Wie viel Steuern zahlen wir eigentlich mittlerweile wirklich?
Aufgrund zahlreicher versteckter Steuern und unserem komplizierten Steuersystem ist es heutzutage nahezu unmöglich zu berechnen, wie viel Prozent von unserem hart verdienten Geld uns tatsächlich vom Staat entrissen wird.
Viele Steuern sind so geschickt versteckt, dass wir in den meisten Fällen gar keinen Überblick mehr darüber haben. Wenn wir für 50€ tanken, wie viel Geld bezahlen wir dann für das Benzin und wie viel Geld geht an den Staat?
Noch komplizierter wird es, wenn man diverse Kosten berechnen möchte, die bspw. Energiekonzernen durch staatliche Regulierungen aufgezwungen werden und dann letztendlich natürlich auf den Kunden umgelegt werden.
Berechnung der realen Gesamtsteuerlast
Ich habe mir die Mühe gemacht, alle Steuern und Zwangsabgaben so weit es mir möglich war aufzudröseln, um einen Durchschnittswert zu haben, der auch für alle nachzuvollziehen ist.
Zwangsabgaben sind Abgaben, zu denen man vom Staat gezwungen wird sie zu bezahlen ohne dass man freiwillig einen Vertrag abgeschlossen hat. Hierzu zählen unter anderem der Rundfunkbeitrag und seit 2009 die Krankenversicherung.
Die Steuer hängt in Deutschland vom Gehalt, der Steuerklasse, dem Konsumverhalten und diversen anderen Faktoren ab, die bei jedem unterschiedlich sind. Deshalb ist eine 100% akkurate Berechnung, die auf jeden Übertragbar ist natürlich nicht möglich.
Die nachfolgende Berechnung bezieht sich auf einen verheirateten Arbeitnehmer ohne Kinder mit durchschnittlichem Monatsgehalt und durchschnittlichem Konsumverhalten.
- | - |
---|---|
Tatsächlicher Bruttolohn | 4.503,52 € |
→ Arbeitgeberanteil Rentenversicherung | - 352,59 € |
→ Arbeitgeberanteil Arbeitslosenversicherung | - 56,57 € |
→ Arbeitgeberanteil Krankenversicherung | - 275,28 € |
→ Arbeitgeberanteil Pflegeversicherung | - 48,08 € |
Offizieller Bruttolohn | 3.771,00 € |
→ Arbeitnehmeranteil Rentenversicherung | - 352,59 € |
→ Arbeitnehmeranteil Arbeitslosenversicherung | - 56,57 € |
→ Arbeitnehmeranteil Krankenversicherung | - 309,22 € |
→ Arbeitnehmeranteil Pflegeversicherung | - 57,51 € |
→ Solidaritätszuschlag | - 56,38 € |
→ Lohnsteuer | - 1.025,16 € |
Nettoeinkommen | 1.913,58 € |
→ Rundfunkbeitrag | - 17,50 € |
→ Steuern für Miete & Wohnen | - 247,12 € |
→ MwSt. für Lebensmittel | - 21,00 € |
→ MwSt. für Kleidung und Konsumgüter | - 57,00 € |
→ KFZ-Steuer & Haftpflichtversicherung | - 30,00€ |
→ Steuer für Benzin | - 147,00€ |
→ Steuer für Tabakwaren | -112.50€ |
→ Sonstige Steuern | - 100,00€ |
Netto nach allen Steuern und Zwangsabgaben | 1.181,46 € |
Wir sehen also, dass von den ursprünglichen 4503,52€, die der Arbeitgeber für die Leistungen des Arbeitnehmers zahlt am Ende nur 1181,46€ bei dem Arbeitnehmer bleiben.
Somit zahlen wir durchschnittlich 73,8% Steuern und Zwangsabgaben, die uns vom Staat durch Androhung von Gewalt und Freiheitsentzug weggenommen werden.
In diesem Beispiel wurde nur mit möglichst durchschnittlichen Werten gerechnet. Viele müssen also noch einen weitaus höheren prozentualen Anteil ihres Geldes abgeben.
Was hier allerdings noch nicht mit eingerechnet wurde sind die Steuern, die bei der Produktion der gekauften Produkte entstehen. Ein Unternehmen muss Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer, Grundsteuer, Stromsteuer und je nach Gewerbe noch diverse zusätzliche Steuern und Zölle bezahlen.
Um diese immensen Kosten zu decken, muss der Unternehmer selbstverständlich die Preise seiner Produkte drastisch erhöhen.
Also zahlt diese Steuern über Umwege natürlich am Ende der Kunde, der das jeweilige Produkt kauft.
Wie viel weniger ein Produkt kosten würde, wenn es gar keine Steuern mehr geben würde, lässt sich leider nur sehr schwer berechnen.
Würde man das noch mit einberechnen, dann wären wir nach meiner Schätzung bei weit über 80% Steuern und Zwangsabgaben.
Zusätzlich sei noch erwähnt, dass uns der Staat durch diverse Gesetze und Regulierungen noch weitaus mehr Kosten verursacht. So ist bei uns beispielsweise der Euro gesetzliches Zahlungsmittel, was extrem negative wirtschaftliche Folgen nach sich zieht. Durch die ungedeckte, von der EZB kontrollierte, inflationäre Währung wird unser Geld, von dem uns eh schon der Großteil weggenommen wird, immer weniger wert.
Leider würde es hier den Rahmen sprengen die kompletten Auswirkungen des Geldsystems auf die Wirtschaft zu erläutern.
Ein leichter verständliches Beispiel für Gesetze, die uns mehr Kosten verursachen ist das Verbot der 25 Watt und 40 Watt Glühlampen, durch welches wir nun genötigt werden auf teurere Energiesparlampen umzusteigen.
Leider gibt es hunderte solcher Gesetze und Regulierungen.
Berechnungsgrundlage, Ausführungen und Quellen
Der durchschnittliche Bruttolohn eines vollbeschäftigten Arbeitnehmers lag im Jahr 2017 bei 3771€ im Monat. Quelle: Statistisches Bundesamt
Die Lohnsteuer und Sozialabgaben beziehen sich somit auf das Abrechnungsjahr 2017 für einen Verheirateten ohne Kinder in der Steuerklasse 5, nicht Kirchensteuerpflichtig, 30 Jahre alt, gesetzlich Krankenversichert mit 0.9% KV-Zusatzbeitrag. Berechnet auf brutto-netto-rechner.info
Rundfunkbeitrag
Der Rundfunkbeitrag wurde 2013 eingeführt und beträgt seit 2015 17,50€ monatlich.
Es handelt sich hierbei um eine Zwangsabgabe, da jeder Bürger dazu gezwungen wird ihn zu bezahlen, auch wenn dieser die Angebote der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nicht nutzt und/oder nicht unterstützen möchte.
Steuern für Miete & Wohnen
Hier wurden alle Steuern und Zwangsabgaben zusammengefasst, die mit der Wohnung zusammenhängen.
Hierzu zählen auch Steuern und Zwangsabgaben, die der Wohnungseigentümer zahlen muss und dann auf den Mieter umlegt. Neben der Grundsteuer, Grunderwerbsteuer und Feuerschutzsteuer sind hier auch noch Niederschlagswassergebühr, Service für Rauchwarnmelder und diverse andere Zwangsabgaben fällig.
Auch die Stromkosten sind mit zahlreichen Steuern und Umlagen belegt. Stromsteuer, EEG-Umlage, Netzentgelt, Konzessionsabgabe, Kraft-Wärme-Kopplungs-Aufschlag, § 19-StromNEV-Umlage, Abschaltbare-Lasten-Umlage und Umsatzsteuer kosten den Steuerzahler schon 22,7 cent/kWh
Je nach Stadt und Vertrag sind ca. 90% der Stromkosten versteckte Steuern.
Beim Gas gibt es ähnlich viele Steuern und Umlagen.
Hinzu kommen dann noch MwSt. für Internet, Telefon und TV Verträge, Haushaltsgegenstände und Instandhaltung.
Die Steuern und Zwangsabgaben können hier natürlich je nach Stadt, Größe der Wohnung und Lebensstil sehr stark variieren. Ich habe hier die Kosten für eine durchschnittliche Wohnung in Hamburg mit einem durchschnittlichen Strom und Gasverbrauch berechnet.
MwSt. für Lebensmittel
Berechnet mit 7% MwSt. für 300€ Lebensmittel (10€/Tag)
MwSt. für Kleidung und Konsumgüter
Hierzu zählen sämtliche monatliche Ausgaben, die mit 19% MwSt. besteuert werden.
Neben Kleidung und Verbrauchsgegenständen sind hier auch Dienstleitungen wie Friseurbesuche und Freizeitaktivitäten mit eingerechnet.
Hier berechnet mit 19% von 300€
KFZ-Versicherung
Seit 1965 ist in Deutschland jeder Fahrzeughalter zu einer KFZ-Versicherung verpflichtet.
Hier angesetzt mit 20€ pro Monat für eine KFZ-Haftpflichtversicherung.
Steuern ca. 120€ pro Jahr für einen Mittelklassewagen. (10€ pro Monat)
Steuer für Benzin
Kosten für 150 Liter Benzin bei einem Preis von 1,40€ pro Liter = 210€
Ca. 70% sind Energiesteuer (ehm. Mineralölsteuer) und MwSt. = 147€
Steuer für Tabakwaren
Die Tabaksteuer wird in Deutschland auf Tabakwaren aller Art erhoben.
Von 5€ für eine Schachtel mit 19 Zigaretten gehen 3,75€ an den Staat. (2,95€ Tabaksteuer + 0,80€ MwSt.)
Bei einer Schachtel Zigaretten pro Tag sind das 112,50€ zusätzliche Steuern pro Monat.
Sonstige Steuern
Je nach Konsumverhalten und Lebensstil kommen ggf. noch diverse weitere Steuern hinzu.
Biersteuer, Branntweinsteuer, Schaumweinsteuer, Alkopopsteuer, Kaffeesteuer, Hundesteuer, Vergnügungssteuer, Erbschaftssteuer, Wettsteuer, Lotteriesteuer, Luftverkehrsteuer etc.
Ein Staat mit einer derartigen Steuerquote wird zum Feind seiner Bürger, ein echter Leviathan!
Tolle Zusammenstellung, wobei Du noch den Beitrag zur Berufsgenossenschaft (Unfallversicherung) vergessen hast.
Erhöht also die Abgabenquote noch mal.
Du hast vollkommen recht.
Ist leider schwer dafür einen Durchschnittswert zu finden.
Ich bin fälschlicherweise davon ausgegangen, dass man diesen Beitrag umgehen kann. Aus diesem Grund habe ich auch keine Kirchensteuer mit eingerechnet.
Wobei ich den Beitrag für die Berufsgenossenschaft nicht schlimm finde, da er nur den betroffenen Arbeitern selbst zugute kommt, nicht vom Staat organisiert wird und durch seine Beitragsgestaltung (Beitragshöhe entsprechend der Gefährlichkeit der Tätigkeit, der Häufigkeit von Berufskrankheiten und Häufigkeit der Unfälle) zur Arbeitssicherheit beiträgt. Die Berufsverbände bieten ja auch eine hervorragende Rentenversicherung an (z.B. die Malerrente), die direkt vom Bruttolohn abgezogen wird, also Steuern spart.
Die verbleibende Frage ist jedoch, ist es ein Problem Abgaben in dieser Höhe zu bezahlen oder besteht das Problem eigentlich darin, was mit dem Geld dann geschieht?
Aber schön recherchiert, Daumen hoch dafür!
Sofern man die Steuerabgabe verkraften kann, dürfte das kein Problem darstellen. Ich finde es nur schade das die eingenommen Steuern mit Händen und Füßen wieder durch den Staat rausgeworfen werden. Der Staat müsste viel besser wirtschaften als er dies zurzeit tut.
Eine GEZ-Gebühr kann und werde ich nie nachvollziehen können. Ich finde es ist an der Zeit diese Gebühr bzw. Zwangsabgabe aufzulösen. Schließlich läuft über ARD und ZDF auch nichts mehr was man sich noch anschauen könnte. Die Politik Sendungen gehen zwar noch doch den Rest kann man vergessen. Ich brauche keinen Tatort der für Millionen von Euro jährlich produziert wird. Zudem finde ich es eine Frechheit eine Zwangsgebühr bezahlen zu müssen um dann immer noch Werbefinanzierte Inhalte mir anschauen zu müssen.
So sehe ich das auch - Steuern an sich kann ich nachvollziehen. Allerdings generieren solche Mechanismen die zum Tragen kommen, auch wenn man selber kaum etwas leistet, meist einen unwahrscheinlichen Bürokratieapparat. Auch zu sehen bei großen Firmen. Dummerweise ist das fettleibig werden einfach die Verschlankung aber extram schwierig - da sind gewissen Parallel zum eigenen Körper wohl vorhanden.
Sowohl als auch. Wenn dir dein Geld niemand wegnehmen würde, dann könntest du selber entscheiden was mit dem Geld geschieht und somit würde sich die Frage dann erübrigen.
Ich wollte den Artikel so unpolitisch und sachlich wie möglich halten.
Vielleicht schreibe ich demnächst mal darüber, warum ich persönlich Steuern nicht nur für unmoralisch, sondern auch für entbehrlich halte.
Danke für deinen Daumen :)
Super Artikel!
Danke dir für den Aufwand und das Teilen!
Es ist wirklich gut so ein allgemeines Beispiel immer rausholen zu können.. ;)
Greets!
DICKES FETTES WOW!!!! Auch nicht Bundesdeutschen gefällt heftiges Hinterfragen, Mmitdenken und Nachrechnen!
Dafür bräuchte man nen 2.Account für noch ein Upvote!!!
Hallo @checkm8, herzlich willkommen auf Steemit.
Wenn Du Fragen zu Steemit hast, oder Dich mit anderen deutschen „Steemians“ austauschen magst, schau einfach mal auf unserem Discord-Server https://discord.gg/g6ktN45 vorbei.
Wenn Du auf Deutsch schreibst, verwende immer #deutsch als einen der 5 Hashtags, um Deine Reichweite zu erhöhen.
Unter dem folgenden Link findest Du einige Anleitungen, die Dir den Einstieg in das Steem-Universum deutlich erleichtern werden: Deutschsprachige Tutorials für Steemit-Neulinge: Ein Überblick
Congratulations @checkm8! You have completed some achievement on Steemit and have been rewarded with new badge(s) :
You got a First Reply
Award for the number of comments
Click on any badge to view your own Board of Honor on SteemitBoard.
To support your work, I also upvoted your post!
For more information about SteemitBoard, click here
If you no longer want to receive notifications, reply to this comment with the word
STOP
Du hast leider einen Denkfehler bei deinen Berechnungen. Am Ende hast du wesentlich mehr als 1100 Euro im Monat übrig, denn die Steuern sind ja schon bezahlt. Die Zahl die du ausgerechnet hast ist die Zahl, die übrig bleibt wenn man alle Steuern abzieht. Das ist aber im Endeffekt uninteressant, da sie nichts über deiner Kaufkraft aussagt. 1100 ist lediglich das Geld, dass die Unternehmen später an Reingewinn von dir nach Abzug der Steuern haben.
Das Wort Reingewin war falsch gewählt. Aber es ändert nichts daran, dass deine Zahl keine Aussagekraft enthält.
Die Aussage könnte falscher nicht sein.
Ich glaube dir ist die Bedeutung von Wörtern wie "Kaufkraft" oder "Reingewinn" nicht bewusst.
Der Reingewinn ist das, was dem Unternehmen am Ende nach Abzug aller Kosten übrig bleibt.
Zu den Kosten zählen unter anderem auch der Einkaufspreis, Produktionskosten, Transportkosten, Provisionen an den Einzelhandel, Werbekosten, Miete, das Gehalt für seine Mitarbeiter und die ganzen Steuern, die der Unternehmer noch zusätzlich zahlen muss. Habe ich im Artikel sogar kurz angeschnitten. "Gewerbesteuer, Körperschaftssteuer, Grundsteuer, Stromsteuer, usw."
Diese Steuern sind, wie bereits im Artikel erwähnt, gar nicht mit eingerechnet und die anderen Kosten natürlich sowieso nicht.