Es ist völlig richtig, dass eine Vielzahl von Kriegen allein aus religiösen Gründen geführt wurden und werden.
Trotzdem führt mein eigener Weg, die Dinge zu betrachten, immer über das Individuum und sein konkretes Handeln. Damit zu sagen, "Religion ist böse!" wird man dem Individuum und seinem jeweiligen Verhalten nicht gerecht. Religionen sind reine Gedankenkonstrukte, ohne eigenen Willen. Sie können, wie Waffen, von Menschen benutzt werden, um andere Menschen zu kontrollieren oder gar in Kriege ziehen zu lassen. Wie auch eine Waffe ist Religion nicht 'böse'. Böse sind immer Menschen. Mir als Agnostiker ist ein friedliebender Christ oder Muslim um vieles lieber als ein bösartiger Atheist oder Agnostiker. Wenn im konkreten Fall Religiosität (als eine Art Placebo) ihm ein Gefühl der Zuversicht, Geborgenheit und Hoffnung verleiht, habe ich daran nichts auszusetzen. Wenn ein verbohrter Atheist seine Religionsfeindlichkeit zum Vorwand nimmt, friedliche Gläubige zu drangsalieren, stellt in einem solchen Falle sein Atheismus letztlich auch eine Art (Anti-)Religion dar, der er möglicherweise genauso fanatisch folgt, wie ein fanatischer Muslim dem Islam.
Um es deutlich zu sagen: Mir persönlich liegt nichts an Religionen, aber ich finde es - trotz des Schadens, der mit ihnen angerichtet wurde und wird - bedenklich, sie (und vor allem ihre Anhänger) pauschal zum Feindbild zu machen. Solange Menschen mit ihren Religionskonstrukten friedlich leben, habe ich dagegen nichts einzuwenden. Machen sie jedoch die aggressiveren Aspekte ihres Konstrukts zum Leitfaden ihres Handelns, wird es problematisch (und das ist leider nicht selten der Fall).
Trotzdem: Aus meiner Sicht ist der Mensch selbst (der z. B. andere unterdrücken und kontrollieren will) das Hauptübel, nicht die Religion.
Ja Agnostiker war ich auch mal, aber auch ein Gläubiger und vorher auch mal ein Atheist. So habe ich alle Stationen durchlebt. Ich las den Koran, die Bibel, das neue und alte Testament, die Tora, Tanach, und als ich fertig war, kam ich zum Schluss.
Wer nichts weiß, muss alles glauben und glauben heißt nichts wissen, und wenn es dogmatisch wird, gibt es keine Diskussion, nur Starrheit.
Und wer eine Lehre mit dem Anspruch auf absolute Gültigkeit ausruft?!
Und was ist ein Glaubenssatz, dessen Gültigkeit als absolut betrachtet wird?!
Wer etwas nicht weiß, muss es nicht glauben ... Die Wissenschaft glaubt nur Dinge, die man messen, berechnen, beobachten, beweisen kann oder für die zumindest starke, beobachtbare Indizien sprechen. Sie versucht nicht, alle möglichen Behauptungen - auch religiöser Art - die irgendjemand irgendwann mal gemacht hat, zu widerlegen, weil das eine reine, undankbare Sisyphusarbeit wäre (irgeneinen Unsinn zu behaupten geht eben viel schneller, als ihn wissenschaftlich zu widerlegen).
Ich könnte zum Beispiel behaupten, um den Pluto flögen rosafarbene Elefanten und diese dann anbeten (das ist nicht abwegiger als die Vorstellungen irgeneiner anderen Religion). Das zu widerlegen dürfte ziemlich schwierig sein, obwohl es offensichtlich ist, dass es sich um völligen Unsinn handelt. :)