Drei vielversprechende Google-Projekte, die wieder eingestellt wurden

in #deutsch7 years ago (edited)

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Google ist ja bekannt dafür, seine üppigen Gewinnüberschüsse in diverse Forschungsprojekte zu stecken. Aber auch dafür, nicht gewinnbringende Projekte ohne mit der Wimper zu zucken wieder einzustampfen.

Hier stelle ich drei Projekte vor, die durchaus vielversprechend waren, die aber mehr oder weniger "ohne Angabe von Gründen" abgebrochen wurden.

Google Reader

Der Google Reader war mein erster Kontakt mit einem RSS Reader.

RSS ist eine der besten Erfindungen überhaupt, um mit der täglichen Nachrichten-Flut umzugehen. Ein Feed-Reader (wie der Google Reader es war), sammelt von abbonierten Nachrichten-Quellen und Blogs alle neuen Beiträge ein und stellt sie übersichtlich zum Lesen bereit, ohne dass man jede Seite einzeln ansurfen muss.

RSS bietet ein weit unterschätztes Potential für die informationelle Selbstbestimmung und den Umgang mit Reizüberflutung.

Das "Problem" dabei: In RSS Feeds lässt sich nicht mal eben so Werbung unterbringen.

Aber genau das ist nun mal Googles Geschäftsmodell... Sollten dennoch Werbeanzeigen in einem News-Feed auftauchen, könnte man diese aufgrund der Kennzeichnungspflicht für Anzeigen, sehr einfach aus seinem persönlichen "Feed" herausfiltern.

Ich nehme an, dass aus demselben Grund auch Facebook keinen proprietären RSS-Dienst (mehr) anbietet.

Der offizielle Grund war laut Google übrigens, dass "nur noch wenige Nutzer den Google Reader verwenden". Mit dem gleichen Argument hätte man Google+ aber schon längst einstellen müssen!

Mit der Alternative "Google News" kann ich mich allerdings nicht so recht anfreunden - erstens wegen dem miesen Design (sogar für Google-Verhältnisse), und zweitens weil ich nicht das Gefühl habe, dass ich als News-Konsument irgendeinen Einfluss darauf habe, was Google als "für mich relevant" einstuft.

Der Steem-Blockchain fehlt übrigens auch noch ein anständiger RSS-Dienst ;)

Start: Oktober 2005
Ende: Juli 2013
Alternativen: Feedly, TinyTinyRSS

Project Ara: Modulares Smartphone

Google war im Begriff, in einem Nebenprojekt namens "Ara" ein modulares Smartphone zu entwickeln. Es gab sogar schon einen lauffähigen Prototypen (siehe Video!), bei dem man, teilweise im Laufenden Betrieb, Kamera, Akku, Lautsprecher und den Prozessor entfernen bzw. austauschen konnte.

Zunächst wurde angekündigt, dass der Akku nun doch fest verbaut sein sollte. Kurz darauf wurde das Projekt "ohne Angaben von Gründen" komplett eingestellt.

Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass es an gigantischen technischen Hürden gelegen hat. Sondern vielleicht eher daran, dass "gewisse Interessengruppen" es nicht gerne sehen, wenn die Ortung und Belauschung von "verdächtigen" Personen unnötig erschwert wird ... nur eine Vermutung!

Start: 2014
Ende: 2016
Alternativen: Phoneblocks, Status: unbekannt

URL-Shortener goo.gl

Seit Twitter sind URL-Shortener im Trend. Der Vorteil von goo.gl ist, gegenüber anderen URL-Shortenern, dass man die Google Tracking Funktionen im vollem Umfang nutzen und somit nachverfolgen kann, wie viele Leute auf den Kurzlink geklickt haben, aus welcher Region sie kommen, usw.

Ende März erschien nun die Meldung, dass Google seinen eigenen URL-Shortener goo.gl einstellen wird.

Wichtig dabei: Nach der Beendigung des Dienstes werden alle bestehenden Short-Links auch in Zukunft das gewünschte Ziel erreichen.

goo.gl soll nun zukünftig in die universelle App-Platform "Firebase" eingebunden werden, welche Google 2014 übernommen hat - passend zur neuen "Mobile First" Strategie. Die neue Platform bietet ein erweitertes Tracking, steigt nach einer kostenfreien Grund-Funktionalität aber schnell in ein Bezahl-Modell ein. Größter Unterschied zu goo.gl wird sein, dass nur noch registrierte Nutzer auf die Shortener-Funktionen zugreifen können.

Start: Dezember 2009
Ende: April 2018 für unregistrierte Nutzer, März 2019 für registrierte Nutzer
Alternativen: bit.ly, ow.ly

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Das baldige Ende von goo.gl mag nicht so dramatisch sein wie das von Reader und Ara.
Aber findet ihr nicht auch, dass es total nervt, wenn ständig neue Apps und Dienste entwickelt werden, die nach wenigen Jahren wieder eingestellt werden und man JEDES MAL mit seinen Accounts, Daten und APIs weiterziehen muss?

Sollte einer der URL-Shortener tatsächlich mal seinen Dienst komplett einstellen, würde dies bedeuten dass Millionen von Links ins Leere führen... nicht so nice.

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Ich finde das Ende von Project Ara ja sehr schade. Ich erinnere mich, wie sehr ich mich über jede News und jedes Foto gefreut habe.

Noch heute hoffe ich, dass es irgendwann ein universelles modulares Smartphone gibt!

Es wundert mich ein wenig, dass das Projekt nicht einfach abgestoßen und verkauft wurde, oder dass kein anderer Hersteller die Idee nochmal aufgegriffen hat.
Es gibt hunderte Anbieter am Smartphone Markt, alle Handys sind annährend identisch - da klafft eigentlich ne riesige Marktlücke...

Die Einstellung des RSS-Readers habe ich Google bis heute nicht verziehen.

Alles Dienste die ich aber selten brauche. Der shorter ist verwirrend wegen des Punktes usw.

Einen Feed-Reader kann ich wärmstens empfehlen... Wenn man sich regemäßig über mehrere Blogs und Nachrichtenseiten informiert. Könnte man theoretisch auch Twitter, Facebook, Steemit ;) usw mit einbetten. Aber ich werde da nochmal einen ausführlichen Post zu bringen.