You are viewing a single comment's thread from:

RE: Gedanken zum Bedingungslosen Grundeinkommen

in #deustch7 years ago
Ein bedingungsloses Grundeinkommen im heutigen System würde eher nicht funktionieren, und wenn, dann nicht so, daß alle davon leben könnten. Was allerdings im heutigen System bereits funktioniert ist ein leistungsloses Spitzeneinkommen. Durch den Zinseszinseffekt fließt das Fiatgeld automatisch dorthin, wo ohnehin schon das meiste Geld akkumuliert ist. Auf DE übertragen bedeutet das, daß etwa 400 Milliarden jährlich von den Nettozinszahlern zu den Nettozinsempfängern fließen.

Rein technisch wäre es also durchaus möglich, jedem der 80 Millionen Insassen der BRD, vom Neugeborenen bis zum Greis, rund 5.000€ pro Jahr zu bezahlen, wenn man das Geld unter den Nettozinszahlern verteilen würde. Wahlweise könnte man einfach dieses Absaugen von Geld nach oben unterbrechen, dann wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen überhaupt nicht notwendig oder es bliebe wahlweise jedem selbst überlassen, ob er eine entsprechende freiwillige Initiative unterstützen will oder nicht. Sowas gibt es übrigens auch schon:

Mein-Grundeinkommen.DE

Aber mal zum Inhalt:

Ich glaube, ein bedingungsloses Grundeinkommen würde auf Dauer nicht wirklich viel ändern. Hier meine etwas starkt verkürzte These, wie so ein Szenario möglicherweise aussehen würde:

Es ist fraglich, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen, das jeder erhält, dazu führen würde, daß die Unternehmer die Löhne drücken würden. Tatsächlich dürfte das Gegenteil der Fall sein, und zwar aus folgendem Grund:

Der Fließbandarbeiter macht seinen Job ja nicht aus Spaß an der Freude, sondern weil er seine Miete bezahlen muß. Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen würde er sich stattdessen lieber mit der Gitarre in den Biergarten setzen. Dummerweise hat der aber zu, weil die Bedienung, die auch nur auf Mindestlohnbasis beschäftigt war, es nun auch nicht mehr nötig hat, arbeiten zu gehen. Nun haben wir das Problem, das man auch bei der Einführung des Mindestlohnes beobachten konnte: Es bewirkt nichts, außer, daß die Preise steigen.

Will nun der Wirt seinen Biergarten weiterbetreiben, muß er jemanden finden, der das machen will, denn müssen tut ja vorerst keiner mehr. Nun kann er allerdings seiner alten Bedienung nicht mehr den alten Lohn bezahlen, denn die hat das ja auch nur gemacht, um ihre Miete zu bezahlen. Er muß ihr jetzt schon mehr bieten, weil sie es sonst nicht macht. Nun bezahlt das allerdings nicht der Wirt von seinem Grundeinkommen, sondern er legt es auf die Preise um, die ohnehin gestiegen sind. Denn auch der Bierlieferant will lieber im Biergarten sitzen und eine kühle Halbe trinken, als mit dem LKW herumzugurken und Träger zu schleppen, recht blöd.

Da hocken also der Fließbandarbeiter, die Bedienung und der LKW-Fahrer vor dem Biergarten, den der Wirt nun selber schmeißt und bestellen ein Bier. Der Wirt stellt es hin und sagt: "Fünfzig Euro!"

Alle gucken blöd und beginnen langsam zu verstehen, daß sich nicht viel geändert hat, außer, daß sie jetzt mehr Zahlen auf dem Konto haben, sich aber davon nicht automatisch mehr leisten können. Und spätestens wenn die Miete entsprechend hochgeht, weil auch der Vermieter überall mehr bezahlen muß, klopfen wieder alle beim alten Arbeitgeber und fragen ob ihre Stelle noch frei ist. Aus "Jobs auf 800-Euro-Basis" wurden "Jobs auf 8.000-Euro-Basis" - sonst ändert sich nichts.

Das konnte man doch bei der Einführung des Mindestlohnes bereits sehen. Verlierer waren die, die den Job verloren haben, Gewinner waren die, die das Geld emittieren.

Man kann keine Besserung innerhalb des Fiatgeldsystems herbeiführen, denn egal was man auch tut, es bleibt reine Symptombehandlung.

Sort:  

@besold ...Sehr gut zusammengefasst. Volle Zustimmung! Das Geldsystem ist das Problem, deshalb gibt es ja so viele Milliardäre, die sich für das BGE aussprechen. So bleiben die Massen ruhig und ihre Milliarden wachsen fröhlich weiter.