Hallo zusammen,
Mit dem heutigen Beitrag möchte ich ein Potpourri an Themen abhandeln, welches mich in letzter Zeit beschäftigt hat. Zumindest gehen die Themen bei mir aktuell Hand in Hand, auch wenn dieser Artikel hauptsächlich von Kunststoffmüll und den entsprechenden Auswirkungen handeln wird.
Zu Beginn daher eine Runde wildes Bullshit-Bingo – die Fragezeichen in euren Gesichtern werden sich hoffentlich in den folgenden 20 Minuten auflösen 😉
- Sustainability
- Minimalismus
- Zero Waste
https://ipfs.busy.org/ipfs/QmY4jXBSdAAVgYzzcGPSiD5QZoZvVi9F8kmbzEKVGqPoKB
Bild: Pixabay, CC0, Link
Wie passen diese Themen nun zusammen und vor allem zum Titel „Teilzeitöko“?
Die meisten von euch werden natürlich schon von den Begrifflichkeiten gehört haben und im besten Fall so viel, dass ihr euch schon selbst Gedanken dazu gemacht habt. Wenn nicht, dann bietet dieser Artikel vielleicht den entscheidenden Anstoß: Mein letzter Artikel ist nun schon 4 Monate alt und in der Zwischenzeit hatte ich genügend Zeit mir zu überlegen, was ich als nächstes posten will. In dieser Zeit war ich allerdings auch mit Klausurvorbereitungen und Dingen des täglichen Lebens beschäftigt - ich hatte eigentlich genug zu tun. Die Thematik rund um das weltweite Plastikproblem, die Umweltverschmutzung und der teilweise maß- und sinnlosen Überfluss, in dem wir leben, hat mich in dieser Zeit trotzdem nicht losgelassen.
Ich persönlich habe mich mit dieser Thematik näher auseinandergesetzt, da ich in den letzten vier Monaten auch einen Massive Open Online Course zum Thema „Nachhaltige Entwicklung“ (Link) absolviert habe. Auch wenn viele Themen in diesem Kurs aus Unternehmensperspektive oder generell in größerem Rahmen beleuchtet wurden, hat dies bei mir doch zu einer intensiven Auseinandersetzung mit für den privaten Bereich relevanten Ansatzpunkten geführt. Dazu haben auch die wöchentlichen Aufgaben beigetragen, bei denen man unter anderem zu Beginn seinen ökologischen Fußabdruck und CO2 Ausstoß testen und auswerten sollte. In Bezug auf meinen ökologischen Fußabdruck habe ich Verbesserungspotential im Bereich Ernährung und Wohnen. Das heißt, dass ich mehr Bio bzw. regionale Produkte kaufen sollte – der Wohnraum könnte kleiner sein und die Ausstattung beschränkter. Mein CO2-Fußabdruck fällt recht gut aus. Das liegt besonders daran, dass ich kein eigenes Auto besitze, da ich es aktuell einfach nicht benötigte. Bahn und Flugreisen finden zwar statt, aber sporadisch.
So könnte eine Bilanz aussehen, Link am Ende des Artikels :)
Zugegebenermaßen, mein Verbesserungspotential habe ich wahrgenommen, im Kopf abgespeichert und das wars. Ganz nach dem Credo: Ja, ist schon scheiße, kann ich jetzt aber auch nix machen…“, und „Nur Bio und regional kaufen – viel zu teuer, kann ich mir als Studentin nicht leisten“.
Was mich allerdings unabhängig von diesem Kurs immer mal wieder beschäftigt hat, ist meine doch recht üppig ausgestattete Wohnung. Hier sind wir also beim Thema Minimalismus angelangt. Äh, üppig ausgestattete Wohnung? Minimalismus? Moment!
Man kann schon sagen, dass ich im Überfluss lebe. Spontan fällt mir nichts ein, was ich nicht habe bzw. anschaffen müsste, weil ich es wirklich benötige. Klar, man bildet sich immer mal wieder ein, man bräuchte jetzt unbedingt diesen neuen Fernseher, diesen neuen Sandwichtoaster oder diese einzigartig, großartigen Fliegengitter. Oder 100 Kerzen aus der Ikea-Krusch-Abteilung! Das sind aber alles keine überlebenswichtigen Dinge. Zusätzlich bin ich per Zufall beim Stöbern auf YouTube über ein Minimalismus-Video (Haha, da ist es!) gestolpert. Auch wenn es ein bisschen reißerisch aufgezogen war, hat mir die Grundmessage gefallen und mich über meine Besitztümer nachdenken lassen. Das bewusste Reduzieren von Dingen die man besitzt, hin zu einer Menge die man überblicken kann und das Hinterfragen, ob man den Gegenstand XY wirklich braucht, finde ich nicht schlecht. Eine Herangehensweise dabei zu entscheiden, ob man etwas behalten oder weggeben möchte ist, sich die zwei simplen Fragen zu stellen, ob der Gegenstand einen glücklich macht und ob man ihn wirklich braucht. Ich habe keine Bücher zu diesem Thema gelesen, mich dazu jedoch bewusst entschieden, weil ich mir meine eigenen Ansichten dazu nicht „versauen“ wollte. Solche Konzepte bieten die Gefahr selbst wieder zu einem Wettbewerb zu werden, nach dem Motto: „Wer kommt mit weniger Dingen aus?“,„Wer kann schneller, mehr reduzieren?“. Und dann landen wir doch wieder dabei, dass unsere Dinge oder Lebenskonzepte uns besitzen und nicht umgekehrt.
Ja, auch hier gibt es wieder einen Bezug zu Fightclub…you spin me right round baby, right round. Denn ich möchte nicht, dass „[my] things end up owning [me]“.(Chuck Palahniuk)
Jedenfalls hab‘ ich mich gefragt, was „mein Haus“, „mein Auto“ und „mein Boot“ ist (Age-Check: Wer kennt noch die alte Sparkassenwerbung?) Ich wollte quasi bei den Statussymbolen anfangen, die sonst keinen besonderen Zweck erfüllen. Paradoxerweise habe ich festgestellt, dass das bei mir Bücher und Studiumsunterlagen sind. Regale voll von Literatur, von denen ich mich nicht trennen kann, obwohl das Wissen mehr als doppelt und dreifach vorhanden ist. Und entgegen der nun geschürten Erwartungen lade ich natürlich keine Leute ein und sage nach dem Hereinkommen: „Hey, Dude, im Übrigen wollte ich dir auch noch unbedingt mein Buch zur Produktionstheorie zeigen, ach und die ganz besondere Perle sind meine Aufzeichnungen zu Regelungstechnik, ich sag es dir, so ne geile Wurzelortskurve haste noch nicht geseh’n!“.
Unterm Strich haben die Bücher und Aufzeichnungen von vor Jahren also noch weniger Sinn. Und machen Sie mich wirklich glücklich? Ich finde es eher traurig, dass ich mich über die Fülle meines Bücherregals definieren will (jedenfalls scheinbar ein bisschen). Das Wissen ist schließlich in meinem Kopf und ich bin kein bisschen dümmer, auch wenn da gar kein Buch in meinem verdammten Regal steht!
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So, wie ihr lesen könnt, der Startschuss war gefallen (Aua!), zu diesem Thema kann man allerdings einen ganzen füllenden Artikel schreiben, sodass ich es für den Moment dabei belassen will. Es sei an dieser Stelle gesagt: Das Bücherregal war nur der Anfang. Zu der Entrümpelung, der Motivation und den ersten Schritten in diese Richtung wird es sicher noch einen eigenen Post geben. Die Masse an Dingen, die wir besitzen, in Kombination mit der Tatsache, dass enorm viele Dinge aus nicht gerade umweltfreundlichen Kunststoffen bestehen, haben für mich zumindest dazu geführt mein eigenes Handeln zu reflektieren. Ich hatte nicht nur den Entschluss gefasst, dass ich einiges an materiellem Ballast loswerden will, sondern habe mich das erste Mal wirklich damit beschäftigt, wieviel die Meisten von uns verschwenden, unnötiges anschaffen und viel schlimmer, wieviel wir an Abfall produzieren.
Es ist ein bisschen schwer zu erklären, aber über das Interesse am Minimalismus und meinen Onlinekurs bin ich letztendlich beim Thema „Zero Waste“ gelandet. Wenn man sich mit dem weltweiten Plastikproblem beschäftigt, stolpert man recht schnell über dieses Konzept. Kurz zusammengefasst, geht es darum einen Lebensstil anzustreben, der Müll vermeidet und grundsätzlich einen bewussteren Umgang mit Konsumgütern jeglicher Art an den Tag legt. Mit Müllvermeidung meine ich tatsächlich, dass im besten Fall noch ein Einmachglas voll Müll anfällt, im Gegensatz zu den unzähligen Säcken Müll, die der durchschnittliche Haushalt produziert. Das Faszinierende ist, dass mich diese Berichte von Menschen, die es schaffen ihre „Müllproduktion“ so drastisch zu reduzieren nicht abgeschreckt haben, sondern neugierig gemacht haben, wie zur Hölle die das anstellen! Und es hat mich auch dazu geführt, das Plastikproblem nicht als ein Problem zu betrachten, dass mich sowieso nicht betrifft, da das Meer ja keine fünf Minuten um die Ecke ist und die durch Plastik verendeten Tiere gaaaaanz weit weg sind.
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„Nachhaltigkeit und Umweltschutz ist anstrengend.“; „Ich bin nicht so Öko drauf!“; „Ich esse aber gerne mein Discounterfleisch, das schmeckt gut und was Teureres kann ich mir nicht leisten.“
Diese Sätze kommen mir bekannt vor, auch wenn sie nicht zu 100% auf mich zutreffen. Das, was bei mir viel eher gefehlt hat, war eine ausreichende Informationsgrundlage und ein Bewusstsein für die Problematik, welches mich dazu geführt hätte schon früher etwas zu unternehmen.
Wir haben alle schon davon gehört, dass Kunststoffe schlecht für die Umwelt sind, quasi nicht abgebaut werden können und die Recyclingprozesse ebenso umweltschädlich sind.
Und weiter? Was unternehmen wir? Was tust du dagegen?
Geh mal einen Moment in dich und führ‘ dir vor Augen, wieviel unnötigen Müll du produzierst!
- Shampooflaschen
- Duschgelflaschen
- Tempoverpackungen
- Einwegpfandflaschen
- Wurstverpackungen
- Käseverpackungen
- Dein Lieblingsjoghurt
- Obstverpackungen
- Wochenblättchen
- Ausdrucke
- Plastiktüten
- …
Die Liste ist endlos.
Ich möchte in diesem Artikel nicht wie eine wildgewordene Bekehrerin wirken, abgesehen davon, dass ich mich selbst nicht als DIE Umweltschützerin schlechthin bezeichnen kann. Es geht mir darum, aufzuzeigen, wie ich zu diesem "Umdenken" geführt wurde. Im Übrigen, selbst als ich die angesprochene Informationsgrundlage hatte, durch den Nachhaltigkeitskurs z.B., hatte es bei mir im ersten Ansatz immer noch nicht wirklich „Klick gemacht“. Dem hat sich noch eine eigene Recherche angeschlossen, die wie beschrieben eher zufällig und durch eine Verknüpfung verschiedener Themen entstanden ist.
Diesen Moment muss jeder für sich selbst erleben und ich denke diesen spürt man dann ganz deutlich. Wenn man mit einem Mal durch den Supermarkt schlendert und die Regale voll mit unnötigem Plastik mit völlig anderen Augen sieht. Das Gefühl kann man keinem Aufzwingen, entweder man beschließt für sich persönlich etwas zu tun oder nicht.
Hier gilt für mich nur: Etwas machen und sei es einmal weniger Fastfood zu bestellen, ist besser als gar nichts machen!
Leider ist mir in den letzten Wochen vermehrt aufgefallen, dass besonders in Umweltschutzcommunities jeglicher Couleur, oder sei es in Vlogs oder Blogposts oftmals viel Zeit in das Kritisieren anderer gesteckt wird:„Warum ernährst du dich nicht vegan? Warum willst du Plastikmüll vermeiden, aber trinkst Milch? Warum tust du dies, aber nicht das?!“ Ganz ehrlich, so eine Einstellung kann es den Normalsterblichen „Outsidern“ nur vermiesen sich weiter mit solchen wichtigen Themen auseinandersetzen zu wollen. Zu Unrecht schürt es ein allgemeingültiges Bild einer eigenbrötlerischen Gruppe an Menschen, denen alle außer der eigenen Bestrebungen nie genug sind. Und ganz nebenbei sind das alles auch noch links, grün versiffte, knortzelige, vegane Hippies, ohne anständigen Job und Humor. Da rückt der Umweltschutz in den Hintergrund und es menschelt wieder!
Man darf mich gerne für das Folgende kritisieren und grundsätzlich natürlich auch für den ganzen Artikel, aber ich finde jeder sollte Schritt für Schritt und meinetwegen auch ganz klein anfangen, etwas für die eigene Nachhaltigkeit und damit für uns alle und unsere Gesellschaft bzw. Erde zu tun.
Ich bin kein Fan von totalem Verzicht und absoluter Einschränkung – ich denke Mäßigung ist hier der Schlüssel. Unterm Strich kommt es für mich auf das Ergebnis an und wenn das heißt, dass ein Teil der Bevölkerung vegan ist und dabei mehr Müll produziert und ein anderer Teil zu den Fleischfressern zählt und dabei jedoch erheblich zur Müllvermeidung beiträgt, dann ist das gut so – die Summe der Einzelteile macht das Ganze aus und "das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile"! (Aristoteles)
Wieviel Müll produzieren wir denn nun? Und was ist die Krux an dem Kunststoff? A little science, please!
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Laut statistischem Bundesamt sammelt sich pro Kopf immerhin 455 Kilogramm Abfall pro Jahr an (Stand 2015), wovon ein großer Teil auf Wertstoffmüll entfällt. Das ist eine gewaltige Menge und so richtig kann ich mir sie so auf einen Schlag nicht vorstellen. Dass das im Ganzen und wiederholt über die Jahre nicht gut sein kann allerdings schon.
Bild: Statistisches Bundesamt,Link
„Ach Quatsch, warum denn? Es wird doch alles recycled!“
So einfach ist es nicht, aber dazu später mehr. Fangen wir mal vorne an:
Kurze Werkstoffkunde:
Wir sind uns einig: „Plastik“ kommt so, wie du und ich es z.B. an Einweggeschirr oder Elektrogeräten sehen, nicht in der Natur vor. Der Begriff Kunststoff wird je nach Blickwinkel (Chemie, Ingenieurwissenschaft [Werkstoffkunde]) unterschiedlich definiert. Kunststoffe haben eine Gemeinsamkeit: Sie bestehen aus Polymeren (Viel-Teile) und somit aus Makromolekülen, allerdings sind nicht alle Kunststoffe das was wir umgangssprachlich Plastik nennen.
Plastik wie wir es kennen ist ein Kunststoff, der grundsätzlich auf zwei unterschiedliche Arten entstehen kann [1]:
- Durch Abwandlung von hochmolekularen Naturstoffen, wie z.B. Kautschuk oder Zellulose
- Durch chemische Synthese (Aneinanderreihung von Monomeren (Ein-Teile, niedermolekulare Grundbausteine))
Good News für diesen Artikel: 90% der weltweiten Kunststoffproduktion entfallen auf dieses von uns so betitelte Plastik oder Plaste. Genauer gesagt sind es die folgenden Kunststoffe ([2])
- Polyethylen (PE), Verpackungsfolie für z.B. CDs & Zigaretten
- Polypropylen (PP), Lebensmittelverpackungen, auch in der Automobilindustrie & Bauwesen
- Polyvinylchlorid (PVC), Bodenbeläge, Tapeten, Kunstleder usw.
- Polystyrol (PS), Dämmstoff, Isolierung, Verpackungsfolien
- Polyurethan (PU/PUR), Matratzen, Autositze
- Polyethylenterephthalat (PET), Flaschen, Teile für Haushaltsgeräte, Implantate usw.
Hinsichtlich der Struktur bzw. Eigenschaften unterteilt man die Kunststoffe in
- Thermoplaste
- Duromere
- Elastoplaste
Thermoplaste kann man sich „wie eine Ansammlung sehr langer Spaghetti vorstellen“ ([3], S.369), da die Makromoleküle untereinander nicht verbunden sind. Diese Kunststoffe zeichnen sich dadurch aus, dass sie schmelzbar sind - ein klassisches Beispiel sind Obst- oder Salat-to-go-Verpackungen aus dem Supermarkt.
Duromere und Elastoplaste (oder auch Elastomere) sind im Gegensatz zu Thermoplasten sowohl vernetzt, also untereinander verbundene Spaghetti (😉). Die letzten beiden Einteilungen unterscheiden sich durch den Grad der Vermaschung. Durpoplaste sind engmaschig vernetzt und Elastomere weitmaschig. Beispiele für Duromere, die nicht schmelzbar und somit wesentlich temperaturbeständiger sind, finden wir in unseren Haushalten - Steckdosenabdeckungen oder z.B. Gehäuse für Elektrogeräte. Elastomere, die sich durch ihre Elastizität auszeichnen, werden z.B. als Material für Reifen eingesetzt und finden sich auch in unseren Küchenschwämmen wieder.
Wie werden diese Kunststoffe nun hergestellt?
Dazu habe ich die nachfolgende Abbildung erstellt, die den Herstellungsprozess [5] illustriert.
Bild: Eigene Abbildung, 3 Icons CC0 von Link
Durch Destillation, d.h. die Aufspaltung des geförderten Erdöls werden sogenannte Fraktionen gewonnen – Naphtha, eine dieser Fraktionen, wird für die Herstellung von Kunststoff benötigt. Mithilfe eines thermischen Spaltvorgangs, dem sogenannten Cracking, wird Naphtha in kleinere Kohlenwasserstoffmoleküle zerlegt. Das kann unter anderem Ethylen, Propylen oder Butylen sein, welches in den anschließenden Syntheseverfahren benötigt wird. Bei den Synthese- bzw. Herstellungsverfahren unterscheidet man drei Verfahren, die allerdings nicht pauschal den Kategorien „Thermoplast“, „Duroplast“ und „Elastomer“ zugeordnet werden können:
- Polymerisation
- Polykondensation
- Polyaddition
Dieser Verfahren bzw. Reaktionen beschreiben die Reaktion von Monomeren zu Polymeren. Die Polymerisation, die wiederum in verschiedene Reaktionsmechanismen gegliedert werden kann, verläuft stufenlos und ohne Abspaltung von Nebenprodukten. Bildlich kann man sich die Polymerisation wie das Puzzeln von Links nach rechts in einer langen Kette vorstellen.
Die Polykondensation verläuft in Stufen und mit Abspaltung von Nebenprodukten. Das heißt, bildlich gesprochen kann nicht nur jeweils in eine Richtung ein neues Puzzlestück angelegt werden, sondern bereits vorhandene Ketten können auch aneinander gepuzzelt werden. Chemischer ausgedrückt können einzelne Monomere an Ketten angebaut werden, oder bestehende Ketten reagieren miteinander zu einer längeren Kette. Das Nebenprodukt, welches durch die Reaktionen entsteht ist in der Regal H2O.
Die Polyaddition verläuft ebenfalls wie die Polykondensation in Stufen, allerdings entstehen keine Nebenprodukte.
Während der Herstellung werden Kunststoffen zudem Additive zugesetzt, die dazu dienen die Materialeigenschaften entsprechend anzupassen. Kunststoffadditive können z.B. Weichmacher, Flammschutzmittel, Stabilisatoren oder Antioxidantien sein, die bspw. Einfriertemperaturen verschieben, die Entflammbarkeit hemmen, Beständigkeit gegen UV-Licht erhöhen oder für bessere Stabilität oder Gleiteigenschaften sorgen [4].
Und wie sieht es mit der Abbaubarkeit aus?
Laut Umweltbundesamt [5] kann es bis zu 450 Jahre dauern, bis Kunststoff zersetzt ist. Augenscheinlich wird das Plastik über die Jahre zwar immer kleiner, indem es nämlich in immer kleinere Partikel zerfällt (sogenanntes Mikroplastik), allerdings entspricht das keinem biologischen Abbau!
Fraunhofer UMSICHT [6] hat eine Übersicht erstellt, in der verschiedene Produkte und die Abbauzeiten aufgelistet werden. Hier ein kurzer Auszug, damit man sich eine Vorstellung machen kann, wie lange es wirklich dauert:
Produkt | Abbauzeit | |||
---|---|---|---|---|
Angelschnur | 600 Jahre | |||
Plastikflasche | 450 Jahre | |||
Getränkedose | 200 Jahre | |||
Plastiktüte | 10 - 20 Jahre | |||
Zigarettenkippen | 1 - 5 Jahre | |||
Sperrholz | 1 - 3 Jahre | |||
Baumwollshirt | 2-5 Monate | |||
Milchkarton | 3 Monate | |||
Apfelgehäuse | 2 Monate | |||
Zeitung | 6 Wochen |
„Okay, okay alles klar, wir wissen jetzt was Kunststoff ist und wie es hergestellt wird, was ist jetzt mit dem Recycling? Eben weil Plastik nicht biologisch abbaubar ist, gibt es das doch!“
Dazu ein paar Daten und Fakten aus der Studie „Produktion, Verarbeitung und Verwertung von Kunststoffen in Deutschland“ [7] (Stand 2015)
Die Kunststoffabfallmenge ist von 1994 bis 2015 von 2,8 auf 5,92 Millionen Tonnen angestiegen.
Diese Steigerung ist fast ausschließlich dem Bereich Post-Consumer, also Kunststoffabfällen, die durch den privaten oder gewerblichen Endverbrauch entstehen, zuzuordnen. Im Jahr 2015 fanden sich ca. 95% der verbrauchten Verpackungen in den untersuchten Abfallströmen wieder. Bei langlebigeren Produkten sehen die Zahlen deutlich besser aus!
Von den eingangs erwähnten 5,92 Millionen Tonnen Kunststoffabfällen werden 99% verwertet und 1% deponiert. Bezüglich der Verwertung wird zwischen energetischer Verwertung (53%) und stofflicher Verwertung (46%) unterschieden. Energetische Verwertung bedeutet nichts anderes als Müllverbrennung, bei der entweder das Nebenprodukt Wärme für die Fernwärmeversorgung oder Stromerzeugung genutzt wird, bzw. die Abfälle als Ersatzbrennstoffe genutzt werden. Immer noch besser, als dass der Müll auf der Deponie landet! Korrekt, allerdings ist die Verbrennung auch mit C02-Emissionen verbunden und wirkt sich damit unweigerlich negativ auf unser Klima aus, ganz abgesehen von den umweltschädlichen Stoffen, die durch die Verbrennung entstehen und teilweise in die Umwelt abgegeben werden.
Hier schneidet das Recycling besser ab: 45% der 46% werden werkstofflich verwertet, d.h. Altkunststoffe werden zu neuen Rohstoffen aufbereitet. Additive, Verunreinigungen und Kunststoffe die nicht sortenrein sind erschweren im Übrigen die Recyclingaufgabe. (Btw: Wer denkt, dass Pfandsystem wäre der Burner, dem empfehle ich diesen Artikel)
Funktioniert die werkstoffliche Verwertung nicht, versucht man durch die rohstoffliche Verwertung die niedermolekularen Bestandteile der Kunststoffe zurückzugewinnen.
Es leuchtet ein, dass eine gleichmäßigere Nutzung von werkstofflicher, rohstofflicher und energetischer Verwertung sinnvoller wäre, zumal der Bedarf an Grundlastkraftwerken durch den Ausbau erneuerbarer Energien ebenfalls sinkt (Interessanter Artikel zur Grundlastdebatte).
„Ha, halt! Es gibt aber Biokunststoff. Die Lösung!“.
Laut Fraunhofer UMSICHT [6] leider auch nicht ganz, denn, auch diese Kunststoffe bestehen nicht aus vollständig abbaubaren Bestandteilen. Besonders die Additive, wie Weichmacher oder andere chemische Hilfsmittel verbleiben unverändert - der optische Zerfall verschleiert leider diese Tatsache. Um einen Biokunststoff handelt es sich erst dann, wenn nur noch Materialien übrigbleiben, die verrotten bzw. durch Mikroorganismen abgebaut werden können.
Apropos, da sind doch noch die Meere, was ist eigentlich mit denen?
Bild: Pixabay, CC0, Link
„Ich hab’s ja nun kapiert, dass das mit dem Plastikmüll nicht so rund läuft, aber das Meer ist immer noch nicht um die Ecke! Für die Müllstrudel kann ich nun wirklich nichts!“
Doch!
First things first: Die Angaben bezüglich der Menge an Müll in den Weltmeeren schwankt, der WWF [8] geht von einem Eintrag in die Meere von 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastikmüll pro Jahr aus. Weiter geht man davon aus, dass sich fünf „Müllinseln“ in den Gewässern befinden, wobei sich die Größe dieser schwer abschätzen lässt. Auch in europäischen Gewässern, kann man Plastikpartikel nachweisen, das ist nun nicht mehr soooo weit weg. 😉
Wie aber gelangt der Abfall in die Weltmeere? Es gibt mehrere Gründe für die immensen Plastikansammlungen:
- Ladungsverlust im Schiffverkehr
- Eintrag von Müll durch Tourismus
- Eintrag von Müll durch bspw. Wind
- Mikroplastik von Kleidung (Fleece), welches durch das Abwasser schlussendlich im Meer gelangt
- Mikroplastik von Kosmetikprodukten, ebenfalls durch das Abwasser eingetragen
Größere Kunststoffgegenstände werden durch Wind und Wetter in kleinere Plastikpartikel aufgespalten, dieses wiederum bindet im Wasser enthaltene Schafstoffe. Je länger die Teilchen dabei im Wasser verbleiben, desto mehr Chemikalien binden sie (um das Drei- bis Vierfache stärkere Belastung [9]). Die im Wasser befindlichen Teilchen werden dabei oftmals von den Lebewesen in den Meeren für Nahrung gehalten und so fälschlicherweise gefressen. Für diejenigen von uns, die Fische bzw. Meerestiere essen, bedeutet das, dass letztendlich Teile des stark verunreinigten Mikroplastiks wieder auf unseren Tellern landen. Auch im arktischen Meereis konnten Forscher [10] zum Teil mehr als 12.000 Mikroplastik-Teilchen pro Liter nachweisen, welche bis zu 2-11 Jahre gebunden werden, bevor das Eis schmilzt und sie freigesetzt werden. Btw, für die Interessierten: Zu den Auswirkungen von Plastik auf Meeressäuger und die Verunreinigung im Allgemeinen habe ich am Ende des Artikels einige Paper angehangen.
Für den Ladungsverlust sowie den Eintrag von Müll durch Tourismus sind du und ich vielleicht nicht verantwortlich, für die Verunreinigung durch Mikropartikel aus Wäsche, Kosmetikprodukten und den durch Wind fortgetragenen Müll allerdings schon, wenn wir unseren Plastikkonsum nicht reduzieren. Das bedeutet, dass auch wir, obwohl das Meer so weit weg ist einen Beitrag leisten, dieses zu verunreinigen!
Bild: Pexels, CC0, Link
Das ist nun alles nicht Neues und vielleicht denkt manch einer immer noch „Ja, gut, aber was soll ich da tun…das eine Peeling…das Meer ist außerdem immer noch weit weg“. Bei letzterem mag ich zustimmen, es liegt allerdings offenkundig auf der Hand, dass dieser Ansatz ein bisschen kurz gedacht ist. Wie mit vielem im Leben, betrifft uns vieles im ersten Moment scheinbar nur kaum bis gar nicht – schaut man allerdings genauer hin, stellt man oft fest, dass das eigene Verhalten doch größere Auswirkungen hat als gedacht. Eine durch menschliches Fehlverhalten zerstörte Natur werden wir auf jeden Fall auf kurz oder lang alle zu spüren bekommen und dann ist es zu spät aufzuwachen. Ich schlage also vor, wir beschäftigen uns alle (noch)mal mit unserem persönlichen Müll (😉) und überlegen uns, wo und wie wir diesen vermeiden können.
Die Devise ist auch nicht, Plastik als den Teufel anzusehen und alles wildgeworden in den Müll zu werfen (Doofe Idee, merkt man nach dem Artikel, oder?), sondern mit den Dingen bewusster umzugehen. Ich versuche zum Beispiel darauf zu achten möglichst keine neuen Plastikgegenstände wie Aufbewahrungsbehälter und Ähnliches für die Küche anzuschaffen. Gegenstände die eben doch nur aus Plastik erhältlich sind (es gibt mehr plastikfreie Dinge, als man denkt 😉), kann man gebraucht kaufen und auch sehr viel öfter als wir denken, kann man Dinge einfach reparieren!
Die Einkäufe im Supermarkt will ich immer mehr reduzieren (bald wird es auch einen Unverpacktladen in meiner Nähe geben). Bisher gehe ich öfter auf dem Wochenmarkt einkaufen, sofern meine Zeit es zulässt und bringe eigene Behältnisse mit. Wer sich fragt, wie das mit der Hygiene funktioniert: Ganz viele Lebensmittel wie Brot oder Aufschnitt können auch ganz einfach VOR der Theke in den mitgebrachten Behälter gelegt werden, sodass die Dose nicht hinter die Theke muss und/oder mit Arbeitswerkzeug der betreffenden Stände in Berührung kommt.
Für Obst und Gemüse habe ich mir ein Gemüsenetz gehäkelt, Jutebeutel sind auch immer mit dabei. Ich breche mir damit keinen Zacken aus der Krone, kann aber schon einiges an Müll vermeiden. Im Badezimmer habe ich die Duschgels und Shampoos verbannt und bin auf Seifenstücke umgestiegen, die reinigen genauso, haben, sofern man möchte, ein gut riechendes Aroma und im Idealfall nur ein Papier oder gar keine Verpackung. Die Plastikzahnbürste ist einer Bambuszahnbürste gewichen, bei der Zahnpasta achte ich darauf, dass sie kein Mikroplastik enthält.
Bevor es noch mehr Text wird: In naher Zukunft möchte ich einen Artikel dazu schreiben, wie man in den verschiedenen Bereichen Küche, Bad etc. einfach Müll vermeiden kann und mehr dieser Umsetzungstipps und -tricks teilen.
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Meine Worte zum Mittwoch: Werde auch du Teilzeitöko! :)
Für heute soll es das gewesen sein.
Danke für deine Aufmerksamkeit: Lass mir gerne einen Kommentar, Kritik, eine Anregung oder/und deine Meinung da!
Eure Marla ✮
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Literaturverzeichnis:
[1] Domininghaus, D. I. H. (2013). Kunststoffe: Eigenschaften und Anwendungen. Springer-Verlag.
[2] Abts, G. (2016). Kunststoff-Wissen für Einsteiger. Carl Hanser Verlag GmbH Co KG.
[3] Weißbach, W., Dahms, M. & Jaroschek, C. (2018). Werkstoffe und ihre Anwendungen: Metalle, Kunststoffe und mehr. Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH.
[4] Link
[5] Link
[6] Link
[7] Link
[8] Link
[9] Link
[10] Link
Zitat von Palahniuk: Palahniuk, C. (2005). Fight Club: a novel. New York, NY: WW Norton & Company.
Weiterführende Literatur zum Thema Meer & Plastikmüll
[1] The pollution of the marine environment by plastic debris
[2] Plastic Pollution in the World’s Oceans: More than 5 Trillion Plastic Pieces
Weighing over 250,000 Tons Afloat at Sea
[3] Oceans of plastic waste
[4] Plastic waste associated with desease on coral reefs
Ökologischer Fußabdruck: Link
CO2 Rechner Selbsttest: Link
tut mir leid dass ich (und mit mir @de-stem) so spät komme, hätte deinen wirklich sehr coolen Artikel um ein Haar übersehen. Danke für die super Übersicht zum Thema Kunststoff!
Hi,
danke für deinen und den de-stem Vote!
Ich war mir nicht 100% sicher, ob mein Thema zum de-stem Tag passt, da ich auch noch viel drumherum "geschwafelt" habe, aber es freut mich, wenn dir/euch der Artikel gefallen hat. Ich finde das ist ein wichtiges Thema und man kann selbst ganz leicht etwas beitragen - freue mich einfach über jede/jeden die/der den Artikel liest und vielleicht ein kleines bisschen im Hinterkopf behält.
PS: Doofe Frage, aber kannst du mir sagen, was es mit den drei steemstem Kommentaren auf sich hat? Ist dass das englische Pendant, oder bezieht sich das Kommentar auf den Upvote durch euch (de-stem Upvote, aber Kommentar von steemstem)? Bin ein bisschen verwirrt 🙃.
Der Bot hatte eine Fehlfunktion, weshalb es zu den duplizierten Kommentaren kam.
Sowas in der Art dachte ich mir ;) War nur auch wegen dem steemStem statt de-Stem verwirrt, bin aber gerade überwältigt über die "Reichweite". Ich hoffe wirklich ein paar Leute nehmen etwas von dem Artikel mit! Danke noch mal für den Vote! ❤
Darf ich die angekündigten Mülleinspartipps zu Bad, Küche und Co dann auch unter de-stem posten?
Die Sache läuft so: @de-stem ist die deutschsprachige Untergruppe von @steemstem. Du hast einerseits einen vote von uns bekommen, andererseits wurde dein post @steemstem zum voten vorgeschlagen (unser vote alleine wäre ja kaum was wert).
Wie eigentlich fast immer ist steemstem (nachdem sich dort ein zweiter Kurator deinen post angeschaut hat) der Empfehlung gefolgt und hat dich gevotet. Wenn steemstem voted, löst das aber auch ihren curation trail (sowie den von @curie uns @utopian-io) aus, d. h. du kriegst dann vollautomatisch so ca. 300 zusätzliche votes mit dazu.
Und dann kriegst du eben noch ein Kommentar vom bot.
Das erste Mal ist das alles ziemlich flashig, irgendwann wird's normal. ;-)
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