"Regeln für Regenten" - Eine Homage an CGP Grey's realpolitische Aufklärung.
Schon Winston Churchill sagte:"Die Demokratie ist die Schlechteste Staatsform, mit Ausnahme aller anderen." Der mediale und demonstrative Widerstand gegen die eigene Regierung scheint in einer Demokratie oft bis immer größer zu sein als in autokratisch geführten Ländern. Dies liegt wohl nicht zuletzt daran, dass es für gewählte Regenten schwieriger ist, dem gemeinen Volk die Stimme zu nehmen, außerdem könnten sie jederzeit abgewählt werden. Wie können sich Despoten und Diktatoren trotzdem an der Macht halten? Die vielleicht bessere Frage ist, wie kommen Menschen erst in Machtpositionen? Dieser Frage ging CGP Grey schon in seinem Youtube-Video nach. Nun möchte ich dies auf deutscher Sprache und mit eigenen Ergänzungen und Erläuterungen auch veröffentlichen, da es mir äußerst wichtig vorkommt diese Dinge zu verstehen, damit man die politischen Prozesse um einen herum besser nachvollziehen und für sich selbst bewerten kann.
Ich bin mir sicher, dass es da draußen viele vermeintliche Kanzlerkandidaten und Hobby-Führer gibt, die einen Staat sicher besser durch alle Krisen führen können, als irgendeine wirkliche Regierung. Aber... wie wird man "die Regierung"?
Regeln für Regenten: DIKTATUR
In der Schule haben wir gelernt, dass in einer "absoluten Monarchie" der Regent uneingeschränkt über sein Land herrscht und die Macht sich allein in seinen Händen befindet. Es scheint ähnlich mit diktatorischen Führer-Staaten, doch der äußere Schein trügt wie so oft auch hier. Kein Thron ist unangreifbar, und umso höher er steht, umso wackliger wird die Herrschaft, wenn nicht die einfachste Grundregel beachtet wird: Niemand regiert allein! Du könntest als König allein keine Straßen bauen, du könntest allein keine flächendeckende Besteuerung durchsetzen, geschweige denn ein durchschnittliches Gesundheitswesen aufrecht erhalten. Es braucht Spezialisten aus der Bevölkerung die ihre Arbeitskraft deinem Willen zur Verfügung stellen. Dies ist die einzige Aufgabe eines "Führers". Er führt seine Leute an, motiviert sie, damit diese seinen Willen ausführen. Die Macht des Autokraten liegt also nicht darin groß zu handeln, dafür aber umso mehr darin in seinem Auftrag handeln zu lassen.
In den allerwenigsten Fällen passiert dies in beiderseitigem Einverständnis ohne Gegenleistung. Wenn du deine Waffen nun auf die Arbeiter richtest könnte sich spontan ihre Motivation verbessern, um ihr Leben zu arbeiten.. oder du bist bald kein Führer mehr. Auf längere Sicht scheint schlichte Bezahlung für erbrachte Arbeit also das bessere Mittel. Du brauchst eine Armee, und jemanden der sie befehligt und so dich und dein Land schützt, du brauchst jemanden der die Staatskasse füllt und sie verwaltet und du brauchst Gesetzgeber und jemanden der diese Gesetze durchsetzt. Quasi die 3 aufgeschlüsselten Gewalten im Staate: Exekutive (ausführende Gewalt), Judikative (richterliche Gewalt) und Legislative (gesetzgebende Gewalt). Die Personen, die es braucht um dies alles zu balancieren sind die "Schlüssel zur Macht". Jede Veränderung die du dir wünschst ist auch als de facto Regent nicht als Träume, solange diese Personen dich nicht unterstützen!
In einer Diktatur gibt es weniger solcher Personen, vielleicht nur ein paar Dutzend Generale, Bürokraten, Polizisten, Richter, sowie regionale Autoritäten. Bring sie auf deine Seite und der Thron steht dir frei. Doch vergiss nie: umso einfacher der Weg zum Thron für dich war, je einfacher ist er auch für die Konkurrenz. Handelst du nicht zum Gefallen deiner Unterstützer, werden sie dich bald ersetzen.
Alle Länder liegen auf einem Spektrum von solchen, in denen der Regent nur ein paar wenige Schlüsselpersonen braucht, zu denen, in denen der Regent sehr viele braucht um an der Macht zu bleiben. Diese Grundlage der Macht ist warum Länder so unterschiedlich sind. Doch ob du nun wenige oder viele brauchst, die Regeln sind immer die selben:
1. Bring die Schlüsselpersonen auf deine Seite.
Mit ihnen hast du die Macht deinen Willen durchzusetzen, ohne sie hast du nichts außer der bloßen Repräsentation als "Staatsmann". Doch auch wenn du von deinem Balkon aus der Bevölkerung zujubeln "darfst", kannst du immernoch ungeahnt schnell ersetzt werden.
2. Kontrolliere die Staatskasse.
Als Regent mit Ambitionen musst du sicherstellen, dass "dein" Reichtum, der in der Bevölkerung womöglich als Währung im Umlauf ist, eingesammelt und an dich (für deine harte Arbeit) und deine Schlüsselpersonen, (um dich auf dem Thron zu halten) verteilt wird. Dies gehört zu den wichtigsten Aufgaben für ich als Regent. Finde Wege zur optimalen "Besteuerung" und zur Verteilung der Ressourcen die dem Land zur Verfügung stehen. Andernfalls bricht das Fundament auf dem dein goldener Thron steht wie ein Kartenhaus zusammen.
Du, als gutmütiger Regent möchtest höchstwahrscheinlich deinen Bürgern, Untertanen, Arbeitern helfen, aber deine Kontrolle über die Staatskasse wird neidische Rivalen anlocken, die versuchen werden dich mithilfe deiner "Unterstützer" zu stürzen. Damit das nicht passiert liegt also dein Hauptinteresse daran, diese dir gegenüber loyal zu halten. Doch der Reichtum, der erwirtschaftet werden kann, ist begrenzt. Du kannst maximal so viel einsammeln, wie dein Land produziert, trotzdem wird dieser Satz niemals bei 100% liegen. Auch Bürokraten sind nur Menschen. Wie Otto von Bismarck, ein Mann der in der Vergangenheit die Bürde der Regierung Deutschlands tragen durfte damals sagte:"Mit schlechten Gesetzen und guten Beamten kann man regieren, doch bei schlechten Beamten nutzen die besten Gesetze nichts." Also sei dir bewusst, wie du dein Geld ausgibst, da alles, was der Bevölkerung zugute kommt, nicht genutzt werden kann, um Loyalität zu kaufen! "Das Gute" zutun, sägt also insgeheim an deinem Thron. Geld, welches du beispielsweise für Universitäten, Krankenhäuser oder die Straßen dahin ausgibst, wird deinen Schlüsselpersonen von Rivalen versprochen, damit du nicht mehr bist.
Es scheint, als seien deine Schlüsselpersonen nur darauf erpicht, dich für den höchsten Preis bei der nächstbesten Gelegenheit zu verkaufen, doch auch wenn du die loyalsten, gutmütigsten Unterstützer hast, wird sich daran nie viel ändern, da deine Schlüssel quasi vor die selben Probleme gestellt sind wie du. Nur eine Ebene unter dir. Ein "Schlüssel zur Macht" zu sein, ist an sich selbst schon eine Machtposition, denn auch ihre Position wird von Rivalen (von unten und oben) bedroht. Somit müssen sie zwangsweise einen Teil des Reichtums der ihnen zufließt ausgeben, um ihre Unterstützer loyal zu halten und ihre Position zu sichern. Die Blauäugigen und Dummen unter ihnen werden dir zwar lange treu sein, doch die Schlauen (die, die dir im Endeffekt auch nutzen) werden immer das Machtgefüge um sich herum im Auge behalten, bereit ihre Gefolgschaft oder die Seiten zu wechseln, falls es so aussieht das du in dem eng geschlossenen Netz von Allianzen und Rückversicherungen als Verlierer hervorgehst.
In Ländern mit weniger Schlüsselpersonen, sind die Beiträge aus der Staatskasse für selbige größer, als in solchen mit mehr Schlüsseln, und wenn Gewalt und Intrige regieren, werden dich Rücksichtslosesten angezogen. Jene, die Gutes tun, verlieren meist gegen die Teufel, die es nicht tun, also kauf dir jegliche Loyalität die du erkaufen kannst, denn Loyalität, in Diktaturen jeder Art, ist ALLES. (Zumindest für den Regenten...)
Was wir nun so detailliert auseinandergepflückt haben, kann man einfach wieder zusammenfassen. Ein Regent, der sein "Gefolge" braucht, um die Ressourcen seines Landes zu erwirtschaften, den Reichtum zu vergrößern, und damit seine Unterstützer loyal zu halten. So kann er den Reichtum im Optimalfall weiter vergrößern. Dies ist der sich selbst erhaltende Kern deiner Macht. Alles andere ist nebensächlich.
Als Führer mit vielen Schlüsselpersonen hast du gleichzeitig viele Probleme. Nicht nur die Kosten der Personen, bzw. deren Unterstützung für dich, sondern auch ihre eigenen, spezifischen Anliegen und Rivalitäten untereinander. Das alles ist nicht so einfach zu balancieren, und umso komplexer die sozialen und finanziellen Strukturen im Land werden, umso komplexer müssen deine Lösungen werden, und umso einfacher haben es Rivalen eine kritische Masse gegen dich aufzubringen, wenn sie vernachlässigt wird. Durchschnittlich regierst du als Autokrat kürzer, wenn du mehr Unterstützer brauchst, und das bringt und direkt zur dritten Regel für Regenten:
3. Minimiere die Anzahl der Schlüsselpersonen.
Sobald bestimmte Schlüssel für dich unliebsam, oder unnötig werden, MUSST du sie loswerden. Nach einem erfolgreichen Sturz wird der neue Diktator einige seiner Unterstützer beseitigen, und einige der Schlüsselpersonen seines Vorgängers einsetzen, was von außen betrachtet wie eine schlechte Idee aussieht. Wieso solltest du deine alten Revoluzzer im Stich lassen und mit dem alten System, dass du ja gestürzt hast, gemeinsame Sache machen? Sind die ehemaligen Unterstützer des alten Diktators keine Gefahr für dich? Nun Ja, Nein. Die Schlüssel, die benötigt werden, um Macht zu erlangen, sind nicht die selben, die du brauchst, um deine Macht zu erhalten. Jemanden zu bezahlen, der in der Vergangenheit wichtig, aber jetzt unnütz ist, ist dasselbe wie Geld für die Bevölkerung auszugeben. Reichtum für nebensächliches ausgeben. Außerdem wirft niemand so schnell sein Leben für dich ins Feuer ohne das ihm etwas versprochen wurde. Um den Rivalen also zu stürzen, musst du den Unterstützern zuerst mehr bieten als er. Doch der in der Staatskasse enthaltene Reichtum wird nicht größer durch Versprechungen, und durch Revolutionen oft noch kleiner. Dies führt dazu, dass nach einem Coup ein Kahlschlag erfolgt, um den gleichen Inhalt der Staatskasse zu größeren Teilen unter weniger Unterstützern aufzuteilen. Ein Führer, der die richtigen Personen auf seine Seite zieht, den Reichtum des Landes kontrolliert und unnötige Ausgaben auf das Minimum reduziert, die unnötigen Schlüsselpersonen beseitigt, wird eine lange und erfolgreiche Karriere haben...
Jetzt wo du die Struktur hinter dem Vorhang der Macht siehst, kannst du es vielleicht kaum mehr erwarten dein Land zu führen, schließlich kannst du es besser, und bist mit dieser "Anleitung zur Macht" bestens auf alle Eventualitäten vorbereitet. Oder aber du ahnst welch großes Leid Diktaturen auslösen können, und willst dich lieber auf den demokratischen Weg begeben, denn dieser ist ehrlicher und sowieso stabiler. Good for you, denn wir sprechen jetzt über Regenten als Repräsentanten!
Regeln für Regenten: DEMOKRATIE
Vielleicht hast du dir schon mal eine Utopie erträumt, die du verwirklichen willst, aber: Niemand regiert allein. Und erst recht nicht in einer Demokratie. Präsidenten und Premierminister müssen mit ihren Parlamenten und Senaten verhandeln und umgekehrt. Sie alle haben ihre Schlüsselpersonen, mit denen sie ebenfalls umgehen müssen. In einer guten Demokratie ist die Regentschaft auf viele verteilt und wechselt normalerweise nicht durch Gewalt, sondern durch Worte, Wählerstimmen und Volkswillen. Das heißt du musst Tausende, wenn nicht Millionen von potenziellen Wählern bis zum Wahltag dazu bringen dich zu unterstützen, oder dich zumindest mehr zu mögen, als die Alternativen die noch zur Wahl stehen, ergo deine Rivalen. Mit so vielen Stimmen und so fragmentierter Macht ist es unmöglich wie ein Diktator die bisher aufgestellten Regeln zu befolgen und ganz einfach Loyalität zu kaufen, oder? Natürlich nicht. Stell dir die Wähler hierbei nicht als Individuen mit individuellen Wünschen vor, sondern vielmehr als Blöcke in der Gesellschaft, die du unabhängig voneinander belohnen kannst. Es gibt beispielsweise die Alten, die Jungen, die Reichen, die Armen, Die Arbeitgeber und Arbeitnehmer, usw. Diese Blöcke, jedenfalls einige davon, sind nun deine Schlüsselpersonen. Du kannst sie zwar nicht mehr auf altmodische Art und Weise mit Geld schmieren, doch dies quasi noch in größerem Stil umsetzen. Eines der demokratischen Zauberwörter hierbei heißt "Steuererleichterung". Indem du Zb. versprichst finanziellen Druck von einer bestimmten Gruppe zu nehmen, oder ihr mehr Rechte zubilligst steigt die Symphatie dieser Gruppe für dich. Gleichzeitig sinkst du in den Umfragewerten bei anderen Gruppen, da du nicht auf ihre Wünsche eingehst. Tust du es, wird sich der nächste Block melden, der sich hier benachteiligt fühlt. Wir sehen also das es auch, bzw. vor allem in einer Demokratie schwer ist, die Balance und somit deine Macht zu erhalten. Die komplizierten Steuersysteme und Gesetze gibt es nicht zufällig, sondern als "Belohnung" für die Blöcke, die die Regierung ins Amt bringen und dort halten. Diese Gesetze können den Repräsentanten auch ihre Arbeit erleichtern, Zb. indem bestimmte Gruppen von vornherein von den Wahlen ausgeschlossen werden. Wenn jüngere Menschen nicht wählen dürfen, müssen auch deren Wünsche nicht dringlich erfüllt werden. Egal wie groß dieser "Block" ist, wenn er kein Wahlrecht hat, ist er zweitrangig um an die Macht zu kommen, und die Belohnung, die nicht fällig wird, kann anderen Blöcken gutgeschrieben werden. Wenn du lang in einem demokratischen Amt bleiben willst, sollte dir Regel Nr. 3 genauso wichtig sein wie einem Diktator. Du kannst die, die dich nicht wählen zwar nicht verfolgen und lynchen, doch dir bleiben noch genug andere Möglichkeiten. Sobald du im Amt bist, kannst du es deinen favorisierten Blöcken einfacher machen zu wählen, du kannst das Wahlsystem so lang "reformieren" bis es dir passt.
Aber genug über die Bürger nachgedacht. Auch in einer Demokratie gibt es sehr einflussreiche Einzelpersonen, und auch wenn du ihnen deine Unterstützung nicht mit einer Schubkarre in 80-Karat vor die Haustür fahren kannst, so kannst du trotzdem viele finanzielle Schlupflöcher für deren Unternehmen erarbeiten, Gesetze durchwinken, die sie geschrieben haben, oder sie eventuell medial von der Verantwortung für ihre Fehler befreien. Dienstleistungen können auf Firmen befreundeter Schlüsselpersonen übertragen werden usw.
Du könntest auch den langen, moralischen Weg gehen, und diese potenziellen Unterstützer ignorieren, doch du wirst dich schon bald mit den Rivalen auseinandersetzen müssen, die das nicht getan haben. Das wird nicht einfach! Korruption ist kein kleines Verbrechen, sondern ein Werkzeug der Macht, in Demokratien wie auch Diktaturen... Also akzeptiere die "Gefallen", überzeuge die Schlüsselpersonen und du kommst an die Macht. Damit du nun im Amt bleibst, wirst du wahrscheinlich geheime Absprachen mit einflussreichen Unternehmen haben, die du öffentlich denunzierst, und für Außenstehende sieht dein Handeln vielleicht widersprüchlich aus, doch deine Aufgabe ist es nicht eine verständliche, ehrliche Linie in deiner Politik zu haben, sondern die Interessen deiner Unterstützer so zu managen, dass du möglichst lang im Amt bleibst.
Nun fragst du dich vielleicht, warum kann ich diesen ganzen gefallen-tauschenden, block-bauenden Schwachsinn nicht einfach überspringen, und das Militär bestechen um die Macht im Land zu übernehmen? Um diese Frage zu beantworten müssen wir uns zum finalen Teil begeben.
Regeln für Regenten: STEUERN UND REVOLTE
Um dein Land auf Dauer zusammenzuhalten, musst du Regel 2 verstehen. Wie setzt sich die Staatskasse zusammen und wie wird sie genutzt? Es gibt hierzu eine Gleichung die da lautet: Mehr Demokratie = weniger Steuern. In Diktaturen werden die ärmeren Schichten genauso, meist noch stärker ausgebeutet als in Demokratien. Es gibt meist keine Steuerbefreiungen aufgrund von geringem Einkommen, geschweige denn Sozialhilfe. Diktatoren überspringen meist den Papierkram und nehmen sich mit Gewalt das, was ihnen vermeintlich zusteht, um damit Loyalität und Stabilität zu kaufen. Für demokratische Regenten ist die Produktivität ihres Landes weitaus wichtiger, in Bezug auf das Wirtschaftswachstum, und umso niedriger die Steuern sind, umso höher ist das Wachstum. So gut wie jede Investition in das Gemeinwesen wird getätigt, um die Produktivität zu erhöhen. Demokratien sind bessere Orte zum Leben, nicht weil die Repräsentanten bessere Menschen sind, sondern weil sich ihre Bedürfnisse "zufällig" mit denen der Leute im Land decken. Die Dinge, die zu mehr Produktivität führen, verbessern das Leben der Bürger. Die Demokratie will maximale Produktivität, um die Kassen zu füllen, also werden alle Bürger Zuwendungen erhalten, Zb. im Ausbau der Infrastruktur oder des Gesundheitswesens. Die schlimmsten Diktatoren allerdings, scheren sich nicht um die Bedürfnisse ihrer Untertanen, und werden nur ihrem Willen, und den Bedürfnissen der wenigen Schlüsselpersonen folgen. Die stabilsten Diktaturen stützen sich hierbei auf eine Sache, die bei allen gleich ist: natürlicher Reichtum durch Öl, Gold, Diamanten, oder ähnliches. Wenn der Reichtum der Nation zum größten Teil aus der Erde kommt, ist es wahrscheinlich kein guter Ort zum Leben, denn eine Goldmine arbeitet auch mit leidenden, sterbenden Sklaven und wirft trotzdem noch massenhaft Gewinn ab. Sobald der Wohlstand der Nation nicht mehr von den Arbeitskräften abhängt, sie keinen Lohn bekommen, und somit aus dem Kreislauf ausgeschlossen werden, können sie schlichtweg ignoriert werden. Der Regent bekommt den Reichtum, und bezahlt damit seine Schlüsselpersonen, quasi die Leute, die die Minen bewachen, und die Ressourcen eintreiben. Wir leben also in einer Welt, in der die besten, schlauesten Demokratien, und die schlimmsten, aber reichsten Diktaturen stabil sind, dazwischen liegt das Tal der Revolution. Die ressourcenreichen Diktatoren bauen Straßen nur von den Minen zum Hafen, von ihrem Palast zum Flughafen, und die, die damit leben müssen tun dies nicht weil sie es in Ordnung finden, oder weil sie Angst haben, sondern weil hungernde, abgeschottete Analphabeten keine sonderlich guten Revolutionäre sind.
Ein Mittelmäßiger Diktator, ohne großen Überfluss muss sich seinen Reichtum noch auf altmodische Weise von der Bevölkerung nehmen, und dazu wiederum auch einen Mindeststandard an Infrastruktur und Gemeinwesen bieten, damit die Bevölkerung überhaupt dazu kommt Reichtum zu erwirtschaften. Die Arbeitskräfte aber halbwegs angebunden, etwas gesund, und etwas gebildet zu halten macht sie gleichzeitig zu besseren Aufrührern. Doch du musst eins verstehen: Das romantische Bild der entschlossenen Bürger, die das Tor stürmen und den Diktator stürzen, ist größtenteils Fantasie... Wenn du dieser mittelmäßige Diktator bist, stürmen deine Untertanen die Tore nur, wenn deine Armee dies zulässt, um dich zu entfernen, weil du die Kontrolle über deine Schlüsselpersonen verloren hast und ersetzt wirst. Deswegen ist nach Revolten der neue Diktator der Selbe wie der Alte, wenn nicht noch schlimmer. Die Menschen haben ihn nicht ersetzt, die Schlüssel haben ihn ersetzt, und sich dabei lediglich der Proteste bedient. Ein Diktator der das Tal der Revolution überqueren will, wird nicht selten deswegen aus dem Weg geräumt, weil er seine Unterstützer vernachlässigt, seine Untertanen unterstützt, und seine ehemaligen Unterstützer ihn dann absägen. In einer stabilen Demokratie ist Revolte ein schlechtes Glücksspiel. Oft wird der Wohlstand, auf den man zusteuert durch die Anwendung von Gewalt im Revolutionsprozess zerstört. Je mehr also der Wohlstand der Nation aus der Produktivität der Bürger entsteht, desto breiter verteilt sich die Macht im Land zwangsläufig und umso mehr muss sich der Staat um den Lebensstandard Bürger kümmern. Je weniger, desto weniger. Wenn eine stabile Demokratie plötzlich sehr arm wird, oder eine wertvolle Ressource, die keine große Arbeitskraft erfordert gefunden wird, ändern sich die Wahrscheinlichkeiten für den Ausgang des Spiels und machen es so kleinen Gruppen einfacher, die Macht im Land zu übernehmen. Wenn die Lebensqualität furchtbar ist, oder der nationale Reichtum nicht von seinen Bürgern abhängig, sind Coups das Risiko manchmal wert. Wenn Demokratien fallen, sind dies normalerweise die Gründe.
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--montyty--
Hi montyty!
Ich finde diesen Artikel sehr informativ und inhaltlich gut geschrieben. Einige Aspekte vermisse ich jedoch. Cäsars Imperium wäre nie so groß geworden, wenn er das Volk wie im Abschnitt über Diktatur beschrieben, ausgebeutet hätte.
"Panem et circensis" – Brot und Spiele braucht das Volk, damit es nicht revoltiert, sondern brav und loyal bleibt. Daran hat sich seit über 2.000 Jahren nichts geändert. Winterolympiade, Sommerolympiade, Fußball-EM und WM, Bundesliga, Schweinekoteletts für 3,99 €/Kilo, der halbe Liter Bier für 59 Cent, die Flasche Wodka für 4,99 €/0,7l … dazu können sich dann auch
dummebildungsferne undarmeMenschen mit niedrigem Einkommen einen Internetzugang samt iPhone leisten und sich stundenlang gegenseitig auf Facebook anpöbeln. (Was zum Lachen gefällig: http://de.webfail.com/ffdts)Okay – man kann die Bevölkerung auch mit Gewalt kurz halten. Aber sind konsumgeile Menschen nicht von sich aus wesentlich motivierter, wenn es darum geht, durch Mehrarbeit bis zur Selbstaufgabe Unternehmensgewinne zu erwirtschaften, von denen sie dann ein paar Krümel abbekommen, um sich das neue, superhippe und ultramoderne $Produkt kaufen zu können. ('$Produkt' bitte ersetzen durch was immer gerade einfällt … Auto, Klamotten, das neueste Smartphone …)
Wir leben in einer Illusion von Demokratie. Die Lücke, die unsere Regierung vor mittlerweile 160 Tagen hinterließ, ersetzt sie vollkommen. Verwaltung und Beamtenapparat sind selbstlaufende Modelle und die Massenträgheit sorgt dafür, dass der alte Schwung, die bisherige Richtung, noch einige Zeit beibehalten wird, bevor das ganze Ding aus dem Ruder läuft.
Die wahren Machthaber sind die international operierenden Konzerne. Man sieht es am Beispiel Glyphosat: Keiner will das Zeug im Bier haben und niemand will, dass Bienen deswegen aussterben. Und? Wen interessiert das? Mit dem Stiefelabdruck von Monsanto im Rücken wurde die Verlängerung eben mal so per Federstrich durch gewunken. Basta! Friss und/oder stirb.
Noch ein Beispiel: Die Diesel-Debatte. Erst werden die Kunden von der Autoindustrie systematisch betrogen, dann werden Millionen von Fahrzeugen quasi über Nacht wertlos. Die Kosten für Umrüstungen der Fahrzeuge im großen Stil sollen nach Ansicht der Automobilhersteller vom Steuerzahler getragen werden.
Wenn die das durch drücken, ist das ein Armutszeugnis für unsere Demokratie.
Eine Bevölkerung ist auch nur eine Ressource und in D-Land eigentlich die einzige, die wir haben. Jede Regierung wird erkennen, dass man weiter kommt, wenn man das Pferd, auf dem man sitzt nicht zu Tode schindet.
Es ist schon seltsam, welche globalen Veränderungen von diesem kleinen Stückchen Erde ausgingen: Buchdruck und Reformation, Marxismus/Kommunismus, Fahrzeugentwicklung, der Prozessor … und wenn jemand gerade Musik via MP3-Player hört: Herzlichen Dank an das Fraunhofer-Institut. ;-) Ich bilde mir darauf nichts ein und Stolz ist bei mir etwas, das ich empfinde, wenn ich persönliche Ziele erreiche oder übertreffe. Dass ich zufällig hier geboren bin, ist schon okay. Eine etwas wärmere Gegend wäre mir lieber gewesen.
Zugegebenermaßen ist das hier ein Riesenthema, über das schon zahlreiche Bücher geschrieben wurden. Ich mache an dieser Stelle erst mal einen "Cut" und warte ab, was passiert. Vielleicht hast Du ja noch die eine oder andere Idee. Ich warte gespannt.
In diesem Sinne: Munter bleiben!
Gruß
solid-state
Sehr sehr sehr toller Kommentar!
Ich küsse deine Füße!^^
Grüße
Schön geschrieben!
Du hast auf jeden Fall die meisten der wichtigsten Aspekte angesprochen.
"Die Steuer ist zum steuern da!" Oder wie war das mal vor sehr langer Zeit? ;)
Greets
Okay, muss meinen Kommentar zurück nehmen!
Wieder lediglich eine Übersetzung dieses Videos.
Das ist nicht dein Beitrag!
Dies ist eine Übersetzung eines fremden Beitrags! Also kennzeichne dies so!
Grüße