Liegt der Liberalismus im Sterben, erstochen durch die Hand der wissenschaftlichen Entwicklungen? Dieser Frage möchte ich heute nachgehen und beziehe mich wie in einem vorherigen Artikel auf Hararis Buch Homo Deus.
Liberalismus wird beschrieben als der Glaube, dass jeder Mensch:
- Ein Individuum ist (also ein unteilbares Ich)
- Einen freien Willen besitzt
- Sich selbst am besten kennt und versteht
Was Neurowissenschaftler dagegen einzuwenden haben, beschreibe ich vielleicht ein ander Mal, hier geht es um die wirtschaftlichen Bedrohungen für diese Idee.
Bis ins 20te Jahrhundert war es wirtschaftlich klug, sich an den Wert des Individuums zu halten, im totalen Krieg wurde jede Hand an der Waffe, in der Produktion oder auch in der Propaganda gebraucht. Zudem war es nicht möglich, Menschen in den Kopf zu schauen und sie genau zu analysieren, in dem Sinne waren die Gedanken frei. Auch waren die Menschen, ob arm oder reich, zumindest biologisch relativ gleich.
Unser Jahrtausend jedoch bringt drei Veränderungen, die Liberale Systeme erledigen könnten:
Menschen verlieren ihre Nützlichkeit in Wirtschaft und Militär: Heute kann ein einziger Drohnenpilot die Arbeit zahlreicher Soldaten erfüllen oder die Drohne ist sogar völlig automatisch braucht keine menschliche Kontrolle mehr. Computersystem wie IBM-Watson können auch spezialisierte Berufe wie Ärzte oder Anwälte langsam verdrängen. Was bleibt dem Mensch? Kunst vielleicht, aber Computer können selbst klassische Musik komponieren. Vielleicht könnten wir den ganzen Tag zocken und uns zudröhnen. So viel zur Würde des Menschen.
Der Mensch in der Masse ist noch nützlich, als Individuum nicht: Kennst du dich selbst am besten? Oder ist es vielmehr Google, dass deine Interessen schon seit Jahren anhand deiner Suchanfragen analysiert. Wenn wir uns selbst erkennen wollen, machen wir das mehr und mehr, indem wir alle verfügbaren Informationen in eine Datenbank einspeisen, einen Algorithmus das ganze "Big Data" analysieren lassen und uns eine Diagnose ausgeben lassen. Mit genug Daten weiß irgendwann das System, was wir "wirklich" wollen, wir sind mit den Ergebnissen zufrieden, geben mehr und mehr Macht ab und stellen das Denken ein.
Nur noch noch einige verbesserte Übermenschen sind wirtschaftlich nützlich: Wir können auch nach tausenden von Jahren noch die Ilias oder die Bibel verstehen, denn wir sind immer noch biologisch die selbe Spezies. Was aber, wenn Menschen sich genetisch oder mechanisch so sehr verbessern, dass der heutige Mensch ihnen erscheinen muss wie der Schimpanse für den heutigen Mensch? In der Vergangenheit wurde jede Hand gebraucht, daher kamen auch medizinische Verbesserungen schließlich allen zugute. Heute braucht man nicht mehr so viele Menschen(siehe Punkt 1) und es gibt somit viel weniger Anreize, jeden mitzunehmen, z.B. bei genetischen Verbesserugen.
Mein kleiner Einwand ist folgender: Menschen spielen gerne Spiele und ein Spiel braucht Beschränkungen um Spaß zu machen. Im "Godmode" wird es schnell langweilig. Computer mögen besser Schach spielen als Menschen, aber es gibt immer noch große Schachturniere und der Schachweltmeister wird immer noch respektiert. Wenn ein zu großer Vorteil für eine Seite das Spiel zerstören würde, setzen wir bewusst Grenzen und es spannend zu halten. Ansonsten wäre Doping im Sport ja kein Problem. In diesem Sinne denke ich, das Menschen immer noch Respekt für menschliche Leistungen haben und die spanenden Spiele weiterspielen werden. Die meisten Arbeiten sind keine spannenden Spiele und sollen ruhig verschwinden.
Ich denke also, dass wir unsere geistige Gesundheit und den Spaß am Leben werden bewahren können, ob wir durch diese Kollegen hier durch dummen Zufall oder mit Absicht erledigt werden steht auf einem anderen Blatt:
Technik als Perversion und Fortschritt als Selbstzweck. Ich glaube es wird alles ganz anders kommen. Die Menschen werden das nicht annehmen und mal nebenbei man sollte das Ganze nicht als Gehirnersatz betrachten. Die Technik hat dem Menschen zu dienen und ihn nicht in allen Bereichen zu ersetzten.