Kaum, daß ich es hier schreibe, daß ich drei gute Tage auf meiner Praktikumsstation im Zentrum von München habe, läuft der 4. Tag richtig blöd. Ich bin nachmittags in die Umkleide gegangen und hab erstmal geheult.
Dann mußte ich zum Sanitätshaus, um eine Kniebandage abzuholen (ich bin eigentlich zu jung für Kniearthrose, habe sie aber trotzdem). Ich war eh schon am Überlegen, wo ich zum Ausgleich essen gehen könnte. Irgendwas chinesisches oder japanisches sollte es sein.
Ich ließ mich von U- und S-Bahn Richtung Marienplatz spülen, im Bestreben, meinen Lieblings-Running-Sushi-Laden, das "Tokyo" im "Tal" aufzusuchen. (Ja, diese Straße heißt wirklich so. Und wer einmal in München war, kennt sie auch.) Möglicherweise war die Mittagszeit noch nicht um. Vor Ort stellte ich fest, daß das "Tokyo" nicht mehr da war.
Dazu muß man sagen, daß es diesen Laden seit mindestens 2000 an der besagten Stelle gegeben hatte. Und jetzt also seit wer-weiß-wieviel Monaten nicht mehr. Stattdessen war dort jetzt ein vietnamesisches Lokal mit noch weniger Sitzplätzen, das ich zumindest kurz betrat, um das Speisenangebot zu studieren, aber dann frustriert wieder verließ.
Nächster Gedanke: Dann geh ich halt zum "Kleinen Chinesen". Ein einfaches Lokal mit chinesischer Hausmannskost, könnte man sagen. Wobei "Hausmannskost" hier heißt: Gerichte, die die Europäer kennen und lieben, einfach und kostengünstig und handwerklich gut.
Auch diesen Laden hatte ich 2001 kennengelernt. Und auch er war irgendwann in den letzten 2 Jahren durch einen Schnellvietnamesen ersetzt worden.
Ich habe nichts gegen die vietnamesische Küche. Das, was mich an dem Tag ursprünglich zum "Tokyo" zog, waren deren "Sommerrollen", die nun wahrlich kein chinesisches oder japanisches Gericht sind. Aber ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß die langjährigen Vorgänger nicht mehr trendy genug waren. Vielleicht wurde auch die Pacht zu teuer?
(Ich hatte einen Lieblingsvietnamesen in München. In der Nähe des Klinikums, in dem ich gerade mein Praktikum mache. Ich hoffe, der ist noch dort ... ich bin gerade nicht sicher, ob ich nicht letztes Jahr schon mal vorbeigelaufen bin und das Gegenteil festgestellt habe.)
In der Nähe der Straße "Tal" ist auch der Straßenzug mit den ganzen Touristenläden. Zwischen diesen Läden existiert seit ebenfalls Urzeiten ein japanisches Restaurant, "Shoya", mit zweisprachiger Karte, um das ich aus Ehrfurcht bisher einen großen Bogen gemacht hatte. Jetzt wurde es zu meinem Notnagel.
Ich ging also hinein. An den wenigen Tischen saßen fünf Asiaten. Die Deko war teilweise asiatisch, teilweise europäisch, der Mann, der meine Bestellung entgegennahm, trug ein halbtraditionell wirkendes Hemd, der hinter einer halbhoben Wand arbeitende Koch ebenfalls.
Zunächst wurde mir aber die Speisekarte gereicht. Ich brauchte etwas mehr Zeit zum Aussuchen, als mir zunächst eingeräumt wurde, entschied mich dann aber für ein vegetarisches Menü zu 15 Euro. Verglichen mit etwa 13 Euro für Mittags-All-you-can-eat mit einem Getränk beim Tokyo eigentlich kein schlechter Preis.
Zunächst kam die Misosuppe. Genau hinter mir saß ein Pärchen und er schlürfte hörbar. Also schlürfte ich einfach auch. Irgendwie war es in diesem Moment das Natürlichste von der Welt.
Nach einer angemessenen Zeit schaute der Kellner wieder in meine Richtung und kam auf mein Zeichen mit dem Rest des Menüs, das in einer Bento-Schale angerichtet war:
- etwas gemischter Salat
- je drei Stück Maki Sushi mit Gurke bzw. gelber Paprika
- drei oder vier Stück Inside-Out-Sushi mit gekochtem Spinat
- Wakame mit Sesam
- zwei fritierten Frühlingsrollen
- zwei fritierten Gyoza
Natürlich waren auch etwas eingelegter Ingwer und Wasabi dabei; Sojasoße steht offenbar immer am Tisch. Den eingelegten Ingwer liebe ich heiß und innig, mit Wasabi bin ich sparsam, sofern kein Fisch dabei ist, auf Sojasoße verzichte ich bei Sushi ganz, weil sie den Geschmack zu sehr dominiert.
Mit der Schale wurden auch eine Gabel und ein Löffel geliefert (sowie ein Schälchen für Sojasoße), ich griff aber zu den standardmäßig bereitliegenden Stäbchen und nahm den Löffel nur für die zurückbleibende Salatsoße und -stücke.
Nach dem Essen war der Kummer zwar nicht komplett verflogen, aber zumindest soweit weg, daß ich mich sehr gut gesättigt fühlte und ohne weitere kulinarische Bedürfnisse noch etwas durch die Straßen und über den Viktualienmarkt schlendern konnte.
Das Bezahlen bei dem Asiaten war dann noch mal ein Erlebnis. Ich wollte Trinkgeld geben, aber der Ober wieß es zurück. Vor der Kasse stand eine Schale mit Münzen und ich machte Anstalten, in diese etwas einzuwerfen. Daraufhin sagte er: er habe auch eine Klau-Katze. Ich verstand nicht. "Sehen Sie, hier das Kästchen" (es stand neben oder hinter der Schale mit den Münzen), "legen Sie eine Münze hierhin" (er machte es vor) "dann kommt eine Katze und klaut die Münze". Und tatsächlich hob sich ein Teil des Deckels, eine Porzellankatze mit vorgestreckter Tatze kam zum Vorschein, die Tatze langte nach der Münze und schon waren beide in dem Kästchen verschwunden.
Ich legte einen Teil des Wechselgeldes in die Schale und verließ das Restaurant, in der Überzeugung, bald wiederzukommen.
Ich kann einfach nicht ohne fremdländische Küche leben.
Danke für deinen Beitrag. Eine tolles Wochenende wünsch ich dir
Congratulations @isarmoewe! You have completed the following achievement on the Steem blockchain and have been rewarded with new badge(s) :
You can view your badges on your Steem Board and compare to others on the Steem Ranking
If you no longer want to receive notifications, reply to this comment with the word
STOP
hallo anni!
es gibt ja gewaltige unterschiede zw. mann und frau, aber wenn dich ein job zum heulen bringt....., läuft da ned was falsch?
das hört sich sehr betrüblich an. man arbeitet ja nur notgedrungen wg. geld. wenn sich was falsch oder schlecht anfühlt würde ich da nie wieder hingehen. dafür hat man nen guten hausarzt - zum wochenlang arbeitsunfählig schreiben.
!BEER
View or trade
BEER
.Hey @isarmoewe, here is a little bit of
BEER
from @meins0815 for you. Enjoy it!