Begrenzte Lebenszeit in unendlichem Wachstum

in #deutsch5 years ago (edited)

Wir Menschen haben in den letzten duzend Jahrhunderten ein System etabliert, welches bis heute in das Jetzt und in absehbarer Zukunft unveränderlich scheint. Nämlich unser Geldsystem. Es hat bisher viele Facetten und Auswüchse angenommen, der Kern ist ähnlich meiner Aussage immer der gleiche geblieben.

Wir tauschen Waren und Dienstleistungen gegen ein Stück Metall ein um uns einen Wert außerhalb der Werte erschaffen zu können. Ein Instrument, welches wir zu messen glauben, aber doch immer von Oben nach Unten ausgegeben wird. Wobei man diesen Satz natürlich mit vielen Augen betrachten kann.

Meistens war es Gold und Silber, aber auch andere Metalle konnten durch ihre Seltenheit, Gewicht, Nützlichkeit und Unverfälschbarkeit in vielen Kulturen auf der Welt als Zahlungsmittel genutzt werden. Dabei haben sich findige Menschen immer sehr kreativ gezeigt, diese Ware aller Waren, für ihren eigene Vorstellung von Wert auszunutzen. Sie fanden Mittel und Wege Geld zu mehr Geld zu machen und entwickelten ein ausgeklügeltes Wachstumssystem. Der genaue oder gar ursprüngliche Moment der Erschaffung dieses Systems scheint mindestens dem Autor nicht genau nachvollziehbar.

Aber darum soll es auch nicht gehen, sondern Einleiten, in die Grundlage unseres Verständnisses für das Handeln, welchem wir maßgeblich auf dieser Welt nachgehen.
Jeder möchte Geld, jeder möchte Wachsen. Doch nur Wenige tun das auch in diesem von uns vorgestellten und nachgeeifertem Wettbewerb des Stärkeren.

Dabei vergessen die meisten Menschen, dass ihr Leben endlich ist. Vielleicht färbt das Exponentielle auch einfach nur zu sehr ab, um einen der Gründe zu nennen. Es könnte auch die immer weiter getriebene Hinführung zum Denken in das "Objekt werden" sein. Statt subjektiv erzogen, lernen wir in den Gesellschaften unseren Fokus auf das Objekt, die Habgierde zu werfen.

Wir sind das einzige Wesen das eine immer weiter wachsende Welt erbaut, in welcher es selbst nie leben wird, weil es Sterblich ist. Der Maurer mauert ein Gebäude, das er nicht selbst bewohnen wird. Vielleicht mauert er auch gerade an einem Gebäude, dessen Fertigstellung er nie erleben wird. Immer im fortwährendem Streben nach vorne, vergisst der Mensch, dass er das Ziel nie sehen wird, welches sich gerade als aktuell zeigt.

Also warum tun wir das?

Warum ist uns unser Dasein nicht genug? Die stete Unzufriedenheit, tief Verankert in unseren Genen, könnte nur ein Teil der Begründung sein. Ein anderer wäre, dass wir die Fähigkeit für ein Zeitgefühl besitzen können. Natürlich nur dann, wenn es passt. Emotional geleitet, geißelt sich der Mensch in seinem eigenem bestreben nach mehr, kollektiv zu einem Superorganismus des Wachstums. Die Vorratsdatenspeicherung für zukünftige Generationen in Form von Wort und Schrift, hat diesen Vorgang unglaublich beschleunigt. Selbst in Krisen könnte das Kulturerbe einen bisher erreichten Punkt immer wieder herstellen.

Ein Leben für das Leben, in welchem unser System sich immer wieder selbst regeneriert und aufersteht im Falle des unweigerlichen Fallens. Diese Zeiten des Fallens offenbaren sich bei uns Menschen als Kriege, Katastrophen und heftige Entwicklungsschübe.

Als subjektiv wahrnehmendes und potentiell sterbendes Wesen, nehmen wir im Einzelnen an, die Situation würde schon wieder vorbei gehen. Bessere Zeiten folgen. Doch kollektiv werden erst einmal die Schlechten durchlebt. Scheinbar findet das Gleiche auch in guten Zeiten statt.

Allerdings kommt der Mensch so ganz ohne Krise nie aus und irgendwo, brennt immer ein kleines Feuerchen der Verwüstung. Die natürliche Selbstzerstörung wird auf diese Art ausgelebt, um nicht im Wahnsinn zu verfallen, beim ständigen Wirken für das Gegenteil. Zumindest geglaubtem Wirken.

Ob wir in solch einem System leben müssten oder nicht, scheint sich dabei nicht jeder Mensch in gleichem Maße als Lebensfrage zu stellen.
Doch immer wieder blitzen Gedanken dieser Art durch unsere Geschichte. Ein Hoffnungsschimmer, von Selbstbefreiung, wird ab und an auch einmal nachvollzogen. Meistens allerdings mit kläglichem Scheitern.

Doch wie im streben nach Wachstum, ist das befreien wollen aus diesem ewigem Wachstum, im Grunde auch nur ein Wachstumsgedanke und damit wäre das System auch wieder als Vollkommen zu beschreiben.


Anmerkung:

Die Menschheit bleibt daheim und macht Urlaub in einem System, das niemals still stehen darf, weil es sonst in sich zusammenbricht. Wie eine Hüpfburg wird an allen Stellen gleichzeitig die Luft abgelassen und anschließend fällt sie in sich zusammen.

Immer wenn das System Krieg, Katastrophe oder einen Entwicklungssprung erlebt, implodiert es durch Mangel an Energie und explodiert bei seiner unausweichlichen Neugeburt. Als würde man einen Vulkan nehmen, der erst alles um sich herum verschlingt, in sich kocht, nur um es dann anschließend in absolutem Chaos auf die Umwelt auszuspeien. Ein völlig unnatürliches System, das jeglicher Prüfung an Moral oder Ethik widerspricht. Denn in diesem System leben sterbliche Wesen die diese Entwicklungen mit ihrem Schweiß und ihrem Blut bezahlen müssen.

Die Menschheit kann dieses System nur dann stoppen, wenn sie sich kollektiv darüber Einig ist und einen Neuanfang geplant hat. Dies erfordert eine kompromisslose Zusammenarbeit aller Völker und Rassen ohne jegliche Barrieren und in absoluter Transparenz. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht die Menschheit Momente des "Wach rüttelns" und durchläuft drei große kollektiv erlebte Ereignisse, um sie im Speicher der Generationen zu verankern.

Alucian

Sascha Rene Pürner

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Also warum tun wir das?

Weil es menschlich ist.

Bingo. :-)

Auch für die werten Mitleser, die an dieser Stelle eine Lösung suchen, sei diese Unmenschlichkeit gesagt: Was für den Menschen der Affe ist, das ist der Mensch für den überwundenen Menschen. Ich empfehle an dieser Stelle also: "Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle und Keinen. Von Friedrich Nietzsche". Grüße und Gesundheit!

Die Menschheit kann dieses System nur dann stoppen, wenn sie sich kollektiv darüber Einig ist und einen Neuanfang geplant hat. Dies erfordert eine kompromisslose Zusammenarbeit aller Völker und Rassen ohne jegliche Barrieren und in absoluter Transparenz

Das ist in der gesamten Menschheitsgeschichte noch nie passiert und wird auch nie passieren mit einer Ausnahme.
Wir werden irgendwann mal von nicht irdischen Lebewesen angegriffen und wenn das wirklich einmal passieren sollte dann ist es ganz sicher zu spät, denn wenn sie den Weg zu uns gefunden haben sind sie uns 1000 mal überlegen.

Ob es passiert, weis ich nicht, bin aber sehr zuversichtlich, dass es zumindest Zeitweise eintreten könnte.

Ich denke, wenn wir von anderen Wesen angegriffen würden, täten wir es wahrscheinlich nicht einmal merken. Wie Du sagst, sie wären uns 1000 mal überlegen. :-)