Friede und Wohlfahrt durch Individualismus – wer hätte das gedacht?
Ich! ;-) Ich bin der Überzeugung, dass jeder, der sich selbst als "besonderes" Individuum entdeckt hat und entsprechend wertschätzt, einen ganz natürlichen sozialen Umgang mit anderen pflegen wird. Egoistisch ist jemand, der bedürftig ist, der sich selbst nicht als jemanden erlebt, der sein eigenes Leben wirksam gestalten kann. Erst dann "will ich mir etwas von anderen holen", um vermeintlich glücklicher zu sein.
Ich glaube auch, dass der Satz "Meine Freiheit endet da, wo sie an die eines anderen grenzt" dann nicht mehr ein Leitsatz ist, sondern gelebtes Miteinander.
Danke für diesen Artikel - er spricht mir aus der Seele!
Edit zum Titel - In der Gemeinschaft von "reifen" Individuen entstehen Friede und Wohlfahrt.
Das spricht mir doch aus der Seele. Um dieses Credo sollten die Menschen sich vereinen =)
Dankeschön - yesssss!
Dann wird es wohl Zeit für ein Gegenbeispiel. Hier im Ort gibt es einen inhabergeführten Supermarkt, in diesem Jahr ist er seit 91 Jahren im Familienbetrieb. Vor eineinhalb Jahren in der Vorweihnachtszeit hing am Eingang ein Stellenangebot für eine Aushilfe im Catering. Ich ging hin, bekam die Stelle - und war nach einer Woche wieder draußen. Der Seniorchef teilte mir mit, daß er das nicht so gut fände, daß mir das Jobcenter (ich war gerade wieder krankheitsbedingt arbeitslos geworden) nur 200 Euro vom Lohn auszahle, er wolle nicht unterstützen, daß das Geld für andere verwendet werde. Vermutlich hat er auch noch gedacht, ich sehe das auch so ... O.O Die anderen Damen, die quasi fest angestellt waren, hatten da Halbtagsjobs und es ist meine Vermutung, daß sie sich zum Gehalt ihres Mannes noch etwas dazuverdienten. So, und jetzt sag mir bitte, wer der wirkliche Sozialschmarotzer ist, der anderen auf der Tasche liegt.
Ich hab übrigens noch fast ein Jahr lang Lebensmittel gerettet, bevor ich letzten Herbst beschloss, es doch mit der Tafel zu versuchen.
Bin ich neidisch auf die festen Jobs, die Häuser, die gegenseitige Anerkennung der anderen? Klar, im Inneren schon. Genau deswegen sperren die mich aus ihren Netzwerken aus ...
Es gibt gar keine Wohlfahrt für alle, weil es immer Menschen gibt, die andere unterdrücken müssen. Oder vielleicht animieren Leute wie ich (fast möchte ich schreiben: Behinderte wie ich) andere dazu, sie abzulehnen - als Freunde, Arbeitskräfte und was weiß ich noch ...
Meine Idee mit einem Leben in Frieden und Wohlfahrt basiert natürlich auf dem Idealbild, dass alle Menschen die Chance haben, sich selbst wertschätzen zu lernen. Das ist noch ein weiter Weg dahin ;-) Wir alle werden in unserem Leben unterschiedlich geprägt (Eltern, Schule, Vorbilder, Medien...) und haben ein ganz eigenes Bild von der Welt - so wie sich deines sehr von diesem Supermarktchef unterscheidet. Dementsprechend "funktionierte es nicht mit euch".
Menschen wie du - also Menschen mit einem anderen Weltbild - animieren im besten Falle dazu, die eigene Meinung (Weltbild) zu hinterfragen. In deinem Fall ist das nicht sehr wahrscheinlich, zumal es sich ja um einen Senior handelt ;-)
Es gibt Menschen, die ich sehr schätze, die aber in einigen Dingen ganz andere Ansichten haben als ich. Dennoch gibt es so viele Gemeinsamkeiten, dass wir uns gut verstehen. Deshalb schrieb ich ja auch an anderer Stelle: Lasst uns doch mehr auf die Gemeinsamkeiten schauen...