Lieber sco,
nun, bei der kurzen Grunddefinition sind wir uns sicher weitgehend einig, die Begrifflichkeit "freier Markt" finde ich grundsätzlich besser als die Begrifflichkeit Kapitalismus.
Schon eine ganz wesentliche Basis unseres Wirtschaftens, das Geldsystem , unterliegt ja nicht dem freien Markt sondern einem staatlichem oder privatem Monopol, je nachdem wo Du hinsiehst.
Staaten (national oder supranational wie die EU-Bürokratie) greifen nicht nur bis zu einen gewissen Grad ein, sondern ganz erheblich, durch viele Mechanismen und oft in Konkurrenz und zu Lasten der Hauptfinanziers des Ganzen, des Mittelstandes und der steuerzahlenden Bürger.
Die Steuerung unterliegt somit wesentlich nicht mehr dem Markt, ist ja auch Wesen von Keynes, bzw. dem heute gelebten Keynesianismus.
Und ob heute der Unternehmer dank zentraler Zwänge und Bürokratie-Vorgaben und späterer erheblicher Umverteilung wirklich noch "Privat-Eigentümer" an den Produktionmitteln ist, darüber kann man lange und trefflich streiten genauso über das Wesen und die Ursachen (Geldsystem!!) der Konzentration des Kapitals.
Und auch darüber wie schwerfällige Großkonzerne und Zombie-Unternehmen ohne Bürokratie und Lobbyismus (beides können sie besser bewältigen als der Mittelstand, sie setzen die Normen ja selbst oft genug oder sind politisch postuliert "too big too fail") im freien Markt abgestraft werden würden.
Und Ninja-Kredite (No income, no job, no asset) und daraus folgende Finanzprodukte wie MBS und CDOs wie in der Immo-Krise 2008 entstanden ja geradezu mit Ansage durch politische Utopie und dann staatliche Vorgaben und Rahmensetzungen.
Clinton hatte 1995 eine Initiative "auf den Weg gebracht", um auch Käufern mit schlechter Bonität Hauseigentum zu ermöglichen und dann unterzeichnete er 1999 den Gramm-Leach-Bliley Act und setzte den zweiten Glass-Steagall Act -also letztlich die Trennung von Geschäfts-und Investmentbanken (mal eine sinnvolle staatliche Rahmensetzung)- damit außer Kraft, 2000 ermöglichte seine Regierung dann einen Markt mit oben genannten Betrugsprodukten ohne Wert.
Das ist aber eben kein freier Markt, sondern staatlich mitorganisierter Betrug auf Basis einer politischen Utopie gewesen, der freie Markt hätte Ninja-Kredite niemals zugelassen, da wohl kaum jemand in "no income, no job, no asset" in größerem Umfang investieren würde.
Als "Kapitalismuskritik" ist die gern und oft zitierte Finanzkrise 2008 also z.B. vollkommen ungeeignet, da ihr eben kein freier Markt zu Grunde lag.
Nun, vielleicht verschieben wir aber diese Diskussion aber auf den zweiten Teil von @freiheit50 darstellung bzw. führen sie dort fort?
BGvB!
Machen wir das.