WARUM ICH GING: Meinem finalen Ausstieg ging ein jahrelanges, exponentiell zunehmendes, mangelndes Wohlbefinden voraus. In vielen Bereichen hatte ich, zumindest in den Augen der Gesellschaft, alles. In anderen, in meinen Augen, viel zu wenig, um glücklich zu sein – und es ist nur allzu menschlich, zumindest für mich, mit allen Mitteln nach dem zu streben, was mir (noch) fehlt(e).
Durch eine mittlerweile fast vier Jahre zurückliegende Schicksalsfügung haben die auf einer lange zurückliegenden Reise gepflanzten Samen endlich ausgeschlagen. Ich begann, immer mehr zu hinterfragen und mich immer mehr entgegen der allgemeinen Gesellschaft zu entwickeln und damit auch immer stärker zu polarisieren was den Kreislauf meiner exponentiell wachsenden Unzufriedenheit stetig nährte.
Der penetrante, manipulative Lärm fremder Wünsche und Meinungen hatte meine innere Stimme irgendwann einfach zu oft übertönt und sie beinahe verstummen lassen. Ich hatte Angst, sie gänzlich zu verlieren. Und ich hatte Angst, das mir auf Erden gegebene Leben und mein damit verbundenes Potential in Dinge zu verschwenden. In dem ich weiterhin rein für Geld meine Lebenszeit verkaufe und dies rechtfertigte, in dem ich meine leergesaugte Seele mit vollkommen vom Bedarf entkoppelten Besitzgütern zu substituieren versuche oder resigniert beginne, meinen aufgestauten FRUST an den Wochenenden durch Alkohol und Drogen zu betäuben, um halt irgendwie meiner mir selbst auferlegten Verantwortung gerecht zu werden. Mein Denken wurde lange genug durch längst obsolete Strukturen, Konzepte und Kulturen begrenzt und auch sonst kein Grund mehr zu bleiben, war für mich gesamtheitlich genügend Grund zu gehen.
Heute, vor genau 9 Monaten bin ich mit einem One-Way-Ticket nach Bangkok aufgebrochen. Mein altes Leben aufgelöst. In Deutschland abgemeldet und mit meinem letzten verbliebenen Besitz im Rucksack in ein nomadisches Leben auf Weltreise gestartet. Seit meinem Au(s/f)bruch hatte ich mehr glückliche Momente als in Jahren davor. Es ist dieser eine vollkommene Moment, in dem ich plötzlich mir selbst, meiner zurückgewonnenen Freiheit und der Unvorstellbarkeit aller meiner Möglichkeiten vollkommen bewusst bin. Der mich auf meinen Reisen immer wieder aufs Neue und doch jedes mal völlig unerwartet überkommt und mich jedesmal mit einem Gefühl völliger euphorischer Zufriedenheit zurück lässt. Es ist dieses Glücksgefühl, das du hast, wenn du deine Angst überwindest, du aus deiner Komfortzone heraus trittst, deine physischen und psychischen Grenzen erfolgreich überschreitest und dein Geist um eine einflussreiche Erkenntnis erweitert wurde. Wenn du einmal verstanden hast, dass einzig du dein Schicksal in der Hand haben solltest, kann dein um diese und alle weiteren daraus entstehenden Erkenntnisse gedehnter Geist niemals wieder in seine vorherige Größe zurückkehren!
Das besondere meiner Reisen besteht für mich nicht vorrangig aus Sehenswürdigkeiten, tollen Stränden und atemberaubenden Landschaften, sondern aus dem, was im Unterwegs sein Neues in mir entsteht. Es ist mein persönliches Bedürfnis, die Vielfältigkeit meiner Welt und ihrer darauf lebenden Kulturen in ihrer tatsächlichen Gesamtheit als meine persönliche zu begreifen und jede tägliche, inspirierende Begegnung und jedes neue Abenteuer des Alltags bewusst mit allen Sinnen zu erleben und in Dankbarkeit zu geniessen.
Reisen ist für mich auch, Antworten zu bekommen auf Fragen, die ich nie gestellt habe. Wenn man sich immer nur in der eigenen Komfortzone bewegt, wird das persönliche Wachstum wie auch die Lebendigkeit eingedämmt und verkümmert stetig. Zu leben definiere ich mittlerweile einzig danach, jedem einzigen, mir geschenkten Tag meines Lebens einen Sinn zu geben, der mindestens mich glücklich macht, denn ich bin niemandem etwas schuldig, ausser mir selbst.
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