Kapitel 4: Es geht los
Dienstag Abend. Ich kriegte keine Ruhe mehr und musste was unternehmen. Mein Hass gegen diese Typen wuchs von Minute zu Minute. Sie kommen viel zu oft mit ihren Taten durch, nur die Polizei und Justiz ist nahezu machtlos, wenn sie jedes Mal ein Alibi bekommen und Zeugen falsche Aussagen machen.
Die Nacht brach ein. Ich zog mir dunkle Sachen an, dicke Jacke, feste Schuhe und Lederhandschuhe. Mein Ziel war klar. Ich wollte in die Höhle des Löwen. In ihr Viertel.
Ich hatte noch einen alten Polizeischlagstock, den ich mal bei einer Demonstration ergattert hatte. Ein kleines Fernglas meines Opas steckte ich auch noch mit ein. Startbereit lief ich los. Es war etwa eine Stunde zu Fuß. Meine Nervosität stieg je näher ich ihnen kam. Weit war es nicht mehr. Ich war etwa 200 Meter von der Ecke entfernt. Hier in dem Viertel stehen viele kleine Hütten. Meist aus Holz. Viele kaputte Fensterscheiben und zugemüllte Vorgärten. Beim Umschauen konnte ich schon eine kleine Menschenansammlung erkennen. Junge Frauen und Männer. Sie hörten laute Musik und standen um brennende Metalltonnen. Zwischendurch fielen auch Schüsse, die mich jedes Mal zusammenzucken ließen. Durch mein Fernglas versuchte ich einzelne Personen auszumachen. Emilio, Paco und Victor konnte ich erkennen. Ich wartete ab. Hockte hinter einer Ecke. Nach einiger Zeit lief eine Person auf mich zu. Victor. Perfekt. Ich zog mich noch ein Stück zurück und versteckte mich hinter einen großen Müllcontainer. Er ging ahnungslos an mir vorbei. Wirkte betrunken. Dies machte es mir hoffentlich etwas leichter. Er ging in eine schlecht beleuchtete Straße. Ich zog meinen Schlagstock, hielt ihn griffbereit und schlich 10 Meter hinter ihm. Victor blieb auf einmal stehen, um sich zu übergeben.
Ich ergriff die Chance, ging schnell auf ihn zu und schlug ihm auf seinen Hinterkopf. Er ging sofort zu Boden. Ich hockte mich neben ihn und drehte ihn auf den Rücken. Mein Herz raste. Ich fühlte nach Lebenszeichen. Er war nur bewusstlos. Ich durchsuchte ihn. Fand seine Brieftasche mit ein fast 1.200 Dollar. Wahnsinn. Die steckte ich mir ein. Außerdem hatte er noch ein Messer bei sich. Ich nahm es in die Hand. In meinem Kopf hörte ich Stimmen die mir sagten: "Mach schon. Stich zu!" Meine Atmung beschleunigte sich. Ich guckte mich dauernd um. Niemand sonst da. Jetzt oder nie. Jetzt oder nie. Ich stach das Messer mit voller Wucht in sein Herz. Seine Augen öffneten sich plötzlich ganz weit. Ich hielt ihm seinen Mund zu, damit er nicht noch einen lauten Schrei los lässt. Er zuckte noch ein paar Mal, bevor seine Augen wieder zufielen. Es war getan. Victor war tot. Ich hatte ihn gerichtet.
Genau in diesem Moment fühlte ich mich super. Stark wie nie. Richtig erleichtert, mit einem leichten Lächeln im Gesicht.
Ich musste weg! Schnell. Es könnte mich jederzeit jemand sehen. Ich stand auf und bewegte mich zügig vom Tatort weg. Ich nahm nicht den direkten Weg zu mir nach Hause. Währenddessen dachte ich nach. Mir hatte es nichts ausgemacht einem Menschen gerade das Leben genommen zu haben. Victor war zwar nicht ein Alphatier, wie etwa Diego, doch auch er hatte schlimme Taten begangen.
Ich fühlte mich im Recht. Eine gewisse Befriedigung brachte es auch. Bevor ich meine Wohnung betrat zog ich meine Handschuhe aus. Hatte noch Reste von Victors Erbrochenem dran. Aus diesen CSI-Serien weiß ich, dass sehr viele Fälle über DNS-Spuren gelöst wurden. Ich benutzte die Spüle um die Handschuhe mit Wasser und Seife zu säubern. Schrubbte sie mit einer Bürste ab.
Den Schlagstock hatte ich ebenfalls abgewaschen. Ich verstaute ihn wieder in einem geheimen Fach hinter meinem Nachttisch.
Um die Sachen zu waschen, die ich trug, war es schon sehr spät, die Nachbarn würden sich nur beschweren und die Polizei möchte ich jetzt nicht vor der Tür haben, weil sich jemand durch den Lärm belästigt wird. Aber es wird das Erste sein, was ich am nächsten Morgen tun werde. Hoffentlich nicht zu spät. Ich stopfte alles schon mal rein und legte mich ins Bett. Mein Körper wechselte momentan ständig zwischen nervös und entspannt. Wie ich das Gesetz kenne, würde ich nämlich sicher in den Knast gehen, für den Mord an Victor. Ich versuchte einen klaren Kopf zu bewahren. Logisch zu denken. Beim nächsten Mal muss ich vorsichtiger sein. Nicht auf offener Straße, wo man mich erwischen könnte.
Ich wurde immer müder, aber zu viele Gedanken schossen durch meinen Kopf, die mich vom Schlafen abhielten.
Am nächsten Morgen war ich total ruhig und entspannt. Am Nachmittag ist die Trauerfeier für Jason und Kevin. Ich zog mir meinen guten Anzug an, ging zu Mary und half ihr noch bei einigen Vorbereitungen. Haben uns noch eine Weile unterhalten, allerdings konnte ich ihr nichts von letzter Nacht erzählen, auch wenn ich es wollte. Um etwa 15.30 Uhr fuhren wir gemeinsam zur Kirche.
Um 16 Uhr ging es los.
Es war eine nette Trauerfeier. Der Pfarrer und seine Helfer haben die Särge von Jason und Kevin nebeneinander aufgestellt. Sie waren recht einfach gehalten, kein prunkvolles Design. Mary hatte dem Pfarrer noch einige schöne Geschichten über die beiden aufgeschrieben. Er hat es sogar geschafft die Trauergemeinde einmal zum Lachen zu bringen. Viele waren nicht dabei, ein paar nähere Bekannte. Richtige Verwandtschaft gab es bei uns allen nicht mehr. Nach der Zeremonie gab es noch Kaffee und Kuchen in einem kleinen Saal im Nebengebäude der Kirche. Alle sprachen Mary ihr herzliches Beileid aus. Man unterhielt sich mit den Leuten, erzählten Geschichten von früher. Es war nicht leicht von den beiden in der Vergangenheit zu sprechen. Gegen 17.30 Uhr löste sich dann die Versammlung langsam auf. Der Pfarrer sagte uns noch, das Kevin und Jason morgen Vormittag um 10 Uhr auch dem Friedhof, nicht weit von hier, beerdigt werden. Am liebsten würde ich Diego auch beerdigen. Bei lebendigem Leibe. Mal sehen.
"Vielleicht solltest du dich noch ausruhen, Mary. Ich kümmere mich hier mit meinen Helfern um die Aufräumarbeiten. Jacob sollte dich nach Hause bringen." meinte der Pfarrer. Ich stimmte ihm zu.
Ich bedankte mich bei ihm und begleitete Mary im Arm zum Auto.
Die Fahrt über schwiegen wir beide. Als wir beide bei ihr ausstiegen, brach ich das Schweigen. Kevins altes Auto stand noch in der Einfahrt. "Mary, dürfte ich mir Kevins Auto mal ausborgen?" fragte ich. "Ach Jacob, natürlich. Nimm ihn. Er gehört dir. Kevin hätte es sowieso gewollt. Außerdem kann ich mit zwei Autos eh nichts anfangen." antwortete sie. "Warte, ich hol eben den Schlüssel." meinte sie und ging ins Haus. Ich wartete am Auto. Sie kam raus und gab ihn mir. "Danke." flüsterte ich. "Alles in Ordnung?" fragte sie mich. "Ja. Sicher. Wir sehen uns dann morgen früh, ok?" fragte ich. Sie nickte. "Bis dann." sagte ich und stieg in Kevins Wagen. Er war zwar schon alt und keine Schönheit, aber er fuhr. Für meine Zwecke ausreichend. Ich fuhr Heim und parkte unten vor meiner Wohnung.
Vier Leute standen noch auf meiner Liste. Ich überlegte mir immer wieder, wie ich sie erwischen könnte. So wie mit Victor, wird es sicherlich nicht noch einmal funktionieren. Ich hatte Glück, dass er betrunken war und das niemand die Tat beobachtet hatte.
Ich beschloss in den Baumarkt zu fahren. Ein paar Sachen kaufen die nützlich sein könnten. Ich streifte durch die einzelnen Gänge und hoffte auf ein paar spontane Eingebungen. Handschuhe.
Klebeband, drei Rollen, dann könnte ich sie an einen Stuhl fixieren, damit sie nicht fliehen können.
Einen Hammer. Tut ordentlich weh. Dazu noch eine Schachtel mit Nägeln in verschiedenen Größen. Als ich an der Farbenabteilung vorbeikam, entdeckte ich Maleranzüge mit Masken und so Überziehfolie für Schuhe. Sehr gut. So bleibt meine normale Kleidung sauber. Ich packte direkt jeweils zwei davon ein. Zudem nahm noch zwei große Eimer und drei Spraydosen mit Farbe mit. Sähe sonst glaube ich sehr verdächtig aus. Eine Packung mit großen Plastikfolien landete auch noch im Einkaufswagen. So sieht es zumindest nun aus, als würde ich mit jemanden eine Wohnung streichen wollen. Ich ging zur Kasse und bezahlte alles in bar.
Draußen verstaute ich alles im Kofferraum und fuhr wieder nach Hause.
Die Farben und ein Anzug-Set legte ich dort ab. Den Rest lies ich im Wagen. Den Kofferraum kleidete ich mit der Plastikfolie aus und nutzte das Klebeband für die Übergänge.
Von dort aus machte ich mich wieder auf den Weg in Diegos Viertel. Es war schon dunkel. Ich fuhr durch die Straßen und schaute mir alles an. Ich guckte in die Straße, wo ich Victor erstochen habe. Die Stelle war mit Polizei-Absperrband umrundet. 'Ein Täter kommt immer wieder an den Tatort zurück' kam mir in den Sinn. Verdammt. Ich muss wirklich mehr aufpassen.
An einer Straßenecke standen zwei junge Mädchen. Ich hielt an und fragte sie wo Juan Torres ist, oder wo er wohnt. Die beiden sagten nix. Ich zog zwei 20 Dollar Scheine aus meiner Tasche. "Der ist bei Diego. Die besaufen sich wieder." sagte die eine. "Und wisst er auch wo er wohnt?" fragte ich. "Fahr vier Blöcke weiter, dann rechts. Zweite Haus auf der linken Seite." sagte die andere. Ich bedankte mich. "Solltet ihr nicht lieber Zuhause sein, um diese Zeit?" fragte ich die beiden. "Ne, wir haben noch zu tun." sagte die eine. Ich wusste was sie meinte. In diesem Bezirk machten sie alles für Geld. Sie taten mir richtig Leid, dass sie zu so etwas gezwungen werden. Ich zögerte nicht lange und zog nochmal 300 Dollar aus meiner Tasche. 150 für jede. "Los, geht nach Hause, lernt für die Schule. Ihr wollt doch sicher nicht für den Rest eures Lebens so leben." sagte ich ihnen. Die beiden nickten mit großen Augen und liefen dann weg.
Ich fuhr weiter zu Juans Haus, parkte aber ein Haus weiter. Ich stieg aus, zog mir die Handschuhe aus dem Baumarkt an und lief zu seinem Haus. Tatsache, es stand sogar Torres auf einem Schild neben der Tür. Die Mädchen hatten anscheinend nicht gelogen. Von Haus- und Gartenarbeit hielt er wohl nicht viel. Eine halbe Bruchbude war das. Aber er wohnt alleine. Niemand sonst da. Die Tür war auch nicht verschlossen. Ich ging hinein und schaute mich um. Das einzig ordentliche Zimmer im Haus, war sein Schlafzimmer im ersten Stock. Richtig schicke Möbel. Wahrscheinlich hat er hier oft Mädchen drin. Mein Verdacht bestätigte sich, als ich eine Schublade öffnete und eine Digitalkamera herausholte. Auf dem Speicherchip waren noch Bilder, die ich mir über das kleine Display anschauen konnte. Auf einem Bild war sogar eines der Mädchen, die mir den Weg erklärt haben. Halbnackt posierte sie auf seinem Bett. Aber damit war nun Schluss. Im Zimmer stand ein Baseballschläger in der Ecke. Ich ging nochmal zum Auto, um den Anzug und Klebeband zu holen.
Ich lief wieder schnell rein, zog mir den Anzug an und die Überziehschuhe. Den Schläger nahm ich an mich. Die Maske hing auf meinem Kopf. Musste sie nur runter ziehen, um mein Gesicht zu verdecken.
Ich stellte mich ein eine Ecke und schaute durchs Fenster zur Straßenecke, von der Juan kommen sollte. Es wurde immer später und in dem Anzug wurde mir immer wärmer. Ich hatte das Fenster nicht mehr permanent im Auge. Ich befand mich gerade in seinem Badezimmer, gegenüber des Schlafzimmers, als ich unten jemanden reinkommen hörte. Ich schlich mich wieder rüber, griff mir den Schläger und versteckte mich hinter der Tür. Er kam die Treppe hoch. Langsam. Er ging ins Badezimmer. Durch den Türspalt konnte ich sehen, wie er vor dem Klo stand, mit dem Rücken zu mir. Er hatte leichte Gleichgewichtsstörungen, sichtlich betrunken. Seine lange Hose ist ihm bis zu seinen Knöchel runtergerutscht. Meine Chance, er war in seiner Bewegung eingeschränkt. Mit einer Hand stützte er sich beim pinkeln an der Wand ab. Ich schlich mich an ihn ran und schlug ihm auf den Hinterkopf. Weitere Schläge auf den Rücken und auf die Beine bis er zu Boden ging. Er lag da nun, völlig fertig, regungslos aber nicht tot. Das reichte. Ich benutzte das Klebeband und fesselte seine Handgelenke hinter seinem Rücken. Schön fest, da er sehr kräftig ist. Fußgelenke und Mund kamen danach dran. Seine Augen klebte ich auch noch zu. Aus seiner Brieftasche nahm ich mir noch sein Geld. Zwanzig 100 Dollar Scheine. Wieso tragen die soviel mit sich herum? Unglaublich.
Nun kam der kniffelige Part. Ich musste ihn in meinen Kofferraum kriegen, ohne das mich jemand dabei sah. Ich trug ihn die Treppe hinunter und legte ihn neben die Haustür. Ich schaute durch die Fenster, ob jemand in der Nähe war. Ich ging schnell zum Wagen, fuhr ihn zurück vor Juans Haus und öffnete schon mal den Kofferraum. Zehn Meter von der Tür bis zum Kofferraum. Es musste schnell gehen.
Ich ging wieder rein und atmete tief durch. Schaute ein letztes Mal in beide Richtungen und stemmte Juan über meine rechte Schulter. Zügig schritt ich zum Wagen, schmiss ihn in den Kofferraum und schloss den Deckel so leise es ging. Nochmal schnell umgeschaut. Niemand zu sehen. Ich stieg ein und fuhr los. Mein Herz raste. Ich fuhr Richtung Industriegebiet, wo ich vor einiger Zeit noch gearbeitet hatte. Um diese Zeit ist dort niemand. Die Fahrt dorthin dauerte knapp 45 Minuten. Ich war auch vorsichtig unterwegs, um nicht noch von der Polizei angehalten zu werden. Das Gelände war zugänglich. Ich schaltete das Licht aus und fuhr langsam über das Areal. Schaute mich um. Ich parkte den Wagen hinter einer kleinen Halle. So konnte man es nicht von der Straße aus sehen.
Ich stieg aus und ging zu einer Tür, die in die Halle führte. Verschlossen, aber ich hatte meine Schlüssel damals nicht abgegeben, als die Firma pleite ging. Wurde ja auch nicht danach gefragt.
Ich schloss auf und ging hinein.
Viele Sachen wurden wohl noch weggeschafft. Im Werkstattraum waren noch einige Werkzeuge, sogar noch Schweißgeräte und Gasflaschen. In einem der zwei Büroräume stand noch ein Stuhl mit Armlehnen. Ich trug ihn nach unten und stellte ihn vor der Werkstatt auf. Von draußen ertönte ein dumpfes Klopfen. Juan ist wohl wach. Ich rannte schnell hin, zog meine Maske übers Gesicht, öffnete den Kofferraum und schlug mit der Faust auf sein Kinn. Tat gut. Er war wieder ruhig.
Ich hob ihn raus und schliff ihn diesmal hinter mir her und setzte ihn auf den Stuhl. Holte danach schnell das Klebeband aus dem Wagen. Mit einem Teppichmesser aus der Werkstatt, durchtrennte ich das Klebeband an seinen Handgelenken, um sie danach an den Armlehen festzumachen. Gleich mit seinem halben Unterarm. Selbe Spiel mit seinen Beinen. Er sollte keine Chance haben.
Das Klebeband über seinen Augen zog ich auch ab. Seine Augenbrauen blieben am Klebeband hängen. Das lies ihn wieder wach werden. Er versuchte sich vergeblich vom Stuhl zu befreien. Er sah mich an und schnaufte durch die Nase. Ich zog langsam das Stück Band von seinem Mund ab.
Er war unheimlich ruhig. Ich starrte ihn nur an. Bewegte mich nicht und wartete auf eine Reaktion von ihm. "Wer bist du?" fragte er mich leise. Ich schwieg. "Was willst du von mir?" fragte er. "Gerechtigkeit." antwortete ich. Er lachte hämisch. "Juan Torres, hiermit verurteile ich dich zum Tode, wegen mehrfachen Mordes und sexuellem Missbrauch von Minderjährigen." sagte ich in einem bestimmenden Ton. Er wurde unruhig und schrie: "Das kannst du nicht tun. Hilfe!"
Ich klebte seinen Mund wieder zu, während er seinen Kopf wild bewegte und weiter rum schrie.
"Deine Zeit ist abgelaufen!" sagte ich.
Er zappelte. Sichtlich verängstigt. Atmete schnell und laut durch die Nase.
Mit dem Teppichmesser schnitt ich langsam entlang des linken Oberschenkels, nicht tief, soll erst mal nur weh tun. Ich schaute mich nochmal in der Werkstatt um und nahm einen großen Gummihammer. Ich zog ihm seine Schuhe und Socken aus. Mehrere Schläge auf seine Zehen. Es fühlte sich gut an, wie er vor Schmerzen zuckte und versuchte zu schreien. Nun waren die Knie dran. Mit aller Kraft schlug ich drauf. Zuerst das linke Knie, danach das rechte. Hätte mir den Hammer aus dem Baumarkt gar nicht holen brauchen. Hätte eh nur offene Wunden verursacht.
Etwas Blut tropfte vom Oberschenkel auf den Boden. Ich klebte seine Wunde zu, damit nicht noch mehr runter tropft. Darf auch keine Spuren hinterlassen.
Seine Hände nahm ich mir auch noch vor, die lagen fest auf den Armlehnen. Jeweils zwei Schläge auf jede Hand. Juan zitterte und winselte. Ich genoss den Anblick. Mein letzter Schlag. Ich stellte mich neben ihn, zog seinen Kopf in den Nacken und schlug auf seinen Kehlkopf. Er versuchte nach Luft zu schnappen und zappelte herum, wie es ihm möglich war. Ich starrte ihn während seines Todeskampfes an, bis er sich nicht mehr bewegte. Nummer Zwei. Ich nahm die Maske ab und atmete tief durch. Herrlich.
Nun muss ich ihn irgendwie loswerden. Nicht weit von hier gibt es Öltanks. In einen der Tanks könnte ich ihn sicherlich rein werfen.
Ich wischte sein Blut vom Oberschenkel und benutzte ein Reinigungsmittel um die Tropfen auf dem Boden zu entfernen. Danach löste ich die Fesseln, schliff ihn wieder zum Wagen und verstaute seine Leiche im Kofferraum. Ich ging wieder rein und stellte den Stuhl wieder oben ins Büro. Guckte, ob alles wieder so war wie vorher. Den Gummihammer putzte ich mit einem Lappen ab und legte ihn wieder an seinen Platz. Ich stieg in den Wagen und fuhr langsam zu den Tanks. Fünf Stück, jeweils 100.000 Liter Fassungsvermögen.
Ich kletterte auf einen drauf und öffnete die Luke. Sie war groß genug um rein zu klettern. Innen drin war sogar eine kleine Leiter. Ich ging hinein. Bis auf einen kleinen Rest ist der Tank leer.
Ich stieg wieder hinaus und holte Juans Leiche aus dem Kofferraum. Diesmal trug ich ihn über meinen Schultern. Mit aller Kraft hiev ich ihn die Leiter hoch und lies ihn langsam in den Tank hinab. Direkt unter der Luke wollte ich ihn nicht haben und schob ihn noch ans andere Ende des Tanks. Sein Körper war vom Öl verschmiert. Ich kletterte wieder raus und verschloss die Luke.
Fürs erste sollte das reichen, solange niemand auf die Idee kommt die Dinger nochmal zu kontrollieren. Sollte mir vielleicht einen sichereren Ort zum verstauen finden. Die Überziehschuhe waren nun auch voll Öl. Am Besten ich verbrenne sie. Zum Glück sind meine Schuhe sauber geblieben. Ich zog den Maleranzug aus wickelte die Überzieher darin ein und schmiss das Zeug in den Kofferraum. Ich fuhr noch etwas in der Gegend herum, auf der Suche nach Inspiration. Als ich am Güterbahnhof vorbeikam, sah ich eine brennende Tonne, an der zwei Obdachlose standen und sich wärmten. Ich parkte etwas entfernt und stieg aus. Sie schienen allein zu sein und betrunken. Ich nahm die Sachen aus dem Kofferraum und lief zu ihnen hin. Sie guckten mich verwundert an, als ich auf sie zulief. Ich knüllte alles zusammen und warf es in die Tonne. Eine Stichflamme war das Resultat. Die beiden Kerlen gefiel das und lachten. Vielleicht sollte ich Juans Leiche auch verbrennen, dann kann sie niemand finden. Ich ging wieder zum Wagen zurück und fuhr Heim.
Es war schon fast 4 Uhr morgens. Ich stellte mir den Wecker auf 9.15 Uhr, damit ich nicht verschlafe. Ich war sehr müde und schlief auch direkt ein. Traumlos wurde ich am nächsten Morgen geweckt. Noch etwas erschöpft gönnte ich mir eine kalte Dusche. Die wirkte immer. Ich frühstückte noch schnell und machte mich dann auf den Weg zum Friedhof.
Ich war pünktlich. Mary war schon dort und ein paar andere, die auch gestern Nachmittag dabei waren. Die Särge lagen schon in den Gruben. Nebeneinander. Schön, dass der Pfarrer das so organisieren konnte. Er hielt auch noch eine kleine Predigt, bevor wir dann zum Abschluss Blumen auf die Särge warfen. Die Gemeinschaft löste sich auch schnell auf. Wir waren kaum vom Friedhof runter, da wurden die Gräber schon zugeschüttet.
Ich verabschiedete mich von Mary. Sagte ihr, dass ich wohl mal eine Weile weg sein werde. Sie verstand das. "Melde dich, wenn du wieder da bist, Jacob." sagte sie. "Mach ich." antwortete ich.
Ich stieg in meinen Wagen und fuhr wieder zu mir. Ich überlegte mir, wo ich am Besten die Leiche verbrennen könnte. Der Güterbahnhof wäre gut. Wenige Obdachlose, die sich nur betrinken. Dort stehen auch genug von diesen Tonnen herum, die ich nutzen kann. Ich sollte es direkt heute Nacht tun.
Als es 1 Uhr Nachts war, schnappte ich mir den zweiten Anzug und die Überzieher, ging runter zum Altpapiercontainer und nahm mir noch einen Packen Zeitungen und Pappe mit. Alles in den Kofferraum. Ich fuhr zu den Tanks, zog die Sachen drüber und stieg in den Tank. Er stank schon etwas, aber das Öl machte es noch fast erträglich. Ich hob ihn aus dem Tank und warf ihn auf den Boden. Danach verstaute ich ihn wieder im Kofferraum, zog den Anzug und die Überzieher aus und fuhr los. Direkt zum Güterbahnhof. Langsam fuhr ich auf dem Gelände herum und suchte mir eine verlassene Tonne. Fand auch schnell eine. Ich parkte einige Meter daneben und schaute mich um. Niemand zu sehen. Ich beeilte mich und schmiss den verölten Anzug und ein paar Zeitungen in die Tonne. Danach hob ich die Leiche raus und stopfte sie in die Tonne. Ich ging ein paar Schritte zurück, knüllte etwas Zeitung zusammen, zündete sie an und warf sie in die Tonne. Es entzündete sich wieder in einer gewaltigen Stichflamme. Ich schaute mich wieder vorsichtig um. Auf der Folie im Kofferraum waren noch Ölflecken. Ich riss alles raus und warf es ebenfalls in die Tonne. Die restlichen Zeitungen und Pappe hinterher. Ein hübsches Feuer. Ich lief ein bisschen herum und entdeckte neben einem alten Gebäude noch einen großen Haufen Kohle. Wäre nicht verkehrt, wenn das Feuer noch die Nacht durchbrennen würde. Neben dem Kohlehaufen standen auch Eimer. Ich füllte zwei davon und trug sie zur Tonne. Ich schüttete alles rein. Ich beobachtete das Feuer noch für eine Minute und beschloss dann zu verschwinden.
Es lief einfach perfekt, zu perfekt. Sollte noch vorsichtiger sein und besser planen. Vor allem sollte ich wissen, wo ich die Leichen entsorge. Hatte wieder viele Gedanken im Kopf. Die nächsten Tage sollte ich mich auch nicht in Diegos Viertel blicken lassen. Viel zu riskant. Jetzt wo Victor tot und Juan verschwunden ist, werden sie dort auch wachsamer werden. Vielleicht fährt sogar die Polizei noch Streife.
Ich verhielt mich für einige Wochen unauffällig. Ich half Kevins Tante die persönlichen Sachen aus Kevins und Jasons Wohnungen zu ihr zu schleppen. Sie hatte etwas mehr Platz als ich. Wir sortierten alles und schauten uns Fotos der beiden an. Es war gleichzeitig schön und traurig. Ein paar Mal die Woche aß ich mit ihr gemeinsam und redeten viel.
Jane Myers hatte auch ein paar Mal angerufen und mir berichtet, dass Victor tot und Juan verschwunden sei. Ich fragte was passiert sei, aber sie konnte es nicht genauer sagen.
Ich hoffte, das kein Verdacht auch mich fiel. Aber wenn, dann hätten sie mich schon längst aufgegriffen.
Ich machte mir auch Gedanken, wie ich die Gomez Brüder, Emilio und Paco, und Diego am Besten erwischen könnte. Paco wäre mir im Nahkampf überlegen, ihn müsste ich anders erledigen. Emilio würde ich schaffen, nur wie und wo weiß ich noch nicht. Diego hebe ich mir bis zum Schluss auf.
Er soll spüren, wie es ist, seine Freunde zu verlieren.
Ich hatte eine Idee, dafür bräuchte ich ein Prepaid-Handy, ein Motelzimmer und ein paar andere Utensilien. Und noch etwas Zeit. Ich wollte nicht zu schnell handeln.
Nach etwa drei Monaten war es an der Zeit weiter zu machen. Der nächste auf meiner Liste musste sterben. Das Handy hatte ich mir vor über zwei Monaten geholt. Ich hatte mir ein Motel ausgesucht, was nicht all zu weit von deren Stadtteil war und Bargeld annahm. Der Besitzer scherte sich nicht um Ausweise, solange man gut bezahlt. Es wird oft von Leuten benutzt die mal eine schnelle Nummer mit jemanden schieben wollen, wovon niemand erfahren sollte.
Ich wartete in dem gemieteten Zimmer und starrte auf das Handy. Zeit für den Anruf.
Ich wählte die Nummer und Emilio meldete sich mit einem kurzen "Ja?"
"Isch abe gehört sie haben junge Mädchen." sagte ich mit einem gestellt russischen Akzent.
"Wer ist da?" fragte er. "Ich bin im Sunset Motel an der Hammond Road. Ich suche was nettes für heute Nacht und biete 2000 Dollar." antwortete ich. 2000 Dollar, das sollte ihn locken.
"Ich bringe was mit, bin in einer Stunde dort." sagte Emilio. "Wunderbar. Zimmer 13." meinte ich und legte auf.
Ich wartete und wurde nervös. Hoffentlich kommt er allein mit dem Mädchen und bringt nicht noch jemanden mit. Verdammt. Und was mache ich mit dem Mädchen?
Ich ging ins Bad und schaute in den Spiegel. Ich hatte ein Toupet, einen falschen Bart und etwas Schminkzeug benutzt, bevor ich mich hierhin aufgemacht habe. Ich wollte nicht wiedererkannt werden. Weder vom Motelbesitzer, noch vom Mädchen, falls sie alles mit ansehen müsste.
Ein schwarzer Dodge SUV fuhr und parkte vor der Zimmertür. Emilio stieg aus, kam zur Tür und klopfte. Durch das Fenster sah ich nur ihn. Sonst niemanden.
Ich klappte mein Messer aus und hielt es bereit.
Ich öffnete die Tür und sah ihn an.
"Wo ist Mädchen?" fragte ich ihn. "Im Wagen. Erst das Geschäftliche." antwortete er.
Ich zeigte auf den Umschlag auf der Kommode neben dem Bett. Ohne zu zögern, ging er zielgerichtet an mir vorbei Richtung Umschlag.
Perfekt. Jetzt schnell. Ich schloss die Tür, ging hinter ihm her und stach ihm mit dem Messer in die Seite. Er schrie kurz auf. Ich zog das Messer und schlug ihn aufs Bett. Er war so überwältigt, dass er sich kaum wehrte. Emilio war kein Kämpfer, eindeutig. Er war ein Schönling, der mehr mit Charme agierte, als mit Fäusten und Waffen. Und auch sehr naiv. Einfach so jemanden den Rücken zuzukehren in einem schmuddeligen Motelzimmer.
Ich war über ihn gebeugt, drückte meine linke Hand auf seinen Mund und mit der rechten Hand das Messer in seine Brust. Langsam. Tränen liefen an seinen Wangen runter. Er atmete unruhig. Verständlich. Sein winseln verstummte nach einigen Augenblicken. Es war vollbracht. Drei von fünf.
Ich ließ Emilio auf dem Bett liegen, nahm sein Handy, den Umschlag mit dem Geld, ging aus dem Zimmer und schloss ab.
Ich machte mir wenig Sorgen um Fingerabdrücke, da ich während der ganzen Zeit, seit der Ankunft, Lederhandschuhe getragen habe. Somit sind keine auf dem Zimmerschlüssel, dem Türknauf oder anderen Stellen im Zimmer.
Den Autoschlüssel hatte er nicht dabei, also steckte er noch im Wagen. Ich ging darauf zu und öffnete die Tür. Das Mädchen erschrak.
"Keine Angst, Kleine." sagte ich, immer noch mit dem falschen Akzent. "Ich bringe dich nach Hause."
Ich startete den Wagen und fuhr los. Direkt zu ihr wollte ich eigentlich nicht, darum entschloss ich mich sie am nächsten Bahnhof abzusetzen. Etwa fünf Minuten vom Motel war auch eine Haltestelle der Tram. Ich hielt an und nahm ein paar Scheine auf dem Umschlag.
"Hier für dich. Geh nach Hause und zur Schule. Und gib dich nicht mit solchen miesen Typen ab." sagte ich ihr.
"Ok." antwortete sie mit großen, nervösen Augen.
"Nun geh. Raus mit dir!" befahl ich.
Sie öffnete die Tür und ging schnell weg. Ich fuhr weiter und schaute in den Rückspiegel. Sie stand an der Station und wartete.