Als Psychologe begegnet uns das Klischee, dass wir selbst einen an der Klatsche haben hin und wieder. Die Einen glauben schon mal, dass wir einfach so von Natur aus bekloppt sind. Die Anderen haben wilde Thesen, von Weltraumstrahlung bis dahin, dass wir uns Selbst zu Tode reflektiert und analysiert haben.
Also wollen wir über unsere Rolle in dem System der sozialen Medien reflektieren...und um den Ruf eines verkopften Theorie-Fetischisten zu untermauern, in nächster Zeit auch gleich noch mit Texten zum Thema Medien um uns schmeißen.
Wir haben eine alte Masterarbeit und zwei Bachelorarbeiten über das breite Gebiet Medienwirkung in unserem Vorratsschrank stehen. Auf Abschnitten daraus möchten wir einige Texte aufbauen. Wir sind gerade aber noch auf der Suche, nach unserem eigenen Stil. Das geht von Überlegungen zu provokativen Überschriften, über wie seriös/wissenschaftlich wollen wir uns geben, bis zur Fragen ob manche Inhalte zunächst kritisch diskutiert werden sollten.
Während wir da so herum reflektieren merken wir, dass über all dem einfach das Thema unserer eigenen Rolle in den Sozialen Medien schwebt. Sowohl unsere Rolle als Empfänger von Botschaften, der sich auch bewusst oder unbewusst verführen lässt, so wie auch unsere Rolle als Verteiler von Posts.
Unser Guru hat darauf eine Antwort, der Rest von uns merkt aber, dass es einen Prozess zu einer Haltung hierzu benötigt. Den wollen wir hier beginnen und diskutieren.
Die Fragen, die auftauchen:
Was bedeutet es Medien zu konsumieren? Was bedeutet es medial aktiv zu werden? Welche Verantwortung für uns Selbst und unsere Inhalte haben wir?
Der Guru sagt
Unser Backpacker schreibt
Ob wir Smartphone Zombies werden und wie uns Filterblasen oder Fake-News beeinflussen scheint momentan viel Diskussionsstoff zu liefern. Wir sind meist täglich umgeben von „den Medien“. Von Nachrichtenmeldungen, Netflix Serien, Youtube-Videos, Fernsehen und sozialen Medien.
Während dem Trampen, im Bus, Zug oder in der Mitfahrtgelegenheit hatte ich dazu die letzten Jahre viele spannende Gespräche mit Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Gesellschaftsschichten. Die aktuelle Veränderung unserer Lebenswelt durch Medien scheint ein verbindendes Thema zu sein. Es kann fast jeder mitreden und fast jeder hat was dazu zu sagen. Einerseits ein schönes Smaltalk-Thema, andererseits ein ausgeschlachtetes Feld?
Selbst wenn es nach ausgelatschten Schuhen schmeckt kann es vielleicht aufschlussreich sein nochmal genauer hinzusehen und zu überlegen wie die Inhalte von Filmen, Nachrichten oder Geschichten überhaupt wirken.
Wir sind vom eher passiven Zuhörer oder Zuschauer ja quasi aufgestiegen zu einem aktiveren Mitgestalter der Medienwelt. Neben Algorithmen verbreiten wir eben manche Inhalte über soziale Medien und andere Inhalte wiederum nicht. So werden wir viel stärker zum „Produzenten“, „Verleger“ und „Zensierer“ von Botschaften, als noch vor einiger Zeit.
Damit liegt hier aber plötzlich auch eine zusätzliche Verantwortung auf meiner Tastatur. Es geht vielleicht nicht mehr nur noch darum wem oder was ich Aufmerksamkeit schenke und von wem ich mich verführen lasse, um mit diesen Informationen mein Weltbild zu basteln. Sondern es geht auch darum, welchen Eindruck von der Welt ich dann wieder in die digitale Sphäre herausschieße und weiterverbreite.
Dieses Bild mag zwar mit einiger Wahrscheinlichkeit in der Bedeutungslosigkeit des Internet-Gebrabbels untergehen, aber es kann auch hier und da ein größerer Tropfen werden, der Diddl-Kaffeetassen befüllt.
Der Wissenschaftler macht diesen Ausflug
In den letzten 50 Jahren Medienforschung wurden etliche messbare Einflüsse auf Einstellung und Verhalten aufgedeckt. Hierbei gibt es Untersuchungen, die kurzfristige Effekte erheben und Studien, welche über längere Zeiträume angelegt sind. So können auch langfristige Auswirkungen bestimmter Medien, so wie deren Eigenheiten und Inhalte beobachtet werden.
Vor allem die Diskussion über negative Auswirkungen verschiedenster Medien hat eine
lange Tradition.
Seit Jahrzehnten wird die Wirkung von Gewaltdarstellung in Filmen auf den Zuschauer diskutiert und untersucht. Hierbei konnten immer wieder Zusammenhänge zwischen gewalttätigem Verhalten und dem Konsum von gewaltdarstellenden Medien gefunden werden (vgl. z. Bsp Kunczik & Zipfel 2010). Diese Studien sagen aber nicht aus, dass gewalttätige Medieninhalte einen automatisch aggressiver machen, sondern dass dies ein Faktor von vielen sein kann, der zu gewalttätigem Verhalten führt.
Es werden auch gesundheitliche Themen in Bezug auf negative Medieneffekte betrachtet. Hierbei wird seit mehreren Jahrzehnten der Effekt von Rauchen in den Medien untersucht. Es gibt viele Hinweise darauf, dass das Rauchen in Shows und Filmen auch den Zuschauer zu mehr Tabak-Konsum animiert. Hier wurden inzwischen Maßnahmen ergriffen. Wenn man alte Filme mit neueren vergleicht, dann fällt vielleicht auf, dass die Menschen in neueren Filmen weniger rauchen, oder Lucky Luk statt der Zigarette, auf einem Grashalm herumkaut.
Der den Medien zugeschriebene Einfluss ist teilweise aber sogar so stark, dass zum Beispiel Journalisten der Radiostation RTLM in Ruanda als Mitverantwortliche für den dortigen Völkermord verurteilt wurden. Der Radiosender RTLM verpackte demzufolge immer wieder hetzerische Inhalte und Ideologien in ihr modernes Programm. Diese Inhalte sollen maßgeblich einen Boden für den Hass in Ruanda bereitet haben, der in dem Aufhetzen zum Völkermord 1994 seinen Höhepunkt erreicht haben soll.
Wenn man den Studien hierzu glaubt, dann können unterschiedliche Medien also einen schädlichen Einfluss auf unser Verhalten, unsere Gesundheit und unsere Gesellschaft haben.
Damit im Hinterkopf sind wir auch wieder bei unserer eigenen Diddel-Kaffeetasse angelangt. Der Frage die wir uns gerade angefangen haben zu stellen: Welche Verantwortung haben wir und wie werden wir dieser Gerecht?
Um eine Haltung wachsen zu lassen, bleibt diese Frage auch nach außen gerichtet erstmal so im Raum stehen.
Quellen
Wir wollten zum Start mit Quellen anfangen, in denen man die Informationen nachlesen kann, ohne Zugang zu Universitätsbibliotheken oder E-Journals haben zu müssen.
Kunczik & Zipfel. (2010). Medien und Gewalt, Bedunde der Forschung 2004-2009; Bericht für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend,
online unter:
https://www.bmfsfj.de/blob/94292/b81e673a7880e6d82f62400cf89c94c8/medien-und-gewalt-befunde-der-forschung-kurzfassung-data.pdf
Gesundheitsbehörde der USA zum Thema Einfluss von Filmen auf den Tabak-Konsum:
https://www.cdc.gov/tobacco/data_statistics/fact_sheets/youth_data/movies/index.htm
Thema Ruanda:
https://www.deutschlandfunkkultur.de/ruanda-die-stimme-des-voelkermords.950.de.html?dram:article_id=283296
https://www.ushmm.org/confront-genocide/cases/rwanda
Unsere Werbepsychologie-Expertin möchte an dieser Stelle noch einen Cliffhanger für weitere Artikel in der nächsten Zeit einbringen:
Der immense Einfluss, der unterschiedlichen Medien teilweise zugeschrieben wird legt auch andere Überlegungen nahe: Können Medien für „positive“ Effekte genutzt werden? Propaganda für das „Gute“? … und
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