wertvolle Erfahrung, die du unbedingt auch nach der Fastenzeit in dein Leben integrieren solltest.
Fasten als Teil des Lebens verstehen
Seit meiner ersten Fastenwoche sind bereits 6 Jahre vergangen und ich hatte eine Menge Möglichkeiten an mir selbst auszuprobieren, was funktioniert und was eben nicht. Mehr dazu erzähle ich hier >>
Aber so richtig ist der Knoten erst geplatzt, als ich meine Ernährung, nach dem 2. Fasten im August 2016 erneut umgestellt habe und mich mittlerweile nach Paläo ernähre.
Durch die Verwendung von gesunden Fetten wie z.B. Kokosöl und die Reduktion von Antinährstoffen in meiner Ernährung, konnte ich auf einmal ganze Mahlzeiten weglassen, ohne mich hungrig, schlapp oder ausgelaugt zu fühlen. Mein Körper brauchte nicht mehr Nahrung, sondern einfach nur hochwertigere Nahrung.
Fazit
Als meine Frau und ich uns im Frühjahr 2010 zum Fasten entschlossen, hatten wir eigentlich nur ein echtes Ziel. Wir wollten Gewicht verlieren! Ja okay wir wollten natürlich auch wissen, wie es sich anfühlt, wenn man 5 Tage lang keine feste Nahrung mehr zu sich nimmt und was es mit uns tun würde.
Aber wenn das Ziel "Gewicht verlieren" zu sehr im Mittelpunkt steht und man all seine Kraft darauf konzentriert, dann ist der Fehlschlag schon vorprogrammiert.
Fasten war schon vor hunderttausenden von Jahren ein Teil der menschlichen Existenz. Gejagt und gesammelt wurde am Tag und am Abend wurde alles aufgegessen.
Warum ist das so genial?
Ganz einfach, während des Schlafs fastet der Körper und wenn du morgens aufstehst und dein Frühstück hinauszögerst, dann ist das nicht etwa töricht und ungesund, sondern fördert die Fettverbrennung. Schließlich soll dein Körper ja nicht die ganze Zeit mit Verdauung beschäftigt sein.
Daher ist meiner Meinung nach die Empfehlung viele kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt zu sich zu nehmen, unsinnig.
Wenn du also zu den Menschen gehörst, die morgens keinen Hunger haben, dann höre in Zukunft auf deinen Körper und iss erst dann was, wenn du wirklich Hunger hast.
Zum Abschluss habe ich 3 Fragen für dich:
1.) Aus welchem Grund willst du fasten?
2.) Hast du schon einmal gefastet und wenn ja, wann war das?
3.) Wie wird deine Ernährung nach dem Fasten aussehen?
Bis zum nächsten Mal und bleib' gesund!
Dein
Sascha Röhler
ÜBER MICH:
Seit mehr als 5 Jahren folge ich einer kohlenhydratarmen Ernährungsweise und habe dabei viele Dinge ausprobiert. Umstellung mit Sport und ohne Sport, Fresstage, 1 Jahr lang kein Alkohol und so einiges mehr.
Dabei habe ich gelernt, was bei mir gut und was gar nicht funktioniert. Auf diesem Blog lasse ich dich an meinen Erfahrungen teilhaben und werde dir helfen, den für dich besten Weg zu einer gesunden Ernährung zu finden.
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Fasten macht Spaß
Japp, daher bin ich jetzt dauerhaft auf das intermittierende Fasten umgestiegen! :)
Ich faste jährlich zu Ramadan (30 Tage )