Level One - Ein Roman von Timo Bakenecker
Kapitel 4. Wave Board
Bildnachweis: Antiv3D (istockphoto.com - Stock-Fotografie-ID:619375240)
Kapitel 4. Wave Board
Der Wind peitschte das aufgewühlte Meer in kurzen Abständen an den leicht kieseligen Strand. Es war sonnig aber kalt. Und der Wind wirbelte den lockeren Sand zu kleinen Sandverwehungen auf. Bethany Beach war geradezu ideal für das heutige Vorhaben. Es war zu kalt für diese Jahreszeit, so dass der große Besucherandrang sich in der Sonne ahlender Menschen ausblieb. Ein paar Schaulustige blieben bei Ihrem nachmittäglichen Strandspaziergang dennoch stehen, um zuzuschauen ob die beiden jungen Männer dort am Strand sich tatsächlich in die eisigen Fluten stürzen würden.
Bill blinzelte in die Sonne, die sich langsam auf den Weg machte den Abend einzuleiten. „Es wird Zeit“, rief eine etwa 1,95m große hagere und pfahlweiße Gestalt in seiner rotstichigen Bermuda Shorts, die bibbernd und irgendwie unbeteiligt am Strand stand. „Und Du bist Dir sicher?“, fügte Bob zähneklappernd hinzu. „Das wird hinhauen, wirst schon sehen!“, zischte Steve ungeduldig und fordernd zurück. Er war der Optimist unter den beiden, mit dem Hang dazu die Dinge etwas forscher anzugehen. Wäre es nach Bob gegangen, hätten Sie noch ein paar Wochen im Bastelraum an den Ergebnissen gefeilt, aber Steve wollte es heute ausprobieren. „Auf geht’s! Wenn ich Dir noch länger beim Schlottern zusehe, friert bei mir alles ein, wenn Du verstehst“ grinste Steve, „Hättest den Neoprenanzug anziehen sollen, Du hast einfach nicht genug Fett auf den Rippen“, rief Steve ihm nach und drehte sich zum Meer. „Auf drei“, „Eins, zwei, drei..“ rief er und beide griffen gleichzeitig in den Sand unter das Surfboard und hievten es in Richtung Wasser. „Und Du bist sicher, dass es nicht absäuft“, wollte sich Bob noch einmal rückversichern. Der gab jedoch keine Antwort, winkte ab und begann das „WaveBoard“ in Richtung offenes Meer zu schieben. Ausgestattet mit einem völlig neuen Hilfsantrieb soll das „WaveBoard“ sich die natürliche Kraft der Wellen zu Nutze machen und dem Surfer zu einer stabileren Lage im Wasser verhelfen. Gleichzeitig verfügte das Board über einen ausgefeilten Hilfsantrieb, um den erschöpften Surfer wieder sicher an Land zu bringen. Bisherige Versuche von namhaften Herstellen, Motoren an ein Surfboard zu bauen, scheiterten an der Anfälligkeit gegenüber Salzwasser und massiven Gewichtsproblemen. Das „WaveBoard“ verfügte über einen alternativen Antrieb den sich Steve und Bob von den Quallen abgeschaut hatten. Rückstoßartige Bewegungen, ausgeführt von weichen Kunststoffkapseln unter den beiden Boardseiten sorgten für die notwendige Fortbewegung. Die Energie kam von einer neuartigen Gelbatterie, die sich beim Surfen durch die Energie der Wellen stetig wieder auflud. Sprit und Strom waren also überflüssig geworden. Nach 30 Minuten intensivem surfen, hatte die Batterie genügend Energie um einen Schwimmer gut einen halben Kilometer auf dem Brett zu transportieren. Danach genügte es das Brett entweder über eine Induktionsladestelle wieder aufzuladen, oder einfach wieder surfen zu gehen. Der Clou aber war die Stabilitätsführung die beide im Labor immer und immer wieder am „Haitii-Modell“ getestet hatten. Die gleichen Kunststofftaschen, die beim floaten für die Fortbewegung sorgten, hatten beim Surfen eine Stabilisierungsfunktion, indem das durchströmende Wasser, in einer stabilen Richtung am hinteren Ende ausgeströmt wurde. Das Board lag so, einmal eine Richtung eingeschlagen, extrem stabil im Wasser, ein wichtiger Effekt um so lange wie möglich in einer Pipe zu fahren. Es war nun an der Zeit die Alltagstauglichkeit des Boards unter Beweis zu stellen.
Steve war braugebrannt, kurze Haare und blaue Augen, ein Sonnyboy dem im Gegensatz zu Bob, das Board irgendwie besser zu Gesicht stand. Sie kannten sich noch aus der High-School Zeit in Delaware. Beide hatten für die Klasse an einem Projekt zum Schutz der Delfine gearbeitet. Steve interessierte sich mehr für die Mädchen, die täglich bei den Fütterungen zusahen. Bob übernahm wohl oder übel den EDV-Teil und schrieb die Referate über Ihre gemeinsame Arbeit im Delaware-Delfinarium. Nach Ihrem Wechsel auf das College war klar, dass Sie auch dort Ihre Neigungen verbinden wollten, schließlich bezog Bob auf diesem Wege schon seit der High-School keine Prügel mehr und hatte trotz seines eher zurückhaltenden Wesens doch eine unerwartet hohe Nachfrage des weiblichen Geschlechts, und Steve hatte seltsamerweise trotz fortwährender Abwesenheit, stets seine Aufgaben zur rechten Zeit parat und ungewohnt gute Noten. Während der College-Zeit zog es Steve immer weiter zur Meeresbiologie, Bob hingegen hing Tag für Tag im elterlichen Keller in Delaware und begann noch zu Collegezeiten an einem Projekt zur Wetterdatenberechnung. Da in diesem Segment unglaublich große Datenmengen in Echtzeit verarbeitet werden mussten, wurde wie schon beim Seti-Projekt und dessen Suche nach intelligentem Leben im All, ein Netzwerk aus tausenden freiwilliger errichtet, die Ihre Computerkapazität dem Projekt zur Verfügung stellen. BOINC wie die neue Plattform benannt wurde, auf der nun auch neue rechenaufwändige Recherchen anderer Institute durchgeführt wurden, lieferte die Oxford Universität eine Studie mit dem Namen „BBC Climate Change Experiment“. Bob stieß sehr früh zu dieser Gruppe und liefert unglaublich große berechnete Datenmengen aus dem heimischen Keller. Während einer Wiedersehensfeier tauschten sich beide aus, und begannen wenig später gemeinsam für das Meeresinstitut Nachforschungen über die Strömungsauffälligkeiten zu sammeln, die eine Gefährdung von Korallenriffe nach sich ziehen könnten. Bei einem Ihrer „Vor-Ort“ Recherchen, und dem Versuch mit etlichen Margaritas intus ein Surfboard zu bewegen, kamen Sie auf die Idee das Verhalten des Boards zu stabilisieren. Weniger Alkohol hätte es vermutlich auch getan, aber ein kalifornischer Hersteller Brant Boards war so begeistert von dieser Idee, dass Sie ein Forschungsbudget erhielten. Heute sollte sich nun herausstellen, ob sich die Arbeit gelohnt hatte. Steve startete die Antriebssteuerung und stellte diese in auf den Surfmodus um, damit das Board weniger steuernd als mehr stabilisierend wirken sollte. Ein leises surren ertönte, welches im Rauschen des aufgewühlten Meeres kaum wahrnehmbar war. Rein optisch war es von oben kaum von einem normalen Surfbrett zu unterscheiden. Lediglich die eingebetteten Schalter und Regler für Schubintensität und Stabilisationsstärke sowie die Batteriestandsanzeige waren ungewohnt. „WaveBoard“ stand in großen roten Rap-Style Buchstaben längs über das Brett und ging in eine blaue Welle über die zu beiden Seiten des Boards endete.
Steve hechtete mit dem Brett vor der Brust los. Mit Schwung stützte er sich auf das Brett und legte sich mit dem Bauch auf die Oberkörpermulde, auch eine Neuerung, die dem Surfer einfacher in die Brandung rudern ließ. Die Wellen schlugen über seinem Kopf zusammen, erst kleiner und schließlich immer größer. Er strampelte mit den Beinen und ruderte heftig mit den Armen. Meter für Meter erkämpfte er sich ein weiteres Stück vom Atlantik. Die Wellen wurden immer größer und Steve hatte alle Mühe sein Brett gerade zu halten. Bob schrie vom Ufer lauthals:“Leg das Sicherungsseil um, Steve…leg das Sicherungsseil an verdammt.“ Aber die Rufe verhallten im Meeresrauschen. Steve war nun weit genug draußen. Er wartete den passenden Moment ab und setzte sich auf das Board. Er legte das Sicherungsseil an. Bob fasst sich erleichtert an die Stirn und ging nervös auf und ab. Die Kälte war wie weggeblasen, Aufregung stieg in Ihm auf und so merkte er gar nicht das sich bereits ein dutzend Schaulustiger um Ihn versammelt hatten, die gebannt in Richtung des Boards aufs offene Meer sahen. Steve stellte den Stabilisator auf die höchste Stufe und wartete ein paar Sekunden. „Die nächste Welle ist es, die nächste… „Dann bemerkte er wie das Wasser unter Ihm nach unten wegsackte und sich wie in Zeitlupe brüllend ein gewaltiger Wasserberg aufbaute. Jawohl das war es, dachte er und kniete sich auf das Brett. Er drehte es in Richtung Strand und kippte es leicht nach vorn. Er spürte wie die Welle begann Ihn nach vorn zu drücken. Er stellte sich in die Hocke und legte sein Gewicht in die Welle hinein. Das Board bekam Fahrt. Die Welle wurde schneller und schneller, und das Board lag wie eine Eisenbahn auf Scheinen im Wasser, der Stabilisator tat ganze Arbeit. Steve hatte keine Mühe sich und das Board zu halten. Er schaute auf die Batterieanzeige und konnte deutlich sehen, dass die Ladekontrolllampe aufblinkte. Es funktionierte dachte er, die Welle lädt unsere Batterie auf. Er grinste und fing an zu jubeln. Er riss die Arme nach oben in den Himmel direkt in Bobs Richtung und jubelte. Bob machte einen Freudensprung und fiel einer jungen Dame, die interessiert neben Ihm stand in die Arme, was Ihm im gleichen Moment ein wenig peinlich war. Er rannte in Richtung Wasser. „Wir haben es", rief Bob Ihm entgegen. In diesem Moment verlor Steve das Gleichgewicht und stürzte im hohen Bogen vom Brett. Die Welle stürzte über Ihm zusammen und für einen Moment hatte er Schwierigkeiten zu erkennen wo die rettende Wasseroberfläche war. Hinzu kam das das Board unentwegt an seinem Arm riss. Instinktiv schoss er in die richtige Richtung und prustet über Wasser angekommen lauthals. Dank des Sicherungsseils war das Brett in Reichweite. Steve zog es an sich heran und startete den Antrieb als wäre es der normalste Vorgang der Welt. Das Board begann zu sprudeln und er spürte den Rückstoßstrahl an seinem Bein. Das Board zog Ihn behutsam und sicher in Bobs Richtung. Sobald er wieder Sand unter den Füßen spürte schaltete er den Antrieb ab und stapfte durch den Sand. Bob griff nach dem Board und zog beide aus dem Wasser. Jubelnd schlugen sie sich in die Hände. „Mann ich habe gedacht Du säufst mir ab“, „so schnell säuft Steve nicht ab, das solltest Du doch wissen, und jetzt gehen wir einen trinken, und zwar richtig“. Bob drehte sich zu den beiden Mädels, mit denen Bob ja bereits Bekanntschaft gemacht hatte: “Und Ihr, Lust auf nen Drink? „. Die Damen nickten verlegen aber durchaus interessiert. „Shorty´s“ fragte Bob fragend. „Was sonst“ entgegnete Steve amüsiert. Schnell packten Sie das Board wieder auf Ihren Wagen und nachdem Steve sich umgezogen hatte ging es los.
Kapitel 5. "Begegnung im Supermarkt" erscheint am 16.10.2017 exklusiv hier auf Steemit
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