Interpretation: Matrix Resurrections

in #deutsch3 years ago (edited)

"Matrix Resurrections" denkt das Prinzip der Überwindung einer Dialektik (Entweder-Oder) weiter und zeigt auch, wie man sie aktiv überwinden kann.

In "Matrix" hatte Neo Angst vor dem Leben und flüchtete sich deswegen für einen Teil seines Lebens in eine Scheinwelt. Agent Smith, sein Ego, hingegen hatte Angst vor dem Tod und versuchte dem, was Neo vorhat (nämlich aus der Matrix auszubrechen und ein echtes Leben zu beginnen), mit Kontrolle zu begegnen.

Betrachtet man die Matrix-Trilogie als Bewusstwerdung nicht eines Einzelnen, sondern als Prozess an sich, sieht man, dass die Auflösung des Unterschieds zwischen Wille und Ego (Neo und Smith), also ihre Ununterscheidbarkeit, der Schlüssel sind.

Der Verstand (in Form des Architekten) hat bisher immer uhrwerkgleich sichergestellt, dass sobald der Widerspruch zwischen Wille und Ego (den er als Anomalie bezeichnet) zu groß wurde, die Matrix neu gestartet wurde.

Die Psyche (das Orakel) sorgt aber in der Matrix Nr. 6 für ein Wunder, nämlich dafür, dass die Hebung auf eine neue Bewusstseinsebene stattfindet OHNE dass der physische Körper sterben muss. Sprich: Die Matrix (das Bewusstsein) wird neu programmiert, aber Zion (der Körper) geht nicht unter, sondern lebt weiter.

"Matrix Resurrections" führt die Auflösung dieser Widersprüche, vor allem durch die Kooperation zwischen Mensch vs. Maschine, weiter. Passenderweise heißt das Spiel, dass Thomas Anderson in "Matrix Resurrections" programmiert, "Binary". Ein Hinweis darauf, dass immer noch ein Widerspruch, eine Dualität besteht.

Während die Bewohner Zions bei diesem Problem z. B. durch Metamorphs schon etwas weiter sind und neue Allianzen mit den Maschinen eingegangen sind, sind Neo als Thomas und Trinity als Tiffany wieder tief in der Matrix gefangen.

Mit dem "Traum", den Thomas in der neuen Matrix hat (in Form des Spiels "Binary"), hat er, wie damals das Orakel in der Trilogie, eine Hintertür offengelassen, durch die Bugs aus der echten Welt IO seine Erinnerung an Morpheus und über ihn wiederum Thomas selbst kontaktieren konnte.

Morpheus erscheint im Spiel "Binary" als eine Symbiose aus Mut und Ego, Morpheus und Smith, und dementsprechend anders als der Morpheus, den wir aus der Trilogie kennen. Er ist quasi sowohl Smith als auch Morpheus. Ein weiterer Hinweis darauf, dass (wie die Trilogie schon andeutete) das Ego ein natürlicher Teil des Bewusstseins ist, der, auf gesunde Weise integriert, sogar hilfreich sein kann.

Der Architekt (das Verstandesdenken) versucht zwar wieder, Thomas davon abzuhalten, die neue Matrix zu verlassen. Dennoch hat Thomas selbst, auch wenn Bugs und Morpheus von außen auf ihn zuzukommen scheinen und er am liebsten davonlaufen würde, selbst dafür gesorgt, dass sie auftauchen. Er wollte die Befreiung.

Trinity wiederum legte als Tiffany mit ihrem Traum (Sie sah die Szene im Café "Simulatte" im Traum voraus,) den Grundstein für ihre eigene Befreiung/Entkoppelung aus dem Pod und ihre gemeinsame Flucht mit Thomas/Neo aus der 7. Matrix.

Was ich am vierten Teil besonders beachtenswert finde, ist, dass sowohl Neo als auch Trinity eine Simulation in der Simulation, also zwei aufeinander aufbauende Simulationen nutzen, um die Matrix zu verlassen. Man könnte das auch als Wachtraum oder luziden Traum deuten.

Das ist aus meiner Sicht die entscheidende Information in diesem vierten Teil: Über Träume sowie Manifestieren generell ist ein Ausstieg möglich.

04.01.2022 UTC + 6

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Danke für deinen Beitrag !LUV
Würde gerne dein Beurteilung zu dem Satz; Gefühle machen die Fiktion zur Realität; lesen. LG zum Chillen noch eine !PIZZA dazu.

Hm grübel

Ja, der Architekt versucht, sich mit der 7. Matrix ein leichtes Spiel zu machen, indem er dafür sorgt, dass die Menschen sich an Gefühlen statt an Fakten orientieren, da er sie auf diese Weise "den größten Mist" glauben lassen kann. Mein erster Gedanke in dem Moment war, dass das ein Kommentar zur aktuellen politischen Lage weltweit ist. Aber letztendlich ist das nur eine mögliche Deutung.

In "Matrix" standen ja (nach Morpheus' Aussage) Angst und Zweifel im Vordergrund, die beseitigt werden müssen. Das war so ungefähr in der Szene mit dem "jump program".

Das wichtigste an dem Satz "Gefühle machen die Fiktion zur Realität" ist für mich aber die Tatsache, dass es sich noch immer um eine Fiktion handelt. Dem steht ja gegenüber, was Morpheus (in Resurrections) andeutet:

Sind Erinnerungen, die Fiktion wurden, weniger real?

Ist Realität, die auf Erinnerungen beruht, nicht bloß 'ne Fiktion?

Er will natürlich andeuten, dass Neo (in seinem Spiel Binary) und Trinity in ihren Träumen eine Version der Realität kennen, die näher an der Wahrheit ist als die Matrix, weil sie diese Realität SELBST erschaffen, also ihre eigene Vorstellungskraft UND die frühere Erfahrung die Grundlage dazu sind.

Deswegen meine ich auch, dass alles, was wir brauchen, um zu entscheiden, was Wirklichkeit und was Wahnsinn ist (die Frage wirft Smith in "Resurrections" auf), eine Kommunikation in die nächste Metaebene ist. Der Beobachter auf dieser Ebene kennt zwar die Wahrheit an sich auch nicht (das Problem des radikalen Konstruktivismus wird hier also auch nicht gelöst), aber er kann prinzipiell eher zwischen Wahrheit und Wahnsinn auf der darunter liegenden Metaebene unterscheiden als jemand, der direkt in ihr ist.

Und genau diese Kommunikation stellen

  • das Orakel als Hintertüren in der Trilogie
  • Thomas als Hintertür in im Spiel "Binary" in "Resurrections" und
  • Tiffany als Traum in der 7. Matrix in "Resurrections"

gekonnt her.

aber er kann prinzipiell eher zwischen Wahrheit und Wahnsinn auf der darunter liegenden Metaebene unterscheiden als jemand, der direkt in ihr ist

Das ist brilliant. Klarheit bezieht sich ja immer auf eine Ebene.
Im Klartraum ist man klar im Bezug auf das Wachleben außerhalb vom Traum. Man kann sich zwar beweisen, dass man träumt, aber nicht, dass man wirklich wach ist.

Danke für deine Ausführliche Analyse, sehr spannend zu lesen, wie du die Punkte verbindest und sehen zu können, das du dir wahre Gedanken machst.

Was würdest du sagen, dass alles das, in dem einen Individuum stattfindet?
Das Trinity der verlorene Teil in Neo sein könnte und umgekehrt.
Sie können nur zusammen existieren um eine vollständige Form des Seins zu bilden.
Binary erinnert mich an Binah, das weibliche Prinzip aus der Kabbalistik, Chochmah wäre demnach das männliche Prinzip zusammen ergeben sie die Kether- das Ich bin (alleine)

Demnach geht hervor, dass die dynamische Spannung zwischen Binah, Gottes passiven Verständnis und Chochmah, Gottes aktiver Weisheit, den göttlichen Schöpfungsfunken erzeugt... ich fühle, dass du nah an der Magie bist um sie dir ins Bewusstsein zu rufen... hast du dich mit diesem Aspekten einmal auseinander gesetzt.

Freu mich von dir zu lesen. LG

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