Mohren–Apotheke ist eine Namensgebung, hinter der ehrliche Bewunderung für die Heilkünste der Mauren steckt. Man nannte Apotheken so, weil Heiler aus Mauretanien bekanntermaßen hervorragende Ergebnisse erzielt haben. Das Wort transportiert also, gerade in Verbindung mit der Apotheke, den höchsten Respekt und damit das Gegenteil von dem, was die orwell'sche Sprachpolizei den Apothekern vorwirft.
Mohr kommt aus dem Alt– und Mittelhochdeutschen. Das Wort ist abgeleitet von Mauretania, adressiert tatsächlich ausschließlich die dunkelhäutigen Menschen in Nordafrika. Im Zusammenhang mit der Apotheke hat es der Mohr nicht mit Diskriminierung zu tun, sondern mit dem Gegenteil. Was eine Teilnehmerin am Kreuzzug gegen Wörter dazu zu sagen hat? „Wenn People of Color sagen, das Wort ist rassistisch, dann ist es rassistisch.“ Ich persönlich bin der Ansicht: So wird die falsche Auseinandersetzung am falschen Ort ausgefochten.
Was deine Frage betrifft: eine der zwei Frankfurter Mohrenapotheken hat nach Jahrzehnten der Anfeindung ihren Namen geändert, wie so ziemlich alle Mohren–Apotheken in Deutschland. Das ist essentiell für Geschäftsleute, weil vom Guten überzeugte Lingualfaschisten dich sonst fertig machen. Änderst du den Namen nicht, werden sie persönlich und stellen dich auch gerne mal in die Ecke kaiserlich–deutscher Kolonialherren, die schwarze Völker ausrotten. Dem Besitzer der „Zeil–Apotheke zum Mohren“ dürfte es nicht so einfach fallen, sich der allgegenwärtigen Hetze zu entziehen. Da hat sich der Mohr als unverzichtbares Element in den deutschen Kulturschatz hinein gemauert. Er ist Bestandteil einer denkmalgeschützten Fassade und wird dadurch vielleicht zum großartigsten, dem allerletzten deutschen Mohren.
Ausgehend von agitierten Gesinnungs-Nazis, die ihre Art Kreuzzug zügellos ausleben dürfen, müssen sich nun im Rahmen kommunaler Institutionen auch unbeteiligte Menschen mit diesem Luxusproblem befassen, die bisher damit gar nichts am Hut hatten. Es ist im Integrationsausschuss des Frankfurter Stadtparlamentes gelandet. Die Hoffnung, dass die Kreuzzügler dort zur Mäßigung aufgerufen werden ist aber derart unrealistisch, so dass ich jetzt trotzig in meine Mohrrübe hinein beiße und das politisch unverfängliche Wort Karotte nie mehr verwende. Als Ausdruck meines Protestes hebe ich auch gerne die Worte Negerkuss und Zigeunerschnitzel in der Öffentlichkeit hervor. Orwell's Sprachfaschisten ärgert das. Da bin ich mit vollkommen sicher.
Dankeschön, afrog, für Deine ausführliche und informative Antwort, besonders auch für die amüsanten letzten Sätze, über die ich herzhaft gelacht habe.. :-)
Apropos "Zigeuner", für mich war dieses Wort früher nie negativ konnotiert. Als Kind/Jugendlicher verband ich damit eher "Fernweh", "Reisen, die große, weite Welt" und "geheimnisvoll", manchmal frage ich mich, ob die die anderen rassistischen Sprachgebrauch vorwerfen, nicht ihre unbewussten Gedanken/Gefühle auf andere projizieren.. und "Zigeunerschnitzel" klingt ja auch irgendwie griffiger wie "Mobile ethnische Minderheiten Schnitzel".. ;-)