Jura online lernen

in #deutsch7 years ago

Digitalisierung juristischer Lerninhalte

Ob es möglich ist, einen umfassenden, aber gleichzeitig kurzen Überblick in die juristische Lehre zu bekommen, und das auch noch komplett kostenlos, sei es für eine Klausur oder einfach nur interessehalber, darüber mögen sich die Geister scheiden!

Meine Meinung hierzu lautet definitiv "Ja". Das Internet und die damit einhergehende Digitalisierung haben auch in hier in den letzten Jahren zu einer massiven Arbeits- und Lernerleichterung für dieses Fach beigetragen, selbst wenn diese bei weitem noch nicht so fortgeschritten erscheint wie in anderen Fächern.

Online-Vorlesungen


Einen ersten Einstieg zu dem Thema bieten manche Universitäten selbst an:

Falls noch unbekannt, befinden sich stets aktuelle Vorlesungen im Zivilrecht online auf der Homepage von Prof. Dr. Stephan Lorenz an der LMU. Ich persönlich halte dieses Konzept Vorlesungen per Video mitzuschneiden oder online zu streamen für sehr innovativ. Nicht aus dem Grund, weil ich gegen irgendwelche Anwesenheitspflichten an den Universitäten wettern möchte, sondern vielmehr um eine bessere und praxistauglichere Lehre umzusetzen. Beispielsweise wäre es so für berufstätige Studierende einfacher den Stoff nachzuholen und ggf. zu einer anderen Zeit nachzuverfolgen... oder auch Studierende, die krankheitsbedingt leider nicht zur Uni kommen können auf dem Laufenden zu halten.

Eine weitere Anlaufstelle bieten private Repetitorien. Diese sind aber meist kostenpflichtig.

Ganz interessant ist daher das Konzept von JuraOnline, das nebst einem kostenpflichtigem Repetitorium seine Inhalte dennoch in Form von Crashkursen kostenfrei auf YouTube zur Verfügung stellt. Diese dienen zwar, meines Erachtens, dem schnellen Wiederholen von Wesentlichem Stoff, aber eignen sich eher weniger für Anfänger, da etwas Vorwissen vorausgesetzt wird.

Open Source in den Rechtswissenschaften


Dieser Punkt betrifft dann wohl ein eher heikles Thema. Sehr viel an juristischer Fachliteratur wird von den Verlagen C. H. Beck oder C. F. Müller herausgegeben. Sicherlich ist die Qualität der Bücher in den meisten Fällen ziemlich gut und auch Beck-Online bietet, ebenso wie Juris, als kostenpflichtige Datenbanken ein wichtiges Werkzeug für Wissenschaft und Praxis.

Nichtsdestoweniger gibt es einige unabhängige Projekte, die versuchen das Wissen und dessen Vermittlung auch im Bereich der Rechtswissenschaften frei zu halten. Als Beispiele wären anzuführen:

  • Wikipedia
  • Auch wenn es an der Schule und Universität oft als unseriöse Quelle verschriehen wird, bietet es für einen groben ersten Überblick über das Thema dennoch eine hinreichende Orientierung. Das setzt sich mit dem Projekt "Wiki Books" ebenfalls qualifiziert fort.
  • OpinioIuris
  • Sicherlich auch eine recht interessante Herangehensweise ein eigenes, qualitativ hochwertiges "Wikipedia" für die Rechtswissenschaften zu erstellen. Leider steckt es noch in den Kinderschuhen und ist - wie so oft im open source Bereich - auf die Mithilfe zahlreicher freiwilliger Mitglieder angewiesen.
  • Auch an Online-Zeitschriften mangelt es schließlich nicht,
  • da es beispielsweise zum einen die ZJS gibt, die sich eher an Universitäten und Studenten ausgerichtet hat, sowie die eher an Praktiker gerichtete Verwaltungsrechtszeitschrift ZVR.
Trotz dieser Beispiele ist hier aber immer noch kräftig Luft nach oben. Es lässt sich nur hoffen und mit Spannung abwarten, ob derartige Projekte mit dem Voranschreiten der Digitalisierung weiter wachsen, oder ob die kommende elektronische Akte endgültig für Chaos sorgt ;-)

Beste Grüße,

1209407

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Danke für diesen Artikel. Ich wusste noch nicht, dass Lorenz Vorlesungen hochlädt. Das muss ich mir gleich mal anschauen!