In Irland hat man wohl langsam die Faxen ebenso dicke von der Deutsch-Französischen Bevormundungspolitik und vom Einwanderungschaos. In der führenden Tageszeitung "The Irish Times" schrieb Ray Kinsella dazu einen ziemlich offenen Aufruf, den ich hie mal in Auszügen übersetzt habe:
"Wir müssen über den Irexit sprechen. Ernsthaft.
Wenn Sie Ihren Kopf an die Tür von einigen der unzähligen Tagungsräume halten, in denen das einzige Thema ist, den Brexit zu analysiern, wagt man nicht das Wort auszusprechen, dessen Name Irexit ist. Die Tollkühnheit der Briten? Ja. Wie schlecht organisiert und zerrissen sie sind? Natürlich. Wie unrealistisch ihre Erwartungen sind? Sicher.
Mit einigen speziellen Ausnahmen hat “das offizielle” Irland sich in die “Drehung” eingekauft '. Es hat die Europäische Union zum Aufseher von unseren nationalen Interessen gemacht. Es hat seine Verantwortung für Verhandlungen über unsere zukünftigen Beziehungen mit unserem nächsten Nachbar und größten einzelstaatlichen Handelspartner abgetreten. Das macht keinen Sinn. Die Risiken, die Billigung “Europas” für die langfristigen Interessen des Landes zu tauschen, sind enorm.
Hinter der Scharade einer “vereinten Haltung” zum Brexit steht eine tief zerrissene EU mit konkurrierenden nationalen Agendas, die in eine oberflächliche Einmütigkeit gepeitscht worden sind. Der Druck, um Reihen nicht zu brechen, ist riesig. In seinen mit Jubel begrüßten Buch Erwachsene im Zimmer: Mein Kampf mit Europas Eliten, dokumentiert der ehemalige griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis die verheerende Realität solchen Drucks.
Weil das, was Großbritannien verlässt, nicht Europa ist, aber was aus Europa geworden ist. Tragisch ist, das es nicht das Europa von Schumann und Monnet und nicht mal das von Jacques Delors ist.
Die EU ist ein hegemonistischer und immer mehr militarisierter politischer Koloss, der von Deutschland und in kleinerem Ausmaß auch durch eine französisch-deutsche Interessenallianz kontrolliert wird. Europa wird durch eine bedrückende Abhängigkeit von seiner Zentrale zusammengehalten. Politwissenschaftler wissen, dass selbst die größten der anderen Ländern an den Reserven nagen.
Gründungswerte der EU
Europas Identität und seine Gründungswerte sind teils durch die Makroökonomie der Einschränkung und teils durch die beispiellose Einwanderungskatastrophe, die durch seinen Unterstützung für militärisches Abenteurertum im Nahen Osten und in Nordafrika verursacht wurden, gezeichnet.
In ihrem Kern ist sie nur noch eine brüchige Währungsunion, verschoben zu den Überschussländern und mit einer klaffenden “demokratischen Lücke”. Der Brexit sollte der Katalysator für Reformen sein. Statt dessen haben die Eliten derzeit die Rolläden für Reformen heruntergezogen, um die Bedrohung durch “Populismus”, der durch ihre eigene Politik erzeugt wurde, zu beseitigen. Sie treibt jetzt ihre Mitglieder in die volle politischen Union und darüber hinaus in weitere überstaatliche Vergrößerung.
„Der Brexit bedeutet für Irland, welches eine allgemeine Haltung in Schlüsselproblemen mit dem Vereinigten Königreich teilt, dass es marginalisiert, peripher und abhängig verlassen wird.“
Die Kernverantwortung jeder souveränen Nation ist, das nationale Interesse zu schützen. Wer wird in Zukunft Irlands nationale Interessen aufrecht erhalten und verteidigen? Wie auch immer die Regierungsmacht des Postbrexit-Europas aussehen wird, sie wird wenig Rücksicht auf Irlands Bedürfnisse und seinen Fähigkeiten nehmen. Wie könnten sie auch? Was auch immer passiert, die Zentrale wird ihre eigene Sicht in den Vordergrund stellen.
Amnesie kann ein schreckliches Ding sein. Es ist nur vernünftig sich zu erinnern, dass in den Sicherheitsleistungsverhandlungen die Europäische Zentralbank (ECB) den Boden unter Irlands Füßen weggezogen hat, als wir am verwundbarsten waren. Die Bedrohungen dessen, was geschehen würde, wenn Irland nicht auf die Füße gekommen wäre, sind aus Europa gekommen.
Alte Kämpfe sollte nicht wieder ausgefochten werden - wir gehen weiter. Aber wir sollten daraus Schlussfolgerungen ziehen. Dem Drehbuch der Postbrexitzeit ins Auge sehend ist es klar, dass wir auf Europa keine Rücksicht nehmen können können, wenn wir Irlands nationale Interessen zu verteidigen haben…."
Hier im Original: https://www.irishtimes.com/opinion/why-ireland-should-seriously-consider-irexit-1.3202154#