Dividendenwachstum - Am eigenen Depot

in #deutsch2 years ago

Vorwort

Nicht jeder der an der Börse unterwegs ist, weiß Dividenden wirklich zu schätzen. Bereits in einigen der alten Artikel habe ich die unterschiedlichen Gründe versucht zu erörtern. Grundsätzlich ist eine Überlegung immer, dass ein vernünftiges Unternehmen im Zweifel ein besserer Unternehmer ist als man selbst als Privatperson. Was hilft es einem, wenn das Geld bei einem auf dem Konto zu ein paar Prozentpunkten vor sich hin vegetiert, während es gleichzeitig irgendwo in einem Unternehmen arbeiten könnte? Das führt dazu, dass es durchaus einige Anleger gibt, die sogar Dividenden meiden und am liebsten nur Unternehmen kaufen, die gar keine Ausschütten.

Man denke nur mal z.B. an Amazon, die ein Unternehmen sind, dass sicherlich in aller Munde gewesen ist und trotzdem keine Dividende ausschütten. Bei diesen Unternehmen muss man am Ende über die Kurse seine Einnahmen machen und realisiert erst einen Gewinn, wenn man diese am Ende gewinnbringend verkauft.

Ich selbst bin allerdings ein Freund von Dividenden, da sie mir eine Teilauschüttung über die Zeit erlaubt und somit auch jedes Jahr ein bisschen vom Risiko aus der Investition heraus nimmt. Das so gewonnene Geld, kann ich dann so einsetzen wie ich es im hier und jetzt sinnvoll erachte. Der Kritiker wird sagen, dass dies ein sehr teurer Weg ist um dies zu machen und hat damit natürlich recht. Ich mag aber Dinge, die automatisch laufen!

Wenn Menschen versuchen über die Kurse ausschließlich Geld zu machen, neigen sie meiner Erfahrung nach danach sehr kurzfristig zu handeln und wesentlich sensibler auf steigende Kurse zu reagieren. Wer will am Ende sich auch die Butter wieder vom Brot nehmen lassen, wenn man schon einmal im Plus ist. Das Unternehmen wird oft geschlachtet bevor es wirklich reif geworden ist. Oder die Menschen machen mit ständigen Teilverkäufen am Ende soviel Transaktion, dass die frühzeitige Steuer am Ende auch nicht mehr den Kohl fett macht.

Dies nur als kleine Beschreibung meines Denkmusters zum Thema Dividenden. Die Pros und Contras habe ich in einigen älteren Artikeln bereits ausführlicher einmal vorgestellt.

Portfolio

Nun bin ich vor kurzem gefragt worden, ob Dividende am Ende den überhaupt einen spürbaren Unterschied machen kann? Also schmeiß ich doch mal Portfolio Performance bei mir an und mache einmal eine akkumulierte Monatsübersicht über die letzten 7 Jahre.

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Was sehen wir hier nun genau? Dies sind meine Einkünfte aus Dividende in den einzelnen Monaten. Bereits auf einen Blick erkennt man welche Monate besonders lukrativ sind und war ich in einem neuen Jahr immer von einer „Durststrecke“ spreche.

Man erkennt auch, dass ich gerade am Anfang weniger in den USA unterwegs war und vorwiegend in europäische Aktien. Während viele deutsche Unternehmen nur einmal im Jahr ausschütten, neigt man in den USA dazu quartalsweise auszuschütten. Mein Portfolio ist im Laufe der Jahre immer diverser geworden.

Man erkennt auch, dass die Einkünfte aus Dividende im Laufe des Jahres immer ein wenig gestiegen sind. Die Gründe dafür sind nicht unbedingt, dass die Dividenden selbst gestiegen sind, sondern eben auch strategisch nachgekauft wurde. Doch auch diese Summe ist bei mir über die Jahre recht konstant gewesen.

Trotzdem sollte man nicht unterschätzen, dass viele der Unternehmen, die ich halte durchaus pro Jahr eine Steigerung von 5-12% der Dividende pro Jahr hinlegen. Man sollte sich daher nicht blenden lassen von der Dividendenrentabilität des Einstandspreises. Bei 10% im Jahr hat sich diese nach 7 Jahren auch fast verdoppelt und sieht wesentlich lukrativer aus.

Schön zu sehen vor allem auch das Corona-Jahr, welches einiges durcheinander gebracht hat. Anstatt wie gewohnt einen guten Satz über dem Vorjahresniveau zu sein, blieb es bis zum Ende des Jahres hin spannend. Immer wieder gab es gute Nachrichten, dass einige Unternehmen doch ausschütten werden wie gewohnt. Einige senkten die Dividende vorsichtshalber um für die Krise vorbereitet zu sein und einige Aktien wie z.B. Disney strich die Dividende sogar bis heute komplett ein.

Erst 3 Tage vor Ende des Jahres wurde klar, dass mein Ziel die Dividende jedes Jahr zu steigern auch 2020 klappen wird. Mit gerade einmal 10€ Vorsprung gegenüber dem Vorjahr. Nicht gerade eine wichtige Zielmarke um finanziell Unabhängig zu werden, trotzdem allerdings gut für das eigene Ego, da die Serie bereits eine ganze Weile besteht und ich ungerne in Zukunft immer gesagt hätte: Außer 2020!

Bereits in den letzten beiden Jahren merkt man allerdings, dass ich die Dividende noch weiter gesteigert habe. Tatsächlich ist zum einen auch hier wieder Corona dran schuld gewesen. Da ich weniger Urlaub gemacht habe, ging das ganze auch verstärkt wieder in Aktien. Wenn man schon nicht konsumieren kann, dann will man sich ja nicht gleich auch für die Zukunft noch einschränken.

Der Anstieg im letzten Jahr lässt sich tatsächlich wohl auf „Inflation“ zurückführen. Als Inhaber von Aktien und somit eines Unternehmen, stört mich diese eben nur begrenzt. Natürlich ziehen sich die Preiserhöhungen durch die gesamte Produktionskette. Doch am Ende wird dies eben immer weiter durch gereicht bis sie am Ende beim Verbraucher landet, der dann die Zeche zahlt.

Solange ein Unternehmen also die erhöhten Preise durch reichen kann und genügend Macht hat diesen am Markt durchzusetzen, ist dies für mich nicht weiter dramatisch. Man denke nur mal an Coca Cola! Habt ihr wenn ihr in einem Restaurant oder Gaststätte gewesen seid den Eindruck, dass die Leute weniger Cola trinken als zuvor? Und das obwohl die Preise angehoben wurden. Auf eine solche Form von Luxus wollen, die meisten Menschen nicht verzichten.

Nicht jedes Unternehmen kann allerdings automatisch erhöhte Preise weitergeben. Man denke da nur einmal an Bäckereien, die nicht nur höhere Löhne, sondern auch mit steigenden Energiekosten zu kämpfen haben. So manch Einkäufer rümpft da schon die Nase, wenn er sehen soll, was man für ein Stück Brot ausgeben soll.

Das aktuelle Jahr ist dabei noch gar nicht zu Ende und es zeichnet sich auch ab, dass es nicht die gleichen Steigerungen wie in den letzten beiden Jahren geben wird. Momentan sieht es eher so aus als würde es eine gewohnte Steigerung wie in den Jahren zuvor geben. Bisher bin ich im Plan, wobei eine wichtige Position sich von Mai in den Juni verschiebt und der April den aktuellen Stand des Jahres besser beschreibt.

Gleichzeitig rechne ich bei den wichtigen Positionen nicht mehr damit, dass es sich im Laufe des Jahres dramatisch verändern wird und einfach auf hohem Niveau weiter läuft. Es wird auch dieses Jahr wieder eine weitere Steigerung geben!

Nachwort

Blicke ich genauso optimistisch ins Jahr 2024 wie in die letzten Jahre? Nein, keineswegs. Ich zähle mich eben nicht zu den naiven Optimisten, die ständig denken, dass alles von alleine gut wird. Als Pessimist sehe ich sogar sehr viele Risiken im nächsten Jahr… vor allem dann, wenn wir weiterhin feiernd in Richtung des nächsten Riffs unterwegs sind.

Meine Devise ist allerdings immer: Negativ denken, positiv handeln! Von daher werde ich trotz einer möglichen Rezession versuchen meine Dividendeneinnahmen weiterhin zu steigern. Und sei es nur in dem ich noch mehr Geld rein haue. Den im Laufe des Jahre kann ich mir diesen Luxus leisten, da sehr viel Geld bereits aus der Investition wieder raus ist.

Einige Aktien haben sich in der Zeit hier bereits komplett abbezahlt. Nicht wenige sind rund 50% bereits wieder zurück geflossen. Dadurch muss ich als Anleger nicht ständig darüber nachdenken, wann ich diese Aktien nun schlachte. Sind sie erst einmal abbezahlt, wäre ich ja dumm (solange sich nicht etwas grundlegendes ändert!) diese zu verkaufen. Sie haben sich bereits amortisiert und sorgen weiterhin für einen kleinen aber konstanten Geldfluss.

Dazu sollte man sagen, dass ich sehr stark auf den Konsum setze. Und dies auch schon seit Jahren und nicht erst in den letzten beiden Jahren als die Tech-Branche sehr unter die Räder gekommen sind und einige Anleger darüber sinnierten doch mal wieder mehr auf Konsum zu gehen. Das war der Zeitpunkt in dem ich dann ins Tech ging, aber das ist eine andere Geschichte :)

Nicht jeder Anleger mag Dividenden und wie bei fast allem gibt es bei dem Thema kein absolut richtig und absolut falsch. Am Ende habe ich selbst ja sogar auch Wachstumsaktien im Depot. Doch gerade in der aktuellen Zeit wo alles über die steigenden Preise ächzt, lässt es einem durchaus Nachts besser schlafen, da ein Teil der Einkünfte inflationsgeschützt sind.

Gerade Einsteigern lege ich Dividendentitel sehr ans Herz, da sie psychologisch ein wichtiger Anker sein können nicht ständig auf die Zahlen im Depot zu blicken und sich über die Zahltage zu freuen. Der Moment in dem man es schafft das erste Mal sein Handy oder Netflix-Konto über eine Dividende zu decken und zu wissen, dass im Idealfall dieser Teil des eigenen Konsums nun bis ans Lebensende bezahlt werden kann, gibt einem eine Zufriedenheit, die man als reiner Arbeitnehmer vermutlich nicht verstehen kann.

Auf diese Weise kommt man wesentlich schneller in die Welt der Anleger als wenn man sich als Daytrader versucht und damit vermutlich auf Grund des eigenen Wissens eher eine Menge Geld verliert. Dann sehe ich mich lieber als Investor, der von Jahr zu Jahr versucht Unternehmen zu kaufen, die sich im Laufe der Jahre amortisieren.

Lasst Euch nicht beirren und von Untergangspropheten verlocken. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und sollte stets danach streben sein eigener Herr zu werden. Auf diesem Weg gibt es viele Menschen, die versuchen werden aus den unterschiedlichesten Gründen einen Steine in den Weg zu legen.

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Negativ denken, positiv handeln? Klingt nach einem Paradoxon. 😜
Ich arbeite jeden Tag dran mir meinen Optimismus zu erhalten. Sonst brauchte ich auch kaum langfristig investieren wenn ich nicht an langfristiges upside glaubte. Aber ich bin selbstverständlich nicht naiv, was du glaube ich meinst, und rechne damit, dass es jedes Jahr bergauf geht.